Skizzenlegende:
Bei meinem letzten Akt- und Erotik-Fotoworkshop auf Ibiza musste ich eine Erfahrung aufgrund eines Fehlers machen, der mir als „altem Hasen“ eigentlich nicht mehr hätte passieren dürfen: Ich wollte mit den Models an einem freien Vormittag (denn nachmittags hatten wir immer die Fotoshootings des gesamten Workshops) nochmals eine Location aufsuchen, die wir im Rahmen des Workshops am Vortag besucht hatten. Hier wollte ich mit den Models nun auch noch mal ein paar Motive fotografieren.
Die Stelle in der Nähe vom Strand hatte sich am Vortag als ideal erwiesen, und ich war besonders von der wunderschönen Lichtstimmung angetan, als die Lichtstrahlen durch die Baumwipfel fluteten und die Models in ein tolles Gegenlicht hüllten. Doch was musste ich zu meiner Enttäuschung feststellen? Die Lichtstimmung am Vormittag war völlig anders und weniger stimmungsvoll als am besagten Nachmittag des Vortages!
Eigentlich völlig logisch, und doch hatte ich vergessen, dass man Locations grundsätzlich zu der bestimmten Uhrzeit aussuchen soll, zu der man auch später die Fotos machen möchte. Anders ausgedrückt: Wenn Sie bei vorhandenem Licht (also ohne Zuhilfenahme einer Blitzanlage als bildbestimmender Hauptlichtquelle) morgens um 9 Uhr Fotos machen wollen an einem bestimmten Ort, dann schauen Sie sich vorher diesen Ort auch zur gleichen Tageszeit an (und auch aus der gleichen Perspektive; eine Location-Suche mit Google Earth bringt nichts!).
Es ist völlig uninteressant, wie überwältigend die besagte Location zu anderen Tageszeiten aussieht - nur die Tageszeit interessiert, zu der später dann auch die Fotos „geschossen“ werden sollen!
Sie sehen also, dass die Wahl der Location, also des Aufnahmeortes, mit Bedacht durchgeführt werden sollte. Diese hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf Bildaussage und -Wirkung.
Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, wenn es um die Auswahl des Aufnahmeortes geht. Neben dem Studio bieten sich Bauernhöfe, leer stehende Fabrikhallen, alte Treppenhäuser, Blumenwiesen, Kornfelder, Autofriedhöfe, Atelierwohnungen, Cafés, futuristische Bürogebäude, Gebirgsbäche, Steinbrüche, Autowerkstätten, Waldlichtungen, mittelalterliche Ruinen und noch vieles mehr an. Eine interessante Umgebung hilft darüber hinaus dem Model, mit entsprechender Unbefangenheit die ungewohnte Situation zu meistern.
Bei Aufnahmen außerhalb des Studios sollte allerdings auf ungewollten Publikumsverkehr geachtet werden: So sind Shootings an bekannten Ausflugszielen oder Badeseen am Wochenende möglichst zu vermeiden.
Gerade neue, für den Fotografen fremde Locations sollten als Chance und Herausforderung betrachtet werden, denn solche Orte bieten meist ein hohes Bildpotenzial und sind eine Quelle der Inspiration, die man getrost nutzen sollte.
Bei Aufnahmen außerhalb des Studios ist es vorteilhaft, wenn die Fahrzeit nicht zu lang dauert, da Model und Fotograf unter Umständen von der Reise ermüden, was sich gewiss im Ergebnis negativ niederschlagen dürfte. Außerdem, wie sich der bekannte Mädchen-Fotograf Michael Boys einmal ausgedrückt hat: „Fahrzeit ist verlorene Fotografierzeit.“ Ferner ist zu beachten, dass nicht alle Locations über einen Stromanschluss verfügen, was bei entsprechender Bildidee den Einsatz einer mobilen Blitzanlage mit Akkubetrieb notwendig macht.
Glücklicherweise hat es gerade hier innerhalb der letzten Jahre tolle technische Fortschritte gegeben, sodass die Auswahl für den Fotografen größer geworden ist bei gleichzeitig gesunkenen Preisen und einem Mehr an Leistung und Komfort der Geräte.
