Herzlich willkommen in der Welt der Hochzeitsfotografie! In dieser Tutorialreihe erwarten dich folgende Teile:
Teil 01: Die Grundlagen
Teil 02: Vorbereitungen
Teil 03: Ausrüstung und Equipment
Teil 04: Hochzeitsvorbereitungen
Teil 05: Die Trauung (Standesamt/Kirche etc.)
Teil 06: Familien- und Gästefotos
Teil 07: Feierlichkeiten
Teil 08: Porträtaufnahmen des Paares
Teil 09: Inspiration und Locationwahl
Teil 10: Liebe zum Detail
Teil 11: Nachbearbeitung/Bildbearbeitung
Teil 12: Save the Date/Trash the Dress
Einleitung
Endlich ist es soweit! Die Vorbereitungen sind in vollem Gange und die Hochzeitsplanung nimmt Formen an. Dies ist eine sehr spannende Zeit für Braut und Bräutigam und je nach Vorlaufzeit bis zum großen Tag kannst du im ersten Vorgespräch sogar noch helfend zur Hand gehen.
In diesem Teil der Tutorialreihe möchte ich dir aufzeigen, wie du an das Gespräch mit deinem Brautpaar herangehen kannst, welche Punkte du auf jeden Fall vorher beachten und was du am Hochzeitstag unbedingt vorbereitet haben solltest, damit du ganz entspannt fotografieren kannst.
1. Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Brautpaar
Es spielt eigentlich keine große Rolle, ob du für Freunde oder Bekannte fotografierst oder für ein fremdes Brautpaar tätig werden sollst. Du solltest in jedem Fall immer selbstsicher auftreten und dem Paar das Gefühl geben, dass es in guten Händen ist! Und dass du auch wirklich weißt, was du tust.
Jedes meiner Brautpaare kommt erst einmal unverbindlich für ein erstes Beratungsgespräch ins Studio, zum ersten Kennenlernen sozusagen. Hier erzähle ich ein wenig über mich und meine Arbeit, frage das Paar, was es sich vorstellt und wie ich eventuell behilflich sein kann. Es ist also ein erstes "Anschnuppern". Nicht nur die Bilder müssen gefallen bzw. überzeugen, es muss auch Sympathie vorhanden sein. Denn schließlich ist der Hochzeitsfotograf Vertrauenssache.
Danach hat das Paar genügend Zeit, noch einmal darüber zu sprechen und sich zu entscheiden, ob es verbindlich buchen möchte. Erst 2-3 Wochen vor dem Hochzeitstermin gibt es dann eine ausführliche Beratung, bei welcher der genaue Zeit- und Ablaufplan notiert wird und eine detaillierte Ausarbeitung erfolgt.
Leg dir für das erste Gespräch eine Checkliste an, in der du genau aufführst, was du im ersten Termin wissen musst und was du dem Brautpaar Wichtiges von dir aus sagen solltest. Nicht zuletzt auch einige Dinge, die das Paar davon überzeugen sollen, dass du genau der richtige Fotograf für ihre Hochzeit bist.
Es gibt Paare, die bereits beim ersten Termin genau wissen, was sie möchten und dir klare Vorgaben machen, die für sie unabdingbar sind.
Genauso werden dir Paare begegnen, die sich ganz auf dich verlassen werden und denen du helfend zur Seite stehen musst. Das ist ebenso deine Aufgabe wie das Erfüllen ihrer Wünsche. Hab immer ein offenes Ohr und geh vollumfänglich auf die Wünsche des Paars ein. Denn das Brautpaar steht im Mittelpunkt. Es wird sich nicht dafür interessieren, wie etwas umsetzbar ist, aber das ist ja auch deine Aufgabe.
Ich würde dir empfehlen, ein Fotobuch mit deinen bereits vorhandenen Arbeiten anzufertigen. Wenn du noch keine Hochzeitsfotos hast, dann vielleicht ein paar schöne Beauty-Fotografien oder Paarbilder.
Diese sollten sich natürlich schon in deinem Bilderschatz befinden. So lernt das Paar deinen Fotografie-Stil kennen und weiß dich als Fotograf einzuschätzen. Wenn du schon einige Hochzeiten begleitet hast, so würde ich einen bunten Mix empfehlen: Ein paar Fotografien von der Vorbereitung, ein paar von der Trauung, Gästebilder und natürlich die Paar-Bilder. Detailfotografien machen sich auch immer sehr gut. Ebenfalls kannst du exemplarisch schon das ein oder andere Schwarz-Weiß- oder Sepia-Bild einbringen.
