Konzertfotografie: Der richtige Ton

Konzertfotografie - Teil 05: Die sinnvolle Ausrüstung für Konzertfotografen

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Hier eine Übersicht über die einzelnen Kapitel:

Teil 01 - "Traumberuf" Konzertfotograf?

Teil 02 - Rechtliche Fragestellungen

Teil 03 - Besonderheiten Konzertfotografie

Teil 04 - Das Verhalten im „Graben“

Teil 05 - Die sinnvolle Ausrüstung für Konzertfotografen

Teil 06 - Tipps und Tricks der (Konzertfotografie-) Profis

Teil 07 - Bildgestaltung (Teil 1)

Teil 08 - Bildgestaltung (Teil 2)

Teil 09 - Empfehlenswerte Kamera-Einstellungen

Teil 10 - Die Nachbereitung



Abbildung 5.1: BAP am 24. August 2011 beim Zeltfestival Ruhr. Die richtige (geeignete) Ausrüstung entscheidet, neben dem fotografischen Können und ein wenig Glück, über das Gelingen der Fotos vom Konzert. Nikon D3S mit 4,0/24-120-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/200 Sekunde, Blende 4,0, ISO 3200.

Konzertfotografie - Teil 05: Die sinnvolle Ausrüstung für Konzertfotografen

(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Hinweis: Die folgenden Empfehlungen richten sich an professionelle und semi-professionelle Konzertfotografen. Selbstverständlich ist es nicht jedem Hobbyfotografen zuzumuten, ein paar Tausend Euro für ein für die Konzertfotografie geeignetes DSLR-Gehäuse hinzublättern. Oder knapp 2.000,- Euro für ein lichtstarkes Tele-Zoomobjektiv.

Andererseits gibt es aber auch genügend engagierte Amateurfotografen mit hohem Anspruch, die eine Kameraausrüstung ihr eigen nennen, wovon viele Berufsfotografen nur träumen können.

Insofern gehe ich an dieser Stelle einfach davon aus, dass die Mehrzahl der interessierten Leser schon recht hohe Ansprüche haben wird, denn echte Konzertfotografie (mit den Möglichkeiten zur Akkreditierung etc.) ist für die reinen Hobbyfotografen (mit wenigen Ausnahmen) im Normalfall nicht oder nur schwer durchführbar.

Es gibt aber trotzdem immer wieder Gelegenheiten (wie zum Beispiel bei den „Umsonst-und-draußen-Festivals“), wo auch Nicht-Berufsfotografen die Möglichkeit erhalten, Konzertfotos zu machen. Ich werde daher bei meinen Empfehlungen zwar professionelle Ansprüche anlegen, aber dennoch auch Tipps für günstigere Alternativen aufzeigen. Oftmals sind die Unterschiede auch wirklich nur marginaler Natur; sichtbar meist nur bei Vergrößerungen, die heute im Internetzeitalter kaum noch jemand braucht.

Wer beispielsweise seine Fotos lediglich im Internet veröffentlicht, in einer Auflösung von zum Beispiel 400 Pixel x 600 Pixel, der kann getrost auf viele professionelle Qualitätsmerkmale seiner Fotoausrüstung verzichten! (Weil die Qualitätsunterschiede in dieser Größe sowieso niemand sieht).

Als Berufsfotograf, der auch vom Verkauf seiner vorhandenen Fotos lebt, muss ich aber immer damit rechnen, dass auch mal eine Anfrage eines potenziellen Kunden kommt, der eine Vergrößerung von beispielsweise 2m x 3m in bestechender Qualität benötigt. Und dann ist es eben gut, „Reserven“ zu haben und Dateien liefern zu können, die so etwas ermöglichen.

5.1 Nützliche Ausstattungsmerkmale der Kamera

Es gibt ein paar Funktionen bei Kameras, die uns Konzertfotografen besonders gut bei der Arbeit unterstützen. Dies sind zum Beispiel:

• Vollformatsensor

• niedriges Bildrauschen bei hohen ISO-Werten

• das Ermöglichen einer schnellen intuitiven Bedienung

• Handlichkeit/Handling

• kurze Auslöseverzögerung

• große Serienbildgeschwindigkeit, die schnelle Bildfolgen ermöglicht

• schneller präziser Autofokus

• üppig bemessener interner Pufferspeicher

• großer Dynamikumfang

• Robustheit.

Abbildung 5.2: Ideal für Konzertfotografen sind DSLR-Kameras mit Vollformatsensor. Sie bieten eine sehr hohe Bildqualität und ermöglichen Vergrößerungen bis in den Posterbereich ohne qualitative Abstriche. Doch auch bei den DSLRs mit Vollformatsensor gibt es Unterschiede: Manche Modelle sind auf eine möglichst hohe Auflösung ausgerichtet, während andere die Möglichkeit bieten, selbst bei schwachen Lichtverhältnissen zu fotografieren (ohne deutlich sichtbares Rauschen selbst bei hohen ISO-Werten). Die hier abgebildete Nikon D3X gehört zur ersten Kategorie (hohe Auflösung).

