Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Einleitung

Wahrscheinlich habe ich genauso wie alle anderen Fotografen angefangen, als ich meine erste Spiegelreflex in den Händen hielt. Ich habe das Rädchen auf Auto-Modus gestellt und drauflos geknipst. Da meine Motive irgendwie ständig umher gehüpft sind und natürlich alle andere als still vor der Kamera waren, kam ich des Öfteren zu unerwünschten Ergebnissen. So lernte ich mehr und mehr über Blende, Belichtung, ISO und lernte den Fokus manuell zu bedienen und ich nutze ihn heutzutage ausschließlich! Als ich mit der Studiofotografie anfing, musste ich ohnehin umdenken und komplett manuell steuern. Was ja nicht schwer ist. Bei ständig wechselnden Lichtverhältnissen im Außenbereich sieht das schon ganz anders aus. In den Tutorials In- und Outdoor-Shootings habe ich bereits das ein oder andere dazu erzählt, doch dies soll ein weiter gefasstes und ausführlicheres Tutorials zum Thema Licht und Schärfe werden, denn genau damit hatte ich zu Anfang die größten Probleme.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



Und ja, auch mir passieren immer wieder Fehler oder meine Bilder sind zu dunkel geraten. Das weiß ich, aber die Umsetzung … Wichtig ist, dass jeder Fotograf, egal ob er 100 Fotos im Jahr oder vielleicht 10.000 Aufnahmen schießt, sich ständig zu verbessern versucht. Sie dürfen niemals so zufrieden mit Ihren Fotos sein, dass Sie sich darauf ausruhen und sich fortan nicht mehr bemühen, sich zu verbessern. Besuchen Sie Workshops, kaufen Sie sich Bücher, verschlingen Sie alles zum Thema Fotografie, was Sie in die Hände kriegen. Was jedoch immer wichtig und demnach auch mein Tipp ist:

Suchen Sie sich Rat und Hilfe bei anderen Fotografen. Schauen Sie in Ihrer Umgebung nach großen Studios und guten Fotografen und schauen Sie doch mal, ob dort Workshops oder Fortbildungen angeboten werden. Im Bereich Düsseldorf gibt es div. Studios und z. B. die Fotoakademie Köln. Wenn Sie ein bisschen Kleingeld zur Seite gelegt haben, nutzen Sie es. Wenn Sie etwas mehr zur Seite gelegt haben, dann fragen Sie einen Fotografen nach Einzelstunden und erarbeiten Sie mit ihm Schritt für Schritt, was Sie aus Ihren Bildern rausholen können. Wahrscheinlich wird es auch das Ego kränken, wenn Sie am Anfang auch mal die ein oder andere harte Kritik einstecken müssen, aber genau das wird Ihnen helfen, sich immens zu verbessern. Im Übrigen gibt es die Fotocommunity, die es uns kinderleicht ermöglicht, unsere Fotos zu präsentieren und bewerten zu lassen, ganz umsonst. Kritik und fachmännische Beratung ist wichtig. Wir neigen in allen Bereichen zum Tunnelblick und irgendwann sehen wir gar nicht mehr, dass sich ein roter Faden durch unsere Arbeit zieht. Wir geben uns zufrieden mit dem, was wir haben, und das ist der Tod Ihrer Kreativität und der Suche nach Verbesserungen und vor allem Neuerungen. Wir dürfen niemals auf der Stelle treten.

Ich möchte Sie damit motivieren! Haben Sie immer den Ehrgeiz, mehr aus Ihren Bildern herauszuholen. Eigentlich ist das ganz einfach, denn sicherlich lesen Sie die Fotografie-Tutorials hier nur, weil Sie mit dem Herzen fotografieren, und dann macht es großen Spaß, sich mehr Wissen über sein Hobby und seine Leidenschaft anzueignen. Was kann es Schöneres geben? Gehen Sie hinaus und probieren Sie aus, was Sie Neues gelernt haben, und wenn Sie das dann mit Ihrem eigenen Stil des Fotografierens kombinieren, dann werden Sie bald herrliche Fotos machen und sich vor allem ständig verbessern. Jeder kann fotografieren und jeder kann so gute Bilder machen wie ein Profi. Glauben Sie mir. Nachdem wir die richtige Ausrüstung für den Tierfotografen angeschnitten haben, setzen wir jetzt eine gute Basis mit dem Grundstein Licht & Schärfe.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

  1. Wie sich falsches Licht und Schärfe negativ auf Ihr Bild auswirken
  2. Belichtung – Kameraeinstellungen
  3. Licht bei Außenaufnahmen
  4. Licht bei Studioaufnahmen

    Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



    Der kleine Rock in der Kiste. Hier hätte es etwas mehr Schärfe sein dürfen.

