Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung

Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung: Teil 3 - Für die professionelle Fotografie relevante Lichtquellen

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Für die professionelle Fotografie relevante Lichtquellen

Abbildung 3.1: Es macht auch in beleuchtungstechnischer Hinsicht einen Unterschied, ob man Autos, Menschen oder Stills fotografiert. Die fotografischen Themen, denen sich der Fotograf widmen möchte, fließen daher ins Anforderungsprofil mit ein. Bei der Auswahl der Beleuchtungstechnik spielt außerdem der persönliche (Licht-) Geschmack des Fotografen eine nicht unerhebliche Rolle: Manche mögen hartes Licht lieber, manche weiches. Manche bevorzugen eine klare Lichtführung, andere arbeiten gern mit vielen Effektlichtern.

Und schließlich ist die individuelle Arbeitsweise zu berücksichtigen: Ist der Fotograf Einzelkämpfer und ständig on location unterwegs, wird er eine andere Lichttechnik bevorzugen als jemand, der im Studio arbeitet oder immer Helfer um sich herum hat. Jemand, der sich viel Zeit bei seinen Aufnahmen lässt, wird Wert auf andere Dinge legen als jemand, der in kürzester Zeit die Fotos im Kasten haben muss. All das zusammen ergibt das Anforderungsprofil, welches mit den am Markt vorhandenen lichttechnischen Möglichkeiten abgestimmt werden muss.

Schließlich gilt es, die optimal passende Beleuchtungstechnik für den einzelnen Fotografen zu finden. Und last but not least wird ein begrenztes finanzielles Budget dazu führen, dass nicht gleich alles, was sinnvoll und dauerhaft notwendig erscheint, auch unmittelbar gekauft werden kann. Dann gilt es, Abstriche im Umfang oder notfalls (!) auch in der Qualität der Beleuchtungstechnik, die angeschafft werden kann, zu machen.

Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung: Teil 3 - Für die professionelle Fotografie relevante Lichtquellen (?)

Hinweis

Es gibt für jeden Fotografen weitgehend „optimale“ Lichtlösungen und welche, die absolut ungeeignet für die persönlichen Belange sind. Und eine Menge dazwischen. Es gilt daher, ein Anforderungsprofil zu erarbeiten, welche Lichttechnik sinnvoll für den jeweiligen Fotografen ist.

Zusammen mit dem vorhandenen Budget bestimmt das Anforderungsprofil dann, welche Ausrüstung angeschafft werden sollte und kann. Am Markt gibt es mittlerweile viel sehr gute Beleuchtungstechnik für Fotografen. Für jegliche Anforderungen ist etwas Passendes verfügbar. Kauft jedoch nicht nur nach dem Kriterium „Preis“, denn: „Wer billig kauft, kauft zweimal!“

Abbildung 3.2: Anders als bei modernen Kameras, die nach ein paar Jahren veraltet sind und neu gekauft werden müssen, veraltet Lichttechnik deutlich langsamer. Teile meiner Blitzanlage sind schon 15 Jahre alt und ich werde bestimmt noch die nächsten 15-20 Jahre damit ohne Abstriche arbeiten können.

Beleuchtungstechnik ist also eine langfristige Investition. Wenn man Qualität kauft, kann man davon ausgehen, diese auch 30 Jahre oder sogar noch länger einzusetzen.

Ich empfehle daher, bei einem begrenzten Budget lieber etwas Vernünftiges zu kaufen und dafür weniger, als gleich alles auf einmal in schlechter Qualität. Im Laufe dieser Tutorialserie werde ich im Rahmen einer Kaufempfehlung noch auf von mir getestete und empfehlenswerte Lichttechnik gesondert eingehen.

Wer eine individuelle Beratung benötigt, dem kann ich im Rahmen einer Einzelschulung helfen, das optimal auf die Bedürfnisse zurechtgeschnittene Equipment auszuwählen. Anders als bei Kameras, von denen es Tests in Fotozeitschriften zuhauf gibt, ist die Kaufberatung bei Beleuchtungszubehör eher rar gesät.

Vielen Verkäufern fehlt das passende praxiserprobte Know-how und die Fotozeitschriften bringen meist nur eine Auflistung der technischen Daten.