Für die Konzertfotografie besser geeignet sind das Schwestermodell Nikon D3S oder die Nachfolge-Kameras Nikon D4 und Nikon D4S. Bei allen kann man getrost ISO-Empfindlichkeiten von 3.200 oder gar 6.400 einstellen, ohne befürchten zu müssen, dass die Bildqualität deutlich sichtbar nachlässt. Ideal für die Konzertfotografie, wo häufig in den Konzerthallen oder bei Freiluft-Veranstaltungen abends mit schwacher Beleuchtung oder mit wenig vorhandenem Licht gerechnet werden muss.

Als Objektiv wurde hier das 2,8/24-70-mm-Nikkor verwendet. Ein ideales Zoom für die Konzertfotografie, sofern der (oder die) Fotograf(in) sich unmittelbar an der Bühne (im Pressegraben) befindet, denn mit der Weitwinkeleinstellung lassen sich gut mehrere Musiker oder auch ein Großteil der Bühne ablichten, während man in Teleeinstellung mit 70mm schon fast Porträts derjenigen Musiker schießen kann, die sich nah vor einem auf der Bühne bewegen. Außerdem ist das Objektiv für die meisten Beleuchtungssituationen noch ausreichend lichtstark.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 5.3: Auch die Größe des Kamerasensors ist entscheidend für die fotografisch-technische Qualität. Hilfreich ist es aber auch, wenn man diesen regelmäßig reinigt (oder professionell reinigen lässt). Dies gilt vor allem dann, wenn Verschmutzungen deutlich sichtbar sind und die Fotos nach einem Shooting komplett und unbearbeitet an den Auftraggeber weitergegeben werden sollen.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Um eine ansprechende Bildqualität zu bekommen oder aber die Möglichkeit, bei schwachen Lichtverhältnissen mit hohen ISO-Werten zu fotografieren, ohne störendes, starkes Bildrauschen, empfiehlt sich die Anschaffung einer Vollformatkamera. Aufgrund der größeren Sensorfläche können dort nämlich entweder mehr Pixel untergebracht werden (hohe Auflösung) – oder aber weniger mit größeren Abständen zueinander (was die Fotografie mit hohen ISO-Werten mit reduziertem Rauschverhalten ermöglicht). Gerade der zweitgenannte Fall ist für die Konzertfotografie von hoher Praxisrelevanz, denn ISO-Einstellungen aufgrund schwacher Lichtverhältnisse von 3.200 oder 6.400 sind beileibe keine Seltenheit.

Abbildung 5.4: Vergleich der Pixel-Anordnung bei identischer Sensorgröße. Dadurch, dass die Abstände bei dem Sensor mit geringerer Auflösung (links) größer sind, ist es dem Fotografen möglich, bei schwachen Lichtverhältnissen höhere ISO-Empfindlichkeiten zu nutzen (ohne dass das Bildrauschen zu sehr stört). Bei der Verwendung einer Kamera mit hoher Auflösung hingegen (beispielsweise Nikon D800 mit 36 Megapixel oder Nikon D3X mit 24 Megapixel) sollte die Lichtempfindlichkeit nicht zu hoch eingestellt werden. Ab ISO-Werten von 800 oder höher wird das Bildrauschen schon deutlich sichtbar (und damit störend).

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(Skizze © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Eine schnelle intuitive Bedienung der Kamera ist Voraussetzung dafür, dass der Fotograf sich verzögerungsfrei wechselnden Rahmenbedingungen anpassen kann. Wer sich für eine neue Kamera entscheidet, sollte daher unbedingt im Geschäft vorab sicherstellen, ob er sich mit dem Handling wirklich vertraut machen kann oder ob es soviel anders ist als bisher, sodass Schwierigkeiten bei der Umstellung zu erwarten sind.

Interessanterweise, das stelle ich auf meinen Fotoworkshops immer wieder fest, kommen Nikon-Fotografen überhaupt nicht mit dem Bedienkonzept von Canon-Kameras zurecht – und genauso umgekehrt. Dadurch, dass die Kameras innerhalb einer Marke sich vom Bedienkonzept her meist sehr ähneln, wird natürlich auch die Markentreue gefördert, denn niemand steigt gerne auf eine andere Marke um und nimmt nicht zu unterschätzende Anpassungs- und Umgewöhnungs-Schwierigkeiten in Kauf.

Dass die Kamera nicht zu klobig sein darf, ist ebenfalls einleuchtend, denn schließlich herrscht oft Gedränge im Pressegraben und wir Konzertfotografen müssen oftmals auch schnell den Standpunkt wechseln, um besondere Momente der Show nicht zu verpassen. Da ist eine Kleinbild-DSLR genau das richtige Arbeitsmittel! Mittelformatkameras hingegen sind dafür einfach zu groß und weniger schnell in der Bedienung.

Konzertfotografie ist nun mal Action-Fotografie. Dass da eine schnelle intuitive Bedienung der Kamera Voraussetzung für gelungene Ergebnisse ist, ist jedermann einleuchtend. Aber ebenso wichtig ist eine kurze Auslöseverzögerung der Kamera.