Im Fotostudio
Aus den eben genannten Gründen ist das Fotostudio, neben dem häuslichen Bereich, wohl der Ort, an dem die meisten Aktaufnahmen entstehen. Die Möglichkeit, ungestört arbeiten zu können, in Verbindung mit der immer verfügbaren und variabel einsetzbaren Studiobeleuchtung bietet ideale Voraussetzungen, um vorhandene Konzepte detailgenau umsetzen zu können. Die Geräteausstattung entspricht der eines Porträt- oder Werbefotostudios, wobei Lichtwannen und große Schirmreflektoren für weiches, flächiges Licht sorgen.
Erfahrene Models wie das hier abgebildete Fotomodel fühlen sich erst in einem gut ausgestatteten Fotostudio mit beeindruckender Lichtanlage richtig wohl und blühen dort für die Dauer der Aufnahmen regelrecht auf.
Erfahrene Models sind meist sehr wandelbar, kennen ihre Schwächen wie ihre Schokoladenseiten und helfen so dem Fotografen, das gewünschte Resultat zu erzielen.
Aktaufnahmen im Studio eignen sich hervorragend, um ausdrucksstarke Porträts - im weitesten Sinne - zu erstellen. Kein unruhiger, störender Hintergrund, die Unabhängigkeit von Wind und Lichtverhältnissen und die Möglichkeit bei angenehmen Temperaturen ggf. auch stundenlang zu arbeiten, erlauben es dem Fotografen, sich ganz auf das Model zu konzentrieren, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen.
Je nach Ausstattung der Blitzanlage ist es unter Umständen sogar möglich, allein mithilfe des Einstelllichtes zu fotografieren, vorausgesetzt, die Bildqualität der Kamera bei hohen ISO-Werten erlaubt dies in optimaler Bildqualität ohne Bildrauschen (so sind z. B. bei der Nikon D3 Aufnahmen mit 6400 ISO nahezu ohne Qualitätseinbußen möglich!) - eine Arbeitsweise, die es gerade unerfahrenen Models erleichtert, unbefangener vor der Kamera zu agieren.
Dass im Studio ausnahmslos gestellte Aufnahmen vor neutralem oder extra herbeigeschafftem Hintergrund realisiert werden müssen, so die landläufige Meinung, stimmt so sicher nicht.
In manchen Fällen (wie dem hier gezeigten Beispiel) kann sogar die Studioeinrichtung als wirkungsvolle Kulisse einer (ungestellten) erotischen Aufnahme dienen.
Aufnahmen in Wohnungen
Wie bereits ausgeführt, kann es bei einem Model, welches noch keine große Erfahrung im Agieren vor der Kamera hat, bei Aktaufnahmen im Studio aufgrund der ungewohnten Umgebung leicht zu Unsicherheit und Befangenheit kommen. In diesem Fall bietet es sich an, die Aufnahmen im Studio abzubrechen und in der Wohnung des Models fortzufahren.
Die eigenen vier Wände sind dem Model vertraut und die Nacktheit wird hier meist als etwas Natürliches empfunden - im Gegensatz zu einem Fotostudio, wo sich manche wie auf einem Präsentierteller fühlen. Eine Wohnung hingegen bietet dem Model viele bekannte Orte, konzentriert auf teilweise engstem Raum: Bett, Dusche, Badewanne, Couch, Balkon, Schreibtisch, Küche, …
In jeder noch so kleinen Wohnung steht eine Couch. Solch ein Möbelstück ist der ideale Hintergrund für ein Akt-Porträt, wenn ansonsten voll gestellte Räume keine Möglichkeit bieten, einen Freiraum für Aufnahmen zu schaffen. Dass unter solchen Bedingungen keinesfalls ausschließlich peinliche und undistanzierte Fotos entstehen müssen, zeigt dieses Bildbeispiel. Ideal dafür sind Normal- und leichte Teleobjektive. Diese sind normalerweise sehr lichtstark und daher hervorragend für die Available Light-Fotografie geeignet und können auch in beengten Räumlichkeiten eingesetzt werden.