1. Wie sich falsches Licht und Schärfe negativ auf Ihr Bild auswirken

Für diesen Punkt habe ich Ihnen ein paar Fotos mitgebracht, und zwar ein paar ganz krasse Beispiele für Aufnahmen, die durch schlechte Lichtverhältnisse, falsche Belichtung oder auch ungünstige Schärfepunkte verunglückt sind. Aber sehen Sie selbst.

Eigentlich eine Sache, die einem schon die eigenen Eltern oder Erwachsene, die es gut mit einem meinen mit auf den Weg geben. Fotografiere niemals gegen das Licht.

Natürlich gibt es Mittel und Wege. Hier jedoch der klassische Fall, wie es nicht gemacht werden sollte.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Hier sehen Sie, was eine kleine Veränderung in der Belichtung zur Folge haben kann.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Ein ähnliches Muster für einen falschen Winkel. Foto Nr. 2 wurde jedoch auch ein wenig nachbearbeitet.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Hier die Verdeutlichung von Sonne und Schatten.

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Der klassische Fall, wenn Sie sich auf die Technik verlassen und der Fotograf, wie in meinem Fall, seinen Kopf nicht einschaltet. Die Bilder wurden mit der Zeitautomatik fotografiert. Die Blende liegt um die 5. Das Foto wurde in der Abendsonne aufgenommen. Der Fokus sitzt auf dem dunklen Fell des Pferdes, danach hat die Kamera belichtet. Sie sehen, was mit dem Gesicht des Mädchens passiert ist. Generell sollten Sie daher bei sehr viel Sonne die Belichtungskorrektur einsetzen oder eben dunkler belichten. Dazu habe ich weiter unten mehr geschrieben.

Außerdem verdeutlichen die beiden Fotos, dass der Winkel zum Motiv nicht nur wegen des Lichts ganz entscheidend ist. Das Bild Nr. 1 ist ungünstig im Ausschnitt gewählt. Ich habe mich daher entschieden, anders an die Aufnahme heranzugehen. Der große Kaltbluthengst und das kleine Mädchen stehen ohnehin im krassen Größenverhältnis zueinander; da ist eine gute Aufnahme nicht immer ganz einfach.

Und wir kommen zur Schärfe. Der hübsche Cap hier auf dem linken Foto ist leider unscharf geraten. Die Aufnahme ist ruiniert.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Es tut mir Leid, dass ich Ihren Augen hier solche Schmerzen zufüge, auch mir wird schwindelig. Sie sehen, was ich demonstrieren möchte.

Dies ist kein Wunscheffekt gewesen, sondern der Fokus sitzt auf der falschen Position.

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2. Belichtung – Kameraeinstellungen

Wieder möchte ich generelle Punkte zum Thema Blende, Belichtungszeit, ISO und Belichtungskorrektur loswerden. Obwohl ich teilweise auch in anderen Tutorials davon gesprochen habe, möchte ich es noch einmal kurz erwähnen.

Zu meinem Equipment: Die Fotos hier wurden mit einer Nikon D90 gemacht, Sigma Objektiven 70-200mm (2,8) im Outdoorbereich und 24-70 (2,8) für die meisten Studioaufnahmen. Wie bereits mehrfach erwähnt, fotografiere ich mit dem manuellen Modus im Studio und mit der Zeitautomatik bei Außenaufnahmen. Jetzt ein paar allgemeine Hinweise zu den Programmautomatiken:

Die Vollautomatik (Auto)