Wenn der Fotograf im Gehirn entscheidet, das Bild genau jetzt zu machen, dann gibt das Gehirn das Signal weiter an die Hand und der Finger drückt den Auslöser durch. Dann muss aber noch die Kamera die Aufnahme wirklich machen, und diese „Verzögerung“ nennt man Auslöseverzögerung. Dabei gilt natürlich: je kürzer, desto besser.

Denn gerade während der Show kann sich beispielsweise schnell die Mimik des Künstlers ändern, der perfekte Bildausschnitt vorbei sein, weil der Musiker sich bewegt hat, oder die Beleuchtung zum dritten Mal innerhalb einer Sekunde wechseln (was insbesondere bei Rock- und Pop-Konzerten vorkommt; selten hingegen bei klassischen Konzerten). Wessen Kamera da sofort „reagiert“ ist klar im Vorteil! (Die Auslöseverzögerung beispielsweise meiner Nikon D4 beträgt laut Herstellerangabe 0,042 Sekunden).

Abbildung 5.5: Ein schneller Autofokus und eine kurze Auslöseverzögerung sind ganz wichtig, wenn sich plötzlich so ungeplante wie witzige Situationen ergeben wie hier bei diesem Foto von Marius Müller-Westernhagen bei seinem Konzert am 23. Dezember 2008 in Berlin. Während die Kameras anderer Fotografen noch am Scharfstellen waren, konnte der Fotograf Sven Darmer bereits beruhigt das Klacken des Spiegels seiner professionellen DSLR vernehmen (gleichbedeutend als Bestätigung, dieses einmalige und unvergleichbare Foto im Kasten zu haben).

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(Foto © 2008: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)



Eine große Serienbildgeschwindigkeit (Bildrate; zum Beispiel Nikon D4: 11 Bilder/Sekunde) ist ebenfalls von Vorteil. Nicht, dass manche jetzt denken, es wäre hilfreich, den Zeigefinger möglichst lange gedrückt zu halten, um ein „Dauerfeuer“ zu absolvieren! Das ganz bestimmt nicht! (Zumal man dann irgendwann in die Notlage kommt, dass die Kamera noch abspeichert und solange der Auslöser blockiert ist und man keine neuen Fotos schießen kann). Allerdings sind „kurze Feuerstöße“ von 2-4 Fotos hintereinander auf jeden Fall empfehlenswert, weil so aus den gemachten Aufnahmen eines Motivs die gelungenste herausgepickt werden kann.

Wer je Motiv 2-4 nahezu identische Aufnahmen vorweisen kann, wird auch schnell die feinen Unterschiede erkennen, die zwischen diesen Aufnahmen immer bestehen. So hat auf einem der Fotos vielleicht der Künstler grad geblinzelt, während eines der anderen den Künstler mit offenen Augen zeigt. Oder auf einem der Fotos scheint einer der (Gegenlicht-) Scheinwerfer direkt in die Kamera des Fotografen, wodurch das eigentliche (wichtige) Motiv (in der Regel der Musiker) überstrahlt wird, während eines der 2-4 Fotos den Moment erwischt hat, wo der Musiker auf der Bühne den Scheinwerfer verdeckt und im effektvollen Gegenlicht steht. Wer also anstelle nur eines Fotos sich angewöhnt, immer 2-4 Fotos schnell hintereinander zu „schießen“, der wird eine höhere Trefferquote an gelungenen Fotos haben.

Auch ein schneller (und präziser) Autofokus ist von Vorteil, denn wenn (bei Schärfepriorität) der Auslöser nicht durchgedrückt werden kann, weil der Autofokus noch scharf stellt, können unwiederbringliche Momente verpasst werden.

Abbildung 5.6: Das war nicht nur Glück: Als der Gitarrist mich erblickte, während ich auf ihn fokussierte, lächelte er kurz und zeigte auf mich. Dank der kurzen Auslöseverzögerung meiner Kamera konnte ich diesen „persönlichen“ Moment auch entsprechend festhalten. Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 160mm. 1/800 Sekunde, Blende 5,6, ISO 400.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Und es gibt noch ein Ausstattungsmerkmal, welches entscheidet, ob der Fotograf immer dann auch Fotos machen kann, wenn er es möchte: der interne Pufferspeicher der Kamera. Er hat die Funktion einer Zwischenablage, weil das Abspeichern der gemachten Fotos auf eine Speicherkarte länger dauert, als die Aufnahme in den Pufferspeicher aufzunehmen. Er verhindert somit einen Datenstau. Der Pufferspeicher gibt an, wie viele Fotos (die sehr schnell hintereinander gemacht wurden) in der Zwischenablage gehalten werden können, während die Kamera mit dem Abspeichern beschäftigt ist.

Ist der Pufferspeicher voll, dann geht erst mal gar nichts mehr; ein nächstes Foto kann erst gemacht werden, wenn eines der gemachten Fotos, das im Pufferspeicher zwischengespeichert ist, wieder vollständig auf die Karte (deren Schreibgeschwindigkeit also ebenfalls wichtig ist für eine effiziente Arbeitsweise) geschrieben wurde.

