Professionelle Modelfotografie

Professionelle Modelfotografie: Teil 3 - Geeignete Models finden

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Geeignete Models finden

Abbildung 3.1: Viele Fotografen kennen außergewöhnliche Locations, haben eine umfangreiche Ausrüstung und Ideen für tolle Fotos – aber was fehlt, sind die Models, die gemeinsam mit dem Fotografen die Bildideen umsetzen. Dieser Teil soll euch dabei helfen, leichter an geeignete Models zu kommen. Nikon D3X mit 2,8/14-24mm Nikkor. 1/200 Sekunde, Blende 22, ISO 100.

Professionelle Modelfotografie: Teil 3 - Geeignete Models finden

(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Partner(in) fotografieren

Den Lebenspartner (oder, je nach Sichtweise: den Lebensabschnittspartner) zu fotografieren, ist erst einmal das Naheliegendste. Schließlich steht diese Person (zumindest zeitlich) dem Fotografen weitgehend uneingeschränkt zur Verfügung. Allerdings gibt es auch ein paar gravierende Nachteile, die das Fotografieren des Partners in einem anderen Licht erscheinen lassen.

• Wenn man seine(n) Partner(in) fotografiert, fehlt die nötige Distanz. Das sehr intime Verhältnis ist nicht gut für eine professionelle Zusammenarbeit als Model und Fotograf. Insbesondere nicht, wenn es sich um Akt- oder Erotikfotos handelt.

• Gelingen die Fotos nicht, so kann dies zu einer Belastung der zwischenmenschlichen Beziehung führen. Das gegenseitige Schuld zuweisen kann ein Problem darstellen; ebenso wie der Umstand, der Enttäuschung immer dann ausgesetzt zu sein, wenn der Fotograf beispielsweise mit Fotos von anderen Models nach Hause kommt, die vielleicht besser gelungen sind. „Du hast dir nicht genug Mühe gegeben“ könnte der Vorwurf aus Modelsicht lauten; oder „Du siehst nun mal so aus“ das Kontra des Fotografen. Beides keine gute Basis für ein harmonisches Miteinander … Einfacher ist es, wenn Model und Fotograf bei Nicht-Gelingen einfach getrennte Wege gehen können.

• Kleine Missverständnisse, wie sie bei jedem Fotoshooting auftreten können, können sich zu einer „Staatsaffäre“ ausweiten. Gegenüber seiner (seinem) Lebenspartner(in) wird man schneller ungeduldig; gerade beim Beschreiben der Posen kann das schnell zum „Ehekrach“ führen.

• Besonders schwierig wird es, wenn der oder die Lebenspartner(in) die fotografische Begeisterung nur eingeschränkt teilt; auch ist es nicht jedermanns Sache, vor der Kamera zu posen. Und drittens passiert es immer wieder, dass Fotos gemacht werden, nur um dem (der) Partner(in) einen Gefallen zu tun - was dann besonders gequält herüberkommt (weil es das oftmals auch ist).

• Die geplante Verwendung der Fotos kann später ebenfalls zu Unstimmigkeiten führen. Vor allem, wenn vorher nichts konkret vereinbart wurde und die Fotos dann, zum Beispiel weil sie besonders gelungen sind, vom Fotografen (von der Fotografin) veröffentlicht werden – was dem Model nicht immer gefällt, gerade bei erotischen Fotos.

• Sobald ich die Kamera in die Hand nehme, bin ich der „Chef“. Ich bin es gewohnt, im (netten) Befehlston meine Models zu dirigieren. Doch auch wenn ich dabei nett bin – es ist und bleibt ein Befehlston. Und das kann zu Reibereien führen, wenn auf einmal einer der Partner beim Fotografieren weniger partnerschaftlich lenkt und denkt als sonst in der Beziehung (wo beide Partner gleichberechtigt sind). Es ist bestenfalls ungewohnt, wenn auf einmal der Partner (mit der Kamera in der Hand) zum „Bestimmer“ wird. Wird es aber als unangenehm empfunden, so wird das Fotoshooting zur Qual (was man den Ergebnissen garantiert ansehen wird!)

Vermutlich gibt es noch einige Gründe mehr, warum es nicht ratsam ist, die eigene Frau oder Freundin (oder entsprechend Mann oder Freund) zu fotografieren. Hier aufgelistet wurden nur die wichtigsten.

