Fotos von Meteoren (Sternschnuppen) lassen sich nicht erzwingen. Eine Portion Glück ist eine wichtige Voraussetzung.
Teil 4: Fotos von Sternschnuppen
„Wer eine Sternschnuppe sieht, die nur für Sekundenbruchteile über den Nachthimmel zischt, der sollte sich etwas wünschen, denn dieser Wunsch geht in Erfüllung“, heißt es im Volksmund.
Natürlich ist das ein Aberglaube, der allerdings exakt in dieser Form von den verschiedensten Völkern der Erde unabhängig voneinander erschaffen wurde. Wer also doch noch Hoffnung hat, dass es mehr ist als ein Aberglaube, sollte es beim nächsten Mal einfach versuchen – es kann ja nichts dabei schiefgehen… ;-)
Wenn man sich etwas ernsthafter mit den Sternschnuppen, der volkstümlichen Bezeichnung für Meteore, auseinandersetzt, erfährt man nicht minder spannende Dinge.
Gerne werden Meteore mit Kometen verwechselt. Während ein Meteor nur für Bruchteile einer Sekunde oder maximal einige Sekunden am Himmel aufleuchtet, handelt es sich bei Kometen um Objekte, die über mehrere Tage, Wochen oder gar Monate zu sehen sind. Kometen ziehen auf ihrer Bahn – ähnlich wie die Planeten – um die Sonne, während Meteore mehr oder weniger kleine Partikel sind, die in die Atmosphäre der Erde eindringen und dabei so stark erhitzt werden, dass sie verglühen.
Das Auftreten eines Meteors kann nicht vorhergesagt werden, d.h. sie treten sporadisch in jeder Nacht (und übrigens auch am Tag, dann aber in der Regel unsichtbar) auf, wobei im Jahreslauf eine auffällige Häufung der Meteor-Ereignisse in bestimmten Datums-Zeiträumen vorkommt (siehe unten stehende Tabelle).
Das hängt damit zusammen, dass die Erde auf ihrer Reise um die Sonne mit immerhin 30 Kilometern pro Sekunde (!) recht zügig unterwegs ist und dabei mit den Partikeln des interplanetaren Raums kollidiert.
Diese Partikel heißen, bevor sie in die Atmosphäre der Erde eindringen, Meteoroide. Meteoroide sind also potenzielle Meteore. Die meisten dieser Partikel sind mit einem Durchmesser von oftmals nur einigen Hundertstel eines Millimeters sehr klein, hin und wieder jedoch gibt es auch größere Brocken mit etlichen Zentimetern Durchmesser.
Taucht ein tennisballgroßer Meteoroid in die Atmosphäre ein, dann wird am Himmel ein besonders heller Meteor sichtbar, der als „Feuerkugel“ bezeichnet wird. Ein Meteor dieser Größe erhitzt sich an seiner Oberfläche stärker als im Zentrum, sodass thermische Spannungen entstehen, die ihn zerplatzen lassen.
Die Bruchstücke, die nach oben abgesprengt werden, also entgegen der Flugrichtung beschleunigt werden, können stark verlangsamt den Erdboden erreichen. Ein auf der Erdoberfläche gelandetes Überbleibsel eines Meteors ist ein Meteorit.
Der „Barringer-Krater“ bei Flagstaff, Arizona, USA, ist der am besten erhaltene Einschlagskrater eines Meteoriten auf der Erde. Sein Durchmesser beträgt 1,2 Kilometer, seine Tiefe 170 Meter. Vor etwa 50.000 Jahren schlug dort ein Projektil aus dem All ein, dessen Masse auf 300.000 Tonnen geschätzt wird. Der aus Eisen bestehende Meteorit dürfte etwa 50 Meter groß gewesen sein.
Meteore dringen mit etwa 10 bis 70 Kilometer pro Sekunde in die Lufthülle der Erde ein. Durch die Reibungshitze verglühen die meisten in einer Höhe von etwa 120 bis 80 Kilometer über der Erdoberfläche, wobei die eigentliche Leuchterscheinung nicht der glühende Partikel selbst ist, sondern die umgebende Luft, die durch die Hitze ionisiert wird. Das lässt Meteorspuren auf den Fotos zuweilen grünlich erscheinen.
