Konzertfotografie: Der richtige Ton

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

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Die Besonderheiten der Konzertfotografie sind:

• Rechtliche Restriktionen: Andere (Konzertveranstalter, Musiker und deren Manager) bestimmen, was wann wie fotografiert werden darf und wie groß der Umfang der Nutzungsmöglichkeiten (Veröffentlichung der Fotos) ist.

• Zwei sehr schöne Hobbys (Musik und Fotografie) verschmelzen zur Konzertfotografie, was die Beliebtheit enorm gesteigert hat.

• Kaum aktiv-gestalterische Möglichkeiten für die Konzertfotografen.

• Weitgehend vorgegebene Perspektiven, je nach Bauweise der Konzerthalle/Bühne und dem Akkreditierungsstatus.

• Unbeeinflussbare, schnell wechselnde Lichtsituationen machen den Fotografen die Belichtungssteuerung schwer.

• Eigenes Licht (zum Beispiel Systemblitz) darf nicht verwendet werden.

• Oftmals extrem kurzes Zeitfenster zum Fotografieren (meist nur drei Lieder lang; manchmal sogar noch kürzer), was dazu führt, dass die Fotografen unter enormem Stress arbeiten; gleichzeitig aber – wie bei Jägern oder Paparazzi – der Adrenalinspiegel in die Höhe schnellt.

Abbildung 3.1: Mit dem Mut der Verzweiflung: Konzertfotografen haben nicht viele Gestaltungsmöglichkeiten, haben keinen Einfluss auf die (oftmals schwierige) Beleuchtung und in der Regel auch nur drei Lieder Zeit, um die benötigten Aufnahmen im Kasten zu haben. All das bedeutet Stress, und dann fotografiert man auch schon mal „mutig“ ins volle Gegenlicht … Jan Delay im Konzert beim Zeltfestival Ruhr, am 20. August 2010. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/2000 Sekunde, Blende 3,5, ISO 1600.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2011: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Kaum aktiv-gestalterische Möglichkeiten vorhanden

Gerade für mich als Werbefotografen, der es gewohnt ist, dass alles getan wird, um das Fotoergebnis genauestens und vom Zufall unabhängig zu planen und im Sinne der Bildidee (nach eigenen Vorgaben oder denen des Auftraggebers) zu beeinflussen, ist die Konzertfotografie mit ihren vielen Unwägbarkeiten nicht nur eine große Herausforderung, sondern vor allem auch eine Umstellung zur täglichen (kontrollierten) Arbeit als Werbefotograf.

Als Konzertfotograf kann ich NICHT:

• … dem Künstler auf der Bühne zurufen (Regieanweisungen geben), wie er/sie sich am besten für mich hinstellen soll; ich kann keine Tipps geben, welche Pose oder welcher Winkel zum Licht vorteilhafter aussieht.

• … die Beleuchtung oder den Bühnenaufbau entsprechend meinen Vorstellungen gestalten.

• … irgendwelche Posen oder Bewegungen der Musiker wiederholen lassen, zum Beispiel, um Variationen zu schießen.

• … Einfluss nehmen auf die farbliche Gestaltung der Kleidung in Harmonie mit den Bühnenaufbauten und der Beleuchtung.

• … störende Elemente (wie zum Beispiel Mikrofonständer oder Wasserflaschen oder Boxen zu Füßen der Akteure) von der Bühne verbannen.

• … meine Aufnahmeposition beliebig verändern.

• etc.

Abbildung 3.2: Natürlich hätte ich den Jungs von Culcha Candela (Konzert am 20. August 2011) am liebsten zugerufen: „OK, und jetzt bitte noch mal in meine Richtung Aufstellung nehmen und mir zuwinken!“ … Doch das Wissen um die Reaktion der Security bei solchen Störversuchen hat mich doch lieber schweigen lassen und so habe ich das Foto einfach von der Seite aufgenommen, was vielleicht nicht optimal, aber in dem Moment nicht anders möglich war. Nikon D3S mit 4/24-120-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite von 78mm. 1/160 Sekunde, Blende 4,0, ISO 3200.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Obwohl man es als Konzertfotograf ziemlich schwer hat, seinen Bildstil durchzusetzen, weil kaum die Möglichkeit besteht, aktiv-gestalterisch einzugreifen, entsteht doch gerade aus diesem Umstand der Reiz, den diese Art der Fotografie ausmacht: Der Fotograf wird zum Gejagten (aufgrund der knappen zur Verfügung stehenden Zeit) und ist doch gleichzeitig auch Jäger: immer auf der Lauer, gespannt auf den perfekten Augenblick, in dem Licht, Pose und Kameratechnik in idealer Weise zusammenkommen; bereit, den genialen Schuss zu machen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Insofern bedeutet Konzertfotografie vielleicht auch wieder ein bisschen „back to the roots“. Auch wenn in der Regel lichtstarke Optiken und moderne Kameras mit niedrigem Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten eingesetzt werden, ist die Materialschlacht, wie sie in anderen Bereichen der Fotografie stattfindet, in der Konzertfotografie nicht möglich (weil von Veranstalterseite aus nicht gestattet).