Abbildung 3.2: Meine damalige Freundin (und jetzige Ehefrau) habe ich anfangs, zu Beginn meiner Laufbahn, häufiger fotografiert. Allerdings war ich meist zu ungeduldig und die Fotoshootings endeten sogar manchmal im Streit, sodass wir irgendwann der Meinung waren, dass ich lieber fremde Models fotografieren sollte.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Im Bekannten- und Freundeskreis

Jeder Mensch hat (mehr oder weniger viele) soziale Kontakte, ein Umfeld. Sowohl beruflich als auch privat.

Potenzielle Models im beruflichen Zusammenhang anzusprechen, ist meines Erachtens weniger ratsam. Es kommt zwar darauf an, wie der jeweilige Einzelfall gelagert ist. Doch können sowohl die Absage des Models als auch spätere Unstimmigkeiten bei erfolgreichem Zustandekommen des Shootings (beispielsweise über die Verwendung der Fotos) zu einer Belastung der künftigen beruflichen Zusammenarbeit führen. Zumindest wenn es um erotische Fotoaufnahmen geht, solltet ihr daher eher darauf verzichten, die attraktive Chefsekretärin zu fragen, ob sie als Model vor eurer Kamera stehen möchte.

Etwas anderes ist es, wenn sich euer (fotografisches) Können in der Firma herumgesprochen hat und ihr von irgendeinem (irgendeiner) der Mitarbeiter(innen) angesprochen werdet. Dann ist das natürlich vollkommen OK, die Aufnahmen zu machen. Klärt aber vorher ausführlich (und am besten schriftlich!), ob und wie (und wo) die entstandenen Fotos von euch veröffentlicht werden können.

Im privaten Freundeskreis hingegen ist es natürlich kein Problem, zu fragen, ob jemand eurer Bekannten Fotos machen möchte! Klärt allerdings auch hier vorher ab, ob und wie die Fotos verwendet werden dürfen!

Ist das potenzielle Model allerdings die Freundin eures besten Freundes, so solltet ihr auf (Akt- und Erotik-) Aufnahmen verzichten, wenn ihr wisst, dass besagter Freund sehr eifersüchtig ist! Schließlich ist eine gute Freundschaft wertvoller als gute Fotos; zumal ihr noch genug Gelegenheit haben werdet, Models zu finden und zu fotografieren!

Abbildung 3.3: Gerriet ist der Mann eines meiner ersten Models. Da der Kontakt nie abgebrochen ist, hat seine Frau mich irgendwann gebeten, mit ihm mal ein Testshooting zu machen, um zu sehen, ob er als Model geeignet ist. Ich meine: ja! Auf jeden Fall! Nikon D3X mit 1,4/85mm Nikkor. 1/125 Sekunde, Blende 5,6, ISO 100.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 3.4: Gerade Kindermodels kann man gut im Freundes- und Bekanntenkreis rekrutieren. Da hilft es sehr, wenn die Fotografin oder der Fotograf Mama oder Papa gut kennen. Nikon D4 mit 1,4/85mm Nikkor. 1/100 Sekunde, Blende 2,5, ISO 640.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Wenn ihr Mitglied im Tanz- oder Sportverein seid, solltet ihr euch dort nach Models umschauen, denn Sportler haben ein sehr gutes Körperbewusstsein und lassen sich in der Regel auch gerne fotografieren (weil sie stolz darauf sind, wie sie ihren Körper durch fast tägliches Training geformt haben). Insbesondere für Akt- und Erotikfotos sind Sportler(innen) aufgrund ihrer wohlgeformten Körper oftmals sehr gut geeignet.

Abbildung 3.5: Die meisten Sportler(innen) haben nicht nur trainierte Körper und eine überdurchschnittliche Körperbeherrschung, sondern auch ein eher ungezwungenes und natürliches Verhältnis zur eigenen Nacktheit. Ideal, um gelegentlich als Aktmodell vor der Kamera zu stehen. Nikon D3X mit 2,8/105mm Makro Nikkor. 1/125 Sekunde, Blende 7,1, ISO 100.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Auf der Straße, beim Einkaufen, etc.

Die besten Models habe ich in der Vergangenheit selbst auf der Straße „gefunden“. Beim Einkaufen, auf dem Weg von A nach B, beim Tanken oder beispielsweise auch auf Veranstaltungen.