Weitwinkelobjektive hingegen vergrößern den Bildwinkel und erhöhen dadurch das Risiko, persönliche Einrichtungsgegenstände des Models sowie die allgegenwärtigen Steckdosen (!) mit auf den Chip zu bannen - was in den allermeisten Fällen weder erwünscht noch schön sein kann (vergleiche hierzu die Ausführungen im Kapitel „Störender Bildhintergrund“!).
Achten Sie aber im Rahmen der Vorbereitung darauf, dass Ihr Model vor unliebsamen Blicken neugieriger Nachbarn geschützt ist, da die Verwendung von Blitzanlagen, sichtbar von außen durch die nicht-abgedunkelten Fenster, im Allgemeinen großes Interesse hervorruft!
Neben einer Couch gehört auch das Bett zu den Einrichtungsgegenständen, die sicherlich in jeder Wohnung zu finden sind. Das Bett ist gleich in zweifacher Hinsicht für erotische Fotos besonders gut geeignet - suggeriert es doch dem Betrachter aufgrund seiner geläufigsten Verwendungsmöglichkeiten einen Hauch in Natürlichkeit und Erotik zugleich.
Nicht ganz einfach ist die Rolle des Fotografen bei Aufnahmen, bei denen sich der Kamerastandpunkt, wie hier, über dem Model befindet. Voraussetzung ist in einem solchen Fall entweder ein ausgeklügeltes Stativsystem oder eine gewisse Sportlichkeit aufseiten des Fotografen…
Vorteilhaft wirkt sich bei Aufnahmen in der Privatwohnung aus, dass die Räumlichkeiten meist sehr schnell und dosiert temperiert werden können - ein Umstand, der im Studio meist schon aufgrund der Größe nicht ohne Weiteres gegeben ist. Des Weiteren kann bei kleinen Pausen ohne großen Zeitaufwand auf den (hoffentlich gut gefüllten!) Kühlschrank zurückgegriffen werden, was für eine erfolgreiche Fortsetzung der begonnenen Fotosession erfahrungsgemäß nicht ganz unwichtig ist.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Wohnung wie ein Requisitenlager genutzt werden kann, in welcher das Model sich auskennt und dadurch selbst kreativ an der Bildidee mitwirkt.
Dass die meisten Wohnungen nicht nur zu klein, sondern zudem auch noch hoffnungslos überladen und daher für Aktaufnahmen nicht geeignet sind, ist nur teilweise richtig; denn sieht man mal von der Möglichkeit ab, einzelne Möbel umzustellen, selbst kleinste Wohnungen bieten genügend Freiraum für Aufnahmen, wie dieses Foto beweist.
Im Café
Cafés, Bars, Kneipen oder Restaurants stehen synonym für Orte mit hohem Publikumsverkehr. Daher sind sie besonders für Aktfotografien geeignet, die den Betrachter überraschen oder schockieren, vor allem aber provozieren sollen. In der Vorbereitung zu einem solchen Foto gilt es jedoch, vorab einige organisatorische Dinge zu erledigen.
Zuerst einmal muss ein Lokal mit der gewünschten Atmosphäre gefunden werden. Danach muss der Besitzer dieses Lokals von Ihrem Vorhaben begeistert werden - was in den meisten Fällen weniger schwierig werden dürfte, als im Allgemeinen angenommen wird. Um dem Model (und auch Ihnen) die Sache wesentlich zu erleichtern und um den Café-Betrieb nicht zu stören, bietet es sich an, die Fotosession vor der für den Publikumsverkehr geöffneten Zeit durchzuführen.
Während dieser Zeit ist der Wirt mit seinen üblichen Vorbereitungen beschäftigt und muss sich wegen Ihnen somit nicht zusätzlich im Lokal aufhalten. Nachdem Sie sich dann einige Tage vorher vor Ort mit den zur beabsichtigten Fotografier-Zeit herrschenden Lichtbedingungen vertraut gemacht haben, können Sie dann eigentlich schon mit den Aktaufnahmen beginnen.