Nur größere Meteore dringen noch tiefer ein und zerfallen spätestens in zehn Kilometern Höhe. Je weiter sich ein Meteor der Erdoberfläche nähert, desto dichter wird die Luft und desto stärker wird die Abbremsung. Feuerkugeln fallen demnach nicht nur durch ihre große Helligkeit auf, die sogar die des Vollmondes erreichen kann, sondern auch durch eine relativ langsame Bewegung am Himmel. Ausnahmeexemplare können über mehrere Sekunden lang verfolgt werden, die hinterlassene Leuchtspur in der Luft sogar viele Minuten lang. Selbst das Platzen eines großen Meteors lässt sich hin und wieder hören.
Sporadische Meteore können zu jeder Tages- und Nachtzeit auftauchen, ohne dass es eine Chance gibt, sie vorherzusagen. Doch es gibt Zeiten im Jahr, in denen die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne durch eine Region mit relativ vielen Meteoroiden saust. Dann erhöht sich die Frequenz, mit der Meteore zu beobachten sind, teils beträchtlich. Diese Zeiträume mit vermehrter Meteortätigkeit werden Meteorströme genannt. Sie wiederholen sich jährlich stets um die gleiche Zeit.
Zeichnet man die Meteore eines Meteorschauers in eine Sternkarte ein, stellt man fest, dass, wenn man ihre Flugbahnen nach hinten verlängert, sie alle aus einem Punkt des Himmels zu entspringen scheinen. Das ist ein perspektivischer Effekt, vergleichbar mit einer Autofahrt während es schneit; auch dann sieht es so aus, als kämen alle Schneeflocken aus einem zentralen Punkt.
Autofahrt bei Schneefall.
Bei Meteoren ist es die Bewegung der Erde, die den perspektivischen Effekt verursacht. Der Meteorstrom wird benannt nach dem lateinischen Namen des Sternbildes, in dem dieser zentrale Punkt, der sogenannte Radiant, liegt. Bei den Leoniden z. B. liegt der Radiant im Sternbild Löwe, lateinisch „Leo“.
Mit einem Format füllend abbildenden Fischaugen-Objektiv wurde ein großes Himmelsareal erfasst. Während der 2-minütigen Belichtungszeit kreuzten drei Meteore des Perseiden-Meteorstroms das Bildfeld, darunter eine Feuerkugel. Verwendet wurde eine CCD-Kamera.
Das gleiche Bild mit eingezeichneten Sternbildern. Die Verlängerung der Flugbahnen nach hinten zielt auf den Radianten im Sternbild Perseus (Per); gelb eingezeichnet. Uma=Großer Wagen/Bär, CVn=Jagdhunde, UMi=Kleiner Wagen, Dra=Drache, Cep=Kepheus, Cam=Giraffe, Cas=Kassiopeia, Lac=Eidechse, Polaris=Polarstern.
Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht über die wichtigsten Meteorströme eines Jahres. Außer dem Namen des Stroms und der Lage des Radianten enthält sie den Zeitraum und das Maximum ihres Auftretens. In der Spalte „Bewertung“ steht ein „+“ für ausgeprägt, was entweder relativ viele und/oder helle Meteore bedeutet, ein „o“ für einen mittelprächtigen Schauer bis etwa 15 Meteore pro Stunde und ein „-“ für die schwach ausgeprägten Meteorschauer.
