Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften wird zu einem immer größeren Problem. Auch wenn aktuell die Arbeitslosenzahlen wieder in Deutschland steigen, fehlt es weiterhin vor allem an qualifzierten Fachkräften. Laut einer Studie von Korn Ferry könnte das globale Talentdefizit bis 2030 85,2 Millionen Menschen erreichen, was zu potenziellen Umsatzverlusten von 8,452 Billionen US-Dollar führen würde. Dieser Trend ist in allen Wirtschaftssektoren zu beobachten, von Technologie und Finanzen bis hin zum Gesundheitswesen und der Produktion.
Die Verschärfung dieses Mangels stellt interne Personalabteilungen vor eine Herausforderung, die manchmal substanziell gefährlich für Unternehmen werden kann. Personaler sind oft nicht in der Lage, schnell Spezialisten mit den erforderlichen Qualifikationen zu finden. In solchen Situationen wenden sich Unternehmen an die Dienste von Headhuntern.
Trotz der hohen Kosten für Headhunter-Dienstleistungen ist dies für viele Unternehmen eine notwendige Investition. Wenn ein Unternehmen aufgrund des Fehlens von Schlüsselspezialisten nicht wachsen kann, können die Kosten für einen professionellen Headhunter günstiger sein als verpasste Wachstumschancen. Der Headhunter beginnt als angeheuerter Jäger mit der gezielten Suche nach genau dem „Kopf“, den das Unternehmen zur Erreichung seiner strategischen Ziele benötigt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Headhunting
Headhunting ist eine Methode der direkten Suche und Auswahl von hochqualifizierten Fachkräften und Führungskräften für Unternehmen. Es ist ein gezielter Prozess der Identifizierung, Bewertung und Gewinnung spezifischer Fachleute, die in der Regel bereits beschäftigt sind und sich nicht aktiv auf Jobsuche befinden.
Vereinfacht gesagt lässt sich Headhunting mit einer „Jagd nach Talenten“ vergleichen. Stelle dir vor, dein Unternehmen benötigt einen erfahrenen Finanzvorstand mit Erfahrung in internationalen Konzernen. Solche Leute schickt nicht das Arbeitsamt. Und solche Leute reagieren auch nicht auf Stellenanzeigen, weil sie selbst sehr gute Netzwerke pflegen, wo sich bei Bedarf immer wieder neue Optionen ergeben. Also anstatt eine Stellenanzeige zu schalten und auf Bewerbungen zu warten, beginnt der Headhunter eine aktive Suche nach geeigneten Kandidaten. Er erforscht den Markt, findet potenzielle Kandidaten in anderen Unternehmen, kontaktiert sie direkt und versucht, sie für die neue Möglichkeit zu interessieren.
Ein Headhunter wird also nach Möglichkeit einen erfolgreichen Finanzvorstand von Unternehmen X ansprechen und ihm eine Position in Unternehmen Y anbieten, die ein höheres Gehalt, ein erweitertes Sozialpaket und Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung bietet. Auf diese Weise ermöglicht Headhunting die Suche nach „verdeckten“ Kandidaten, die nicht auf gewöhnliche Stellenanzeigen reagieren, aber an neuen Karrieremöglichkeiten interessiert sein könnten.
Wer ist ein Headhunter und was macht er
Die Einstellung zu Headhuntern in der Gesellschaft ist zwiespältig. Menschen teilen sich oft in zwei Lager:
- Es gibt diejenigen, die Headhunter nicht mögen. Der Grund dafür ist, dass sie in der Regel anrufen, wenn jemand bereits einen Job hat, und beginnen, Zeit zu beanspruchen. Dabei hat der potenzielle Kandidat seinen Arbeitstag, und es könnte ihn überhaupt nicht interessieren, den Job zu wechseln, weil er mit seiner aktuellen Position zufrieden ist.