Auch dieses Foto entstand nach der vorhin beschriebenen Arbeitsweise. Erleichtert wurde mir die Locationsuche dadurch, dass das Model den Wirt des Cafés persönlich kannte und den Kontakt herstellte. Obwohl das Café, zwei Stunden vor der Öffnung am Nachmittag, menschenleer war, wirkt es doch, als wäre des Foto während des normalen Geschäftsbetriebs entstanden.
Erreicht wurde dies einerseits durch die verwendete Symbolik (Kaffee-Tasse im Vordergrund) sowie andererseits durch den engen Bildausschnitt mit der Beschränkung allein auf das Model, wobei die Café-Atmosphäre durch den unruhigen (aber unscharfen!) Hintergrund noch verstärkt wird. Der entspannte, aber selbstbewusste Gesichtsausdruck des Models in Verbindung mit dem offenstehenden Blazer setzt bei dieser erotischen Aufnahme den beabsichtigten provozierenden Akzent.
Moderne Architekturbauten
Architektonische Meisterwerke, wie sie oft im Bereich öffentlicher Bauten, Museen, Brücken, „Konsumtempel“, Wolkenkratzer oder moderner Bürogebäude zu finden sind, bilden einen ganz besonderen Reiz in Verbindung mit der Aktfotografie. Die oftmals kalt erscheinenden (Spiegel-, Glas-, Stahl- oder Beton-) Fassaden bilden einen sachlichen Gegenpol zu den weichen Formen des menschlichen Körpers.
Bei der Auswahl des Bauwerkes als passende Umgebung für Ihre Aktaufnahmen sollten Sie beachten, dass sich in der Architektur immer auch der Zeitgeist widerspiegelt, weshalb das Harmonieren des architektonischen Stils mit der von Ihnen gewünschten Bildaussage geprüft werden muss. Da die Arbeitsweise bei Architekturaufnahmen im Allgemeinen eine andere als bei Aktaufnahmen ist (z. B. beim Arbeiten mit dem Stativ), ist es für den Fotografen nicht immer einfach, einen Kompromiss bezüglich des Arbeitsstils zu finden. Es ist zu entscheiden, was im Mittelpunkt der Bildidee stehen soll: das architektonische Objekt oder der menschliche Körper.
Diese Aufnahme lebt von der Bildwirkung des niedrigen Aufnahmestandpunktes, vom Gegensatz zwischen Beton und menschlicher Figur und von der untypischen Anordnung der Bildgestaltung. Schaut das Model nach rechts, so platziert man es - normalerweise! - aus harmonischen Gründen links von der Bildmitte. Doch aus einem spontanen „Bauchgefühl“ heraus wählte ich diesen Bildaufbau.
Dieses Foto soll den Anreiz geben, sich öfters mal von seinem „Bauchgefühl“ leiten zu lassen und einmal mehr gegen die üblichen Regeln zu verstoßen, um eigenen Sichtweisen einen Raum zu geben.
Haben Sie ein entsprechendes Gebäude oder Grundstück gefunden und sich für eine Bildidee entschieden, so gilt es im Allgemeinen noch, eine (möglichst schriftliche) Erlaubnis einzuholen, dass Sie vor oder in dem Objekt Ihre geplanten erotischen Fotos machen dürfen. Hierbei kann es Ihnen passieren, dass unverschämt hohe Locationgebühren von Ihnen verlangt werden - eine Unsitte, die vor allem in den Metropolen wie Düsseldorf, Hamburg und München seit den achtziger Jahren immer weiter um sich greift.
Stillgelegte Fabrikanlagen, verfallene Gemäuer und Ruinen
Einen völlig anderen als den eben beschriebenen Rahmen für erotische Fotos bilden alte und verfallene Häuser und Mauern, Ruinen, Ställe, Bunker, Steinbrüche oder stillgelegte Fabrikanlagen. Hier lassen sich hervorragend die Gegensätze zwischen Alt und Jung, also zwischen Verfall und blühender Jugend, darstellen. Das (Akt-) Fotografieren in solcher Umgebung ist eine Domäne der Schwarz-Weiß-Fotografie, da gerade altes, schmutziges Gemäuer eine schier unglaubliche Vielfalt an Grautönen liefert.