Was vielmehr zählt, sind neben der qualitativ hochwertigen Ausrüstung und der Beherrschung der (Kamera-) Technik die gute Vorbereitung (wer die Lieder der Musiker kennt, weiß, wann welches Instrument einsetzt und wann Soli oder effektvolle Showeinlagen zu erwarten sind), schnelles Reaktionsvermögen (beispielsweise wenn neue, unvorhersehbare Dinge der Choreografie passieren oder ein Musiker besonders in Action tritt), das Gespür für die sinnvolle Ausrüstung (denn oftmals zählt, welche Optik an der Kamera angesetzt wurde, da beim Wechseln der Objektive unnötig viel Zeit verloren geht), künstlerische Bildgestaltung aus dem Bauch heraus (wer während des Fotografierens über Bildgestaltungsregeln nachdenkt, hat schon verloren!) und – last, but not least – das Verständnis fotografisch relevanter Zusammenhänge (beispielsweise von Zeit, Blendenöffnung und ISO-Wert, um schnell und unabhängig von der Kamera-Belichtungsautomatik die gewünschte Parameter-Kombination einstellen zu können).

Abbildung 3.3: ich & ich am 1. September 2010. Auch wenn wir Konzertfotografen keinen Einfluss auf die Choreografie nehmen können, so bleibt uns immer noch, mit den verbleibenden Mitteln, zum Beispiel mithilfe der Bildgestaltung, für sehenswerte Konzertfotos zu sorgen. Gerade Konzertfotografen müssen flexibel sein. Hier habe ich Adel Tawil von ich & ich fotografiert. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite von 70mm. 1/500 Sekunde, Blende 3,2, ISO 3200.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2010: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Weitgehend vorgegebene Perspektive(n)

Wir Konzertfotografen dürfen uns nicht – bis auf wenige Ausnahmen – beliebig frei vor oder neben der Bühne aufhalten. Im Gegenteil: Uns werden bei der Akkreditierung bestimmte Bereiche (zum Beispiel der Bühnengraben) zugewiesen. Gut ist es dann schon, wenn wir uns innerhalb des Grabens frei bewegen können; allerdings wird auch dies häufig genug stark eingeschränkt, sodass wir gezwungen sind, unter sub-optimalen Bedingungen und oftmals stark eingeengt zu arbeiten.

Da die meisten Aufnahmen somit zwangsläufig aus dem Graben heraus entstehen und dieser sich in der Regel direkt vor der Bühne in vertiefter Position befindet, sehen die „typischen“ Konzertfotos so aus, als hätten die Fotografen bäuchlings vor den Musikern auf der Erde gelegen.

Doch vielleicht ist dieser Effekt ja auch gewollt, denn die Musiker – selbst die Kleinsten unter ihnen – sehen so, von unten fotografiert, immer viel größer und auch „heroischer“ aus, als sie in Wirklichkeit sind.

Damit die fotografische Qualität nicht leidet, sollte man aufpassen, dass die aufgrund des niedrigen Kamerastandpunktes resultierende Verzerrung (die besonders deutlich bei der Verwendung von Weitwinkel-Objektiven auftritt) nicht zu sehr auffällt. Profifotografen erkennen natürlich sofort die „Streckung“ der Musiker, die nun auf einmal alle lange Beine zu haben scheinen. Doch entscheidend ist, dass die „normalen“ Bildbetrachter diesen Effekt nicht bemerken – oder zumindest, dass er nicht unnatürlich wirkt und stört.

Abbildung 3.4: Culcha Candela am 20. August 2011: Auch hier standen wir Fotografen direkt an der Bühne, im Graben, was zwangsläufig bei allen Fotos eine extreme Perspektive von unten zur Folge hatte (mit dem Effekt der Betonung der unteren Extremitäten der Musiker, zur Freude des Schuh-Sponsors). Nikon D3S mit 4/24-120-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite von 24mm. 1/500 Sekunde, Blende 4,0, ISO 3200.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2011: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Der niedrige Kamerastandpunkt aus dem Graben heraus hat aber auch noch andere Nachteile: Oft genug versperren uns Boxen und Elemente der Bühnentechnik den Blick auf den oder die (ganzen) Musiker. So werden wir nur in Ausnahmefällen die Füße und Beine vollständig mit aufs Bild bekommen.