Während es bei langsamen Bildfolgen kaum passieren kann, dass man den Pufferspeicher voll bekommt, kommt es bei schnellen Bilderfolgen und großen Dateigrößen (also bei RAWs oder TIFFs oder wenig komprimierten JPEGs) schon häufiger vor, dass man zwangsweise warten muss, bis der Bilderstau (durchs Schreiben auf die Speicherkarte) wieder aufgelöst ist.

Je größer der Pufferspeicher der Kamera, desto mehr Fotos in hoher Qualität können folglich schnell hintereinander (in schneller Folge) geschossen werden. Für Konzertfotografen ist ein großer Pufferspeicher ein Ausstattungsmerkmal, das sehr wichtig ist! Ein großer Pufferspeicher vermeidet, dass man auf einmal, bevor man eine neue Aufnahme tätigen kann, warten muss; ein unschöner Moment, den nahezu schon jede(r) Konzertfotograf(in) erlebt hat … (Aufgrund der in der Konzertfotografie typisch schnellen Bildfolgen und der vielen Fotos, die in kürzester Zeit aufgenommen werden).

Abbildung 5.7: Blackmail am 12. Juli 2013 bei Bochum Total. Weil wir Konzertfotografen in kürzester Zeit (meistens dürfen wir nur die ersten 3 Songs fotografieren) möglichst viele Aufnahmen machen, ist der Pufferspeicher der Kamera ein Ausstattungsmerkmal, das ganz entscheidend ist, ob wir immer aufnahmebereit sind und keinen wichtigen oder außergewöhnlichen Moment verpassen. Dies gilt insbesondere, wenn die Show viel „Action“ bietet und wir einen guten Aufnahmestandpunkt gefunden haben und sich die Stars gut porträtieren lassen.

Der große Pufferspeicher der Nikon D4 ermöglicht die Aufnahmen von bis zu 100 Bildern in Folge im RAW-Format und bis zu 200 Bildern im JPEG-Format (Fine, bei mittlerer Dateigröße). Jeweils bei 12 Bit Farbtiefe und Verwendung einer Sony XQD-Karte mit 32 GB Speicherplatz. Zum Vergleich: Die Nikon D800 (mit einer allerdings deutlich größeren Auflösung) speichert bis zu 17 RAW-Aufnahmen oder bis zu 56 JPEG-Fotos (JPEG Fine L). Die Zahlen berücksichtigen, dass während des „Dauerfeuer“-Fotografierens schon wieder Bilder auf die Speicherkarte ausgelagert werden und sich so die effektive Anzahl erhöht, da der Pufferspeicher permanent (durch das Schreiben auf die Speicherkarte) geleert wird. Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 125mm. 1/500 Sekunde, Blende 4,5, ISO 800.

Konzertfotografie - Teil 05: Die sinnvolle Ausrüstung für Konzertfotografen

(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Der Dynamikumfang einer Kamera bestimmt, wie viele Blendenstufen Kontrastumfang die Kamera verarbeiten kann, in denen noch Zeichnung zu erkennen ist; die also weder tiefschwarz ohne Zeichnung noch ausgefressen weiß sind. Da der Dynamikumfang auch von der verwendeten ISO-Einstellung abhängt, sind Werte dafür nur den wenigsten Kamera-Eigentümern bekannt. (1 Blendenstufe bedeutet das Doppelte, oder, je nach Richtung, in die gegangen wird, die Hälfte der Lichtmenge). Der Dynamikumfang wird in Tests ermittelt und ist nur schwer zu verifizieren/nachzuvollziehen; entscheidend ist vielmehr die Erkenntnis, dass Kameras mit hohem Dynamikumfang besser für die Konzertfotografie geeignet sind (weil nahezu immer im Rahmen der Lightshow viele Helligkeitskontraste zu erwarten sind und Kameras mit hohem Dynamikumfang diese besser bewältigen und abbilden). Wenn also zwei unterschiedliche Kameramodelle zur Auswahl stehen und ihr euch unschlüssig seid, welchem der Vorzug gegeben werden soll, dann entscheidet euch für das Modell mit dem höchsten Dynamikumfang.

Und last, but not least ist eine möglichst robuste Bauweise der Kamera, wenn man langfristig mit ihr arbeiten möchte, von Vorteil. Nicht selten passieren (unbeabsichtigt) Rempler mit anderen Fotografen im Pressegraben oder man stößt im Eifer des Gefechts zum Beispiel beim Standortwechsel mit seiner Cam gegen eine Lautsprecher-Box oder die Absperrung. Außerdem ist es oftmals auch sehr schwül in Konzerthallen, sodass die Abdichtung gegen Feuchtigkeit in der Konzertfotografie wirklich ihren Zweck erfüllen kann. Fotografiert man bei einem Festival draußen, besteht außerdem immer die Gefahr eines Sommergewitters. Konzertfotografen mit Profi-Gehäusen trotzen dem Regen und fotografieren weiter, während viele „Knipser“ schon beim ersten Regentropfen ängstlich mit dem Fotografieren aufhören und ihre Cams einpacken.