Bei der Suche nach derartigen Locations reicht es meistens aus, diejenigen Seitenstraßen zu durchfahren, die man sonst tunlichst meidet. Hat man dann ein passendes (Hintergrund-) Objekt gefunden, so sollte man selbst bei leicht zugänglichen Grundstücken eine Fotografiererlaubnis einholen: Man erspart sich und dem Model unnötigen Ärger und hat zudem die Gewissheit, dass kein übel gelaunter Wachdienst die Aufnahmen stört.
Diese Weitwinkel-Aufnahme lebt von ihrem unglaublich großen Tonwertspektrum, und das, ohne auf starke Kontraste wie den im Dunkeln liegenden Teil der Wand und die schweißnass glänzende Haut des Models zu verzichten. Das Foto entstand auf einem alten Dachboden an einem Sommerabend. Die niedrig stehende Abendsonne lieferte ein sehr schönes Licht, welches durch ein Fenster rechts vom Model aus in den Raum schien.
Die lichtabgewandte Seite des Models wurde mit einem California Sunbounce-Reflektor aufgehellt, woraus die helle Linie an Arm, Oberschenkel und Oberkörper resultiert. Um den dramatischen Eindruck zu verstärken, wurde das Model vor den Aufnahmen mit Speiseöl (glänzt hervorragend und ist billiger als andere Öle!) eingeschmiert.
Eine riesige Vielfalt an interessanten Plätzen bieten stillgelegte Fabrikanlagen. Hier reicht es oftmals aus, die Eckwerte der Bildidee, wie z. B. den fotografischen Stil, festzulegen, um dann vor Ort sich vom Licht, der Umgebung, und natürlich vom Model inspirieren zu lassen. Es bleibt aber dem Fotografen überlassen, ob er eine solche oder eine völlig andere Arbeitsweise bevorzugt - einen allgemeingültigen „Königsweg“ gibt es nicht. Dieses Foto ist ein Beispiel dafür, dass die Inspiration in Zusammenhang mit der herrschenden Lichtstimmung ausreicht, um zu ästhetischen Aktaufnahmen zu kommen.
Ich entdeckte diese rußgeschwärzte, dunkle Ecke eigentlich auf dem Weg von einer Location zur nächsten. Das hellhäutige, blonde Model bildete hierzu einen starken Kontrast, sodass als Letztes nur noch die Pose festgelegt zu werden brauchte. Die hockende Haltung und die lässig abgestützten Arme bilden ein optisches Dreieck und wirken auf den Betrachter wie ein ruhender Pol in dieser finster-bedrohlichen Umgebung.
Dennoch ist dieses Foto nicht ohne Spannung, die aus dem zur Kamera gewandten Gesicht resultiert, welches aber nicht erkannt werden kann, weil es hinter den Haaren versteckt ist. Um den düsteren Eindruck des Hintergrundes nicht zu zerstören, stellte ich die Belichtungskorrektur der Kamera auf Minus 1 (entspricht einer Unterbelichtung um eine ganze Blendenstufe).
Als Location bei diesem Foto diente eine ehemalige Ritterburg, deren Ruine heute durch Denkmalpflege erhalten wird.
Oftmals werden solche Orte aufgrund des hohen Publikumsverkehrs durch Zeichen heutiger Zeit wie z. B. durch das Aufstellen von Abfalleimern oder das Anbringen von Geländern regelrecht „entweiht“. Als Fotograf muss man so ständig aufpassen, unerwünschte Details nicht mitzufotografieren. Mindestens genau so ärgerlich ist aber auch der herumliegende Abfall (Taschentücher, Zigarettenkippen, Chips-Tüten, etc.), den ignorante Leute hinterlassen, und der vor Beginn der Fotosession vom Fotografen erst einmal mühsam zur Seite gekehrt werden muss.