Echte Tests finden so gut wie nicht statt, sodass der Interessent meist auf sich allein gestellt ist und hilflos im Internet nach Antworten sucht. Doch ist eine individuelle Auswahl und Zusammenstellung nötig, damit man später optimal mit der gekauften Anlage arbeiten kann. Berücksichtigt man außerdem die Höhe der Anschaffungskosten, wird schnell klar, dass man sich ausreichend intensiv vor dem Kauf informieren sollte, um ein optimales Preis-Leistungsverhältnis zu bekommen. Wie schon betont: Qualitativ hochwertige Beleuchtungstechnik kann im Regelfall mehrere Jahrzehnte eingesetzt werden.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 3.3: Viele Fotografen suchen, in Unkenntnis der Funktionsweise von Blitzanlagen, ihr Heil im Einsatz von Dauerlicht. Doch sind die Dauerlichtquellen wirklich für fotografische Zwecke geeignet? Dieses Tutorial gibt Auskunft darüber, welches Licht für welche Zwecke eingesetzt werden sollte, damit optimale Resultate erzielt werden können.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

3.1 Available Light

Mit Available light bezeichnet man das vorhandene (Dauer-) Licht. Man verbindet diesen Begriff in der Fotografie damit, dass das Licht nicht nur vorhanden, sondern zusätzlich noch relativ schwach ist. Damit werden starke Lichtquellen wie beispielsweise direkte Sonnenstrahlen oder das Flutlicht in einem Fußballstadion aus dieser Begriffsdefinition ausgeschlossen.

Aufgrund der fortschrittlichen Technik der modernen Kameras mit den Möglichkeiten hoher ISO-Einstellungen bei guter bis akzeptabler Bildqualität haben sich auch die Bedingungen verschoben, wo man noch von Available light sprechen kann. Oder anders formuliert: Bei hohen ISO-Werten ergeben sich viel mehr Möglichkeiten als noch vor ein paar Jahren, mit vorhandenem schwachen Licht zu fotografieren. Jetzt mit den modernen Kameras sind wirklich Aufnahmen bei schwachen Lichtverhältnissen möglich, bei denen man vor ein paar Jahren ohne Stativ noch aufgeschmissen war. Damit ergeben sich ganz neue vielfältige Möglichkeiten, die zu Zeiten der Analogfotografie undenkbar schienen!

Abbildung 3.4: Dieses Foto entstand in einer Höhle mit einer Menge Stalaktiten und Stalagmiten. Die Höhle war beleuchtet, und um die Lichtstimmung nicht zu zerstören, habe ich auf den Einsatz eines Blitzlichts verzichtet. Um nicht zu verwackeln, habe ich die Kamera auf einen Felsen im Vordergrund abgestützt. Nikon D200 mit 2,8/20mm Nikkor. 1/8 Sek., Blende 4,0.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)



Da Available light sowohl Tages- als auch Kunstlicht umfasst, ist gegebenenfalls auf eventuell auftretende Farbstiche zu achten. Manchmal kann es jedoch sinnvoll sein, die Farbtemperatur-Einstellung der Kamera auf Tageslicht zu belassen und einen Farbstich bewusst in Kauf zu nehmen. Gerade bei Mischlichtsituationen kann es schön sein, dass man neben dem wenigen Tageslicht noch zum Beispiel das (wärmere) Glühlampen-Kunstlicht (auch als solches) erkennt.

Farbtemperatur

Die Farbtemperatur einer Lichtquelle wird in Kelvin (K) angegeben.

0 K entsprechen einem Körper, der keinerlei Strahlung abgibt und alle auftreffende Strahlung absorbiert.

• Mittleres, „neutrales“ Tageslicht hat laut internationaler Definition 5.500 K. Hierauf sind Filme und Digitalkameras/Rückteile optimiert.

• Kunstlicht („Dauerlicht“) liegt zwischen 1.500 – 3.400 K.

• Natürliches Tageslicht schwankt je nach Tageszeit und Wetter von 3.400 K (Spätabendsonne) über 4.800 K (Sonnenauf-/untergang) bis zu 12.000 K („Blaue Stunde“).

• Aufsteck- und Stabblitzgeräte erreichen eine Farbtemperatur bis zu 6.000 K.

• Durch die Verwendung von Filtern, unabhängig ob an der Lichtquelle oder dem Objektiv, werden die komplementären Farbanteile lediglich abgeschwächt, jedoch kein Farbbereich (Licht) hinzugefügt!

Quelle: Guido Puttkammer: „Basisseminar“, Profoto 2005.