Abbildung 3.5: Auf diesem Foto ist schön zu sehen, wie extrem solch eine Verzerrung, hervorgerufen durch den niedrigen Kamerastandpunkt und die Verwendung des Weitwinkel-Objektivs, sein kann. Der linke Fuß des Künstlers wird überdimensional groß dargestellt, weil er sich sehr nah an der Kamera befindet. Oberkörper und Kopf hingegen, die weit zurückgeneigt sind, erscheinen unnatürlich winzig auf dem Foto. Dick Brave-Konzert am 26. August 2012 in Bochum/Witten. Nikon D4 mit 2,8/14-24-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite von 14mm. 1/200 Sekunde, Blende 2,8, ISO 3200.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2012: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Dadurch, dass sich regelmäßig Kabel, Boxen und andere Elemente der Bühnentechnik vorn am Rand der Bühne, direkt vor unserer Nase, befinden, tauchen diese auch zwangsläufig immer wieder bei Konzertfotos (im Vordergrund und bei der Verwendung eines Weitwinkel-Objektivs auch leider überproportional groß) auf. Will man dann trotz schlechter Sicht auf die Musiker diese störenden Elemente nicht mitfotografieren, so bleibt uns Konzertfotografen nur die Verwendung von längerbrennweitigen Objektiven. Damit sind dann aber, zumindest bei Musikern, die sich auf der Bühne in unserer Nähe befinden, nur noch Porträts im engeren Sinne möglich.

Abbildung 3.6: Fotografiert man Porträts aus nächster Nähe und aus dem (tiefer gelegenen) Graben heraus, so muss man sich damit abfinden, dass vom Musiker (hier: Jan Delay beim Konzert am 20. August 2010) aufgrund der Perspektive die Nasenlöcher besonders gut (aber unabsichtlich!) zur Geltung kommen. Will man dies vermeiden, so ist es ratsam, nicht den Musiker zu fotografieren, der unmittelbar vor (beziehungsweise über) einem am Rand der Bühne steht, sondern unter Verwendung von Tele- oder Porträttele-Objektiven Musiker, die weiter entfernt stehen (denn dann ist der Winkel nicht so steil). Diese Methode mag für Zuschauer der Szenerie ein wenig seltsam erscheinen (wenn Fotografen quasi über Kreuz jeweils die weiter entfernt stehenden Musiker fotografieren) – sie ist aus fotografischer Sicht aber durchaus sinnvoll! Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite von 56mm. 1/1250 Sekunde, Blende 3,5, ISO 5000.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2010: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 3.7: Ein „typisches“ Konzertfoto: Dem Gitarristen von den H-Blockx habe ich bei diesem Foto (aufgenommen am 31. August 2010 beim ZFR in Bochum) „lange Beine“ gemacht, was aufgrund der geringen Distanz, der Verwendung des Weitwinkels und des Kippens der Kamera nach oben (aufgrund meines tieferen Kamerastandpunktes) zwangsläufig resultiert. Im Vordergrund schön zu sehen ist die Bühnentechnik, die in diesem Fall aber nicht so groß war, dass sie mir den Blick versperrt hätte. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/500 Sekunde, Blende 2,8, ISO 5000.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2010: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Schlimmer für uns Fotografen ist es noch, wenn man einen Standpunkt von der Security zugewiesen bekommt, den man partout nicht verlassen darf. Wir sind dann gezwungen, alle Fotos von diesem Platz aus zu machen – egal, ob er geeignet ist oder nicht. Eine schreckliche Vorstellung für jeden kreativen Fotografen; doch bleibt dann nichts anderes, als das Beste aus der (zugegebenermaßen schlechten) Situation herauszuholen.

Allerdings sind auch in anderen Bereichen der Fotografie die Rahmenbedingungen nicht immer optimal. Man muss dann einfach versuchen, mit den Möglichkeiten, die man hat, dennoch besondere Fotos zu schießen. Als Berufsfotograf habe ich schnell gelernt, flexibel zu sein. Man darf in solchen Fällen dann nur nicht verzweifeln, sondern muss versuchen, trotz aller Widrigkeiten sein Können einzusetzen.

Abbildung 3.8: Auch Porträts der Musiker weisen, wenn sie während eines Live-Lonzerts geschossen wurden, meist die typische Perspektive von unten aus (mit dem ungewollten Blick in die Nasenlöcher des Abgebildeten; hier hatte ich allerdings Glück, dass der Künstler den Kopf konzentriert auf sein Gitarrenspiel gesenkt hielt).

