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Leasen, kaufen oder privat fahren? Die Geschäftswagenfrage für Solo-Selbstständige

Stefan Petri
veröffentlicht:

Klingt erstmal schick: eigener Geschäftswagen, steuerlich absetzbar, gutes Image. Aber lohnt sich das wirklich – oder ist es am Ende nur ein teures Hobby mit Bordcomputer? Hier bekommst Du klare Antworten statt Autoverkäufer-Sprech.

1. Warum überhaupt ein Geschäftswagen? Reine Eitelkeit oder clever gerechnet?

Du kennst das: Der Kunde steigt ein, scannt den Innenraum, sieht Ledersitze, Touchscreen, dezent duftenden Neuwagen-Geruch. Alles wirkt seriös, durchdacht, erfolgreich. Aber braucht’s das wirklich – oder reicht auch der alte Kombi, der sich noch mit einem Schlüssel starten lässt?

Ein Geschäftswagen kann Eindruck machen, keine Frage. Doch die entscheidende Frage ist nicht, wie Du wirkst – sondern ob sich das Ding wirtschaftlich rechnet. Denn ein Firmenauto ist kein Nice-to-have, sondern ein Posten mit Auswirkungen auf Deine Liquidität, Deine Steuer und Deinen Stresspegel.

Szenarien, in denen ein Geschäftswagen Sinn ergibt:

  • Du fährst regelmäßig zu Kundenterminen, Drehs, Vor-Ort-Besprechungen oder Messen.
  • Du transportierst Ausrüstung, Technik oder Material, das Du nicht in der U-Bahn balancierst.
  • Du brauchst planbare Mobilität – Carsharing ist Dir zu unzuverlässig oder unpraktisch.

Und wann nicht?
Wenn Du hauptsächlich remote arbeitest, Kundentermine per Zoom machst und Dein Laptop in jeden Rucksack passt, dann wird der Geschäftswagen schnell zur Kostenfalle mit Reifen.

Oder schlimmer: zum teuer finanzierten Imagepflege-Objekt. Klar, Leasingrate klingt nach „nur 399 Euro im Monat“. Aber wer durchrechnet, merkt schnell: Die Nebenkosten rasen mit.

Einfacher Einstiegstipp:

Mach mal eine ehrliche Liste: Wie viele geschäftlich bedingte Fahrten hast Du wirklich pro Monat? Und wie viele davon lassen sich auch anders lösen?

Ein Geschäftswagen ist kein Statussymbol, sondern eine unternehmerische Entscheidung. Und wie bei jeder Entscheidung gilt: Zahlen lügen nicht – aber Wunschdenken schon.

2. Kauf, Leasing oder Privatnutzung – was passt zu Deinem Businessmodell?

Die wichtigste Entscheidung fällt nicht im Autohaus, sondern vorher: Wie willst Du den Geschäftswagen überhaupt nutzen – und wie rechnet sich das für Dich?

Es gibt drei grundsätzliche Wege, wie Du als Selbstständiger mobil wirst:

Kauf: teuer, aber transparent

Du zahlst einmal (oder finanzierst über Raten), das Auto gehört Dir – und die Abschreibung über mehrere Jahre bringt steuerliche Vorteile. Klingt solide, ist es auch. Aber Achtung: Das bindet Kapital und Du trägst das volle Risiko für Reparaturen, Wertverlust und Wiederverkauf.

Kaufen lohnt sich meist nur, wenn Du das Auto wirklich lange fahren willst und Liquidität nicht Dein Engpass ist.

Leasing: beliebt, aber mit Tücken

Das „Firmenwagen-Abo“ mit fixer Rate wirkt erstmal charmant – vor allem bei Neuwagen. Aber Leasing ist kein Geschenk. Die Bedingungen (Laufzeit, Kilometer, Restwert, Sonderzahlungen) sind entscheidend. Und wehe, Du fährst mehr als vereinbart oder gibst den Wagen mit Lackschaden zurück: Dann wird’s teuer.

Viele Freelancer tappen hier in die Imagefalle: Leasing fürs Ego, nicht fürs Excel-Sheet.