Fazit: Fotografie ohne Available light ist nicht vorstellbar. Schon immer gab es den Reiz der stimmungsvoll belichteten Fotos, die bei Available light aufgenommen wurden, sozusagen an der Grenze des Möglichen.

Abbildung 3.5: Aufnahme allein bei Kerzenlicht, ohne Stativ aus der freien Hand fotografiert. Nikon D3 mit 2,8/105mm Micro Nikkor. 1/60 Sekunde, Blende 4,5, ISO 2.500.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

3.2 Glühlampen

Als für den normalen Verbraucher aufgrund einer EU-Regelung der Verkauf herkömmlicher Glühlampen verboten wurde, kam ein pfiffiger Unternehmer auf die Idee, diese als „kleine Heizkraftwerke“ einzuführen und zum Verkauf anzubieten.

Vor Gericht unterlag der Unternehmer, doch im Grunde genommen hatte er (technisch gesehen) recht: Glühlampen, deren Verkauf für Spezialanwendungen (zum Beispiel als Einstelllicht bei Blitzanlagen) immer noch erlaubt ist, sind in erster Linie Wärme-Abgeber und erst in zweiter Linie machen sie Licht. Der Wirkungsgrad von Glühlampen ist zwischen 4-8% sichtbarem Licht äußerst gering. Zurecht werden sie als „Stromverschwender und Umweltsünder“ tituliert.

Doch neben der hohen Wärmeabgabe haben Glühlampen noch weitere Nachteile. Ihre Farbtemperatur mit Werten zwischen 2.800 K bis 3.200 K ist äußerst gering (warm). Dimmt man sie, sinkt die Farbtemperatur weiter (das Licht wird von der Farbcharakteristik her noch wärmer).

Sie ist auch nicht konstant, weder mit zunehmender Betriebsdauer noch im Lebenszyklus der Glühlampe, weshalb sie für Fotoaufnahmen, bei denen es auf „Lichtechtheit“ der fotografierten Gegenstände ankommt (wie beispielsweise in der Werbe-Produkt-Fotografie), nicht geeignet ist. Neben der Farbtemperatur schwankt auch die Leistung, sowohl über die Einsatzdauer als auch bei Stromschwankungen im Netz.

Abbildung 3.6: Glühlampen sollten in der Fotografie aufgrund ihrer vielen Nachteile nur in der Form eingesetzt werden, dass sie als Hintergrundbeleuchtung (stimmungsvolles) Licht liefern. Als Hauptlicht sind sie nicht geeignet.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)



Doch Glühlampen haben auch Vorteile: Sie sind günstig, wiegen nicht viel, man sieht ihren Lichtverlauf und die Mischlichtverteilung bei Tageslicht (Kombination aus Dauerlicht-1 und Dauerlicht-2). Und ihr Licht kann mit den Belichtungsautomatiken, die in den Kameras eingebaut sind, gemessen werden. Das macht sie insbesondere interessant für Fotografen, die am liebsten nach dem Prinzip WYSIWYG („What you see is what you get“) arbeiten (wobei einschränkend die unterschiedliche Farbtemperatur beachtet werden muss).

3.3 Baustrahler & Co.

Aus irgendeinem Grund sind Baustrahler bei Amateur-Fotografen beliebt. Ihre anscheinend einfache Bedienung gepaart mit einem geringen Anschaffungspreis und kompakten Abmessungen des Brenners machen sie zur ersten Wahl bei Fotografen, die anfangen wollen, mit Licht zu gestalten. Doch sind die meist mit Halogenlampen bestückten Baustrahler wirklich für fotografische Zwecke geeignet?

Halogenlampen sind günstig zu beschaffen, es existiert ein umfangreiches Angebot. Manche Baustrahler werden samt Stativ verkauft. Nicht selten sind sie spritzwassergeschützt und damit auch für den Outdoor-Einsatz geeignet. Leistung und Farbtemperatur bleiben auch über die gesamte Brenndauer relativ konstant. Ebenso wie bei Glühlampen kann ihr Licht auch mit dem eingebauten Belichtungsmesser gemessen werden (Dauerlicht).