Den Gitarristen von BAP erwischte ich beim Konzert am 24. August 2011. Um den Kopf des Abgebildeten vom (oftmals unruhigen) Hintergrund zu lösen, fotografiere ich gern mit nahezu offener Blende. Mein Lieblingsobjektiv hierfür (mit idealer Brennweite für Porträts, wenn man im Graben direkt an der Bühne steht) ist das 1,4/85-mm-Nikkor. Meist blende ich das Objektiv trotzdem leicht (um ca. 1 Blendenstufe; hier waren es 1+1/3 Blendenstufen) ab, um eine bessere Schärfeleistung (im Vergleich zur völlig offenen Blende) zu erzielen. Nikon D3S mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/250 Sekunde, Blende 2,2, ISO 1250.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Unbeeinflussbare, wechselnde Lichtsituation

Eine andere Rahmenbedingung, die das Fotografieren bei Konzerten immer spannend (und auch ein bisschen zufällig) bleiben lässt, ist die wechselnde Lichtsituation. Je nach Musikstil und Choreografie ist teilweise mit extrem schnell wechselnder Beleuchtung zu rechnen.

Nicht selten passiert es, dass das Licht sich in dem kurzen Zeitraum ändert, wo der Fotograf sich entschlossen hat, mit dem Finger den Auslöser durchzudrücken, und der tatsächlich stattfindenden Belichtung. Solche Sekundenbruchteile können dafür sorgen, dass eine Aufnahme ganz anders resultiert als beabsichtigt, weil das Licht sich schon wieder verändert hat.

Abbildung 3.9: Wir sind Helden am 25. August 2011. Innerhalb einer Sekunde entstanden diese beiden Aufnahmen – und sind doch von der Beleuchtung her völlig unterschiedlich geworden. Konzertfotografen müssen also schnell reagieren, und manchmal spielt auch eine gehörige Portion Glück eine Rolle, denn nur ganz selten lassen sich die Lichtwechsel (Zeitpunkt und Art der Beleuchtung) voraussehen. Nikon D3S mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/320 Sekunde, Blende 4, ISO 2000.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Bei dem eben Ausgeführten wird klar, warum Konzertfotografen Kameras bevorzugen, die eine möglichst kurze Auslöseverzögerung aufweisen. (Die Auslöseverzögerung der von mir verwendeten Nikon D4 liegt beispielsweise bei 42 Millisekunden, also 0,042 Sekunden).

Klarmachen muss man sich, dass die effektvolle Beleuchtung, die die Konzertfotos so spannend werden lässt, in erster Linie aus Gegenlicht besteht! In Kombination mit dem Nebel ergibt das effektvolle Licht aus dem Background der Bühne die sehenswerten außergewöhnlichen Beleuchtungseffekte.

Der Nebel ist notwendig, weil das Licht allein nicht sichtbar wäre. Gäbe es keine Nebel- oder Staubteilchen in der Luft, dann würde man nur die Lampen sehen – aber nicht die so fotogenen Lichtstrahlen.

Abbildung 3.10: RUNRIG bei ihrem Konzert am 29. August 2012 in Bochum. Aufgrund von Staub- und Nebelteilchen in der Luft sind die effektvollen Lichtstrahlen der Scheinwerfer deutlich zu erkennen. Würde man hingegen nur die Scheinwerfer (also den Ursprung der Lichtstrahlen) sehen, wäre die Beleuchtung relativ uninteressant.

Deshalb gehört die Nebelmaschine zur Lightshow unbedingt dazu! Nur eine zehntel Sekunde früher wurde Gitarrist Donnie Munro noch ausreichend hell von vorne von einem Scheinwerfer angestrahlt; in dem Moment, wo ich jedoch den Auslöser meiner D4 durchdrückte, war dieser schon wieder aus – und wie bei einem Scherenschnitt war nur noch die Silhouette des Sängers zu erkennen. Dieses Foto gefiel mir aufgrund der bunten, effektvollen Beleuchtung jedoch trotzdem, sodass ich es nicht aussortierte. Nikon D4 mit 2,8/14-24-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite 19mm. 1/80 Sekunde, Blende 2,8, ISO 2500.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Hinweis

Auch wenn Gegenlicht immer die Gefahr birgt, dass Lichtstrahlen direkt ins Objektiv fallen (der Einsatz einer Streulichtblende ist also dringend anzuraten), entstehen die Probleme bei der Belichtung doch hauptsächlich aus der Geschwindigkeit, in der die Lightshow wechselt. Auch schwierige Lichtsituationen lassen sich fotografisch lösen, sodass gute Fotos resultieren. Allerdings ist dies kaum noch möglich, wenn die Lichtsituation sich schnell und ständig ändert. Dann bleibt keine Zeit mehr zum Überlegen; der Fotograf muss eher intuitiv handeln, sodass gelungene Fotos so auch immer ein bisschen vom Zufall (Glück) abhängig sind!