Name | Radiant | Zeitraum (Max.) | Bewertung |
Quandrantiden | Bärenhüter (Bootes) | 1.1.-6.1. (3.1.) | + |
Lyriden | Leier | 12.4.-24.4. (22.4) | o |
Eta-Aquariden | Wassermann | 1.5.-8.5. (4.5.) | + |
Delta-Aquariden | Wassermann | 20.7.-10.8. (29.7.) | + |
Alpha-Capricorniden | Steinbock | 15.7.-10.8. (30.7) | - |
Perseiden | Perseus | 20.7.-20.8. (12.8.) | + |
Cappa-Cygniden | Schwan | 9.8.-6.10. (18.8.) | - |
Cepheiden | Kepheus | 18.8. | - |
Pisciden | Fische | 31.8.-31.10. (20.9.) | - |
Tauriden | Stier | 19.9.-1.12. (13.11.) | o |
Delta-Draconiden | Drache | 7.10.-11.10. | - |
Andromediden | Andromeda | 25.9.-12.11. (3.10.) | - |
Oriniden | Orion | 14.10.-28.10. (21.10.) | + |
Leoniden | Löwe | 15.11.-19.11. (17.11.) | + |
Geminiden | Zwillinge | 6.12.-17.12. (13.12.) | + |
Ursiden | Kleiner Bär/Wagen | 17.12.-24.12. (22.12.) | o |
Coma Bereniciden | Haar der Berenike | 12.12.-23.1. | - |
Die wichtigsten Meteorschauer im Jahresverlauf.
Technische Ausstattung
Es sind keine astronomischen Geräte notwendig, um sich an der Fotografie von Meteoren zu versuchen. Weitwinkel- oder gar Fisheye-Objektive mit extrem großen Bildwinkeln vergrößern die Chance, einen hellen Meteor zu erwischen. Durch die zum Großteil schnelle Bewegung der Meteore sind lichtstarke Objektive zu bevorzugen, deren Anfangsblende bei 1:2,8 oder besser liegt.
Unverzichtbar ist außerdem:
• Stabiles Stativ
Scharfe, nicht verwackelte Aufnahmen gelingen mit einem guten Stativ und einem Stativkopf, im abgebildeten Beispiel ein Getriebeneiger. Abgebildet ist ein für die Fotografie von Meteoren geeignetes Setup mit Kabelauslöser und Fisheye-Objektiv.
• Kabelauslöser/Timer
Kabelauslöser ermöglichen das berührungslose Auslösen der Kamera, um Verwacklungen zu vermeiden. Auch drahtlose Fernauslöser können eingesetzt werden.
• Störlichtblende (= Gegenlicht-, Streulicht- bzw. Sonnenblende)
Hält seitlich einfallendes Fremdlicht ab und verzögert in feuchten Nächten den möglichen Taubeschlag der Frontlinse. Für jedes Objektiv ist eine speziell dazu passende Störlichtblende erhältlich. Bei dem oben abgebildeten Rundbild-Fischauge jedoch verbietet sich eine Störlichtblende; sie würde das Bildfeld abschatten.
Mit der beschriebenen Ausrüstung werden die Sterne schon nach kurzer Zeit als Striche abgebildet (s. Tutorial 2 aus dieser Reihe: „Strichspuraufnahmen von Sternen“). Ein Meteor zeigt sich auf den Fotos dann als „Querschläger“. Wenn Sie trotz langer Belichtungszeit die Sterne als Punkte abbilden möchten, müssen Sie die Kamera dem Lauf der Sterne nachführen, was in den Tutorials Nummer 9, 10 und 11 der Reihe „Astro- und Himmelsfotografie“ beschrieben wird.
Vorgehensweise
Um Aussicht auf Erfolg zu haben, wäre das gleichzeitige Zusammentreffen vieler Faktoren ideal, was in der Praxis jedoch höchst selten der Fall sein dürfte:
• Ergiebiger Meteorstrom
In der Nacht auf den 12. August beispielsweise ist das Maximum des Perseiden-Stroms zu erwarten.
• Klarer Himmel
Während einzelne, kleinere Wolken kaum stören, sollte die Transparenz der Atmosphäre gut sein.
• Beobachtungsplatz
Für die Beobachtung und die Fotografie von Meteoren ist ein Ort abseits von irdischen Lichtquellen zu bevorzugen. Am leichtesten wird man fündig in ländlichen Regionen und/oder in größeren Höhen der Mittelgebirge oder der Alpen.