Leg dir einige Dinge zurecht, von denen du erzählen kannst, wenn das Brautpaar keine Fragen an dich richtet, damit das Gespräch nicht abreißt. Erzähl von dir und deiner Arbeit, wie du das Paar an diesem Tag fotografieren wirst und gib ihnen die Sicherheit, die sie von ihrem Fotografen erwarten. Dazu gebe ich im nächsten Punkt noch einige Anregungen.
2. Das erste Kennnenlernen - vom Vorgespräch zum Ablaufplan
Wenn du jetzt deine Erstberatung oder auch schon das detaillierte Beratungsgespräch führst, solltest du dir alles notieren, was für deine Vorbereitung wichtig ist.
Schaffe eine gemütliche und offene Atmosphäre, egal, ob bei dir zu Hause oder an einer Location deiner Wahl. Vielleicht hast du ja auch ein kleines Studio, wo du das künftige Brautpaar in Empfang nehmen kannst. Serviere einen Kaffee und zeige deinen Gästen schon einmal ein paar Referenzen von dir, falls vorhanden.
Da ich täglich mit fremden Menschen arbeite, fällt es mir inzwischen sehr leicht, ein Gespräch zu beginnen und das erste "Anschnuppern" ist für mich einfacher, als es dir vielleicht anfangs von der Hand gehen wird.
Keine Sorge, das kommt alles! Gerade deshalb ist die Fotografie so ein schöner Beruf, da man täglich mit anderen Menschen in Kontakt tritt und lernt, sich schnell auf das Gegenüber einzustellen.
Anfangs fiel mir das auch sehr schwer, heute ist es das Schönste an meiner Arbeit.
Natürlich kenne ich deine Gegebenheiten nicht. Meine Checkliste richtet sich natürlich aus beruflicher Sicht nach ganz anderen Punkten, als dies bei einem Hobbyfotografen der Fall wäre, der eine Hochzeit für Freunde begleitet.
Ich habe im Folgenden einige Stichpunkte aufgeführt, die in jedem Falle zu klären sind. Ganz egal, wen du fotografierst und ob es Hobby ist oder gegen Entgelt.
Sollte das Paar dich hierzu also nicht befragen, solltest du diese Punkte von dir aus ansprechen.
2.1. Dauer der Reportage
Wie lange möchte das Paar an diesem Tag begleitet werden? Bei mir ist diese Option "offen". Das heißt, das Brautpaar hat die Möglichkeit, dies auch am Tag selbst noch zu entscheiden und ggf. zu verkürzen oder zu verlängern.
Die Erfahrung erlaubt es mir jedoch schon, eine Empfehlung abzugeben, wenn ich weiß, welche Bilder gemacht werden sollen. Möchte das Brautpaar beispielsweise eine standesamtliche Trauung (in der Regel viel kürzer als eine kirchliche Trauung) begleitet haben, im Anschluss noch ein paar Gästefotos sowie Paar-Porträts, so kommt es mit einer Begleitung von 1-2 Stunden aus.
Sollen aber auch Vorbereitungen oder anschließende Feierlichkeiten fotografiert werden, ist man recht schnell bei einer Reportagezeit von vier Stunden oder mehr.
Für eine kirchliche Trauung solltest du immer 45-60 Minuten einplanen. Diese Zeit kann in einigen seltenen Fällen sogar überschritten werden, beispielsweise wenn Hochzeit und Taufe in einer Zeremonie erfolgen. Manchmal wird auch noch die Firmung bei einem Ehegatten "nachgeholt", die Zeit in Anspruch nimmt und auch das Abendmahl dauert eine gute Viertelstunde.
Für eine standesamtliche Trauung würde ich maximal eine halbe Stunde kalkulieren. Leider wird das Geschehen in vielen Standesämtern inzwischen in Rekordzeit von 15 Minuten abgehandelt.
Freie Trauungen können gut und gerne auch schon mal 45-60 Minuten dauern. Wenn das Paar bereits ein Vorgespräch mit dem Pfarrer oder Theologen hatte, so wird es dir darüber vielleicht schon Auskunft geben können. Frag einfach danach! Wenn du zukünftig öfter Hochzeiten begleitest, so wirst du nach und nach die Standesämter in deinem Umkreis kennen und dem Paar sogar etwas über die jeweiligen Trauungen berichten können.