Im und am Meer
Das Meer als Kulisse für Fotoaufnahmen ist gleich aus drei Gründen besonders gut geeignet: Zum einen bietet die Kombination von Strand und Wasser eine riesige Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten, weshalb diese Location auch regelmäßig von Modefotografen für Produktionen ausgewählt wird. Zum anderen werden Fotograf und Model zusammen mit dem übrigen Team gewissermaßen in eine Urlaubsstimmung versetzt, was eine entspannte Atmosphäre schafft und so ein effizientes kreatives Arbeiten ermöglicht.
Und drittens ist Nacktheit am Strand natürlicher als anderswo, sodass die Models sich, trotz Kamera, in der Regel ungezwungener verhalten und posen. Kurz: Strand und Meer sind Locations, die jeder Akt- und Erotikfotograf einmal ausprobieren sollte!
Dass Aufnahmen am Meer auch jenseits der üblichen Beauty-Aufnahmen mit ihren kräftigen Farben möglich sind, soll anhand dieser S/W-Aufnahme gezeigt werden, welche vor einigen Jahren am Strand der holländischen Nordseeküste von mir fotografiert wurde.
Nasser gelb-grauer Sand, auf Grautöne reduziert, führte bei dieser Aufnahme zu einem gesteigerten Helligkeitskontrast, was zusätzlich den Hart-Weich-Kontrast betont.
Für diese Freihandaufnahme verwendete ich das Nikon 2,8/300mm Teleobjektiv bei Blende 4 und 1/1000 Sek. Verschlusszeit (bei 100 ISO).
Ganz andere Aufnahmemöglichkeiten ergeben sich, wenn man nicht nur ein, sondern gleich vier schöne Models hat, die durch das Wasser laufen und die Gischt um sie herum hochspritzt.
Das im Sonnenlicht gleißend helle Wasser kann der Belichtungsautomatik falsche Werte liefern, weshalb in solchen Fällen der Fotograf korrigierend eingreifen muss, sofern nicht nur die Silhouette der Models abgebildet werden soll. Dieses Foto entstand an einem Badestrand von Ibiza bei einem von mir durchgeführten Erotik-Fotoworkshop, an einem sonnigen Tag, mit dem Nikon 2,8/80-200mm VR.
Die kurze Verschlusszeit von 1/1000 Sek. sorgte für das Einfrieren der aufschäumenden Gischt.
Bei Fotos am Strand empfiehlt es sich, das Model direkt am Wasser zu platzieren, da so die Wellen die zwangsläufig entstehenden Fußspuren des Models im Sand wieder verwischen.
Deshalb ist es auch sinnvoll, dass das Model mit einem „Umweg“ durch das Wasser zu der Stelle gelangt, an der die Fotos gemacht werden sollen. Ich passe bei den Aufnahmen immer auf, dass weder ich noch andere Personen den kleinen Bereich des Strandes betreten, an welchem die Aufnahmen stattfinden, um so störende Fußspuren zu vermeiden.
Bei wolkenverhangenem Himmel mit seinem daraus resultierenden schönen weichen Licht ist es einfacher, den Kontrastumfang zu beherrschen.
Zwischen den Wolken kam bei diesem Foto dann auf einmal ein kleiner Sonnenstrahl heraus, der für eine ganz eigentümliche Lichtstimmung sorgte, mit glitzerndem Wasser und dunkler Wolkenfront im Hintergrund, die aber nur wenige Sekunden andauerte.
In der Öffentlichkeit
Öffentliche Plätze sind bei Aktfotografen nicht unbeliebt, bilden sie doch die eigentlich abwegigste Kulisse für gewagte Aufnahmen. Sie erfordern sowohl vom Model als auch vom Fotografen eine gehörige Portion Mut. Hier spielt wohl meist auch der Reiz des Verbotenen eine große Rolle, weshalb diese Art von Fotografien oft als provokant empfunden wird.