Die Nachteile hingegen machen klar, warum Baustrahler für das „Hellermachen“ auf dem Bau konstruiert wurden – und nicht für fotografische Zwecke: Ihr Wirkungsgrad ist mit etwa 10% sehr gering. Die Hitzeentwicklung hingegen ist gerade bei starker Leistung sehr groß, was ihre Einsatzmöglichkeiten in Kombination mit Lichtformern auf ein absolutes Minimum beschränkt (oder bei Vorsätzen aus Stoff nahezu unmöglich macht).

Der Brenner kann bei Erschütterungen leicht Schaden nehmen, die Robustheit ist also beschränkt. Die Farbtemperatur ist sehr gering (zwischen 3.200 K – 3.400 K), es resultiert „warmes“ Licht. (Beim Dimmen, sofern überhaupt möglich, nimmt sie noch weiter ab.)

Insbesondere bei Mischlichtsituationen (Halogenlicht mit Tageslicht) kann das stören, da der Weißabgleich an der Kamera ja entweder auf Tageslicht oder auf Halogenlicht eingestellt werden kann (oder man wählt näherungsweise einen Wert dazwischen, was auch nicht gerade optimal ist).

Abbildung 3.7: Für die Fotografie von Produkten, die farbecht wiedergegeben werden sollen, ist die Beleuchtung mittels Baustrahlern oder anderen Halogenlampen ziemlich ungeeignet.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

3.4 HMI-Lampen

HMI-Lampen sind Entladungslampen, die Dauerlichtbetrieb ermöglichen. Sowohl Farbtemperatur (entspricht Tageslicht) als auch Leistung bleiben über die gesamte Brenndauer weitgehend konstant. Ihr größter Vorteil ist daher, dass sie zusammen mit natürlichem Tageslicht in Mischlichtsituationen eingesetzt werden können. Ihr Licht kann auch mit den in den Kameras eingebauten Belichtungsmessern gemessen werden, was ihre Anwendung für Anfänger einfach macht. Der Wirkungsgrad ist für Dauerlichtquellen relativ hoch: ca. 25% Lichtausbeute.

Doch die Nachteile zeigen, dass HMI-Lampen nur für fotografische Spezialzwecke verwendet werden: Die Preise von HMI-Lampen (und des zugehörigen Brenners) sind sehr hoch. Ihre Leistung lässt sich nur minimal regeln (über eine Blendenstufe). Sie entwickeln starke Hitze, weshalb keine stofflich-basierten Lichtformer (wie die beliebten Softboxen oder Schirme) an ihnen Verwendung finden können. Die billigeren Versionen sind für fotografische Zwecke aufgrund des Flimmerns ungeeignet.

Fazit: HMI-Lampen sind eher etwas für Filmschaffende, weniger für Fotografen. Starke Hitzeentwicklung, geringer Regelbereich und die bei unsachgemäßer Handhabung gefährliche UV-Strahlung machen deutlich, dass diese den Anforderungen von uns Fotografen nicht gerecht werden.

3.5 Tageslicht-ähnliche Leuchtstofflampen

Leuchtstofflampen sind relativ günstig. Angeboten werden sie meist zu mehreren als Flächenleuchten in einem stabilen Gehäuse (siehe Foto unten). Ihre Leistung und Farbtemperaturen bleiben über die gesamte Brenndauer halbwegs konstant.

Einige von ihnen liefern halbwegs Tageslichttemperatur, weshalb sie auch in Mischlichtsituationen gut eingesetzt werden können und ihr Licht auch problemlos mit den in den Kameras eingebauten Belichtungsmessern gemessen werden kann. Ihre Hitzeentwicklung ist gering, der Wirkungsgrad (bei ca. 15%) akzeptabel.

Abbildung 3.8: Leuchtstofflampen bieten nur näherungsweise Tageslichttemperatur. Aufgrund ihrer beschränkten Auswahl an Lichtformern sind sie weniger für fotografische Zwecke, sondern als Filmlicht gedacht!

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

Allerdings überwiegen die Nachteile, will man sie für fotografische Zwecke einsetzen: Die Lichtcharakteristik lässt sich kaum verändern, es sind primär Flächenleuchten. Bei höheren Leistungen (= größere Anzahl an verwendeten Leuchtstofflampen) nehmen die Abmaße der Leuchte zu, sie werden unhandlich, sind zudem empfindlich beim Transport.

Kauft man billigere Ausführungen, so stört das Flimmern. Auch die Farbtemperatur entspricht (dann) nur annähernd dem Tageslicht.