Für die Berechnung der Paar-Fotografien kommt es auf verschiedene Gegebenheiten an. Wo werden die Aufnahmen gemacht, muss ggf. ein Fahrtweg zu einer weiter entfernten Location einkalkuliert werden, wie hoch ist der Stellenwert der Paar-Fotos, d.h. reichen unter Umständen ein paar schöne Bilder oder liegt hier der Schwerpunkt der Reportage?
Ich empfehle immer, eine einstündige Reportage einzuplanen, damit es keinen Stress im Zeitplan gibt, aber ich dehne sie auch gerne auf zwei Stunden aus, wenn das Paar diese Fotos als das wichtigste Ereignis des Tages ansieht. Dann wäre sogar ein Locationwechsel denkbar, damit sie nicht immer den gleichen Bilderstil haben. Manchmal besichtige ich die Locations sogar vorher, falls das Paar dies wünscht.
Generell solltest du niemals zu fest im Vorhinein planen, wie du die Bilder genau gestalten wirst. Dabei kommt es auf so viele Dinge an, die du unmöglich im Vorhinein abschätzen kannst: Wie ist das Wetter? Wo steht die Sonne, falls es ein schöner Tag ist? Wie ist die Laune des Paares an diesem Tag und wie lange möchten sie fotografiert werden?
Darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn wir an der Location ankommen. Dann gehe ich mit dem Fotografen-Blick auf Reise und suche mir die Stellen aus, an denen ich gerne fotografieren möchte. Ich würde dir hierzu Teil 08: Porträtaufnahmen des Paares ans Herz legen. Dort werde ich im Detail darauf eingehen, bei welchen Verhältnissen ich wie und mit welchen Kameraeinstellungen fotografiere.
Bitte denke immer daran, dass die Gäste während der Paar-Reportage auf sich allein gestellt sind, sofern die Fotos nicht schon vor der Trauung gemacht wurden. Auch dies sollte das Paar berücksichtigen, denn die Gäste müssen in dieser Zeit irgendwie mit Leckereien oder sinnvollem Geschehen vor Ort beschäftigt werden. Darauf solltest du noch einmal hinweisen. Manchmal machen sich die Brautpaare im Vorfeld darüber keine Gedanken und "verschwinden" einfach. Da können sich die Gäste schon mal überflüssig vorkommen oder langweilen.
Mir berichten viele Hochzeitspaare von dieser Erfahrung als Gast auf anderen Hochzeiten und möchten aus diesem Grund die Paar-Reportage möglichst kurz gestalten. Ich würde das auch nie "übertreiben" und das Paar drei Stunden entführen, aber wenn die Gäste versorgt sind, dann darf man sich ruhig etwas Zeit lassen!
Auch solltest du dem Paar bei der Erstberatung empfehlen, die Hochzeit nicht zu eng zu takten. Oftmals gibt es eine große Liste mit einem detaillierten Zeitplan, der natürlich eingehalten werden muss. Hier sollte das Paar lieber großzügig planen.
Denk daran: Dauert die Trauung länger, braucht die Kutsche mehr Zeit für die Fahrt zur Location oder sind unerwartet viele Glückwünsche und Überraschungen auf das Programm gerufen worden, wird meist an der Foto-Reportage gespart. Nicht immer besteht die Möglichkeit, kurzfristig das Abendessen zu verschieben oder Ähnliches, dann musst du in kürzerer Zeit deine Fotos schießen!
Daher lieber etwas Luft lassen. Das ist das Wichtigste, was ich bei meiner Arbeit gelernt habe. Zu eng angelegte Zeitfenster verursachen viel Stress und Zeitnot bei einer Hochzeit. Und wie schon zuvor erwähnt: Stress muss vom Brautpaar ferngehalten werden und auch von dir als Fotograf. Ein gestresster Fotograf kann sich nicht kreativ entfalten. Bei einem guten Zeitpolster gibt es dann auch immer die Möglichkeit, wenn es einen Regenschauer gibt, die Fotos noch ein wenig zu verschieben.
2.2. Adressen der Locations
Im Gespräch bitte ich mein Paar immer, mir nach Bestätigung der Reportage noch eine E-Mail mit Kontaktdaten und den genauen Adressdaten der Hochzeitslocations zukommen zu lassen.