• Mondlose Nacht
Am besten wäre die Zeit um den Neumond herum, aber es reicht, wenn zur gewünschten Beobachtungszeit der Mond nicht am Himmel steht. Möchten Sie zum Beispiel in der zweiten Nachthälfte Ihr Fotoglück versuchen, dann geht das auch noch bei zunehmendem Mond bis maximal Halbmond, denn der geht meist in der ersten Nachthälfte schon unter. Im Zweifelsfall sind die genauen Mondauf- und -untergangszeiten zu recherchieren (z.B. auf der Webseite www.calsky.de. Klick auf „Mond“ und dann auf „Ephemeriden“, nachdem der Beobachtungsort ausgewählt wurde). Natürlich herrscht zum Beispiel am 12. August eines jeden Jahres, dem Höhepunkt der Perseiden, nicht die gleiche Mondphase. Manchmal hat man Glück und sie finden während einer Neumondphase statt. In anderen Jahren erwischt man eine Vollmondphase. Ist der Himmel durch den Mond stark aufgehellt, werden Sie nur noch die hellsten Meteore sehen und fotografieren können.
Oft lassen sich nicht alle der gewünschten Faktoren optimieren. Das sollte Sie nicht davon abhalten, es wenigstens zu versuchen. Wenn beispielsweise alle Voraussetzungen stimmen, Sie aber keine Gelegenheit haben, einen optimal geeigneten Beobachtungsort aufzusuchen, können Sie trotzdem vom Balkon, Garten oder Hof aus Aufnahmen machen.
Ein Faktor nämlich bewegt sich stets außerhalb jeder Planbarkeit: Sie brauchen Glück! Selbst angekündigte Meteorströme (s. Tabelle) fallen in manchen Jahren sehr enttäuschend aus, während sie in anderen Jahren eine unerwartet spektakuläre Show abliefern.
Die beste Zeit, um Meteore zu sehen oder zu fotografieren, ist die zweite Nachthälfte kurz vor dem Einsetzen der Morgendämmerung. Das liegt daran, dass wir während dieser Zeit in die Richtung schauen, in der die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne fliegt. Wir befinden uns dann sozusagen „hinter der Windschutzscheibe“, während der Blick am frühen Abend dem Blick „aus dem Heckfenster“ entspricht.
Für Kenner des Koordinatensystems am Himmel möchte ich diesen Sachverhalt anders ausdrücken: Der Erdapex, also die „Flugrichtung“ der Erde, liegt 90 Grad westlich der Sonne auf der Ekliptik (Sonnenbahn). Befindet sich die Sonne zum Beispiel im Widder, liegt der Erdapex (näherungsweise) im Steinbock.
In den Morgenstunden sind aufgrund dessen etwa viermal mehr Meteore zu registrieren als am Abend.
1. Grundeinstellungen vornehmen
Folgende Grundeinstellungen der Kamera können empfohlen werden:
Dateiformat
Das RAW-Format ist zu bevorzugen.
Einstellung der Bildqualität bei einer Canon EOS 40D: Gewählt ist hier das RAW-Format, während die Fotos gleichzeitig im JPG-Format gespeichert werden. Die JPG-Dateien sind für die schnelle Vorauswahl der besten Aufnahmen nützlich.
ISO-Wert
Selbst helle Meteore zischen mit relativ hoher Geschwindigkeit über den Himmel. Um sie aufzuzeichnen, kommen nur hohe und höchste ISO-Werte in Frage. Stellen Sie also den höchsten ISO-Wert ein, bei dem Ihre Kamera noch akzeptable Ergebnisse liefert.
Einstellung des ISO-Wertes 1600 bei einer Canon EOS 40D. Das Bildrauschen dieser Kamera ist selbst bei einem so hohen Wert noch akzeptabel.
Weißabgleich
Bewährt hat sich die manuelle Einstellung auf „Tageslicht“ (Symbol: „Sonne“).
Einstellung des Weißabgleichs bei einer Canon EOS 40D auf Tageslicht (5200 Kelvin).
Rauschreduzierung
Die Einstellung Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtungen veranlasst die Kamera, nach jeder Aufnahme mit längerer Belichtungszeit (ab einer Sekunde) ein Dunkelbild mit der gleichen „Belichtungszeit“ anzufertigen. Das bedeutet, dass sie nach einer Belichtung die gleiche Zeit noch einmal braucht, in der sie kein weiteres Bild aufnehmen kann. Zwar ist das Aktivieren dieser Funktion für Langzeitbelichtungen sinnvoll, aber „Murphys Gesetz“ wird dafür sorgen, dass die hellsten und schönsten Sternschnuppen dann auftreten, wenn die Kamera gerade keine Bilder aufnimmt und stattdessen mit einem Dunkelbild beschäftigt ist. Daher verzichte ich meistens darauf, die Rauschreduzierung einzuschalten.