5.2 Objektiv-Anforderungen

Welche Objektive sind nun am besten für die Konzertfotografie geeignet? Empfehlenswert sind vor allem lichtstarke Zoomobjektive. Natürlich kommt es auch schon mal vor, dass man bei einem Freiluft-Festival genügend (Tages-) Licht zur Verfügung hat; doch kann es bei einer anderen Veranstaltung sein, dass ihr in einem kleineren Club oder einer schwach beleuchteten Veranstaltungshalle (natürlich ohne Verwendung eines Blitzgerätes!) fotografieren müsst. Und da entscheidet eben die Lichtstärke eurer Objektive, ob ihr zu denjenigen gehört, die problemlos fotografieren können, oder zu denen, die ihre Kameras wieder einpacken müssen oder es hilflos mit „Langzeitbelichtungen“ (Kamera dann abgestützt auf der wummernden Lautsprecher-Box) versuchen.

Was bedeutet nun „lichtstark“?

Lichtstärke bei Objektiven (in ganzen Blendenstufen)

1 – 1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32 – 45 – 64 – etc.

Ein Schritt nach rechts bedeutet hierbei die Halbierung der durch das Objektiv einfallenden Lichtmenge. Zum Beispiel bedeutet der Schritt von Blende 5,6 nach 8 die Halbierung der durch das Objektiv einfallenden Lichtmenge. Im Umkehrschluss bedeutet der Schritt beispielsweise von Blende 4 auf Blende 2,8 die Verdoppelung der durch das Objektiv einfallenden Lichtmenge.

Damit wird klar, wie groß die Unterschiede in der Lichtstärke bei unterschiedlichen Objektiven wirklich sind. Verglichen werden sollen beispielsweise die Objektive 4/70-200mm und das 1,4/85mm. Wenn man keinen Wert auf die Flexibilität eines Zoomobjektives legt, ist man allein aus Gründen der Lichtstärke mit dem 1,4/85mm-Objektiv deutlich besser bedient, denn es ist 8x so lichtstark wie das 4/70-200mm-Objektiv (3 Schritte nach rechts in der obenstehenden Zahlenreihe; jeder Schritt nach rechts bedeutet eine Abnahme der Lichtstärke in Höhe von 50%; also die Halbierung).

Anders ausgedrückt: Der Fotograf mit dem 4/70-200mm-Objektiv benötigt eine 8-fach höhere Helligkeit, um (grenzwertig; gerade noch so) noch fotografieren zu können im Vergleich zu seinem Kollegen mit dem 1,4/85mm-Objektiv.

Der Fotograf mit dem 1,4/85mm-Objektiv benötigt nur 1/8 der Helligkeit wie sein Kollege mit dem 4/70-200mm-Objektiv.

Dies gilt natürlich unter sonst gleichen Bedingungen (gleiche Kamera, gleiche Veranstaltung, gleicher Zeitpunkt, gleicher Standpunkt, gleiche ISO-Einstellung, gleiche Verschlusszeit).

Abbildung 5.8: Lichtstarke Objektive ermöglichen den Fotografen, auch dann noch Fotos schießen zu können, wenn die Kollegen bereits resigniert die Ausrüstung wegpacken oder mit Langzeitbelichtungen und die Kamera irgendwie abgestützt versuchen, noch Fotos zu machen.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Anders als bei vielen anderen Bereichen der Fotografie ist der Einsatz von Zoomobjektiven in der Konzertfotografie durchaus sinnvoll. Meistens werden sie ja eingesetzt, weil die Fotografen zu faul sind, sich ein paar Meter vor- oder zurückzubewegen. Doch anders als beispielsweise im Studio, wo dies in der Regel problemlos möglich ist, ist in der Konzertfotografie der Standpunktwechsel (aufgrund der Arbeit mit einer Festbrennweite) mit Nachteilen verbunden:

• Ein Standortwechsel ist oftmals aufgrund des beengten Platzes im Pressegraben gar nicht (ausreichend) möglich.

• Ein Standpunktwechsel des Fotografen (zum Beispiel das Zurücktreten, um den Abstand zum Motiv ein wenig zu vergrößern) kann schnell dazu führen, dass die nun frei werdende Lücke, die eine freie Sicht auf die Bühne garantierte, schnell von einem anderen Fotografen geschlossen wird. Dies hat zur Folge, dass die Sicht versperrt wird.

• Wird der Standpunktwechsel durchgeführt, weil die verwendete Festbrennweite mehr Abstand benötigt, zum Beispiel, weil alle Bandmitglieder sich geschlossen am Bühnenrand dem Publikum präsentieren, so wird das Ausweichen zwangsläufig dazu führen, dass der Fotograf seitlich ausweicht – und so eine andere (seitliche) Perspektive erhält, die unter Umständen nicht optimal sein wird.

Insbesondere die Schnelligkeit ist entscheidend in der Konzertfotografie. Objektivwechsel, wie sie bei der Arbeit mit Festbrennweiten häufiger vorkommen, kosten Zeit – und genau die haben wir Konzertfotografen immer zu wenig. Insofern liegen die Vorteile klar aufseiten der Zoomobjektive. Achtet jedoch darauf, dass ihr nur sehr lichtstarke Objektive anschafft; Lichtstärke 2,8 (durchgängig) ist wünschenswert.