Als Anfänger können Sie sich bei Außenaufnahmen mit dem Automodus Ihrer Kamera beschäftigen. Achten Sie mal darauf, was er mit ihren Bildern macht. In der Regel steuert die Kamera hier alles selbst (Belichtungszeit, Blende, oft auch den Blitz und die ISO Empfindlichkeit). Meist können Sie viele Eingaben über das Kameramenü definieren. Bei manchen SLR heißt der Auto-Modus auch iA oder iAuto, wobei das i für intelligent steht. Das bedeutet, dass die Vollautomatik auch Zusatzfunktionen wie Kontrastausgleich oder automatische Motiverkennung umfasst. Sie werden bald feststellen, wie gebunden Sie damit sind, wie unflexibel … Es wird immer wieder Momente geben, wo Sie sich ärgern, weil der Automodus einfach alles anders macht, als Sie es gern hätten. Der Fokus sitzt falsch, die Blende ist zu klein gewählt etc. etc. Dennoch können Sie problemlos mit ihrer neu gekauften SLR mit einem Hund einen Spaziergang wagen und sich anschließend über tolle Fotos freuen. Für den Anfang also genau das Richtige! Die meisten Kameras verfügen zudem über sehr interessante Kameraeinstellungen (Porträtfotografie, Sportmodus, Nachtaufnahmen etc.), die Sie außerdem beim Einstieg unterstützen, falls gewünscht. Anfangs habe ich sehr viel im Sportmodus fotografiert, wenn ich Tiere im Freien abgelichtet habe. Einige Kameramodelle verfügen allerdings nur über die „normalen Automatiken“ bzw. den manuellen Modus. Im Einzelnen:

P (Programmautomatik)

In diesem Modus werden sowohl Blende als auch Belichtungszeit automatisch eingestellt. Sie wählen, ob Sie eine geschlossene Blende/lange Belichtungszeit oder eine offene Blende/kurze Belichtungszeit bevorzugen.

A (Zeitautomatik)

Das A steht für Aperture = Blende. Sie wählen hier ausschließlich die Blendengröße. Die Verschlusszeit passt sich automatisch an.

S (Blendenautomatik)

Das S steht für Shutter = Verschluss. Die Belichtungszeit wird hierbei von Ihnen festgelegt, die Blende entsprechend von der Kamera angepasst.

M (Manuell)

Im manuellen Modus werden sowohl Blende als auch Belichtungszeit von Ihnen eingestellt.

Bei vielen Kameras kann der Fotograf seine „Lieblingseinstellungen“ auch speichern und schnell abrufen. Um jetzt zu entscheiden, welche Einstellung für welchen Moment geeignet ist, müssen Sie (falls Sie es noch nicht wissen) ein wenig auf die Funktionen einer SLR eingehen. Die wichtigsten Punkte sind:



Fokus/Belichtungszeiten/Blende/Belichtungskorrektur/ISO

Fokus

Manuelle Steuerung des Fokusmessfeldes: Bei der Tierfotografie im Außenbereich gibt es mehrere Möglichkeiten, den Fokus zu steuern. Sie können Ihre Kamera alles übernehmen lassen, Sie können auf gut Glück den Fokus auf ein mittleres Fokusmessfeld legen oder ihn ganz manuell steuern. Ich verwende Letzteres, wobei ich ihn vom Grund her meist mittig stehen habe. Nur in Einzelfällen verändere ich ihn, so z. B. bei Porträtaufnahmen. Da schiebe ich den Fokus auf die Augen, falls kein besonderer Effekt gewünscht ist. Bei vielen Programmmodi können Sie im Menü einstellen, wie Sie den Fokus gesteuert haben möchten. Bei weiter entfernten Motiven ist es natürlich von Vorteil, ihn mittig zu setzen, da das Motiv ohnehin komplett scharf abgelichtet sein wird. Sie bleiben einfach mit dem Fokus auf dem Tier und verfolgen es. Es kommt auch darauf an, wie viele Fokusmessfelder die Kamera hat. Meine erste Kamera, eine Nikon D40, besaß lediglich drei Stück. Früher hatte ich auch keine Ahnung, wie der Fokus zu regeln ist. Viele Anfänger wissen das nicht. Woher auch! Und Sie sind ohne die von Ihnen gesteuerte Beweglichkeit sehr eingeschränkt. Lesen Sie es einfach in der Bedienung ihrer Kamera nach. Bei Nikon muss man meist den Auslöser andrücken und mit dem Steuerkreuz die Fokusmessfelder auswählen. Der Fokus ist ganz entscheidend, macht doch die richtige Schärfe Ihr Bild zum Top oder Flop. Sitzt die Schärfe auf den Augen und Sie müssen trotzdem korrigieren, dann halten Sie den Auslöser gedrückt und verziehen bis zur gewünschten Stelle; so hat die Kamera die optimale Schärfe auf den Augen gespeichert. In der Regel können Sie auch die Art der Autofokusbetriebsart auswählen. Es gibt meist eine Einstellung für sich nicht bewegende Motive, bei Porträtaufnahmen, und der Autoverfolgung von sich bewegenden Motiven. Bei Nikon ist das AF-A, AF-S und AF-C. Hierzu sollten Sie unbedingt das Handbuch Ihrer Kamera beachten. Es wird Ihnen viele Informationen diesbezüglich geben, die sehr wichtig sind.