Tipp für Fortgeschrittene: Sie können auch ein oder mehrere Dunkelbilder manuell anfertigen, zum Beispiel nach Beendigung der Aufnahmeserie, und diese zwecks Rauschminderung von den Meteor-Fotos subtrahieren. Die Vorgehensweise wird im Tutorial 15 dieser Reihe („Kalibrierung: Hellfeld- und Dunkelbilder aufnehmen“) erläutert. Mit dieser Technik können Sie praktisch ein Bild nach dem anderen ohne Pausen aufnehmen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Sie einen seltenen Feuerball auch fotografisch erwischen.
Ausschalten der Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtungen, hier am Beispiel einer Canon EOS 40D.
Mit der Einstellung High ISO Rauschreduzierung (neuere Canon EOS-Modelle) habe ich keine guten Erfahrungen gemacht und lasse sie daher ausgeschaltet.
Die „High ISO Rauschreduzierung“ bleibt ausgeschaltet.
Belichtungsprogramm
Zu wählen ist die manuelle Einstellung (M).
Einstellung der manuellen Belichtungssteuerung („M“) am Einstellrad einer Canon EOS 40D.
Blende
Stellen Sie stets die größtmögliche Blendenöffnung (also die kleinste Blendenzahl) ein. Ideal sind lichtstarke Objektive mit Anfangsöffnungen von F/2,8 oder besser.
Das Display der Canon EOS 40D: Der Pfeil weist auf die Einstellung der Blende 1:2,0 hin. Als „Lichtstärke“ eines Objektivs wird der kleinste einstellbare Blendenwert bezeichnet. Zoom-Objektive sind meist weniger lichtstark als festbrennweitige Objektive.
Spiegelverriegelung
Diese Einstellung dient dazu, Verwacklungen durch den Spiegelschlag der Kamera zu verhindern. Wenn Ihr Stativ nicht stabil genug ist, um die vom Spiegel ausgelösten Erschütterungen abzufangen, machen Sie von dieser Einstellung Gebrauch.
Eingeschaltete Spiegelverrieglung. Der erste Druck auf den Auslöser lässt nur den Spiegel hochklappen. Warten Sie danach wenige Sekunden, um mit einem zweiten Druck auf den (Kabel-) Auslöser die Belichtung zu starten.
Bildstabilisator
Sehr wichtig ist es, einen eventuell vorhandenen Mechanismus zur Bildstabilisierung auszuschalten! Zwar soll laut Herstellerangaben die Elektronik den Einsatz eines Stativs registrieren und den Bildstabilisator in diesem Fall automatisch deaktivieren, aber das funktioniert nicht immer zuverlässig. Bleibt der Bildstabilisator aktiv, drohen „verzitterte“ Sterne trotz Stativ!
Den Bildstabilisator („Image Stabilizer“) schaltet man besser aus, wenn die Kamera auf einem Stativ steht.
„Verzitterte“ Sterne, verursacht durch den Bildstabilisator beim Einsatz eines Stativs.
3. Aufnahmen machen
Eine große Schwierigkeit ist die möglichst exakte Fokussierung auf „Unendlich“. Der Autofokus wird selbst bei hellen Sternen in den meisten Fällen versagen, sodass nur die manuelle Entfernungs-Einstellung in Frage kommt.
Leider ist auch der Unendlich-Index, der bei manchen Objektiven existiert, in aller Regel nicht präzise genug.
Die Indexmarke für „Unendlich“ ist nicht exakt genug bei der Suche nach dem besten Fokuspunkt.
Ideal zum Fokussieren sind Kamera-Modelle mit einer „Live-View“-Funktion, bei der Sie einen hellen Stern anvisieren und dann in hoher Vergrößerung auf dem Display der Kamera akkurat scharf stellen können.