Du benötigst unter Umständen die Adresse der Braut, wo die Vorbereitungen stattfinden, oder die des Bräutigams, wenn auch er bei seinen Vorbereitungen begleitet werden soll.
Außerdem die Adressen der Hochzeitslocations (Standesamt, Kirche etc.) und die der anschließenden Feier.
Dann habe ich dies alles übersichtlich zusammen und kann einen Tag vor der Hochzeit alles in mein Navigationsgerät eingeben und mir - bei unbekannten Orten - in Google Earth schon einen Überblick verschaffen. Sicher ist sicher!
Die Adressen und genauen Bezeichnungen sind deshalb so wichtig, da es hier schon mal zu Missverständnissen kommen kann. Die Angabe "Kirche in der XY-Straße in Köln" kann unter Umständen zu Schweißausbrüchen führen, wenn Hausnummer und Kirchenbezeichnung fehlen. Nicht selten gibt es in einer Straße gleich zwei oder drei Kirchen. Daher lasse ich mir aus Sicherheitsgründen immer die genauen Angaben schriftlich zusenden und prüfe diese mittels Internet noch einmal.
2.3. Ablauf- / Zeitplan
Gerade im Detailgespräch sind der genaue Ablauf- und Zeitplan wichtig. Lass dir von deinem Paar noch einmal den genauen Ablaufplan zusenden oder schreibe ihn ausführlich mit, vor allem bei längeren Begleitungen. Du hast diesen dann immer parat und verlierst nie den Überblick.
Es ist auch deshalb hilfreich, damit du immer weißt, welches Objektiv gerade gefragt ist oder ob du das Paar an die Einhaltung bestimmter Dinge erinnern musst. Hier einmal ein Muster-Zeitplan für eine ganztägige Hochzeitsbegleitung:
Hochzeit Claudia und Henrik am 07.07.2025
08:00 Uhr Make-up Braut (mobil bei Brauteltern, Adresse: __)
09:00 Uhr Friseur Braut
10:00 Uhr Anziehen der Braut
10:30 Uhr Anziehen des Bräutigams (Adresse: __)
12:00 Uhr Brautmesse St. Gereon Kirche, 40789 Monheim
13:00 Uhr Glückwünsche und Überraschungen Brautpaar vor der Kirche
13:15 Uhr Gruppenfoto und Familienbilder
13:45 Uhr Sektempfang an der Location (Adresse: __)
14:30 Uhr Mittagessen
15:30 Uhr Hochzeitswalzer
16:00 Uhr Aufbruch Hochzeitsfotos
17:00 Uhr Kaffee und Kuchen für die Gäste
18:00 Uhr Rückkehr Brautpaar Hochzeitsfotos
19:00 Uhr Fotos mit allen Gästen und Einzelfotos Gäste
20:00 Uhr Abendessen
22:00 Uhr Hochzeitstorte
23:00 Uhr Danksagung Eltern
24:00 Uhr Entschleierung: Brautstrauß und Schlips werfen
Gewisse Dinge sind bei jeder Hochzeit Pflichtprogramm. Es gibt nur sehr seltene Ausnahmen, bei denen das Paar diese nicht wünscht. Ich spreche hierbei neben dem Gruppenfoto auch von Familienbildern & Co.
Es ist kein Muss, aber manchmal frage ich das Paar, ob es mir vorher eine Liste schicken möchte, welche Bilder gemacht werden sollen. Nicht, weil das vor Ort nicht spontan umsetzbar wäre, sondern weil ich dann "heranrufen" kann und das Brautpaar im aufregenden Geschehen nicht unter Umständen etwas vergisst. Nach dem Gruppenfoto kann ich dann die Gäste jeweils in gewünschter Aufstellung neben das Paar bitten. Das geht innerhalb kürzester Zeit. Da ich schon mehrmals für ein Revival-Shooting gebucht wurde, weil genau solche Fotos bei der eigentlichen Trauung vergessen wurden, ist das einfach ein Muss. Die Liste hierfür könnte wie folgt aussehen:
- Fotos mit der ganzen Familie (Großeltern, Eltern, Geschwister)
- Fotos mit den Eltern (zusammen oder einzeln)
- Fotos mit den Trauzeugen (ggf. mit Partnern)
- Fotos mit den Arbeitskolleginnen der Braut
Weitere Informationen dazu findest du im Teil 06: Familien- und Gästefotos. Dies nur als Option für das Vorgespräch!