Abbildung 3.11: Hier wurde „Panik-Rocker“ Udo Lindenberg beim Konzert in Berlin am 15. Oktober 2008 optimal getroffen – mit „Heiligenschein“. Neben schnellem Reaktionsvermögen, den Auslöser im richtigen Moment zu drücken, gehört auch eine gehörige Portion Glück dazu, denn unter Konzertfotografen ist es Common knowledge, dass Lichtsituationen gemeinhin schneller wechseln, als man denken kann. Ausnahmsweise von Vorteil war in dieser Situation der niedrige Standpunkt des Fotografen, denn von weiter weg oder einem höheren Standpunkt aus wäre dieser „Heiligenschein“-Effekt nicht so gut zur Geltung gekommen.

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(Foto © 2008: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)



Schön wäre es natürlich, wenn die Beleuchtung der Musiker und der Bühne mit den Fotografen abgestimmt wäre – doch das sind Wunschträume, die leider unrealistisch sind (außer vielleicht bei Werbefotos, die die Band in Auftrag gibt). Wir Konzertfotografen sind also passiv dazu verdammt, die Lightshow so hinzunehmen, wie sich das andere (Lichttechniker und Choreografen) ausgedacht haben. Wer Schwierigkeiten mit schnell wechselnder Beleuchtung hat, dem sei angeraten, anfangs bei Konzerten zu üben, bei denen weniger „Unruhe“ aus lichttechnischer Sicht herrscht. Bei klassischen Konzerten, bei Chansons und Schlager-Musik, etc. sind ebenso eher wenige und langsame Lichtwechsel zu erwarten wie bei Konzerten in kleinen Musik-Kneipen, wo für ausgefallene Lichttechnik die finanziellen Mittel fehlen.

Abbildung 3.12: Wir sind Helden am 25. August 2011 beim Zeltfestival Ruhr in Bochum/Witten am Kemnader Stausee. Bei diesem Konzert haben alle Fotografen laut geflucht, denn mit den komischen „Küchenlampen“, die grelles weißes Licht von oben auf die Akteure um Sängerin und Frontfrau Judith Holofernes warfen, waren kaum ansehnliche Porträts der einzelnen Bandmitglieder zu erzielen. Zu stark waren die resultierenden Kontraste: ein (auch für die Musiker!) ganz unvorteilhaftes Licht! Das Fisheye benutzte ich, um – direkt an der Bühne im Graben stehend – eine Übersichtsaufnahme der ganzen Bühne zu machen. Schön erkennbar auf diesem Foto sind all die Dinge, die oftmals – und so auch hier – auf der Bühne stehen: Wasserflaschen für die Band, Verlängerungskabel, „Spickzettel“ mit dem Liedprogramm, Verteiler-Steckdosen, Lautsprecher und andere Bühnentechnik. Nikon D3S mit 2,8/10,5-mm-Nikkor. 1/200 Sekunde, Blende 4, ISO 2000.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Farbstichige Aufnahmen aufgrund der Bühnenbeleuchtung

Farbstiche in der Farbe des oder der dominierenden Scheinwerfer(s) sind eigentlich ein gewünschter Effekt bei Konzertfotos. Stellt euch vor, auf einem Konzert würde ausschließlich weißes Licht verwendet werden: Die Foto-Ergebnisse wären langweilig. Farbiges Licht spielt also für die Stimmung auf Partys und Konzerten eine nicht unerhebliche Rolle, und auch fotografisch betrachtet ist farbiges Licht – zumindest in diesem Zusammenhang – weitaus interessanter.

Abbildung 3.13: Celine Dion beim Konzert in Berlin am 12. Juni 2008. Mit natürlich wirkendem, weißem Licht sehen Konzertfotos gleich viel weniger spektakulär aus – und das selbst dann, wenn ein Weltstar auf der Bühne steht. (Foto © 2008: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

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Manchmal jedoch kann der resultierende Farbstich – insbesondere auf dem Gesicht der Musiker – zu stark ausfallen und unschön oder störend auf den Bildbetrachter wirken. Wir erinnern uns: Einen Farbstich können (dürfen!) wir ja nicht einfach so „wegblitzen“.

Interessant ist, wie unterschiedlich die Farben wirken:

• grüner Farbstich: sieht meistens unvorteilhaft aus, weil der Musiker so einen „kränklichen“ Eindruck macht (Gelb hat eine ähnliche Wirkung).