Der Autofokus-Schalter verbleibt nach erfolgter Fokussierung auf „MF“ für manuellen Fokus.
Richten Sie nun die Kamera auf die gewünschte Himmelsregion. Bei Weitwinkel-Aufnahmen ist es durchaus zu empfehlen, den Vordergrund in das Bild einzubeziehen, also zum Beispiel eine Landschaft oder schöne Bäume. Wenn Sie den Radianten eines Sternschnuppenstroms anvisieren, erhöhen Sie damit nicht unbedingt Ihre Chancen, helle Meteore zu erfassen. Je näher am Radianten ein Meteor erscheint, desto kürzer erscheint seine Leuchtspur, denn er fliegt quasi auf Sie zu. Daher kommen auch Himmelsregionen abseits des Radianten in Frage, in denen besonders lange Leuchtspuren zu sehen sind.
Bei der Wahl der Brennweite müssen Sie sich entscheiden: Wenn Sie ein Objektiv mit sehr großem Bildwinkel verwenden, im Extremfall vielleicht sogar ein Rundbild-Fischauge mit 180 Grad Bildwinkel, können Sie den gesamten Himmel abbilden. Dann entgeht Ihnen kein heller Meteor, egal, an welcher Stelle des Himmels er erscheinen mag. Der Nachteil ist, dass die Abbildung der Leuchtspur sehr klein sein wird. Ein anderes Extrem ist ein Teleobjektiv, mit dem Sie nur ein relativ keines Himmelsareal erfassen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Meteor ausgerechnet durch Ihr Bildfeld huscht, entsprechend gering. Wenn Sie jedoch das nötige Glück haben, wird die Leuchtspur groß und mit vielen Details abgebildet. Ein guter Kompromiss kann ein Normalobjektiv oder ein leichtes Weitwinkelobjektiv sein.
Verfügen Sie über mehr als eine Kamera, können Sie auch in Erwägung ziehen, mit mehreren Apparaten und Brennweiten gleichzeitig zu arbeiten.
Bei der Entscheidung für eine brauchbare Belichtungszeit kommt es darauf an, ob Sie eine strichförmige Sternabbildung akzeptieren können oder nicht. Falls nicht, müssen Sie die Belichtungszeit, abhängig von der verwendeten Brennweite, auf die Werte begrenzen, die im Teil 1 dieses Tutorials („Stimmungsaufnahmen in der Dämmerung“) erörtert wurden. Wenn Sie mit strichförmigen Sternen leben können, ist die Obergrenze der Belichtungszeit durch die Resthelligkeit des Nachthimmels gesetzt. Je nach Standort und den Beobachtungsbedingungen müssen Sie unter allen Umständen verhindern, dass der Himmel überbelichtet wird und Bereiche mit voll gesättigten Pixeln aufweist.
Wenn Sie einen Kabel- oder drahtlosen Fernauslöser benutzen, dessen Auslöser sich verriegeln lässt, können Sie die Kamera auf „Reihenaufnahme“ konfigurieren und die gewünschte Belichtungszeit einstellen, wobei Sie in diesem Fall „BULB“ nicht verwenden können, sondern sich für eine fest einstellbare Zeit entscheiden müssen, die bei vielen Kameramodellen maximal 30 Sekunden beträgt. Drücken Sie nun den Auslöser und verriegeln ihn, dann nimmt die Kamera automatisch ein Bild nach dem nächsten auf, bis der Akku leer oder die Speicherkarte voll ist.
Der letztliche Erfolg jedoch ist abhängig vom dem Zufall, dass während einer Belichtung ein heller Meteor just an der Stelle des Himmels auftaucht, die vom Bildwinkel der Kamera erfasst wird.
Bildverarbeitung
Die notwendigen Verarbeitungsschritte hängen maßgeblich von der Beschaffenheit des Ausgangsmaterials ab. Daher sind die folgenden Erläuterungen als Muster zu verstehen und nicht als „Kochrezept“. Würde man exakt die gleichen Schritte mit den gleichen Werten auf anderes Bildmaterial übertragen, wäre das Ergebnis unter Umständen katastrophal.