Hat man jedoch eine Kamera, die hohe ISO-Einstellungen ermöglicht, ohne dass das Bildrauschen zu stark auftritt, dann kann man die fehlende Lichtstärke damit wieder ausgleichen.

Abbildung 5.9: Zoomobjektive haben den Vorteil, dass man schnell den Bildausschnitt variieren (anpassen) kann, ohne den Standort zu verändern. Jan Delay konnte ich so ideal vom Pressegraben heraus porträtieren. Wenn man sich aus Gründen der Praktikabilität für Zoomobjektive entscheidet, so sollte man vorher genau überlegen, welcher Brennweitenbereich für die Konzertfotografie am sinnvollsten ist. Abstriche bei der Qualität und der Lichtstärke sollte man aber nicht machen! Jeder Hersteller bietet Zoomobjektive in guter Qualität und lichtstark an (zum Beispiel mit Blende 2,8 als Anfangsöffnung).

Hier verwendete ich das 2,8/24-70mm Zoom-Nikkor. Es ist ideal, wenn man beim Konzert sehr nah am Rand der Bühne steht. Die Anfangsblende von 2,8 erlaubt das Fotografieren auch bei schwacher Bühnenbeleuchtung und die Qualität der Abbildungsleistung steht außer Frage. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 70mm. 1/1000 Sekunde, Blende 3,5, ISO 5000.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Objektiv-Minimalausstattung

Ich nehme normalerweise eine Mischung an Objektiven mit ins Konzert. Unerlässlich ist ein Zoomobjektiv mit höchstens 24mm Anfangsbrennweite (zum Beispiel das 2,8/24-70mm oder auch das 4/24-120mm). Außerdem habe ich als lichtstarke Festbrennweite immer das Porträtteleobjektiv 1,4/85mm dabei. Dieses ist extrem lichtstark und kann daher bei extrem schwachen Lichtverhältnissen eingesetzt werden; außerdem ist es ein schönes Objektiv für Künstlerporträts, zumal der Abstand (Standpunkt des Fotografen im Graben zum Künstler auf der Bühne) aufgrund der Brennweite sehr häufig geradezu ideal für diese Brennweite ist.

Bei Freiluftkonzerten oder wenn ich vom Publikum aus fotografiere, habe ich normalerweise das Telezoom 2,8/70-200mm mit. Es ist akzeptabel lichtstark und ermöglicht auch Aufnahmen aus größerer Entfernung; und das bei erstaunlicher Bildqualität.

Für besondere Effekte, beispielsweise, um die ganze Bühne abzubilden oder wenn Künstler ganz nah an den Bühnenrand kommen, sind Superweitwinkel- oder Fisheye-Objektive erste Wahl (zum Beispiel 2,8/14-mm- oder 2,8/16-mm-Fisheye). Wer auch im Weitwinkelbereich nicht auf die Bequemlichkeit eines Zoomobjektivs verzichten möchte, dem sei das 2,8/14-24mm ans Herz gelegt.

Abbildung 5.10: Wenn die Fotografen im Pressegraben direkt vor der Bühne stehen, ergeben sich manchmal Situationen, wo wir den Musikern so nah sind, dass nur noch der Einsatz eines Weitwinkelobjektivs uns das Fotografieren ermöglicht. Weitwinkelobjektive sollten also auf keinen Fall in der Ausrüstung von Konzertfotografen fehlen! Hier wurden die Kultrocker Kiss bei ihrem Konzert im Berliner Velodrom am 9. Juni 2008 ausdrucksstark abgelichtet!

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(Foto © 2008: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Hinweis: Beachtet bitte, dass unterschiedliche Brennweiten zwar durchaus dafür eingesetzt werden können, um einen unterschiedlichen Abstand zum Motiv auszugleichen. Allerdings lässt sich auch sehr gut mit den unterschiedlichen Brennweiten gestalten, denn sie bieten unterschiedliche Effekte, die wirkungsvoll gestalterisch eingesetzt werden können.

Abbildung 5.11: Lichtstarke Objektive sind die erste Wahl für Konzertfotografen. Allerdings müssen gelegentlich Kompromisse eingegangen werden bezüglich Flexibilität (wenn man zum Beispiel seinen Standpunkt im Graben nicht verändern kann, sind Zoomobjektive praktikabler als Festbrennweiten) und Gewicht (wenn ein mit schweren Objektiven vollgestopfter Fotorucksack den Fotografen beim Arbeiten behindert, sollte die Auswahl lieber auf ein paar wenige und leichte Objektive fallen).

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Abbildung 5.12: Wenn der Fotograf nicht aus dem Pressegraben heraus fotografiert, sondern mitten im Publikum steht, sind Tele-Zoomobjektive die erste Wahl. Damit dies nicht zu Lasten der Lichtstärke und der Bildqualität geht, muss man schon ein wenig tiefer in die Tasche greifen. So kosten die beliebten 70-200-mm-Zooms der großen Kamerahersteller um die 1.800,- Euro (zumindest die lichtstarke Variante mit der Anfangsblendenöffnung 2,8).