Belichtungszeiten

Wichtig ist immer das richtige Zusammenspiel von Belichtungszeit und Blende. Die gleiche Belichtung kann mit verschiedenen Kombinationen von Belichtungszeit und Blende erzielt werden. Kürzere Belichtungszeiten und große Blenden frieren Tiere in Bewegung ein und lassen den Hintergrund verschwimmen. Lange Belichtungszeiten und kleine Blenden hingegen stellen Details im Hintergrund scharf, verwischen das Tier in Bewegung. Wählen Sie hohe Belichtungszeiten (benutze ich in der Tierfotografie eigentlich nie), dann wird ein Wasserfall z. B. zu einem schönen verschwommenen Wasserrauschen. Fotografieren Sie ihn hingegen mit kurzen Belichtungszeiten, werden Sie so gut wie jeden Wassertropfen sehen können.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



Hund in Bewegung und Wolken am Himmel. Hier brauchen Sie etwas mehr ISO, offene Blende und schnelle Belichtungszeiten!

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

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Das obere Bild wurde mit einer Belichtungszeit von 1/1250 aufgenommen, das untere mit 1/2000 – Gleiche Lichtverhältnisse, gleiche ISO (500) und die Blende lag bei einer 2,8. Das obere Bild hätte durchaus schärfer sein dürfen. Beim unteren Bild war die Belichtungszeit ausreichend. Gerade im Hundesport wie hier beim Dog Frisbee erreicht das Tier wirklich große Geschwindigkeiten.

Herrlich natürlich, wenn Sie viel Licht haben, wie bei den nachfolgenden Aufnahmen.

Da brauchen Sie sich um die Schärfe des Motivs schon fast keine Sorgen mehr zu machen. Einfach draufhalten!

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



Ich bin immer wieder beeindruckt, wie Aufnahmen in Bewegung fesseln können.

Steuern Sie Ihre Kamera komplett manuell und möchten üben, dann ist die Tierfotografie natürlich sehr anspruchsvoll. Ein Hundeplatz mit abwechselnd Sonne und Wolken und ständig wechselnden Motiven (helles und dunkles Fell) ist da eine echte Herausforderung. Vielleicht sollten Sie sich hier anfangs auch mit dem RAW-Format anfreunden, da Sie damit am besten falsch belichtete Bilder wieder „herausholen“. Natürlich muss das Motiv hierfür gestochen scharf eingefangen sein; wählen Sie die falsche Belichtungszeit, dann wird auch eine Aufhellung oder Korrektur ins Gegenteilige im RAW nichts mehr herausholen können.

Blende

Mit der Blendengröße steuern Sie die Tiefenschärfe. Sie können sich dazu einfach folgende Regel merken:

• große Blende = kleiner Blendenwert (z. B. 2,8) = geringe Tiefenschärfe

• kleine Blende = großer Blendenwert (z. B. 16) = große Tiefenschärfe

Nehmen wir diese Informationen für unsere Zeitautomatik, wählen Sie bei Tieren in Bewegung eine möglichst kleine Blende, je nach Lichtverhältnissen. Haben Sie herrlichen Sonnenschein, wähle ich meist 4-6,5. Ist das Licht etwas schlechter, gehe ich auf die 2,8. Viele Teleobjektive haben aber auch keine größere Blende als 4, also nehmen Sie dann einfach die größte, die Ihnen zur Verfügung steht.