2.4. Welche Fotos sind gewünscht? Sind spezielle Wünsche vorhanden?
Neben den Standardfotografien wie Vorbereitung, Trauzeremonie, Glückwünsche und Geschehen nach der Trauung, die du ja wahrscheinlich die ganze Zeit über fotografieren wirst, solltest du auch nach den besonderen Wünschen des Paares fragen.
Von mir aus empfehle ich für die Paar-Reportage immer eine bunte Mischung aus klassischen, romantischen und auch modernen Bildern. Gerade bei jungen Paaren geht der Trend inzwischen zum modernen oder "ausgeflippten" Motiv. Springende Trauzeugen, lustige Freundinnen-Fotos und Photobooth-Accessoires sind stark im Kommen.
Meist gefällt den Paaren so ein Mix, aber es gibt natürlich auch spezielle Wünsche. Manchen Brautpaaren ist das Einfangen bestimmter Momente ganz besonders wichtig oder sie haben vielleicht ein Motiv gesehen, das sie auch so umsetzen möchten. Auch das nehme ich in meine Notizen auf, damit ich es nachher im Eifer nicht vergesse.
Auch hatte ich schon Paare, die ausschließlich romantische oder moderne Bilder wollten.
Dabei durfte z.B. kein einziges "klassisches" Bild bei der Reportage entstehen.
ANMERKUNG: Bitte erschrick nicht! Das alles soll nicht heißen, dass du immer so viel Aufwand im Vorhinein betreiben musst. Manchmal rufen mich die Paare auch nur kurz an und buchen telefonisch, ohne dass wir uns je vorher gesehen haben. Dann brauche ich natürlich nur Uhrzeit und Adresse. Aber da du vielleicht zum ersten Mal eine Hochzeit begleiten möchtest, solltest du mehr Punkte berücksichtigen und möglichst viele Informationen vorab erhalten, damit du für alles gesorgt hast. So ersparst du dir am Tag selbst unnötige Fragen an das Brautpaar und kannst dich viel besser auf deine Arbeit konzentrieren.
3. Los geht's - unsere Hochzeitstasche wird gepackt
Also, ich bin ganz ehrlich. Habe ich eine Checkliste? Nein. Packe ich meine Tasche immer einen Abend vorher? Nein. Das hat bei mir einfach den Grund, dass ich sehr oft Hochzeiten begleite und im Kopf habe, was in meine Tasche muss und ich - Gott sei Dank - noch nie irgendetwas vergesse habe.
Wenn du jetzt aber wirklich zum ersten Mal eine Hochzeit begleitest, dann solltest du dir eine Checkliste zurechtlegen und gut prüfen. Und ja, pack deine Tasche am Vorabend, denn dann kannst du ruhiger schlafen. Da spreche ich aus Erfahrung.
Im Tutorial Teil 03: Ausrüstung und Equipment komme ich noch einmal auf die wichtigsten Punkte zurück. Außerdem zeige ich Equipment, auf das du gerne noch sparen darfst, falls es nicht schon in deiner Fototasche vorhanden ist.
Hochzeiten unterscheiden sich bei mir aber in den folgenden drei wichtigen Punkten von anderen Shootings, die bei den Vorbereitungen der Ausrüstung Berücksichtigung finden müssen.
3.1. Die Datensicherung muss gewährleistet sein
Bitte schrei nicht auf. Du hast natürlich recht. Die Datensicherung muss IMMER gewährleistet sein. Das ist überhaupt keine Frage. Allerdings hat sie bei Hochzeiten natürlich erste Priorität.
Meine Kamera erlaubt es mir, mit zwei Speicherkarten zu arbeiten und es wird direkt eine Sicherung auf die zweite Karte gespeichert. Aber das haben natürlich nicht alle Kameras. Daher empfehle ich dir, entsprechende Datensicherungen vorzunehmen (mehr dazu in Teil 03 des Tutorials).