Zunächst öffnen Sie in Photoshop die RAW-Datei Ihrer Meteor-Aufnahme. Es erscheint das Modul „Camera Raw“, in dem das Bild „entwickelt“ wird. Bereits hier werden sich wesentliche Verbesserungen erreichen lassen. Schalten Sie die Überbelichtungswarnung ein, indem Sie auf den kleinen schwarzen Pfeil rechts oberhalb des angezeigten Histogramms klicken:
Der „Startbildschirm“ des „Camera Raw“-Konverters von Photoshop. Durch Verschieben des Reglers „Reparatur“ (unterer Pfeil) nach rechts lassen sich überbelichtete, helle Sterne vor der Totalsättigung „retten“, falls notwendig. Die Lichtemissionen der Städte verursachen bisweilen einen aufgehellten Himmelshintergrund, der oftmals ins Rötliche verschoben ist. Ein Blick auf das Bild und das dazugehörige Histogramm (oberer Pfeil links) zeigen das in aller Deutlichkeit. Der rote Pfeil rechts oben zeigt die kleine Schaltfläche, auf die Sie klicken müssen, um überbelichtete Regionen im Bild zu erkennen.
Im nächsten Schritt soll der Farbstich beseitigt werden. Dazu dienen die Regler Temperatur und Farbton:
Um den Gelbstich zu beheben, wurde der Regler „Temperatur“ (oberer roter Pfeil) nach links geschoben. Der Regler „Farbton“ (unterer roter Pfeil) wurde nach rechts verstellt, um einerseits einen Himmelshintergrund mit neutraler Farbe zu erhalten, andererseits die „Datenberge“ der drei Histogramme für die Kanäle Rot, Grün und Blau zur Deckung zu bringen (roter Pfeil oben).
Nun wird das dritte Register des RAW-Konverters angeklickt, das Details heißt. Dort werden die Bildschärfe und die Rauschreduzierung reguliert:
Um den Effekt gemachter Einstellungen zu prüfen, ist die Darstellung der Aufnahme in „100%“-Größe sinnvoll. Klicken Sie dazu auf das Feld, das mit dem linken roten Pfeil gekennzeichnet ist und wählen Sie aus der Liste „100%“. Die rechten Pfeile zeigen die geänderten Einstellungen.
Eine Schärfung sollte unterbleiben, daher habe ich den Regler Betrag (oberster Pfeil) ganz nach links geschoben. Der Grund ist, dass eine Schärfung des Bildes auch das Rauschen deutlicher sichtbar machen würde. Bei der Rauschreduzierung hingegen habe ich sowohl das Luminanz- als auch das Farbrauschen durch das Verschieben der Regler nach rechts bekämpft. Je nach Kameramodell und Belichtungszeit sowie ISO-Wert sollten Sie im Vorschaufenster mit dem Blick auf das Bild entscheiden, welche Werte angemessen sind.
Mit den Knopf Bild öffnen schließen Sie die „Bildentwicklung“ ab und erledigen die abschließenden Korrekturen in Photoshop.
Unangenehm wirkt jetzt in erster Linie der stark aufgehellte Himmel; daher werfen Sie am besten einen Blick auf das Histogramm mit dem Photoshop-Befehl Bild>Anpassungen>Tonwertkorrektur… Sie sehen zunächst ein kombiniertes Histogramm aller drei Farbkanäle:
RGB (Pfeil) bedeutet die Kombination der Farbkanäle Rot, Grün und Blau.
Da eine Aufnahme des Nachthimmels vorwiegend aus dunklem Himmelsanteil besteht, darf das Histogramm sein Werte-Maximum nicht nach rechts verschoben erreichen, wie es hier der Fall ist. Daher schneiden Sie nun die Histogramme aller drei Farbkanäle an der linken Seite (Schwarzpunkt) so weit ab, dass die steil aufsteigende Flanke des „Datenbergs“ nahe dem Schnittpunkt liegt, aber nicht angeschnitten wird. Wählen Sie die einzelnen Farbkanäle nacheinander aus und führen diese Operation in jedem der drei Kanäle durch:
Nach Auswahl des Rotkanals (oberer Pfeil) schob ich den Schwarzpunkt (kleiner schwarzer Marker unterhalb des Histogramms, unterer Pfeil) bis zum Wert „59“, also knapp vor den Beginn der aufsteigenden Flanke.