Zugegeben, es ist nicht jedermanns Sache, eine fremde Person in der Öffentlichkeit anzusprechen. Doch warum eigentlich nicht? Ist es etwas Schlimmes, jemanden zu fragen, ob sie oder er als Model arbeiten möchte? Ich finde nicht!

Selbst wenn ich Models für Aktfotos suche, habe ich kein Problem damit, das auch genau so zu sagen.

Hinweis: Es gibt genügend Fotografen, die zwar gerne Aktfotos machen, aber insgeheim der Meinung sind, dass das Modeln etwas Verwerfliches ist. Mit dieser Einstellung werden sie aber niemals außergewöhnlich gute Fotos schießen und es außerdem schwer haben, neue Models zu finden. Man darf als Fotograf nichts „Schlimmes“ dabei finden – sonst ist man bei dem Thema fehl am Platz!

Abbildung 3.6: Ich suche nicht gezielt potenzielle Models. Doch wenn ich unterwegs bin, beispielsweise beim Einkaufen, und eine geeignete Person sehe, so spreche ich sie auch an. Sandra beispielsweise habe ich beim Kaufhof in der Parfümerieabteilung „entdeckt“. Sofort habe ich ihr meine Visitenkarte gegeben und nach ca. 3 Wochen hat sie sich dann bei mir gemeldet. Unser Testshooting dauerte gerade einmal 15 Minuten. Mir war sofort klar, dass Sandra, übrigens gänzlich ohne vorherige Kamera-Erfahrung, sehr fotogen ist. Nikon D4 mit 2,8/70-200mm Nikkor. 1/100 Sekunde, Blende 3,2, ISO 100.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Ich werde oft gefragt, wie ich das mache, wenn ich potenzielle Models auf der Straße anspreche. Nun, ich habe keine bestimmte, festgelegte „Vorgehensweise“. Ich bin sehr spontan, und wenn ich jemanden sehe, die oder den ich für Fotoaufnahmen geeignet halte, dann spreche ich die Person einfach an. Ich stelle mich dann kurz mit Namen und Beruf vor, sage, dass ich gerade neue Models für verschiedene Projekte suche, und übergebe dann meine Visitenkarte. Auf dieser steht (ganz wichtig!) mein Name, die Adresse, Telefon- und Mobil-Nummer und meine Internetseite www.jensbrueggemann.de. Auf Letzterer können sich die Angesprochenen dann unverbindlich über mich erkundigen und meine Arbeiten begutachten.

Jetzt werden manche von euch denken „Ja, als Berufsfotograf mit vielen Referenzen ist es leicht, neue Models zu kriegen. Aber was mache ich als Neueinsteiger, der in der Modelfotografie noch ganz am Anfang ist?“

Gegen diese Sichtweise sprechen mehrere Punkte:

• Erstens habe ich ebenfalls als (Amateur-) Hobby-Fotograf angefangen. Schon damals habe ich nahezu alle meiner Models auf der Straße rekrutiert. Also geht das „Überzeugen“ der Models auch, wenn man nur wenige Fotos hat zum Vorzeigen – solange diese nur den Models gefallen!

• Zweitens bin ich sogar davon überzeugt, dass es als Amateurfotograf manchmal einfacher sein kann, neue Models zu bekommen, denn als Berufsfotograf muss ich darauf bestehen, dass jedes Model einen Vertrag unterschreibt und ich die Fotos uneingeschränkt kommerziell nutzen kann. Amateurfotografen legen oftmals keinen großen Wert darauf, die Fotos auch kommerziell nutzen zu können oder beabsichtigen gar keine Veröffentlichung der gemachten Aufnahmen. Dieser Punkt ist gerade für die Akt- und Erotikfotografie bedeutend, denn viele Menschen würden sich zwar wenig oder gar nicht bekleidet fotografieren lassen – nur mit der Veröffentlichung dieser Ergebnisse sind sie nicht einverstanden. Doch ich als Berufsfotograf muss darauf bestehen, dass ich die Fotos verwenden kann, denn ansonsten kann ich nichts damit anfangen. Und das ist der Punkt, dass manche der von mir gefragten Models dann doch abspringen.

Hinweis: Die „Trefferquote“ (also der Prozentsatz der von mir angesprochenen Models, mit denen ich dann auch tatsächlich ein Shooting habe) ist recht hoch! Genaue Zahlen kann ich nicht nennen, weil sich manche Interessierte erst nach Jahren melden (ich hab schon Models gehabt, die sich erst nach 10 Jahren bei mir zwecks Fotoshooting gemeldet haben!). Ich schätze aber, dass mehr als 50% der von mir angesprochenen potenziellen Models auch tatsächlich irgendwann zum Fotoshooting zu mir kommen.