Privatnutzung mit Fahrtenbuch: oft unterschätzt, aber effizient

Du nutzt Dein Privatfahrzeug auch geschäftlich und dokumentierst die beruflichen Fahrten. Das ist lästig – aber dafür sparst Du Dir den ganzen Zirkus mit Ein-Prozent-Regelung, Restwert und Co. Vor allem bei seltenen Fahrten ist diese Variante oft die wirtschaftlich sinnvollste.

Kleiner Spoiler: Wer sein Fahrtenbuch digital führt (z. B. mit GPS), spart nicht nur Nerven, sondern kann bei der nächsten Steuerprüfung auch souveräner auftreten.

Ein Blick auf die laufenden Kosten

Egal, für welchen Weg Du Dich entscheidest – kalkuliere realistisch. Eine Leasingrate von 400 Euro pro Monat ist nicht das Ende der Fahnenstange. Dazu kommen:

  • Versicherung (Vollkasko bei Leasing oft Pflicht)
  • Steuern
  • Wartung, TÜV, Reifen
  • Kraftstoff oder Strom
  • Parken, ggf. Stellplatz

Nicht vergessen: Wer viel in Innenstädten unterwegs ist, sollte an ein Rückfahrkamerasystem denken. Nicht wegen der Optik – sondern weil Poller, Fahrräder und E-Roller selten freiwillig Platz machen.

3. Die Steuerfrage: Was darfst Du absetzen – und was nicht?

Jetzt wird’s trocken – aber wichtig. Denn wenn Du beim Thema Geschäftswagen nicht verstehst, wie das steuerlich läuft, zahlst Du entweder zu viel oder tappst direkt in die Betriebsprüfungsfalle. Beides willst Du nicht.

Die zwei Steuer-Modelle: Fahrtenbuch oder Ein-Prozent-Regel

1. Fahrtenbuch:
Du dokumentierst jede geschäftliche Fahrt (Ziel, Datum, Kilometerstand, Zweck). Das ist aufwendig – lohnt sich aber, wenn Du Dein Auto nur teilweise geschäftlich nutzt. Denn Du darfst dann genau diesen Anteil der Gesamtkosten absetzen. Ideal für kreative Einzelkämpfer mit unregelmäßigen Außenterminen.

2. 1%-Regelung:
Du setzt pauschal 1 % des Bruttolistenpreises als privaten Nutzungsanteil pro Monat an – plus 0,03 % pro Kilometer einfacher Arbeitsweg. Klingt simpel, wird aber oft teurer als gedacht. Beispiel: Ein Wagen mit 40.000 € Listenpreis verursacht schon mal 400 € „fiktiven“ privaten Nutzungsanteil – jeden Monat, egal ob Du das Auto überhaupt gefahren bist.

👉 Empfehlung: Rechne beide Varianten einmal durch, bevor Du Dich entscheidest. Denn was für Vollzeit-Außendienstler Sinn ergibt, kann bei Dir ein Griff ins Klo sein.

Was Du (meist) absetzen darfst:

  • Kfz-Steuer
  • Versicherung (Haftpflicht, Teil-/Vollkasko)
  • Wartung, Inspektion, TÜV
  • Treibstoff oder Strom
  • Reparaturen
  • Reifen, Scheibenwischer, Frostschutz, Ölwechsel
  • Waschanlage und Reinigung

Dazu kommt: Abschreibung (AfA) beim Kauf, Leasingraten bei Leasing. Die Umsatzsteuer ist vorsteuerabzugsfähig – aber nur, wenn der Wagen zu mindestens 10 % betrieblich genutzt wird.

Vorsicht bei Sonderfällen

  • E-Autos: Hier gelten steuerliche Vergünstigungen, z. B. bei der 1%-Regel nur 0,25 % bei Bruttolistenpreis < 60.000 €. Klingt attraktiv – aber prüfe Ladeinfrastruktur, Reichweite und tatsächlichen Bedarf.
  • Teilzeit-Selbstständigkeit: Wenn Du den Wagen überwiegend privat nutzt, kann’s sein, dass das Finanzamt gar keine betriebliche Nutzung anerkennt.
  • Familiennutzung: Sobald andere das Auto fahren (z. B. Partner:in), wird die steuerliche Lage komplizierter.

Kurz gesagt: Ein Geschäftswagen spart Dir nur dann Steuern, wenn er wirklich gebraucht wird – und Du die Regeln beherrschst. Sonst wird das Finanzamt schnell zum Beifahrer.