Wer es nur „heller“ werden lassen will, kann diese Flächenleuchten gut verwenden. Wer aber mit Licht kreativ gestalten möchte, muss sich nach einer Lichtquelle umschauen, die den Einsatz möglichst vielfältiger Lichtformer erlaubt. Leuchtstofflampen sind dafür ungeeignet.

3.6 LED-Leuchten

LED-Leuchten werden in der Fotografie bisher nur wenig eingesetzt, in erster Linie als Einstelllicht. Doch die Weiterentwicklung dieser stromsparenden Lampen wird dafür sorgen, dass ihr Anteil auch als Fotolicht zunehmen wird.

Bereits jetzt gibt es Entwicklungen, wo das LED-Licht nicht nur als Einstelllicht, sondern auch ergänzend als Blitzlicht für Fotoaufnahmen dient.

Abbildung 3.9: LED-Flächenleuchten (die aus vielen Einzel-LEDs bestehen) sind in der Fotografie, anders als im Videobereich, nicht allzu verbreitet. Warum sollten wir auch Dauerlicht (mit all seinen Nachteilen) verwenden, wenn es eine große Auswahl geeigneter Blitzanlagen gibt?

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 3.10: LED-Lampen müssen nicht nur als (stromsparendes) Einstelllicht fungieren. Es gibt auch Neuentwicklungen, die es ermöglichen, mit den LEDs zu blitzen: „Das LED-Array kann sowohl als Einstelllicht als auch als Blitzlicht genutzt werden. Als Blitzlicht verfügt es über eine extrem kurze Blitzdauer von ca. 1/15.000 sec.“ (http://www.priolite.com/de/produkte/details-priolite/items/priolite-mb500.html).

Abgebildet ist hier die Vorderansicht des professionellen Kompaktblitzgerätes Priolite MB500. Dieser Blitz kann sowohl mit einer herkömmlichen Omega-Blitzröhre verwendet werden als auch mittels der zentral angeordneten starken LEDs. Allerdings beträgt die Farbtemperatur dann 6.500 Kelvin und ist damit nicht mehr tageslichtecht, sondern entsprechend etwas „kälter“. Dennoch ist dies eine interessante und zukunftsweisende Alternative.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)



Trotz dieser neuen Entwicklungen ist der jetzige Stand noch so, dass LEDs im fotografischen Bereich in erster Linie als reine Einstelllichter Verwendung finden. Im Video- und Filmbereich als Dauerlicht sind sie bereits seit Längerem etabliert.

Systemblitzgeräte

Systemblitzgeräte sind vergleichsweise günstig. Zwischen 200,- und 440,- Euro bekommt man schon eine Menge Leistung fürs Geld. Ihr größter Vorteil liegt jedoch in der Kompaktheit, der Stromnetz-Unabhängigkeit und dem geringen Gewicht. Ein Systemblitzgerät gehört daher zur Grundausstattung eines jeden Fotografen.

Weitere Vorteile sind ein erstklassiger Wirkungsgrad (bei etwa 50%), annähernd Tageslichttemperatur (Systemblitzgeräte sind etwas kälter, die Farbtemperatur liegt bei bis zu 6.000 K), ein großer Regelbereich, Automatikfunktionen (unter anderem das geniale TTL, das die Blitzabgabemenge so steuert, dass der Fotograf sich nicht um die Licht-Quantität kümmern muss), fast keine Hitzeentwicklung und das Ermöglichen von ultrakurzen Leuchtzeiten (ideal für das Einfrieren von Bewegung).

Abbildung 3.11: Systemblitzgeräte haben viele Vorteile, weshalb sie in keinem Fotorucksack fehlen sollten. Allerdings sollten nur Modelle angeschafft werden, die einen schwenkbaren Reflektor besitzen. Es sei denn, man möchte sie als Slave-Blitze zusätzlich zum Hauptblitz einsetzen. Verwendet ihr den Blitz aber auf eurer Kamera, so ist ein schwenkbarer Reflektor ein absolutes „must have“, denn nur so lässt sich indirekt über einen Aufheller, eine weiße Decke oder eine weiße Wand blitzen. Das direkte Blitzen hingegen sollte weitgehend vermieden werden, denn die resultierenden Schatten, der Lichtabfall und das harte Licht sind keine Zutaten für ein stimmungsvolles Foto.

