Die Metapher des „schwarzen Schafs“ ist vielen seit der Kindheit bekannt. Sie hat einen negativen Beiklang, und Eltern machen sich oft Sorgen, dass ihr Kind unter Gleichaltrigen zum Außenseiter werden könnte. Dieser Begriff hat sich auch in der Arbeitswelt fest etabliert, wo das Anderssein erhebliche Schwierigkeiten für einen Mitarbeiter verursachen kann.
Als schwarzes Schaf wird derjenige vom Team wahrgenommen, der als „fremd“ oder „nicht zugehörig“ gilt. Diese Bewertung basiert auf Andersartigkeit, meist aufgrund unterschiedlicher Werte. In der Belegschaft gibt es auch bewusste Außenseiter – Menschen, die danach streben, sich zu unterscheiden und hervorzustechen. Dies sind mutige und oft kühne Menschen mit klar definierten Ansichten, die sie aktiv demonstrieren und betonen, dass sie diese nicht für Anerkennung opfern werden.
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Gründe für Ablehnung in der Arbeitsgruppe
Üblicherweise werden Neulinge zu Objekten besonderer Beobachtung. Gesellschaftliche Vorurteile betreffen das Erscheinungsbild, Verhaltensweisen und den Familienstand. Die Mitarbeiter beobachten, was der Neuling zu Mittag isst, welche Zigaretten er raucht, womit er zur Arbeit fährt. Jede Kleinigkeit kann zum Anlass für Mobbing werden. Ein Individuum, das unter den Druck aufgezwungener Normen gerät, verliert früher oder später seine einzigartigen Eigenschaften und wird zu einem von vielen Gleichartigen.
Manchmal liegt das Problem nicht beim Außenseiter selbst. Die Unmöglichkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden, erklärt sich dadurch, dass die Umgebung einfach nicht weiß, wie sie auf fremde Individualität reagieren soll. Ihre Schwierigkeiten sind persönlicher Natur. Ein Mensch wird eher einen völlig unschuldigen Kollegen für sein Problem beschuldigen, als die Schuld bei sich selbst zu suchen.
Toxisches Verhalten und Mobbing
In der Arbeitswelt gibt es das Phänomen des Mobbings – psychologischen Terror in der Gruppe. Unter Mobbing versteht man das Schikanieren eines Mitarbeiters durch Kollegen, Untergebene oder Vorgesetzte. Ziel solcher Schikanen ist es, den Mitarbeiter zum Verlassen des Arbeitsplatzes zu bewegen oder seinen sozialen oder beruflichen Einfluss im Team zu schwächen.
Es gibt zwei Hauptarten von Mobbing. Vertikales Mobbing (Bossing) geht von Vorgesetzten zu Mitarbeitern oder von der Belegschaft zu neuen Führungskräften. Horizontales Mobbing zeigt sich im Druck einer Gruppe von Kollegen auf einen einzelnen Mitarbeiter. Opfer von Mobbing werden meist Mitarbeiter, die unsicher sind und denen die Meinung anderer sehr wichtig ist.
Überlebensstrategien für Außenseiter
Ein Mitarbeiter, der merkt, dass er nicht ernst genommen oder verspottet wird, sollte darüber nachdenken, was er tut, das diese Reaktion hervorruft, und wie er seinen Verhaltensstil ändern kann. Manchmal liegt es nicht am Menschen selbst, sondern an der Arbeitsatmosphäre, in der Klatsch und Intrigen herrschen. In diesem Fall ist es besser, den Job zu wechseln, als zu versuchen, Beziehungen zu einem Team aufzubauen, das Unbehagen verursacht.
Dabei darf man persönliche Grenzen nicht vergessen und sollte sich nicht zwingen, mit Kollegen über Themen zu sprechen, die uninteressant oder kompromittierend sind. Persönliche Grenzen helfen, komfortablere Beziehungen aufzubauen, anstatt vom Team zu entfremden. Experten raten, in der Arbeitsgruppe einen Menschen mit ähnlichem Temperament und ähnlichen Interessen zu suchen, der zu einem Verbündeten werden kann.