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Dieses Bild zeigt, was in Sachen Tiefenschärfe möglich ist. Das Foto wurde ohne Kunstlicht in der Wohnung aufgenommen. Die Aufnahme entstand mit einer Nikon D700 und einem Festbrennweiten-Objektiv von 50 mm. Es wurde eine Blende von 1,4 gewählt. Wahnsinn, oder? Wirklich nur die Fingernägel, auf denen der Fokus lag, sind scharf abgebildet, alles andere ist herrlich verschwommen. Im Tierbereich habe ich dieses Objektiv bisher sehr selten verwendet. Bei ruhigeren bzw. leicht steuerbaren Motiven sicherlich eine gute Wahl, bei den Tieren mag ich mehr Flexibilität.

Belichtungskorrektur

Im Studio müssen wir uns darum nicht kümmern, aber bei verschiedenen Lichtbedingungen im Freien werden wir es müssen. Die Belichtung ist eine Wissenschaft für sich … Einige Fotografen steuern die Belichtung über die Belichtungskorrektur und lassen die ISO auf z. B. 200 stehen. Andere hingegen stellen eine feste Belichtungskorrektur ein und steuern den Rest mit Blende und ISO. Fast jeder weiß irgendwann genau, für welche Situation er wie über- oder unterbelichten muss, dafür braucht er gar keinen Blick mehr auf den Monitor zu werfen. Wahrscheinlich wird es Ihnen nicht so gehen. Ich handhabe es meist so, dass ich bei starkem Sonnenlicht die Belichtungskorrektur auf etwa -1 setze. Natürlich müssen Sie es ausprobieren, ob es auf die jeweilige Situation anwendbar ist und eventuell entsprechend regulieren.

Das war eine kleine Wiederholungs-Exkursion durch die generellen Einstellungsmöglichkeiten, die für Sie vorerst wichtig sind. Nicht nur mein Tipp, dass Sie sich immer verbessern sollten, sondern natürlich irgendwann auch aus dem Arm ihre Kameraeinstellungen schütteln und perfekt anwenden können. Das ist oft gar nicht so schwer, wie Sie es vielleicht vermuten mögen. Das Schöne im heutigen Zeitalter ist doch, dass Sie es einfach testen und am Monitor ansehen können, ohne dass es Sie etwas außer ein wenig Zeit kostet. Je besser Sie sich also mit den Möglichkeiten auskennen und Ihre Kamera kennen, desto besser sind Ihre Fotos.

3. Licht bei Außenaufnahmen

Die Sonne am richtigen Fleck:

Unser Licht bei Außenaufnahmen ist in der Regel das natürliche Licht namens Sonne. Auch wenn in Deutschland nicht gerade häufig die Sonne scheint – sie ist natürlich das, was unseren Bildern Lebendigkeit einverleibt. Damit sie die Kraft der Sonne richtig einsetzen können bei Ihren Außenaufnahmen, müssen Sie einen fachmännischen Blick dafür bekommen und die Stellung der Sonne IMMER in Ihre Suche einbauen.

Beispiel: Sie möchten einen Hund bei einem Spaziergang fotografieren und suchen daher den richtigen Hintergrund für Ihr Motiv. Auf einmal haben Sie eine schöne freie Wiese gefunden, wo Sie den Hund zum Laufen animieren können. Sie gehen in Position und der Hundehalter wirft den Ball. Leider steht die Sonne genau hinter Ihrem Motiv …

Wenn Sie also einen passenden Hintergrund suchen, dann achten Sie auf die Sonnenstellung. Wahrscheinlich werden Sie das bereits machen, dennoch möchte ich es Ihnen noch einmal sagen. Das richtige Licht wird unsere Bilder entweder zum Leben bringen oder sie eben unbrauchbar machen. Und manchmal kann ein kleiner Winkel schon entscheiden, wie ich Ihnen oben demonstriert habe.

Auch wenn ich kein guter Zeichner bin, habe ich Ihnen ein paar Skizzen für diese Übung gemacht.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



Diese Grafik soll Ihnen zeigen, wie genau Sie die Sonne im Rücken haben sollten, um gute Ergebnisse zu erzielen. Der mit Lila gekennzeichnete Bereich ist somit der beste Winkel. Je weiter Sie zu den Begrenzungslinien kommen, desto schlechter das Ergebnis.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



Hier zu unserem o. g. Spaziergang. Genau diese Gegebenheiten habe ich nachmittags auf meinen Hundespaziergängen, wenn wir die Laufrunde beginnen. Es ist direkt die erste Situation. Jedesmal ärgere ich mich. Links eine schöne Wiese und rechts ein nur mäßig geeigneter Wald. Mittendrin störender Asphalt. Meistens findet man Lösungen für diese Problematik. In der Grafik oben habe ich vermerkt, welche Winkel gut sind (grün) und welche natürlich gegen die Sonne, Richtung Wiese, schlechte Winkel wären. Ausnahmen sind natürlich zum Beispiel Sonnenuntergangsbilder (Silhouette o. Ä.). Laufen Sie jetzt alternativ in die Wiese hinein und drehen sich Richtung Straße, haben Sie diese störend im Hintergrund.