4. Typische Denkfehler: Warum sich viele Selbstständige beim Auto verkalkulieren

Ein Geschäftswagen ist kein SUV gewordener Traum – sondern eine Rechenaufgabe mit laufendem Motor. Trotzdem lassen sich viele Selbstständige zu Entscheidungen hinreißen, die eher aus dem Bauch als aus dem Kopf kommen. Hier sind die häufigsten Denkfehler – und wie Du sie vermeidest.

1. „Ich spare damit ja Steuern“

Klassiker. Ja, Du kannst Ausgaben absetzen – aber Du bekommst das Geld nicht zurück, sondern senkst nur den zu versteuernden Gewinn. Bedeutet: Du gibst erst mal echtes Geld aus, um vielleicht später ein bisschen weniger abzugeben.

Beispiel:
Du zahlst 6000 € Leasingkosten pro Jahr. Bei einem Steuersatz von 30 % sparst Du vielleicht 1800 € – aber 4200 € sind trotzdem weg. Wenn Du das Auto nicht brauchst, ist das kein Steuersparmodell, sondern ein Verlustbringer.

2. „Ich brauche den Wagen für mein Image“

Das mag für Anwälte oder Architekten gelten – aber Kreative werden meist nicht nach Felgenbreite oder Lackfarbe gebucht. Wenn Du als Designer, Texter oder Fotograf mit Kompetenz, Portfolio und Persönlichkeit überzeugst, reicht ein gepflegter Privatwagen völlig aus. Oder der Zug. Oder ein Longboard.

3. „Leasing ist günstig und planbar“

Klingt gut – bis Du merkst, dass jede kleine Delle, jeder Kilometer zu viel und jede Sonderausstattung extra kostet. Und wehe, Du musst vorzeitig aus dem Vertrag raus. Dann ist die Leasingrate plötzlich nicht mehr planbar, sondern ein teurer Klotz am Bein.

Tipp: Lies den Vertrag. Komplett. Auch das Kleingedruckte auf Seite 8.

4. „Der Wagen steht halt da – dann fahr ich auch privat damit“

Und zack, bist Du in der Misch-Nutzung. Dann wird das Thema Steuer plötzlich komplex: Privatnutzung korrekt erfassen, Nutzungsanteile nachweisen, ggf. 1%-Regel anwenden – und bei falscher Deklaration droht Ärger mit dem Finanzamt.

Willst Du das wirklich – oder willst Du einfach nur stressfrei von A nach B?

5. „Wenn’s andere machen, wird’s schon klappen“

Du hast gesehen, wie Kolleg:innen in schicken Karren vorfahren? Schön für sie – aber das heißt nicht, dass es für Dich wirtschaftlich sinnvoll ist. Jeder Freelancer hat ein anderes Geschäftsmodell, andere Einnahmen, andere Bedürfnisse. Vergleich macht hier nicht reich, sondern blind.

Fazit dieses Kapitels:

Kühler Kopf schlägt glänzenden Lack. Rechne nach, statt zu träumen – und triff dann eine Entscheidung, die zu Dir, Deinem Business und Deinem Budget passt.

5. Alternative Mobilitätsmodelle: Flexibler unterwegs ohne Blech am Bein

Nicht jeder braucht einen Geschäftswagen – und längst nicht jeder will einen. Die gute Nachricht: Es gibt heute mehr als genug Alternativen, mit denen Du mobil, professionell und wirtschaftlich bleibst. Und das ganz ohne Ölwechsel, Winterreifenwechsel und Leasing-Endverhandlungen mit Klemmbrettmenschen.

Carsharing: Ideal für Gelegenheitsfahrer

Wenn Du nur hin und wieder zu Kunden rausmusst oder einen Transport brauchst, ist Carsharing eine clevere Lösung. Anbieter wie Share Now, Miles oder lokale Alternativen bieten Zugriff auf verschiedene Fahrzeugtypen – vom Cityflitzer bis zum Transporter.