- Und es gibt diejenigen, die seit mehr als drei Jahren an einem Ort arbeiten, sich schon „festgesessen“ fühlen und nichts dagegen hätten, den Job zu wechseln. Es fehlt nur noch der richtige Anstupser. In dieser Situation hat der Kandidat eine vorteilhafte Position: Einerseits hat er einen Job und ein stabiles Einkommen, andererseits die Möglichkeit, zu besseren Bedingungen zu wechseln und neue berufliche Herausforderungen anzunehmen.
Ein Headhunter ist ein Spezialist für die Rekrutierung von hochrangigem Personal. Er kann sowohl selbstständig als auch in einer spezialisierten Headhunting-Agentur wie beispielsweise HRM Consulting GmbH arbeiten. Die Hauptaufgabe eines Headhunters besteht darin, hochqualifizierte Spezialisten für Kundenunternehmen zu finden und zu gewinnen.
Der Arbeitsprozess eines Headhunters umfasst:
- Analyse des Arbeitsmarktes und Suche nach potenziellen Kandidaten
- Kontaktaufnahme mit Kandidaten
- Durchführung von Interviews und Bewertung der beruflichen Fähigkeiten
- Vorstellung geeigneter Kandidaten beim Kunden
- Begleitung des Einstellungsprozesses
Die Vergütung für die Dienste eines Headhunters beträgt in der Regel 20% bis 35% des Jahresgehalts des einzustellenden Spezialisten. Dieser Prozentsatz kann je nach Schwierigkeit der Suche, Niveau der Position und Reputation des Headhunters oder der Agentur variieren.
Arbeitsmethoden eines Headhunters
Headhunter wenden vielfältige Methoden an, um hochqualifizierte Fachkräfte zu finden und zu gewinnen. Ihre Arbeit beginnt mit einer sorgfältigen Analyse des Arbeitsmarktes, der Beobachtung von Schlüsselakteuren in einer bestimmten Branche und der Identifizierung potenzieller Kandidaten. Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielt das Networking - die Nutzung beruflicher Verbindungen und Kontakte, um Empfehlungen und Informationen über vielversprechende Fachleute zu erhalten.
Moderne Headhunter nutzen aktiv professionelle soziale Netzwerke wie LinkedIn, die das digitale Instrument für die Suche und erste Bewertung von Kandidaten geworden sind. Nach der Identifizierung potenzieller Kandidaten gehen Headhunter zum direkten Kontakt über und sprechen diese direkt an, auch wenn sie nicht aktiv auf der Suche nach einem Job sind.
Ein Schlüsselelement in der Arbeit eines Headhunters ist die Durchführung eines tiefgehenden Interviews, bei dem die beruflichen Fähigkeiten, Erfahrungen und persönlichen Qualitäten des Kandidaten bewertet werden. Hierzu gibt Headhunter Heiko Mühle im Experteninterview Einblicke, wie dieser Prozess genau abläuft. Dieser Prozess wird durch eine sorgfältige Überprüfung der bereitgestellten Referenzen und die Sammlung zusätzlicher Informationen von ehemaligen Kollegen oder Vorgesetzten ergänzt. Auf der Grundlage der gesammelten Daten erstellt der Headhunter detaillierte Berichte über geeignete Kandidaten für das Kundenunternehmen.
Der Arbeitsprozess des Headhunters endet nicht mit der Vorstellung der Kandidaten. Er beteiligt sich aktiv an der Begleitung des Einstellungsprozesses und hilft bei den Verhandlungen zwischen Kandidat und Arbeitgeber, um für beide Seiten vorteilhafte Bedingungen zu erreichen. Um ihre Arbeit effektiver zu gestalten, nutzen Headhunter spezialisierte Datenbanken und professionelle Tools, insbesondere bei der Suche nach seltenen Spezialisten. Sie wenden auch gezielte Suchstrategien an, indem sie sich auf bestimmte Unternehmen oder Abteilungen konzentrieren, in denen die benötigten Spezialisten arbeiten könnten. Schließlich überwachen Headhunter ständig die Karriereveränderungen von Schlüsselspezialisten in der Branche, was ihnen hilft, potenzielle Kandidaten für zukünftige Positionen zu identifizieren.