Daher habe ich Ihnen zwei Alternativen aufgezeigt, wie Sie es besser machen könnten:

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe



Wenn das Licht fehlt:

Eine düstere Herbststimmung oder ein bewölkter Himmel können gewünscht sein oder zum Motiv passen. Ich bin ein Schönwetter-Knipser und gebe das auch offen zu. Bei schlechtem Wetter fotografiere ich wirklich nur, wenn ich auf Veranstaltungen bin oder wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Das zeigt nur, dass ich ein schlechtes Vorbild in dieser Hinsicht bin. Wieder einmal heißt es bei schlechtem Licht: Rauf mit der ISO, die Blende auf den kleinsten Wert und mit der Belichtung die notwendige Schärfe treffen. Diese drei spielen ein ewiges Spiel, und Sie müssen es beherrschen, in- und auswendig, um manuell gute Resultate erzielen zu können. Aber auf einem Spaziergang mit Ihrem Modell ist so viel zu beachten, dass ich nur immer wieder zu der Zeitautomatik raten kann, gerade am Anfang. So haben Sie wenigstens einen Faktor weniger bei Ihrer Rechnung zu beachten. Stellen Sie die größte Blende ein und dann testen Sie Ihre ISO-Werte. Den Rest übernimmt Ihre Kamera. Vermutlich werden Sie bei lichtschwachen Objektiven mit max. Blendenöffnungen von 5,6 o. Ä. schnell Schwierigkeiten bekommen, aber das sollte Sie nicht entmutigen. Aber wie heißt es so schön: Immer das Beste herausholen.

Hier einige Aufnahmen, die bei schlechtem Wetter entstanden sind. Die Fotos sind unbearbeitet.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe
Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Bei stark bewölktem Himmel wählen Sie am besten trotzdem einen „hellen“ Ort; Wälder sind natürlich noch mehr von Nachteil.

Das ist übrigens Fynn, ein Rhodesian Ridgeback Deckrüde – glücklicherweise sehe ich den hübschen Kerl des Öfteren und wir werden ein Sonnenschein-Shooting schon sehr bald wiederholen. Wir können also festhalten: Das Sonnenlicht wird Sie – gerade bei einfacheren Objektiven – sehr unterstützen und Ihre Arbeit vereinfachen. Daher achten Sie beim Kauf von neuen Objektiven immer auf die Lichtstärke. f 2,8 – am besten durchgängig – ist natürlich ein Traum, aber leider auch sehr teuer! Aber da Sie ja fortan gegen kleines Taschengeld Ihre Nachbarshunde fotografieren werden, ist das sicherlich schnell zusammengespart!! Glauben Sie mir, die Tierbesitzer werden begeistert sein von Ihren Aufnahmen.

Ich weiß selbst, wie ärgerlich es ist, nach Hause zu kommen und Fotos, die auf dem kleinen Display noch gut aussahen, unscharf oder falsch belichtet sind. Gerade im Sonnenlicht kann man das oftmals kaum erkennen. Alles spiegelt und der Fotograf ist blind. Suchen Sie einfach mal ab und an ein schattiges Plätzchen auf, um Ihre Aufnahmen zu kontrollieren. Sonst könnten Sie im Notfall nicht gegensteuern.

4. Licht bei Studioaufnahmen

Allgemeines:

In meinem Tutorial Studiofotografie gehe ich eingehend auf das Thema Belichtung im Studio ein, allerdings können nicht umsonst Bücher mit diesem Thema gefüllt werden. Mühelos möchte ich sagen. Na ja, und auch ich stehe nicht still, auch ich verfüge inzwischen über die vierte Blitzanlage in meinem Studio. Wenn Sie Spaß am Fotografieren finden, dann werden auch Sie nicht mit der ersten Ausrüstung zufrieden sein, sondern immer schon wieder den Blick auf das nächste Ziel geworfen haben. Generell möchte ich aber ein paar Dinge zur Belichtung bei Studioaufnahmen loswerden, die Ihnen vielleicht ein wenig weiterhelfen. Vielleicht haben Sie ja vor, sich eine erste Studioausrüstung zuzulegen oder brauchen vielleicht zu Ihrer bereits gekauften noch den ein oder anderen Tipp.