Vorteile:

  • Kein Wartungsstress
  • Kosten nur bei Nutzung
  • App statt Papierkram

Nachteile:

  • Verfügbarkeit kann zum Problem werden
  • Abrechnung steuerlich aufwendiger, wenn Du’s geschäftlich nutzt

Mietwagen: Planbare Flexibilität

Du hast ein Shooting, einen Workshop oder eine Messe? Dann miete Dir gezielt das passende Fahrzeug – mit der Ausstattung, dem Platz und dem Auftreten, das Du gerade brauchst. Die Kosten kannst Du meist direkt in voller Höhe als Betriebsausgabe absetzen.

Dienst-E-Bike oder ÖPNV-Pauschale

Wenn Du in der Stadt unterwegs bist, reicht oft schon ein solides Fahrrad oder ein E-Scooter. Viele Städte fördern das, manche Finanzämter übrigens auch. Alternativ kannst Du die sogenannte ÖPNV-Pauschale nutzen, um Monatskarten oder Einzelfahrten steuerlich geltend zu machen.

Klingt uncool? Frag mal Deine Kunden, ob sie lieber mit Dir im Coworking sitzen oder Dich beim Kampf mit dem Parkautomaten beobachten wollen.

Die Kombi-Strategie: Auto + Alternative

Viele Freelancer fahren am besten mit einem Mix:

  • Privatwagen für gelegentliche Fahrten
  • Carsharing fürs Stadtgeschäft
  • Bahn für längere Strecken
  • Fahrrad für die letzte Meile

Das ist nicht nur flexibler, sondern oft auch günstiger – und ganz ehrlich: ein parkfreies Leben kann auch Lebensqualität bedeuten.

6. Fazit: Der Geschäftswagen ist kein Statussymbol, sondern eine Rechenaufgabe

Ob Du Dir einen Geschäftswagen zulegst, sollte keine Bauchentscheidung sein. Und auch keine Imagefrage. Es geht nicht darum, ob der Wagen Eindruck macht – sondern ob er sich für Dein Business rechnet.

Viele Selbstständige kalkulieren falsch, setzen auf vermeintlich günstige Leasingangebote oder lassen sich vom Glanz neuer E-Autos blenden. Am Ende bleibt weniger Netto vom Brutto – und ein weiterer Fixkostenblock, der Monat für Monat das Konto schröpft.

Drei Faustregeln, die Dir die Entscheidung leichter machen:

  1. Nutzen schlägt Wunsch: Wenn Du das Auto mehr brauchst als willst, ist es wahrscheinlich sinnvoll.
  2. Rechne vor dem Kauf – nicht danach: Leasingrate, Sprit, Versicherung und Steuern gehören in Deinen Finanzplan, nicht nur in Deinen Kalender.
  3. Ein Firmenwagen ersetzt keine Strategie: Er ist ein Werkzeug. Nicht mehr, nicht weniger.

✅ Checkliste: Rechnet sich ein Geschäftswagen für Dich?

  • Fährst Du regelmäßig zu Kunden oder Außenterminen (mind. 3x/Woche)?
  • Transportierst Du Material oder Technik, das im Zug nervt?
  • Weißt Du, wie hoch Dein monatliches Mobilitätsbudget wirklich ist?
  • Hast Du verschiedene Finanzierungsformen durchgerechnet?
  • Hast Du einen Steuerberater oder ein gutes Tool für die Abrechnung?
  • Bist Du bereit, ein Fahrtenbuch korrekt zu führen (oder auf die 1%-Regel zu verzichten)?
  • Nutzt Du das Auto zu mehr als 50 % geschäftlich?

Wenn Du mehr als fünf Haken setzen kannst:
Dann ist ein Geschäftswagen für Dich unter Umständen sinnvoll – aber rechne trotzdem genau.

Weniger als fünf Haken?
Dann könnten Carsharing, Fahrrad oder Dein guter alter Privatwagen die bessere Wahl sein.

Und wenn Du noch ganz unsicher bist: Probier’s aus. Leih Dir testweise für zwei Monate einen Wagen, rechne die echten Kosten durch – und entscheide dann. So vermeidest Du teure Fehlkäufe mit Alufelgen.

Veröffentlicht am von Stefan Petri
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Von Stefan Petri
Stefan Petri betreibt zusammen mit seinem Bruder Matthias das beliebte Fachforum PSD-Tutorials.de sowie die E-Learning-Plattform TutKit.com, die in der Aus- und Fortbildung digitaler beruflicher Kompetenzen einen Schwerpunkt setzt. 
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