Im Vorfeld der Aufnahmen sollte geklärt werden, zu welchen Zeiten ungestört fotografiert werden kann. Wenn man sich entschließt, trotz Passanten in der Öffentlichkeit erotische Fotos zu erstellen, kann es passieren, dass sich selbst ernannte Moral- und Sittenwächter an die Polizei wenden, um eine Anzeige zu erwirken. Kurz nach Fertigstellung dieses Fotos am 31. Juli 2007 in Düsseldorf auf einer Fußgängerbrücke über dem Rhein in Nähe des Landtages erschienen zwei Polizisten, um meine und die Personalien des Models aufzunehmen, weil sich jemand durch unser Tun gestört fühlte.
Und tatsächlich wurde gegen mich wegen Verstoßes gegen §118 Ordnungswidrigkeitsgesetz („grob ungehöriges Verhalten“) beinahe ein Bußgeldverfahren eröffnet, dann aber doch ohne Angabe von Gründen eingestellt. Vermutlich hatte der Sachbearbeiter im Ordnungsamt selbst die Lächerlichkeit eines solchen Verfahrens erkannt, denn warum sollte es „grob ungehörig“ sein, wenn man eine schöne Frau ästhetisch fotografiert, zudem die Zuschauer (die vorbeigehenden Passanten) alle - wohl bis auf einen - sehr begeistert von unserem „Live-Fotoshooting“ waren…
Hiervon abzugrenzen sind jedoch (Akt-) Fotoaufnahmen, die allein um des Aufsehens willen vom Fotografen durchgeführt (besser müsste man sagen: inszeniert) werden. So wurden beispielsweise vor einiger Zeit Aktaufnahmen mit einem Pärchen im Kölner Dom gemacht - obwohl dem Fotografen klar sein musste, dass er die Arbeiten niemals würde veröffentlichen dürfen. Hier ging es dem Fotografen somit nicht mehr um ein gutes Foto, sondern allein um Publicity. Derartige Fotosessions sind allein dem Marketing zuzurechnen - mit ernsthaft betriebener erotischer Fotografie haben diese aber nichts mehr gemein.
Öffentliche Plätze stehen für Passanten, Zuschauer; doch zu bestimmten Tageszeiten sind sie nicht belebt, beispielsweise am frühen Morgen, sonntags, oder wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM im (Halb-) Finale steht.
Auch ohne Zuschauer wird solch eine Aufnahme dann noch als Provokation empfunden. Dieses Foto entstand auf dem Campus einer Universität. Da selbst am Wochenende jedoch Forschung und Lehre nicht völlig ruhen, empfiehlt es sich, in den frühen Morgenstunden die Aktaufnahmen zu machen, um weitestgehend ungestört zu sein. Ist dies nicht möglich, so sollte das Model seine Kleidung zwar außerhalb des Blickwinkels der Kamera, aber dennoch in nächster Nähe deponieren, um sich bei Bedarf schnell etwas anziehen zu können.
In der Natur
Aktaufnahmen in der Natur lassen sich ohne großen Zusatzaufwand realisieren, was den Fotografen allerdings nicht dazu verleiten sollte, einfach mit Kamera und Model „auf gut Glück“ loszufahren. Nach Möglichkeit sollten Sie bereits einige Tage vor dem Aufnahmetermin die Location gründlich auskundschaften, um sowohl das Bildpotenzial dieses Ortes zu erfassen, als auch um sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Ich begebe mich, wenn ich einen interessanten Ort für erotische Fotos in der Natur gefunden habe, möglichst mehrmals vor dem eigentlichen Fototermin in seine Nähe.
Um die unterschiedlichen Lichtverhältnisse kennenzulernen, versuche ich, meine „Besuche“ so abzustatten, dass ich den Ort zu verschiedenen Tageszeiten beobachten kann, um so die optimale Tageszeit für die Aufnahmen zu ermitteln.
Bei Aktaufnahmen in der Natur mit Models, die eine empfindliche Haut haben, sollte beachtet werden, dass der Kontakt beispielsweise mit Brennnesseln, Grashalmen, Stroh, Erde, etc. schnell zu Hautreizungen und damit -rötungen führen kann. Im Klartext bedeutet dies, dass eine einmal eingenommene Position unter Umständen nicht mehr wesentlich variiert werden kann, weil sonst Hautreizungen an den Stellen des Models zu sehen wären, die bisher Kontakt mit dem Untergrund hatten und nun bei der neuen Pose offen zutage treten.