Egal, welche und wie viele Lichtquellen Sie verwenden, natürlich kann Ihnen immer ein Belichtungsmesser helfen, um die idealen Einstellungen für Ihre Kamera zu finden. Ich habe einen Belichtungsmesser, aber ich bin ehrlich, trotz aller Vorsätze, ich nutze ihn nicht. Warum? Weil ich ohne Konzept arbeite. Warum? Weil meine Modelle zum größten Teil Tiere sind. Nur in ganz wenigen Fällen können Sie exakt positioniert werden und selbst dann ist es langweilig, wenn sie nicht ständig in Bewegung sind und etwas Neues machen.

Tierfotografie Teil 03: Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Beispiel:

Genau wie ich werden Sie nur selten sehr gut erzogene Hunde haben, die trotz der Aufregung und der neuen Umgebung nicht alles vergessen haben, was sie eigentlich können. Wenn der Hund Sie das erste Mal sieht und Ihre komische Ausrüstung, die Sie da um den Hals hängen haben, dann erst noch das aufregende Blitzlicht … Da sind viele Hunde schon direkt irritiert. Es gab z. B. schon einen Hund, der in die Hohlkelle des Kartons gelaufen ist und so erschrak, dass wir ihn trotz aller Bemühungen nicht mehr auf den Hintergrund bekamen. Wir haben dann einen Stoffhintergrund gewählt, doch das Misstrauen blieb. Der Hund war sehr nervös, und das sieht man auch auf den Bildern. Ihr großes Schicksal. Jetzt gehen wir im Beispiel nicht vom schlimmsten Fall aus. Sie positionieren Ihre Lichter, Sie stellen die Kamera auf das Motiv ein und instruieren den Tierbesitzer. Dann geht es los. Bello wird platziert. SITZ und BLEIB oder welches Kommando er eben kennt. Als Bestechung gibt es oft etwas Leckeres. Ist doch klar! Für Bello soll sich das Ganze ja auch lohnen.

Jetzt werden Sie schnell merken, dass Ihr Motiv sich eben bewegt, er wird immer wieder zu Frauchen laufen, muss neu positioniert werden. Oft machen Sie nur 2-3 Fotos zwischen einer neuen Bewegung. In ganz schlimmen Fällen sind die Hunde so aufgeregt und hören gar nicht mehr. Sie bleiben gar nicht sitzen. Was nützt es also, wenn Sie Ihre Belichtung für die Mitte des Kartons ausgerichtet haben, wenn der Hund immer auf Frauchen zurobbt, wenn er meint, sie schaut grad nicht zu? Oder wenn Frauchen ihren Bello mühevoll endlich platziert hat und sichtlich erleichtert aufatmet, er aber leider 2 Meter zu weit links oder rechts sitzt? Sie arbeiten mit Tieren. Hier heißt es flexibel arbeiten und vor allem schnell ! Hier gibt es kein festes Konzept. Mir wird dieser Unterschied immer dann klar, wenn ich mit Fotografen spreche, die ausschließlich Zweibeiner fotografieren und ja, die Tierfotografie ist in vielen Dingen schwieriger, aber dafür hat sie ja auch ihren ganz besonderen Reiz. Und ich denke, ein verkrampfter Zweibeiner (ich gehöre auch dazu, es ist also nicht böse gemeint), ist genauso schwer, fotogen darzustellen wie ein ängstlicher Hund.