Ein interessanter Fakt: In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wird ein Außenseiter als „weiße Krähe“ bezeichnet. Diese Metapher steht im direkten Gegensatz zum deutschsprachigen „schwarzen Schaf“. Während in der deutschen Sprache die dunkle Farbe die Andersartigkeit symbolisiert, ist es in den GUS-Staaten die weiße Farbe, die das Anderssein zum Ausdruck bringt. Beide Metaphern beschreiben jedoch das gleiche Phänomen - einen Menschen, der sich von der Mehrheit unterscheidet.
Die Rolle der Individualität in der Unternehmensentwicklung
Es gibt noch einen wichtigen Aspekt des Außenseiter-Phänomens. In ein eingespieltes Team kommt eine Persönlichkeit, die anders ist als die anderen und sich zudem nicht zu ihrem Vorteil von der Gruppe unterscheidet. Solch ein Mensch kann auf Hindernisse und Negativität stoßen, kann aber mit der Zeit zur Führungspersönlichkeit werden und das Unternehmen auf ein neues Niveau bringen.
Die Standardisierung der intellektuellen Sphäre wurde seinerzeit mit einem konkreten Ziel kultiviert – sie beschleunigte die Zivilisationsbildung. Das Einzigartige wurde als feindlich angesehen, da es sich nicht in Massen formte, um einheitliche Einflussmechanismen auf sie anzuwenden. Wenn es jedoch gelungen wäre, alle zu nivellieren, hätte es nie Kunst gegeben, hätte es keinen Fortschritt im globalen Sinne gegeben.
Ein Mensch, der „anders als die anderen“ handelt, seinen eigenen Standpunkt hat und Innovationen in seiner Tätigkeit anwendet, erfährt anfangs oft Ablehnung durch die Mehrheit. Aber er strebt normalerweise nicht danach, zu gefallen, sich hervorzutun oder etwas zu beweisen. Die Gesellschaft erkennt früher oder später Persönlichkeiten an, die sich selbst verwirklichen konnten. Die Fähigkeit, Ziele zu setzen und Aufgaben mit kreativem Denken zu lösen, führt solche Menschen zum Erfolg. Sie sind nicht konfliktbeladen und nicht destruktiv, sie müssen sich nicht unbedingt von der Masse abheben. Von solchen Außenseitern kann man lernen und sie können als Vorbilder dienen.
Letztendlich hängt der Erfolg eines Außenseiters in der Arbeitswelt von vielen Faktoren ab: den persönlichen Eigenschaften des Menschen selbst, der Teamatmosphäre, der Position der Führung und der Bereitschaft des Unternehmens, neue Ideen und Ansätze anzunehmen. Das Wichtigste ist, daran zu denken, dass Anderssein kein Nachteil sein muss, sondern ein Vorteil werden kann, wenn man seine Einzigartigkeit richtig nutzt und nicht zulässt, dass eine toxische Umgebung das Selbstvertrauen untergräbt.
Die Thematik des schwarzen Schafs im Team hängt eng mit dem Problem toxischer Verhaltensweisen am Arbeitsplatz zusammen. Wer sich tiefer mit diesem Thema beschäftigen möchte, sollte sich auch mit Manipulatoren, Provokatoren und toxischen Persönlichkeiten im Arbeitsumfeld auseinandersetzen. Diese Menschen nutzen oft subtile psychologische Taktiken, um ihre Ziele zu erreichen und können das Arbeitsklima erheblich beeinträchtigen. Besonders wichtig ist es, solche Verhaltensmuster frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Ein tieferes Verständnis dieser Dynamiken hilft nicht nur beim Selbstschutz, sondern auch dabei, ein gesundes Arbeitsumfeld für alle Teammitglieder zu schaffen und zu erhalten.