Das Risiko eines Datenverlustes möchten wir wirklich niemals bei einer Hochzeit eingehen, wenn wir als Fotograf vor Ort sind. Du wirst lachen, aber ich habe Ganztagsreportagen nach der Hochzeit immer in vierfacher Ausführung vorliegen. Zweimal auf den jeweiligen Speicherkarten und zweimal auf zwei externen Festplatten. Die Löschung der Speicherkarten erfolgt erst nach Abschluss aller Bearbeitungen und die RAW-Daten werden selbstverständlich auch doppelt archiviert.
3.2. Ein komplettes Ersatzequipment
Als Hobbyfotograf musst du dir natürlich jetzt kein komplettes Zweitequipment zulegen, aber wenn du es in Erwägung ziehst, bald die ein oder andere Hochzeit zu begleiten, dann behalte deine alte Ausrüstung und verkaufe sie nicht.
Bei jeder Hochzeit habe ich eine zweite Kamera dabei. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass ich sie benutzen musste, aber ich könnte dir viele Gründe aufzählen, warum ich sie brauchen könnte… Technische Probleme, ein Stoß oder Sturz der Kamera und bei Vielknipsern sage ich nur "Verschlussauslösung"!
Aus Sicherheitsgründen habe ich auch immer mehrere Objektive und einen zweiten Blitz dabei. Aufsteckblitze sind zum Glück nicht das Teuerste bei der Ausrüstung. Ich bin z. B. auf ein Nikon-Modell gestoßen, das sehr gerne "schnell" heiß läuft! Wenn du in einer dunklen Kirche auf das Blitzlicht angewiesen sein solltest und dein Aufsteckblitz auf einmal nach einem lauten Piepsen wegen Überhitzung seinen Dienst quittiert, dann wird auch dir sehr schnell warm werden. Das kann ich dir versprechen.
Zum Glück war es nicht, wie vermutet, ein Benutzerproblem, sondern ein bekanntes technisches Problem, das vielen Fotografen zu schaffen gemacht hat. Und so kam bei mir sogar der dritte Blitz ins Haus. Darüber hinaus solltest du immer doppelt so viele Speicherkarten im Gepäck haben wie du benötigst.
3.3. Ein Ersatzakku und ggf. sogar ein Ladegerät
Du wirst wahrscheinlich die Leistung deines Akkus kennen und daher abschätzen können, ob du ggf. sogar mit einem Akku auskommen wirst. Dennoch empfehle ich immer, einen zweiten Akku und bei längeren Ausflügen sogar das Ladegerät mitzunehmen.
Wenn ich Hochzeiten von 12 Stunden und mehr begleite, dann lade ich gerne an einer Location den ersten Akku nach, sobald ich den zweiten eingesetzt habe. Es gibt viele unterschiedliche Kameras mit unterschiedlich starken Akkus und da kann es nicht schaden, dass du dich damit eindeckst und immer auf Nummer sicher gehen kannst.
Wenn du bisher nur für dich zum Spaß fotografiert hast, dann solltest du auf jeden Fall vor einem wichtigen Ereignis wie einer Hochzeit das Equipment reinigen. Ich putze immer die Objektivlinsen und gebe regelmäßig alle 2-3 Monate die Kamera in die professionelle Reinigung. Wege des häufigen Austauschs der Objektive und meiner Tätigkeit als Tierfotografin lasse ich Sensor und Spiegel fachmännisch säubern. Sicherlich machen das viele Fotografen auch selbst, ich traue mich da nicht heran.
Danach solltest du deine Checkliste abarbeiten und deine Taschen packen! Erst- und Ersatzequipment, Akkus und Datensicherung haben wir schon genannt. Genauso gehören natürlich noch ein paar Batterien für deinen Blitz dazu und am besten noch ein Reinigungskit, das ich auch immer für Notfälle dabeihabe. Ansonsten das optionale Equipment, das dir vielleicht auch schon vorliegt.
Puh, jetzt kann es schon fast losgehen. Machen wir noch einen Abstecher ins nächste Tutorial Teil 03: Ausrüstung und Equipment und dann können wir unsere erste Hochzeit zusammen erarbeiten, von den Vorbereitungen von Braut und Bräutigam bis zur abendlichen Feier.
Ich hoffe sehr, dass dir Teil 02: Vorbereitungen ein wenig bei der Planung deiner ersten oder auch nächsten Hochzeit weitergeholfen hat und bedanke mich fürs Lesen! An meine Brautpaare, die mir die Verwendung und Veröffentlichung ihrer Bilder gestattet haben, geht ebenso mein herzlicher Dank.
Nicole Schick