In der Regel haben Sie aber natürlich einen optimalen Platz für Ihr Motiv im Studio auserkoren und beleuchten genau diese Stelle; aber Sie dürfen eben nicht davon ausgehen, dass Bello sich genau dort hinlegt und für Ihre Fotos dort verweilt, am besten noch in verschiedenen Posen, bis Sie Ihre Bilder im Kasten haben. Da Sie auch nicht ständig an den Lampen herumstellen können, müssen Sie sich somit auf Ihre Erfahrung stützen und mit der Blende steuern; stetige Kontrollen auf dem Display sind unerlässlich. Achten Sie – wenn Sie auf Karton im Studio fotografieren – darauf, dass Frauchen oder Herrchen nicht mit ihren Schuhen auf dem Karton herumtreten, das ist oftmals erforderlich. Am besten fragen Sie höflich nach, ob die Schuhe ausgezogen werden können oder ob sie sich vielleicht neben dem Karton platzieren können. Außerdem wird der Hund oft durch „Schieben“ an den richtigen Platz gebracht; die Krallen verursachen aber das Öfteren ihre Spuren. Bevor Ihr Karton also nachher wie Lamettastreifen herabhängt, geben Sie auch diese Information an den Hundebesitzer; er kann es nicht wissen.

WICHTIG: Passen Sie auf, dass niemand in Ihren Lichtquellen steht und instruieren Sie die Tierbesitzer vor dem Shooting. Es kann passieren, dass Sie so auf das Tier konzentriert sind, dass Sie es erst nach einigen wichtigen Aufnahmen bemerken, dass Frauchen sich ungesehen vor Ihr Hauptlicht geschlichen hat. Das ist ärgerlich und Ihre Schuld.

Noch ein wichtiger Tipp: Versuchen Sie, immer auf Augenhöhe zu Bello zu sein. Das ist meistens auf dem Boden sitzend oder liegend. Perfekt, so muss es sein. Bei Katzen, die auf einem Tisch sind, ist es meist der Stuhl, der Sie auf Augenhöhe bringt.

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Ich habe viele, viele Bücher über Studiofotografie gelesen, und natürlich weiß man irgendwann so Einiges über Lichtquellen und Lichtformer und weiß, was sie mit Ihrem Motiv anstellen und wie sie es beleuchten. Ob Sie jetzt mit 1, 2, 3 oder 4 Lichtquellen arbeiten, mit Softboxen oder Schirmen oder ob Sie Dauerlichtlampen verwenden – das alles ist auch Geschmackssache. Wenn Sie vielleicht die Überlegung haben, sich eine Studioausrüstung für den Hobbybedarf zuzulegen, kann ich jederzeit zu einem Set von Walimex raten; mit 2 Lampen ist es anfangs völlig ausreichend. Es gibt auch eine Gesamtlösung; jeder Fotograf hat seine eigene Lösung fürs Studio.

Im mobilen Studio bin ich momentan mit einer Walimex-Anlage mit 3 Lichtquellen unterwegs (2 Softboxen und einem Reflektor für die Rückwand). Im Studio arbeite ich mit einer Hensel-Ausrüstung und größeren Softboxen im Wechsel mit Schirmen oder einem Beautydish und verschiedenen Aufsätzen für die Rückwand. Natürlich spielt auch immer das Budget eine Rolle und die Frage, ob das Studio portabel sein muss oder nicht. Gott sei Dank gibt es heutzutage sehr günstige und gute Möglichkeiten, auch dank der Mietstudios, die es heute in fast allen großen Städten gibt. Übrigens auch eine gute Idee, sich dort einfach mal zu erkundigen. Viele Fotografen bieten auch Workshops an und erklären die verschiedenen Aufsätze und geben sicherlich gern Empfehlungen diesbezüglich.

Einstellungen der Kamera im Studio:

Folgende Einstellungen verwende ich momentan bei meiner Nikon D700 oder Nikon D90 im Studio:

  • ISO 100
  • Belichtungszeit bei 1/125–1/160 Sek.
  • Blende variiert natürlich je nach Motiv und Aufnahme

Ansonsten verweise ich auf das Tutorial Studiofotografie zu diesem Thema.

Ansonsten möchte ich diesen Workshop an dieser Stelle beenden und noch einmal sagen, dass das Zusammenspiel von ISO, Belichtungszeit und Blende das A und O ist und natürlich auch der Fokus. Beherrschen Sie diese Faktoren, sind richtige Schärfe und Licht kein Problem mehr. Wie Sie das eine oder andere in Zukunft besser machen, hat Ihnen hoffentlich dieser Workshop ein Stückchen verdeutlicht.

Bis zum nächsten Tutorial!

Ihre



Nicole Schick

www.tierfotografie-mit-herz.de