• blauer Farbstich: Blau wirkt kühl; manchmal sieht die Haut so beleuchtet auch etwas blass aus.

• roter Farbstich: wirkt dynamisch bis aggressiv; passt gut zu Hardrock und Heavy Metal; bei starkem Rotstich ist es schwer, mittels Farbsättigung den Effekt zu schwächen, weil die Haut dann ausbleicht.

Abbildung 3.14: Sunrise Avenue am 27. August 2012. Bei diesem Foto habe ich den Grünstich bei der anschließenden Bildbearbeitung in Photoshop wieder ein wenig rausgefiltert, sodass er nicht mehr allzu störend wirkt. Ansonsten ist grünes Licht ähnlich wie gelbes – für die direkte Beleuchtung der einzelnen Musiker eher ungeeignet. Die Haut wirkt so sehr schnell kränklich. Nikon D4 mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/800 Sekunde, Blende 2,5, ISO 2500.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 3.15: Sunrise Avenue am 27. August 2012. Auch hier habe ich in Photoshop mithilfe der Farbsättigung den Blaustich etwas herausgefiltert, sodass die Hauttöne des Künstlers nicht ganz so unnatürlich und blass aussehen. Nikon D4 mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/1000 Sekunde, Blende 2,2, ISO 3200.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 3.16: Tim Bendzko am 24. August 2012 in Bochum. Den Rotstich konnte ich nur leicht mildern; ganz wegbekommen habe ich ihn nicht, denn wenn man die Farbsättigung von Rot verringert, sieht die Haut sehr schnell blass aus, denn die Hauttöne bestehen zum großen Anteil aus Rot. Nikon D4 mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/200 Sekunde, Blende 2,2, ISO 2.000.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Fazit zum Thema

Farbstiche bei Konzertfotos sind gewollt; sie machen die Fotos erst spektakulär. Allerdings kann bei Personenaufnahmen der Farbstich auch störend wirken, insbesondere, wenn das Gesicht des Künstlers dadurch entstellt wird. Eine Methode, diesen Effekt zu mindern, besteht darin, in der Bildbearbeitung die Farbsättigung der entsprechenden Farbe zu reduzieren. Hierbei muss man aufpassen, dass man dies nur ganz leicht vornimmt, denn eine zu starke Reduktion führt schnell dazu, dass das Gesicht blass und unnatürlich aussieht.

Abbildung 3.17: Eine andere Möglichkeit, einen unerwünschten Farbstich im Gesicht des Künstlers zu eliminieren, ist das Umwandeln des gesamten Fotos in Schwarz-Weiß (oder entsprechend in Sepia). Diese Methode mag zwar auf den ersten Blick etwas „brutal“ erscheinen, jedoch sind schwarz-weiße Fotos nach wie vor „in“.

Man muss nur schauen, wie das entsprechende Foto in Schwarz-Weiß wirkt, denn nicht alle sehen noch genauso gut aus (oder gar besser), wenn man die Farben wegnimmt. Das Foto zeigt Milow beim Konzert am 1. September 2011. Nikon D3S mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/160 Sekunde, Blende 2,2, ISO 1250.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

No Flash

Eine weitere Besonderheit in der Konzertfotografie ist das Verbot des Einsatzes eigener Beleuchtung. Hiermit ist natürlich insbesondere das Fotografen-eigene Systemblitzgerät („Aufsteckblitz“) gemeint. Gründe dafür gibt es mehrere:

• Der Einsatz Fotografen-eigener Beleuchtung (wie zum Beispiel des Systemblitzes) würde die (immerhin von den Musikern abgesegnete) Lichtstimmung verändern: Auf den Fotos käme dann die Lightshow nicht mehr richtig zur Geltung. Natürlich kann man auch dezent, quasi nur zum Aufhellen des Künstlers, im Vordergrund den Systemblitz einsetzen. Doch können Musiker und ihr Management nicht davon ausgehen, dass auch alle Fotografen so gekonnt ihr Licht einsetzen würden.

• Wenn man auf der Bühne steht und vielleicht, ob des Auftritts, etwas nervös ist, kann das Blitzlichtgewitter, das entstehen würde, wenn den Fotografen erlaubt wäre, eigene Systemblitzgeräte zu benutzen, sehr störend und ablenkend für die Musiker sein.

• Wenn den Musikern mit einem leistungsstarken Blitz direkt in die Augen geblitzt würde, könnten diese geblendet werden und zur reibungslosen Abwicklung wichtige Details, wie beispielsweise auf den Bühnenboden geklebte Programmabläufe, nicht mehr richtig erkennen – was eine Verunsicherung oder gar die Störung (Unterbrechung) des Konzertes zur Folge haben könnte.