Abbildung 3.7: Sicherlich erfordert das Ansprechen fremder, dazu noch äußerst attraktiver junger Frauen ein gewisses Maß an Mut, doch so schlimm, wie viele Fotografen sich das vorstellen, ist es eigentlich nicht. Immerhin machen wir ja der angesprochenen Person ein Kompliment. Indirekt formuliert sagen wir ja nichts anderes als: »Du siehst klasse aus und deshalb würde ich dich gerne fotografieren.« Und auch Rebecca hat es als Kompliment aufgefasst, als ich sie an einer roten Ampel angesprochen und ihr meine Visitenkarte gegeben habe. Sie war als Workshopmodel bei meinen Fotoreisen mehrfach mit auf Ibiza und in Andalusien. Nikon D3X mit 2,8/105mm Makro Nikkor. 1/200 Sekunde, Blende 10, ISO 100.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Model-Foren im Internet

Im Internet gibt es einige Model-Foren und -Communities. www.model-kartei.de, www.fotocommunity.de, www.one4model.de und www.stylished.de sind die bekanntesten in Deutschland.

Dort tummeln sich viele unterschiedliche Models. Professionelle ebenso wie Anfänger(innen), Zuverlässige ebenso wie welche, die sich irgendwann angemeldet haben und als „Karteileichen“ weiterexistieren. Viele von ihnen (die „besseren“?) machen nur noch „Pay-Shootings“ (sie verdienen also teilweise ihren Lebensunterhalt mit dem Modeln), manche auch „TFP-Fotoshootings“ (TFP = time for pictures; die Models investieren Zeit und möchten dafür Fotos bekommen).

Wer sich in der Anonymität des Internets eher traut, Models zu kontaktieren, ist hier gut aufgehoben.

Ich bevorzuge aber nach wie vor das Ansprechen von Personen „live“ auf der Straße; da ist die Trefferquote höher und diese Methode ist m.E. weniger zeitintensiv. Außerdem habe ich auf diese Weise die angesprochenen Personen persönlich in Augenschein nehmen können. In Internetforen sieht man ja erst einmal nur die (oftmals aufwendig bearbeiteten) Fotos sowie eine mehr oder weniger aussagekräftige Selbstdarstellung.

Abbildung 3.8: Christina hat sich über die Seite www.model-kartei.de (im Foto-Sprachjargon auch „MK“ genannt) mit mir in Verbindung gesetzt. Dieses Foto ist das Ergebnis unseres Test-Fotoshootings. Und anschließend habe ich sie gleich für meinen Andalusien-Workshop als Model gebucht. Nikon D4 mit 2,8/70-200mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 165mm. 1/125 Sekunde, Blende 4,5, ISO 100. Als Hauptlicht von vorn habe ich den Para330-Schirm bei zentrierter Fokussierung verwendet, denn dann wirkt das Licht sehr plastisch und ergibt deutliche Schatten.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Auf Workshops

Eine gute Methode, neue Models kennenzulernen (und auch schon auf Fotogenität, Wandlungsfähigkeit und Motivation zu testen), ist der Besuch von Foto-Workshops. Hier kann man für vergleichsweise wenig Geld Models fotografieren und dabei auch noch etwas lernen!

Abbildung 3.9: Elida ist nicht nur hübsch, sondern auch ein sehr talentiertes Model. Das Gefühl für wirkungsvolle Posen liegt ihr anscheinend im Blut. Außerdem ist sie immer zuverlässig und pünktlich, weshalb ich sie schon mehrfach bei meinen Werbe-Fotoshootings und auf Workshops eingesetzt habe. Nikon D4 mit 2,8/70-200mm Nikkor. 1/250 Sekunde, Blende 16, ISO 200.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



„Während eines Foto-Workshops haben die Teilnehmer die gute Möglichkeit, nicht nur neue Models kennenzulernen, sondern auch gleich zu sehen, wie die Zusammenarbeit mit dem Model verläuft. Schließlich resultieren aus einem Fotoshooting vor allem dann tolle Ergebnisse, wenn die »Chemie« zwischen Fotograf und Model »stimmt«. Und um zu beurteilen, ob eine zukünftige fotografische Zusammenarbeit von Erfolg gekrönt sein wird, sind Foto-Workshops eben (auch) sehr gut geeignet!