Wie man auf den Anruf eines Headhunters reagiert
Headhunter sind für ihre Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit bekannt. Ähnlich wie Adriano Celentano im Film „Der gezähmte Widerspenstige“ können sie sehr hartnäckig sein, indem sie Fragen stellen und diese mit Sätzen wie „Also, wie wird deine positive Antwort lauten?“ beenden.
Ein solch unerwarteter Anruf kann dich überrumpeln, besonders wenn du dich am Arbeitsplatz befinden. Es besteht die Gefahr, in Anwesenheit von Kollegen etwas Falsches zu sagen, und dann könnte dein Vorgesetzter über die „Gerüchteküche“ davon erfahren. Selbst wenn du vor dem Anruf des Headhunters nicht vorhattest, den Job zu wechseln, könnte dein Chef denken, dass du bereits aktiv auf der Suche sind. Und dann wirst du bei wichtigen Meetings nicht mehr einbezogen. Du erfährst manche Informationen gar nicht mehr und befindest dich irgendwann auf dem Abstellgleis, weil angenommen wird, dass du eh bald gehst. Keine angenehme Situation, in der du ungewollt hineingerutscht bist.
Daher ist es wichtig, die Situation zu kontrollieren und seinen eigenen Wert zu kennen. Hier einige Tipps, wie du auf den Anruf eines Headhunters reagieren kannst:
- Bewahre Ruhe und Professionalität. Höre dem Angebot schweigend zu.
- Gib nicht eine sofortige Antwort. Sage stattdessen: „Ich habe jetzt keine Möglichkeit, das mit Ihnen zu besprechen. Bitte senden Sie mir die Informationen per E-Mail. Ich werde Ihnen bei der ersten Gelegenheit antworten.“
- Denke daran, dass der Headhunter vom Arbeitgeber bezahlt wird, nicht von dir. Das bedeutet, dass selbst wenn du an dem Angebot interessiert bist und Zeit und Energie für Vorstellungsgespräche aufgewendet hast, es keine Garantie gibt, dass du den neuen Job bekommst.
- Überdenke das Angebot sorgfältig. Bewertees im Hinblick auf deine aktuelle Situation, deine Karriereziele und persönlichen Präferenzen.
- Wenn dich das Angebot interessiert, führe deine eigene Recherche über das Unternehmen und die Position durch, bevor du das Gespräch fortsetzt.
- Sei ehrlich zu dir selbst und zum Headhunter. Wenn du wirklich nicht an einem Jobwechsel interessiert bist, lehne höflich ab und bedanke dich für die Aufmerksamkeit.
- Nutze diese Gelegenheit zum Networking. Auch wenn du nicht an dem aktuellen Angebot interessiert bist, kann die Pflege professioneller Kontakte in Zukunft nützlich sein.
Denke daran, dass ein Anruf von einem Headhunter eine Möglichkeit ist, aber keine Verpflichtung. Du hast immer das Recht auf Wahl und Kontrolle über deine Karriere. Aber wenn du erstmal in den Gesprächen bist, kann sich eine Dynamik entwickeln, die vom Ergebnis her betrachtet vielleicht nicht zu dem führt, was du wirklich möchtest.
Es ist leichter, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr Maß zu halten.
Friedrich Nietzsche
Deutscher PhilosophVor- und Nachteile der Zusammenarbeit mit Headhuntern
Für den Arbeitgeber
Die Zusammenarbeit mit Headhuntern eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten bei der Personalsuche. Einer der Hauptvorteile ist der Zugang zu passiven Kandidaten, hochqualifizierten Fachkräften, die nicht aktiv auf Jobsuche sind. Darüber hinaus spart der Arbeitgeber erheblich Zeit, da der Headhunter den gesamten Such- und Auswahlprozess übernimmt. Auch die Marktexpertise der Headhunter ist nicht zu unterschätzen: Sie können wertvolle Informationen über Trends und Gehaltsniveaus liefern. In Fällen, in denen Vertraulichkeit erforderlich ist, insbesondere bei der Suche nach hochrangigen Positionen, werden die Dienste eines Headhunters unschätzbar wertig.