Auch der Einsatz eines Visagisten kann in solchen Fällen nur ungenügend Abhilfe schaffen. Besser sind vorbeugende Maßnahmen, die Abdrücke erst gar nicht entstehen lassen, wie z. B. die Benutzung von entsprechenden Unterlagen (Styropor-Platte, Karton, ein zusammengerafftes Kleidungsstück, etc.), durch die das Model an den entsprechenden Stellen geschützt wird.
Bei Aufnahmen im Freien dürften in den meisten Fällen die Morgen- oder Abendstunden am besten geeignet sein, wenngleich hier nicht ausgeschlossen werden soll, dass vielleicht auch mal die Mittagsstunden das ideale, weil passende Licht zum Bildkonzept liefern. Doch nicht immer kann man sich die Tageszeit aussuchen; außerdem gehöre ich zu den Fotografen, die, einmal angefangen, nicht so schnell die Kamera wieder aus der Hand legen, nur weil der Sonnenstand nicht mehr „optimal“ ist.
Behelfen kann man sich, wenn man Schattenplätze aufsucht und das benötigte Licht mittels Reflektoren auf das Model lenkt. Diese Aufnahme entstand auf Ibiza, gegen 15 Uhr nachmittags, wo die Sonne eigentlich - laut Lehrbüchern - noch zu hoch am Himmel steht.
Überall
Auch wenn in diesem Kapitel Locations auf verschiedene interessante Möglichkeiten für Aufnahmeorte beispielhaft hingewiesen wurde, sollte man nicht vergessen, dass Aktaufnahmen auch mit minimalen Mitteln, vor allem in Bezug auf das Platzangebot, durchgeführt werden können.
Dies bedeutet, dass selbst dann, wenn irgendwelche Probleme schon während der Planung auftreten und das vorgesehene Shooting „den Bach runter“ zu gehen droht, auch unter den ungünstigsten Bedingungen noch ausdrucksstarke Fotos entstehen können. Insbesondere in Bezug auf die Location kann es hierbei für den engagierten Fotografen keine Einschränkung geben: Fast überall lassen sich tolle Ergebnisse erzielen, und seien es auch nur gezielte Anschnitte des Models, wenn keine Ganzkörperaufnahmen möglich sind.
Nicht immer ist es möglich, sich vor der Fotosession vor Ort über die Gegebenheiten zu informieren. Dies gilt vor allem dann, wenn die Location zu weit entfernt ist, als dass man sich vorher dort umschauen könnte. In diesen Fällen hilft dann nur, sich mittels vorhandenen Bildmaterials eine Vorstellung über die Location zu verschaffen. Gut geeignet sind hierfür regionale Bildbände, in denen Sehenswürdigkeiten nicht nur für Touristen beschrieben werden.
Vor Ort angekommen, bleibt dem Fotografen dann nichts anderes übrig, als den geeignetsten Platz für die Aufnahmen zusammen mit dem Model auszukundschaften.
Dieses Foto ist der Beweis dafür, dass in puncto Platzangebot, an jedem beliebigen Ort der Erde (und ganz besonders in kleinen Wohnungen) ausdrucksstarke erotische Fotos realisiert werden können. Derartige Aufnahmen gelingen allerdings nur, wenn das Model ausreichend fotogen ist und über ein gewisses Maß an schauspielerischen Fähigkeiten verfügt.
Ansonsten kann es Ihnen passieren, dass Sie ein für die betreffende Person vielleicht schönes, aber ansonsten belangloses Ergebnis erhalten. Außer Akt-Porträts lassen sich aber noch viele weitere Teilansichten des Körpers auf engstem Raum fotografieren, worauf gesondert im Kapitel „Erotische Details“ eingegangen wird.
Als Arbeitsmaterial ist ein Vertragsmuster für ein Model Release vorhanden.