Eine Ausgabe, die sich nicht jedermann sofort leisten kann. Nur wer sehr engagiert ist oder mit der Fotografie seinen Lebensunterhalt verdient, wird solche Ausgaben in Betracht ziehen. Der gestalterische Vorteil der Tele- (Zoom-) Objektive ist, dass man mit ihnen hervorragend das Hauptmotiv (meist einer der Künstler) vom Hintergrund, der sich mehr oder weniger stark in Unschärfe auflöst, freistellen kann.

Gerade beim oftmals unruhigen Bühnenaufbau, mit Instrumenten und Veranstaltungstechnik im Hintergrund, ein unschätzbarer Vorteil, wie man bei diesem Foto deutlich sehen kann. Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 200mm. 1/250 Sekunde, Blende 3,2, ISO 400.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

5.3 Speicherkarten

Wie oben im Zusammenhang mit dem Pufferspeicher der Kamera bereits ausgeführt, haben Speicherkarten einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Schnelligkeit der Abspeicherung der gemachten Fotos – und damit auch auf die Dauer bis zur (erneuten) Aufnahmebereitschaft nach dem Schießen langer Serien.

Eine hohe Schreib- und Lesegeschwindigkeit der verwendeten Speicherkarten sorgt für einen reibungslosen Workflow: Beim Fotografieren sorgen schnelle Speicherkarten dafür, dass der kamerainterne Puffer möglichst nicht an seine Grenzen kommt, weil die zwischengespeicherten Aufnahmen (schnell) auf die Speicherkarte abgelegt werden. Bei der Datenübertragung der Fotos auf externe Medien oder auf den heimischen Computer sorgen schnelle Speicherkarten (mit schneller Lesegeschwindigkeit) für kurze Wartezeiten. Gerade für Berufsfotografen sind schnelle Speicherkarten daher von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, schnell nach einem Konzert die Fotos auszuwählen und die besten übers Internet an die Redaktion zu senden.

Abbildung 5.13: Schnelle Speicherkarten sind das A und O in der Konzertfotografie. Dadurch, dass wir nur sehr wenig Zeit haben, Fotos zu machen, gehört das „Dauerfeuer“ bei Konzertfotografen durchaus zum guten Ton (und ist nicht verpönt). Wenn man mehrere Fotos vom gleichen Motiv schnell hintereinander schießt, ist die Trefferquote auf jeden Fall höher. Denn die Wahrscheinlichkeit, den richtigen Augenblick (der vor allem von der schnell wechselnden Beleuchtung durch die Scheinwerfer determiniert wird) zu erwischen, ist bei „Dauerfeuer“ deutlich größer.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Hinweis: Speicherkarten sollten nicht nur schnell, sondern auch extrem zuverlässig sein! Wer schon einmal Probleme mit einer Speicherkarte hatte, sollte diese entweder wegschmeißen oder höchstens für Backup-Zwecke im zweiten Speicherkartenfach der Kamera verwenden (sofern ein solches vorhanden ist). Aber vertraut einer solchen Speicherkarte niemals einmalige, unwiederbringliche Aufnahmen an – ihr könntet es sonst, wenn die Karte nicht mehr lesbar ist, irgendwann bereuen.

Abbildung 5.14: Hat man erst einmal einen guten Standpunkt vor der Bühne gefunden, wird jede(r) Fotograf(in) ganze Serien von den jeweiligen Musikern schießen, um im Nachhinein, zu Hause am Computer, das beste Bild (mit der optimalen Belichtung, der ausdrucksstärksten Pose etc.) auszuwählen. Da helfen schnelle Speicherkarten bei der Bewältigung der großen Datenmengen, die so entstehen. Sowohl beim Schreiben der Daten (bei der kamerainternen Abspeicherung der Aufnahmen) als auch beim Lesen der Daten (zum Beispiel übers am Computer angeschlossene Lesegerät).

Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 190mm. 1/250 Sekunde, Blende 4,0, ISO 800.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Hinweis: Übrigens gibt es nicht nur bei Speicherkarten Unterschiede bei der Geschwindigkeit. Auch USB-Sticks weisen extreme Unterschiede bei der Schnelligkeit der Datenübertragung auf. Empfehlenswert sind die Corsair GT-USB3.0-Sticks. Sie haben eine Schreibgeschwindigkeit von bis zu 130 MB/s und eine Lesegeschwindigkeit von bis zu 220 MB/s und sind damit teilweise, je nach Modell, bis zu 8-fach schneller als herkömmliche USB-Sticks.

5.4 Weitere sinnvolle Hilfsmittel: Notizblock, Systemblitz, Taschenlampe, ...

Es gibt aber noch weiteres sinnvolles Equipment für Konzertfotografen. Ein Notizblock samt Stift gehört auf jeden Fall dazu, denn nicht selten muss man sich den Namen der auftretenden Bands (gerade bei Festivals, wo viele Gruppen auftreten), die Reihenfolge der Auftritte, Gastmusiker oder beispielsweise den Namen eines verantwortlichen Managers der Band, des Konzertveranstalters oder eines anderen Ansprechpartners aufschreiben; natürlich am besten samt Handy-Nr. und Email-Adresse.