• Auch die Security könnte sich gestört fühlen, denn sie hat ja unter anderem die Aufgaben, möglichst umgehend Störungen im Publikum zu entdecken, Ohnmächtige aus dem Gewühl zu ziehen und Panik zu verhindern. Das wird schwieriger, wenn aus dem Pressegraben ständig Blitzlichtgewitter kommt.

• Und last, but not least könnte sich auch das Publikum gestört fühlen. Schließlich würde das ständige Blitzen aus dem Pressegraben heraus unnötig von der eigentlichen Show (die aus der Sicht des Publikums dahinter, auf der Bühne stattfindet) ablenken.

Abbildung 3.18: Der dezente Einsatz eines Blitzes hätte auch in diesem Fall dafür gesorgt, dass der Blaustich im Gesicht von Bushido (hier bei seinem Berlin-Konzert am 28. September 2006) gemildert worden und das Gesicht besser zur Geltung gekommen wäre. Wenn man den Systemblitz gekonnt mit verminderter Leistung einsetzt, wird auch nicht die Lichtstimmung der Konzertfotos zerstört und auch die Störung der Künstler (durch Blendung) ist dann nur minimal und vernachlässigbar. Doch die Branche will sich nicht darauf verlassen, dass nur erfahrene Fotografen Konzertfotos machen; es gibt auch immer wieder genügend Leute, die an eine Akkreditierung kommen, die ihre Fotoausrüstung nicht entsprechend gekonnt einsetzen und durch ein Blitzlichtgewitter wirklich die Musiker stören würden.

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(Foto © 2006: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Fazit

Auch wenn andere Lösungen (zum Beispiel nur dezentes „Aufhell-Blitzen“) theoretisch möglich wären, ist aufgrund der Praktikabilität auch zukünftig dnicht mit einer Erlaubnis zu rechnen, dass Konzertfotografen ihre eigenen Lichtquellen (hauptsächlich Systemblitze) zur Veranstaltung mitbringen und benutzen. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als das Beste aus der jeweiligen (Licht-) Situation zu machen. Wie schon einmal betont: Fotografen müssen flexibel sein, möchten sie sich erfolgreich am Markt behaupten.

Abbildung 3.19: Runrig am 29. August 2012. Wenn ich gedurft hätte, dann hätte ich hier das Gesicht des Gitarristen aufgehellt. Da das nicht möglich war, habe ich einfach den Fokus auf die Gitarre gelegt und bei der späteren Bildbearbeitung in Photoshop die Kontraste sogar noch erhöht. Nikon D4 mit 1,8/85-mm-Nikkor. 1/500 Sekunde, Blende 2,2, ISO 2500.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2012: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Three Songs?

Als Werbefotograf lehne ich Jobs ab, die vom Kunden kürzer als vier Stunden angesetzt wurden. Erstens, weil ich unter Stress nicht genügend kreativ sein kann. Und zweitens, weil erst das Fotografieren von Variationen garantiert, dass außergewöhnliche Fotos resultieren. Doch dafür brauche ich nun einmal ausreichend Zeit!

Sicherlich gibt es noch weitere Gründe, die dafür sprechen, dass vier Stunden Fotografiedauer als Minimum eingeplant werden sollten (beispielsweise die Unmöglichkeit, alles perfekt bis ins Detail zu planen). Doch die beiden oben genannten Gründe reichen schon, um verständlich zu machen, dass außergewöhnliche Fotos nicht durch „Zauberei“ entstehen, sondern durch harte (Fleiß-) Arbeit.

Insofern war ich bei meinen ersten Aufträgen als Konzertfotograf ziemlich geschockt, dass wir Fotografen unter solch widrigen Umständen arbeiten sollten. Schließlich, so dachte ich damals naiv, müssten ja auch die Künstler (und auch deren Management und auch die Konzertveranstalter) ein Interesse daran haben, dass möglichst erstklassige Fotos bei den Konzerten entstehen. Nur erstklassige Fotos – so mein Denken damals – sind auch eine Werbung für die jeweilige Veranstaltung.

Mittlerweile weiß ich, dass wir „visuell gesteuerten“ Fotografen andere Schwerpunkte setzen und Dinge anders bewerten als die Seite der Musiker (und aller, die mit ihnen zusammenarbeiten): Aus deren Sicht mag die Akustik viel wichtiger sein als künstlerisch-fotografisch anspruchsvolle Fotos. Dass wir Fotografen das anders sehen, liegt auf der Hand.