Beachtet aber dabei, dass ihr nur dann beurteilen könnt, ob eines der Workshop-Models für weitere Projekte geeignet ist, wenn ihr während des Workshops auch Gelegenheit habt, wirklich allein mit dem Model zu shooten. Beim sogenannten »Rudelschießen«, also wenn eine ganze Gruppe von Fotografen gleichzeitig das Model fotografiert, gibt es immer wieder einen oder zwei etwas erfahrenere Teilnehmer, die dann die Wortführerschaft übernehmen und so für alle anderen Fotografen das Model entsprechend zu posen anleiten. Der einzelne Fotograf lernt bei solchen Workshops gar nichts, denn entscheidend ist nun mal die effiziente Zusammenarbeit mit dem Model, und die lernt man nur, indem man selbst gezwungen ist, seine Schüchternheit zu überwinden und klar und deutlich Regieanweisungen zu geben.“

Aus „Akt- und Erotikfotografie“, Jens Brüggemann, mitp-Verlag, 2013, 17,95 Euro, ISBN 978-3-8266-9482-0

Abbildung 3.10: Workshops sind eine gute Methode, um neue Models kennenzulernen. Als Fotograf stellt man anhand eigener Fotos schnell fest, ob sich das Model auch für weitere geplante Fotoshootings eignet. Insbesondere bei meinen einwöchigen Auslands-Workshops (hier ein Schnappschuss vom Ibiza-Workshop 2013) können die Teilnehmer und Models in Ruhe herausfinden, ob eine Zusammenarbeit auch längerfristig funktionieren würde. Das bessere Kennenlernen aufgrund mehrerer gemeinsamer Shootings wird auf jeden Fall eine Qualitätssteigerung der Bildergebnisse nach sich ziehen.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Durch Modelsharing

Modelsharing ist das Aufteilen des Modelhonorars (und gegebenenfalls weiterer Kosten wie Studiomiete bei Mietstudios oder Locationgebühr bei anderen Räumlichkeiten) auf mehrere Fotografen.

In meinen Augen haftet dem Modelsharing immer ein wenig von „Geiz“ an, denn wenn sich Fotografen ein Model „teilen“, dann heißt das ja, dass sie – um Geld zu sparen – Kompromisse eingehen bei der Zusammenarbeit, die zwangsläufig weniger intensiv ist als bei einem Einzelshooting (wo das Verhältnis Fotografen zu Models 1:1 beträgt).

Für ein erstes Kennenlernen und um zu sehen, wie gut das betreffende Model sich vor der Kamera macht, sind Modelsharings aber geeignet.

Durch Mundpropaganda

Mundpropaganda ist für Fotografen die beste Methode, um neue Models zu bekommen. Allerdings ist Mundpropaganda nicht steuerbar, denn der Fotograf selbst kann sie nicht aktiv betreiben. Es liegt nicht in seinem Ermessen, wann die Models sich von allein bei ihm melden. Mundpropaganda ist also nicht geeignet, um Models für ein bestimmtes Shooting zu casten.

Der Fotograf kann lediglich gute Arbeit leisten und darauf hoffen, dass seine zufriedenen Kunden (und die Models) so begeistert von seiner Arbeit sind, dass sie ihn weiterempfehlen.

Abbildung 3.11: Tiana kam durch Mundpropaganda zu mir. Ich hatte damals eine Freundin von ihr fotografiert und die Ergebnisse kamen sowohl beim Model als auch bei ihren Freundinnen sehr gut an, sodass Tiana sich schließlich traute und sich bei mir als Model bewarb.

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(Foto © Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Hinweis: Im nächsten Teil dieser Tutorialserie geht es darum, außergewöhnliche, wirkungsvolle oder zumindest geeignete Locations für das Modelfotoshooting zu finden. Wichtig ist dabei, dass die Location zu der Bildidee passt. Manchmal aber hat die Location einen so großen Einfluss auf die Bildidee, dass diese sich (zumindest teilweise) aus der Wahl der Location ergibt. Denkt beispielsweise an eine Westernstadt-Kulisse: Wenn dort fotografiert werden soll, wird der Fotograf bestimmt nicht die Themen „Inlineskater“, „Burgfräulein“, „Cars & Girls“ oder „HipHop“ wählen …