Diese Einstellungsmethode hat jedoch auch ihre Nachteile. An erster Stelle stehen die hohen Kosten für Headhunter-Dienste im Vergleich zu traditionellen Einstellungsmethoden. Außerdem ist zu beachten, dass sich Headhunter auf bestimmte Marktsegmente konzentrieren können, was die Auswahl an Kandidaten einschränken kann. Es besteht auch das Risiko, dass der Headhunter in Zukunft den eingestellten Mitarbeiter zu einem anderen Unternehmen abwerben könnte.
Für den Kandidaten
Für Kandidaten eröffnet die Zusammenarbeit mit Headhuntern den Zugang zu verdeckten Stellenangeboten, die oft nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Dies kann eine hervorragende Gelegenheit für die Karriereentwicklung sein. Darüber hinaus bieten Headhunter eine professionelle Bewertung der Fähigkeiten und Erfahrungen des Kandidaten aus Marktsicht und fungieren oft als Karriereberater, die wertvolle Ratschläge zur Karriereentwicklung geben. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache, dass Headhunter oft Positionen mit besseren Konditionen anbieten als die aktuelle Stelle des Kandidaten.
Allerdings gibt es für Arbeitnehmer auch Nachteile bei der Zusammenarbeit mit Headhuntern. An erster Stelle steht der Mangel an Kontrolle über den Prozess: Der Kandidat hat keinen Einfluss darauf, wann und welche Angebote er erhält. Einige Headhunter können Druck ausüben, um eine Entscheidung herbeizuführen, was unangenehm sein kann. Es besteht auch ein Risiko für die aktuelle Beschäftigung: Wenn der Arbeitgeber von der Kommunikation des Mitarbeiters mit einem Headhunter erfährt, kann dies seine Position gefährden. Schließlich gibt es keine Garantie, dass die Zusammenarbeit mit einem Headhunter zur gewünschten Position führt.
Manche Kandidaten nutzen bei einem Jobwechsel für Spitzenpositionen argumentativ die Kosten für einen Headhunter, um eine Antrittsprämiere mit dem neuen Arbeitgeber zu verhandeln. Wenn ein Headhunter ca. drei Monatsgehälter an Provision erhält, kann eine Antrittsprämiere von 1-2 Monatsgehältern beim Jobantritt, der ohne einen Headhunter vermittelt wurde, durchaus argementativ durchgesetzt werden. Ein bisschen dreist vom Bewerber, ja, funktioniert aber bei bestimmten Positionen.
Fazit
Headhunting ist eine effektive Methode zur Suche nach hochqualifizierten Fachkräften und Führungskräften. Es bietet Arbeitgebern Zugang zu passiven Kandidaten und Bewerbern exklusive Stellenangebote und Karrieremöglichkeiten. Die hohen Kosten für Headhunting-Dienstleistungen erfordern jedoch einen ausgewogenen Ansatz bei deren Nutzung.
Bei der Auswahl von Kandidaten legen Headhunter besonderen Wert auf Soft Skills und Motivation. Für eine erfolgreiche Interaktion ist es für Kandidaten wichtig, angemessen auf Kontakte zu reagieren und ihre Fähigkeiten zu präsentieren. Trotz der Entwicklung anderer Rekrutierungsmethoden bleibt Headhunting ein gefragtes Mittel auf dem Arbeitsmarkt und verbindet effektiv Talente mit passenden Möglichkeiten.
Für diejenigen, die ihre Chancen im Umgang mit Headhuntern verbessern möchten, haben wir eine Reihe von Artikeln zur Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und zum Verfassen eines effektiven Lebenslaufs zusammengestellt. Diese Materialien helfen Ihnen, Ihre Erfahrungen und Fähigkeiten kompetent zu präsentieren, einen beeindruckenden Lebenslauf zu erstellen, schwierige Fragen zu beantworten und den besten Eindruck während des Vorstellungsgesprächs zu hinterlassen.
Was ist Headhunting und was macht ein Headhunter
Von Vitalii Shynakov