Hinzu kommt, dass irgendwann irgendwelche Superstars (und auch die Sternchen am Pop-Himmel, zum Beispiel gehörte Britney Spears dazu) damit anfingen, vermutlich aus Gründen der Eitelkeit, den Fotografen immer mehr Vorschriften zu machen. Zum Beispiel, dass Fotos nur von einem bestimmten Platz innerhalb des Grabens aufgenommen werden durften, um nur die „Schokoladenseite“ des Artisten zu zeigen.

Und dazu gehörte dann irgendwann auch die Begrenzung der Fotografie-Erlaubnis auf die ersten drei Songs je Auftritt. Dahinter steckt vermutlich der Versuch, die Künstler frisch und ohne Schweißperlen auf der Stirn (und vor allem auch ohne Schweißflecken auf dem T-Shirt unter den Achseln) zu präsentieren. (Schließlich ist bei einigen Musikern das Image (oftmals) wichtiger als die Musik selbst).

Ein weiterer Grund für die Beschränkung der Fotografierdauer auf nur die (meist ersten) drei Songs mag darin liegen, dass so auch zu verhindern versucht wird, dass Fotografen sich akkreditieren lassen, um gratis dem Konzert beizuwohnen. (Wenn also private Interessen der Grund sind, sich als Fotograf akkreditieren zu lassen).

Abbildung 3.20: Wenn man nur drei Songs Zeit zum Fotografieren hat, lernt man, schnell und effizient zu arbeiten. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass die besten Szenen so gar nicht fotografiert wurden, weil auch die Künstler ein bisschen Zeit brauchen, um sich warmzuspielen. Bei Dick Brave (alias Sasha), hier am 26. August 2012 mit seiner Band The Backbeats beim Zeltfestival Ruhr, fängt die Show allerdings direkt beim ersten Song an. Das bedeutet für die Fotografen: Rockabilly-Macho-Posen schon von Beginn an garantiert! Nikon D4 mit 1,8/85-mm-Nikkor. 1/320 Sekunde, Blende 2,5, ISO 2500.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2012: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)

Abschließendes Fazit

Wenn man während eines Konzertes nur die Dauer von drei Liedern zum Fotografieren Zeit hat, so ist dies eine starke Einschränkung der fotografischen Möglichkeiten – aber natürlich auch eine große Herausforderung! Letztendlich ist die Konzertfotografie vor allem aufgrund dieser Beschränkung zu dem geworden, was sie heute ist: Die Fotografen sind im Vorfeld schon wie im Lampenfieber. Nervös werden zum zehnten Mal die Kameraeinstellungen vorab gecheckt. Die eingelegte Speicherkarte zum vierten Mal formatiert und zum fünften Mal wird das Vorhandensein der Ersatz-Speicherkarten im Fotorucksack kontrolliert – auch wenn aufgrund der kurzen Fotografiedauer niemals ein Fotograf in die Verlegenheit kommt, die (voll-geschossene) Speicherkarte auswechseln zu müssen. (Zu kurz ist die Zeit, um eine 8- oder 16-Gigabyte große Speicherkarte (sinnvoll) mit Aufnahmen füllen zu können).

Dieses Lampen- oder Jagd-Fieber gehört zur Konzertfotografie einfach dazu. Die Fotografen wissen um die knappe Zeit, die ihnen zugestanden wird, und bangen ängstlich, ob sie es schaffen, genügend gelungene Fotos mit nach Hause zu bringen. In keinem anderen Bereich der Fotografie habe ich die Fotografen nach dem Ereignis so gespannt die Fotos (noch in der Kamera, am Display) kontrollieren sehen; nirgendwo äußert sich die Freude über gelungene Ergebnisse so lautstark wie in der Konzertfotografie und nirgendwo wird beim Betrachten guter Ergebnisse so triumphierend die Faust gestreckt, wenn der Fotograf zufrieden mit sich und den Fotos ist.

Abbildung 3.21: ich & ich am 1. September 2010. Frontmann Adel Tawil (mittlerweile ist er vor allem solo unterwegs) bietet auch schon bei den ersten drei Liedern eine tolle One-man-Show (das zweite „ich“, Annette Humpe, tritt bei den Konzerten nicht mit auf). Dennoch wären die Fotografen auch gern noch länger geblieben – doch gemurrt wird kaum noch, wenn die Security die Fotografen nach nur drei Liedern wieder aus dem Graben führt. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor, bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/1250 Sekunde, Blende 3,2, ISO 3200.

Konzertfotografie - Teil 03: Besonderheiten Konzertfotografie

(Foto © 2010: Jens Brüggemann, www.jensbrueggemann.de)