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(Foto ©2013: Hodzic)

Doch Systemblitzgeräte haben auch Nachteile: Sie haben kein Einstelllicht, mit dem sich die kreative Lichtführung beurteilen lässt. Die Ergebnisse sind daher anfangs immer etwas willkürlich.

Erst mit viel Erfahrung lässt sich der Lichtverlauf abschätzen. Die verfügbaren Lichtformer erreichen bei Weitem nicht die Qualität der großen Blitzanlagen.

Das liegt am Licht selbst, aber auch an der Größe des Blitzes und der verwendeten Lichtformer. Ein Beauty-Dish beispielsweise beim Systemblitz hat eine ganz andere Lichtwirkung als ein Beauty-Dish bei einer Studioblitzanlage. Hinzu kommt, dass das Licht selbst viel flacher wirkt, weniger plastisch (als bei Studioblitzanlagen). Das kann man leider nicht besser beschreiben, den Unterschied muss man gesehen haben!

Abbildung 3.12: Auch im Freien, wo es eigentlich schon genügend hell ist, können Systemblitzgeräte zum Beispiel zur Minderung von Kontrasten sinnvoll eingesetzt werden. Befindet sich das Model beispielsweise unter dem Schatten eines Baumes und besteht der Hintergrund aus (hellem) Himmel, so dient der (hier entfesselt eingesetzte) Blitz dazu, das Model so fotografieren zu können, dass der Himmel nicht überstrahlt, sondern mit Zeichnung wiedergegeben werden kann.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

Ohne Blitz hingegen wäre entweder das Model stark unterbelichtet (dafür Zeichnung im Himmel) oder aber das Model korrekt belichtet (und dafür ausgefressener Hintergrund). Ob der hier aufgestülpte Diffusor-Plastikvorsatz („Joghurtbecher“) eine nennenswerte Wirkung hat, wage ich allerdings zu bezweifeln … Besser sind auf jeden Fall großflächigere Softboxen, um ein weicheres Licht des Systemblitzes zu erzielen.

Fazit

Ein Systemblitzgerät sollte zur Ausrüstung eines jeden Fotografen gehören! Insbesondere die TTL-Steuerung macht das Arbeiten mit diesen Elektronen-Blitzgeräten kinderleicht. Für Partyfotos, im Bereich der Reportage-Fotografie und auch sonst überall, wo kleine Abmaße und geringes Gewicht vonnöten sind, kann der Systemblitz optimal eingesetzt werden. Doch geht es um die gestaltete Fotografie mit genauer Lichtführung und den Möglichkeiten, die Lichtcharakteristik verändern zu können, sind sie zwar auch geeignet, doch letztendlich nur 2. Wahl. Denn für solche Einsatzzwecke wurden Studioblitzanlagen konstruiert.

Abbildung 3.13: Systemblitzgeräte sind optimal für spontane Fotos, zum Beispiel von der Familie oder von Partys. Schwenkt man den Reflektor des Blitzes gegen eine weiße Decke oder Wand, so erhält man auch eine schöne weiche, gleichmäßige Ausleuchtung; nicht nur der fotografierten Personen, sondern des ganzen Raumes (bei kleinen Räumlichkeiten).

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(Foto ©: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 3.14: Vergleichstabelle Systemblitzgeräte versus Studioblitzanlage



Systemblitzgeräte

Studioblitzanlage

starkes Einstelllicht


+++

große Auswahl an Lichtformern

+

+++

kompakt

+++


einfach zu handhaben

++

++

Lichtqualität

+

+++

Lichtquantität

+

+++

Preis

++

+

schnell einsetzbar

+++


für bewegte Objekte geeignet

+++

+

kreative Möglichkeiten

++

+++

ausbaufähig

+

+++

Kamerasystemunabhängig


+++

Blitzanlagen

Blitzanlagen gehören ebenso wie die Systemblitzgeräte zur Kategorie der Elektronenblitzgeräte. Da es einige wesentliche Unterschiede gibt bezüglich der Vorzüge und Vergleichbarkeit zu den anderen bereits beschriebenen Lichtquellen, unterteilt man normalerweise die Kategorie Blitzanlagen noch einmal in den Bereich Studioblitzanlagen und Outdoorblitzanlagen. Allerdings gibt es aktuelle Tendenzen, dass diese Unterscheidung bald der Zukunft angehören wird, denn eine Erweiterung des Funktionsumfangs und damit des Einsatzzweckes sind sowohl bei Outdoorblitzanlagen zu beobachten als auch bei Studioblitzanlagen; mit der Folge, dass die Unterschiede verschwimmen. Doch darüber im nächsten Teil dieses Tutorials (Teil 4: „Anforderungen an professionelle Blitzanlagen“) mehr.