Ein Ersatz-T-Shirt zum Wechseln sollte man ebenfalls mitnehmen! Das hat mich schon häufiger davor bewahrt, eine Erkältung oder gar eine Lungenentzündung zu kriegen, wenn ich triefend nass nach einem Konzert (insbesondere im Sommer, wenn die Veranstaltung zum Beispiel in einem kleinen Club, der berstend voll ist, oder in einem Zelt, wo die Sonne den ganzen Tag über draufknallte, stattfand) ins Freie kam. Die Luft in vielen Veranstaltungs-Sälen ist oft eben stickig-schwül, sodass nicht nur die Musiker auf der Bühne, die zusätzlich noch im Scheinwerferlicht stehen, sondern auch das Publikum ordentlich am Schwitzen ist.

Für die Dauer der Konzertfotografie im Graben zwar nicht erlaubt, aber dennoch ein wichtiger Teil der Fotoausrüstung ist: der Systemblitz. Was im ersten Moment unlogisch erscheint (er darf während der Konzertfotos ja nicht eingesetzt werden), wird bei näherer Betrachtung aber klar, dass das Mitbringen trotzdem nicht schaden kann. Vor oder nach den eigentlichen Konzertfotos können sich oftmals Situationen ergeben (Interview mit den Künstlern, Soundcheck, Fotos von der Rahmenveranstaltung etc.), wo der Systemblitz vermutlich eingesetzt werden darf. Insofern ist es besser, man hat ihn dabei, falls man ihn braucht, als wenn man sich ärgert, weil durch das Fehlen des Blitzes wertvolle Motive verloren gehen.

Abbildung 5.15: Ohrenstöpsel sollten in keiner Fototasche der Konzertfotografen fehlen! Wer regelmäßig (berufsbedingt oder auch als Hobby) Konzerte besucht und ganz nah an der Bühne im Pressegraben steht, setzt sich auf Dauer Lautstärken aus, die das Hörvermögen beeinträchtigen können/werden. Dies gilt insbesondere für uns Konzertfotografen, weil wir meist direkt vor den wummernden Boxen im Pressegraben stehen.

Konzertfotografie - Teil 05: Die sinnvolle Ausrüstung für Konzertfotografen

(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Eine kleine Taschenlampe hilft, beispielsweise beim Einlass in den Graben vor dem Konzert, eventuell vorhandene Stolperfallen ausfindig zu machen (die man sich dann merken sollte, damit man während der Aufnahmen in der Hektik nicht darüber stolpert). Beachtet aber, dass, sobald das Konzert begonnen hat, ihr auf keinen Fall mehr mit eurer Taschenlampe in der Gegend herumleuchtet (was sofort die Security auf den Plan rufen würde).

Und spätestens, wenn ihr nach den Aufnahmen das Festivalgelände verlasst und auf einer großen unbeleuchteten Wiese euer Auto sucht, werdet ihr ein zweites Mal die Segnungen eurer Taschenlampe zu schätzen wissen! Empfehlenswert ist die Taschenlampe M1 von LED-Lenser. Nur 78g schwer und nur 9,7cm lang ist sie; aber in ihr steckt Power wie bei einer großen: 170 Lumen erlauben dem kleinen Wunderding eine Leuchtweite von bis zu 150m. Ideal für alle Konzertfotografen, die Gewicht sparen wollen, aber dennoch auf eine leistungsstarke Taschenlampe nicht verzichten können.

Wer haupt- oder nebenberuflich mit der (Konzert-) Fotografie sein Geld verdienen möchte, braucht auch eigene (professionell gestaltete) Visitenkarten. So kann man schnell seine Kontaktdaten weitergeben (an Manager, Musiker, Veranstalter, Fotokollegen, schreibende Journalisten etc.) und hinterlässt dabei auch einen professionellen und seriösen Eindruck. Die Visitenkarte sollte möglichst von einem professionellen Grafiker gestaltet worden sein, auch wenn viele von euch jetzt denken werden: „Das kann ich doch auch!“

Allerdings zeigt die Realität immer wieder, dass viele Leute zwar das Selbstbewusstsein besitzen, aber nicht unbedingt das wirkliche Können oder das Talent für grafische Gestaltung. Investiert also lieber ein paar Euro in die Beschäftigung eines guten Grafikers, schließlich ist die Visitenkarte neben dem ersten Eindruck von eurer Person entscheidend, ob der Kontakt aufgebaut wird oder nicht.

Abbildung 5.16: Gerade bei Musikfestivals, wo viele Bands entweder nacheinander oder auch parallel auf unterschiedlichen Bühnen auftreten, ist es nützlich, wenn man sich Notizen macht, in welcher Reihenfolge die Bands aufgetreten sind (und vor allem fotografiert wurden). Auch das Sammeln von Programmheften hilft dabei! Blackmail - Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 125mm. 1/640 Sekunde, Blende 5, ISO 800.

Konzertfotografie - Teil 05: Die sinnvolle Ausrüstung für Konzertfotografen

(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)