Verfahren Sie mit den beiden verbleibenden Farbkanälen für Grün und Blau entsprechend, wobei der Betrag natürlich pro Farbkanal individuell gewählt wird. Das Ergebnis dieses Beschneidens der Histogramme ist ein farblich ausgewogenes Foto mit dunklem Himmel und hellen Sternen.
Nach dem Beschnitt der RGB-Histogramme zeigt sich der Himmel dunkel und in neutraler Farbe.
Nun können allenfalls noch kleine Korrekturen nötig sein, um zum Endresultat zu gelangen. Beispielsweise eine leichte Kontrastanhebung mit dem Photoshop-Befehl Bild>Anpassungen>Gradationskurven…:
Durch eine sigmoide (S-förmige) Verbiegung der Gradationskurve wird eine Kontraststeigerung erreicht. Die roten Pfeile markieren die Positionen, an denen die Kurve nach unten (linker Pfeil) und nach oben (rechter Pfeil) verschoben wurde.
Das Ergebnis der Bemühungen sieht so aus:
Durch die Kontraststeigerung wird der Meteor heller.
Um die Farben der Leuchtspur hervorzuheben, entschied ich mich bei diesem Bild noch für eine Anhebung der Farbsättigung. In Photoshop wählen Sie dazu den Befehl Bild>Anpassungen>Farbton/Sättigung…
Es erscheint das folgende Dialogfeld:
Eine Anhebung der Farbsättigung auf +35 empfand ich als angemessen. Achten Sie dabei auf die Darstellung des Himmels, denn eine zu starke Sättigung der Farben kann ihn fleckig und in der Farbe ungleichmäßig werden lassen.
Das fertige Bild, übrigens ein Ausschnitt aus dem ursprünglichen Vollbild, sieht dann folgendermaßen aus:
Die gesteigerte Farbsättigung zeigt bei diesem Meteor eine anfängliche Grünfärbung, die schon bald ins Rötliche übergeht.
Beispielaufnahmen
Kein besonders schönes Foto, aber ich zeige es, weil es ein Glückstreffer ist. Ursprünglich hat das Bild einen „sportlichen“ Hintergrund: Ich wollte versuchen, mit ISO 3200 Freihand, nur an einen Baum angelehnt, die Andromea-Galaxie zu fotografieren. Belichtet wurde vier Sekunden lang bei Blende 1:1,4 mit einem 35mm-Objektiv. Zufällig schoss ein Perseid knapp unterhalb der Galaxie vorbei (starke Ausschnittsvergrößerung aus dem gesamten Bildfeld).
Sechs Peresiden-Meteore und ein kleiner „Querschläger“ (sporadischer Meteor) vor dem Hintergrund der Sommer-Milchstraße. Zum Einsatz kann eine Canon EOS 20Da im August 2005 und ein Weitwinkel-Zoom bei 11mm Brennweite und Blende 1:4. Wegen schlechten Wetters in Deutschland musste ich für diese Aufnahme ins Elsass nach Frankreich ausweichen.
Ein Rundbild-Fischaugenobjektiv mit 8mm Brennweite erfasst an einer Vollformat-Kamera (Canon EOS 5D) den kompletten Himmel in einer kreisrunden Abbildung. Hier zu sehen sind fünf Meteore der Perseiden und die Milchstraße. Der große Wagen ist am unteren Bildrand zu erkennen.
Leider war mir das Fotoglück bei Meteor-Aufnahmen nicht immer und nicht oft hold. Daher hier einige Links zu beeindruckenden Aufnahmen anderer Bildautoren aus dem Archiv des „Astronomy Picture of the Day“ (APOD) der NASA:
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap081011.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap080911.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap080814.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap080103.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070812.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap061118.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap061023.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap041222.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap040813.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap031116.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap020816.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap011122.html
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap991202.html
Hinweis in eigener Sache:
Alle verwendeten Bildbeispiele sind keine Fotomontagen, sondern entstanden auf die im Tutorial beschriebene Art und Weise.