Blitzanlagen zeichnen sich durch Vielseitigkeit aus, denn das Zubehör an Lichtformern ist groß. Die maximale Leistung ist ebenfalls ein häufig gehörtes Kaufkriterium, wobei in letzter Zeit auch die Minimalleistung von immer größerer Bedeutung ist (für Porträtfotos bei nahezu offener Blendenöffnung). Der Regelbereich sollte also möglichst groß sein, um sowohl „viel Licht“ als auch „wenig Licht“ mit nur einer Blitzanlage zu erzielen. Bei modernen hochwertigen Generatoren sind 10 Blendenstufen Regelbereich mittlerweile üblich. Bei Kompaktblitzanlagen sind es bis zu 7 Blendenstufen Regelbereich (beispielsweise bei der Profoto D1).

Abbildung 3.15: Die Kompaktblitzgeräte „D1“ von Profoto zeichnen sich durch Robustheit und einen großen Regelbereich (7 Blendenstufen) aus.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)



Neben den umfangreichen Möglichkeiten, das Licht den eigenen Vorstellungen entsprechend zu formen, ist das Einstelllicht das wichtigste Kriterium, das für die Anschaffung einer Blitzanlage spricht. Erst mithilfe des Einstelllichtes lässt sich das Licht kreativ setzen.

Das ist nicht nur für die werbliche Produktfotografie eminent wichtig, letztendlich ist das genaue Setzen des Lichts in allen Bereichen der gestalterischen Fotografie von großer Bedeutung. Langlebigkeit (bei Qualitäts-Blitzanlagen), konstante Tageslichttemperatur über alle Leistungsstufen, Ausbaufähigkeit und Kamerasystem-Unabhängigkeit sind weitere Pluspunkte, die für Blitzanlagen sprechen.

Abbildung 3.16: Da das Einstelllicht bei den guten Blitzanlagen so konstruiert ist, dass sein Lichtverlauf in etwa dem Blitzlicht entspricht, kann man nach dem WYSIWYG-Prinzip vorgehen, vorausgesetzt, keine anderen Lichter (Tageslicht etc.) stören das genaue Arbeiten. Dann kann das Licht genauestens gesetzt werden, denn man sieht anhand des Einstelllichtes, wie das Blitzlicht bei der Aufnahme verläuft. Ideal für die Werbefotografie, damit man seinen Kunden ein optimales Ergebnis – auch aus beleuchtungstechnischer Sicht – bieten kann.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)



Demgegenüber gibt es folgende Nachteile: Blitzanlagen, achtet man auf Qualität, sind teurer als andere Licht-Lösungen. Oftmals sind sie schwer und unhandlich; ihr Einsatzgebiet ist eben nicht unbedingt der Mount Everest … Ersatzbeschaffungen bei Beschädigung, bei Glasbruch zum Beispiel, sind teuer, denn Ersatz-Blitzröhren können locker mehrere Hundert Euro kosten.

Fazit zum Thema

Blitzanlagen sind nichts für den kleinen Geldbeutel. Die Investition in eine Blitzanlage muss aber langfristig betrachtet werden. Anders als Digitalkameras veralten sie nicht so schnell. Trotz hoher Anschaffungspreise sind sie erste Wahl bei Berufsfotografen und allen, die gestalterisch mit dem Licht arbeiten wollen.

Fotografen, die auf Dauerlicht mit seinen Nachteilen verzichten können (weil sie keine Videoclips drehen), fahren am besten mit der Kombination aus Blitzanlage und Systemblitzgerät. Damit ist man bestens für alle fotografischen Aufgaben gerüstet.

Abbildung 3.17: Das Licht professioneller Blitzanlagen besitzt eine ganz andere (höherwertige) Qualität als alle anderen hier vorgestellten Alternativen. Das Licht wirkt plastischer, lebendiger. Das macht sie zur ersten Wahl bei professionellen Fotografen.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – http://www.jensbrueggemann.de)

Vorschau

Aufgrund ihrer überragenden Bedeutung für die gestalterische Fotografie befasst sich der folgende 4. Teil dieses Tutorials mit den Anforderungen an professionelle Blitzanlagen.