Teil 1: Einleitung
Teil 2: Die geeignete Ausrüstung
Teil 3: Das fröhliche Fotoshooting
Teil 4: Vom Babybauch zum Teenager
Teil 5: Indoor fotografieren
Beleuchtungs-Tipps
Kinder im (Heim-) Studio
Fotos in der eigenen Wohnung
Hallensport
Teil 6: Fotos im Freien
Teil 7: Familienleben
Teil 8: Tipps und Tricks (I)
Teil 9: Tipps und Tricks (II)
Teil 10: Kinderfotos archivieren, bearbeiten und präsentieren
Text: Jens Brüggemann
Fotos stammen von: Jens Brüggemann (147), Leonie Ebbert (44), Elli Bezensek (61), Radmila Kerl (26), Ramona Prosch (5), Kay Johannsen (4)
Skizzen: Jens Brüggemann (27)
Teil 5: Indoor fotografieren
Beleuchtungs-Tipps
Möchte man in Innenräumen stimmungsvolle Fotos machen, sollte man als Erstes die Licht-Bedingungen vor Ort analysieren, um dann erst zu entscheiden, welche der vielen Möglichkeiten der Beleuchtung man wählt.
(Foto: Jens Brüggemann)
Eher selten wird in Innenräumen die vorhandene Beleuchtung geeignet sein und ausreichen, sodass wir regelmäßig gezwungen sein werden, mit zusätzlichen Lichtquellen das mehr oder weniger vorhandene (schwache) Licht aufzuhellen. Eine Möglichkeit ist die Verwendung des Systemblitzgerätes. Dieser, frontal wie ein eingebauter Blitz eingesetzt, wirft allerdings recht unschöne Schlagschatten und sollte nur dann so verwendet werden, wenn keine weißen Reflexionsflächen (wie Decke oder Wand) vorhanden sind, um indirekt blitzen zu können.
(Foto: Elli Bezensek)
Besser ist der Schwenk des (beweglichen) Blitzreflektors gegen eine weiße Decke oder Wand oder gegen einen eigens aufgebauten Aufheller (manche Modelle, wie von California Sunbounce, lassen sich mittels Adapter („Grip Head“) auf einem Stativ befestigen).
Anstelle harter Schlagschatten resultiert auf diese Weise eine weiche Beleuchtung von oben, allerdings manchmal verbunden mit der Gefahr von Schatten unter den Augenhöhlen, unter der Nase und unterm Kinn des Modells.
Nutzt man aber zusätzlich zum indirekt eingesetzten Blitz eine große Fensterfläche mit Licht von draußen zur Aufhellung, resultiert eine schöne und ausgewogene Beleuchtung des Nachwuchses. Bei diesem Foto befand sich links von meinem Sohn ein großes Fenster und ich blitzte mit meinem Nikon SB900 Systemblitzgerät zusätzlich gegen die weiße Decke.
(Foto: Jens Brüggemann)
Eine ausgewogene Beleuchtung erzielt man aber nur dann, wenn der Blitzlicht-Anteil möglichst gering ausfällt, das heißt, dass man den Blitz nur zum Aufhellen verwendet, während das vorhandene Licht (sei es von draußen durchs Fenster scheinend oder auch die künstliche Raumbeleuchtung wie Deckenlicht oder Fluter etc.) ebenfalls genutzt wird. Dies erreicht man am besten, indem man an der Kamera (manuelle Einstellung bevorzugt!) eine möglichst offene Blende wählt (kleinen Blendenwert einstellen!), eine ausreichend lange Verschlusszeit einstellt (was man grad noch freihändig halten kann, zum Beispiel 1/60 Sekunde) und für die ISO-Empfindlichkeit einen hohen Wert nimmt, der aber nicht zu hoch ausfallen darf wegen des einsetzenden Bildrauschens der Kamera bei hohen ISO-Werten (je nach Modell beginnt ein deutlich-unschönes Bildrauschen schon bei 400 ISO, bei anderen Kameras aber erst bei 3200 ISO, siehe Kapitel 2: Die geeignete Ausrüstung).
Bei diesem Foto stellte ich die ISO-Empfindlichkeit meiner Nikon D3 (bestückt mit dem 2.8/70-200mm VR) auf hohe 1250. Das ermöglicht bei diesem Kameramodell immer noch klare Fotos ohne Bildrauschen (Blende 4 bei 1/125 Sek.). Zum Aufhellen blitzte ich indirekt gegen die (hohe) Decke der Sporthalle, während zusätzlich zum Blitzlicht und vorhandener Hallenbeleuchtung Tageslicht durch die Fenster links von der Gruppe schien.
(Foto: Jens Brüggemann)
Zum indirekten Blitzen kann der Reflektor, mangels anderer Möglichkeiten, auch gegen eine Fensterscheibe gerichtet werden. Diese wirft das Licht beinahe wie ein Spiegel zurück. Das Resultat ist ein recht hartes Seitenlicht, das aber nicht allzu störend wirkt, wenn man mit TTL-Steuerung bei möglichst offener Blende und langer Verschlusszeit arbeitet, um auch das vorhandene Licht noch mitzunutzen.
(Foto: Jens Brüggemann)
Oder, als Beleuchtungs-Variante nutzen wir beispielsweise ausschließlich das Tageslicht von draußen! Eine nicht unübliche Möglichkeit, in Innenräumen bei schwach-vorhandenem Licht zu fotografieren:
Wir wählen den Aufnahmestandort für das Kindermodell nahe einem großen Fenster. Will man nicht aufblitzen, bleibt dann nur noch die Wahl einer hohen ISO-Empfindlichkeit, möchte man der Gefahr einer Verwacklung entgehen.
Die Fotografin dieses Fotos hatte, wie man links am Bildrand deutlich erkennen kann, die Vorhänge des großen Fensters aufgezogen, damit möglichst viel Licht in das Zimmer hereinströmt. Zusätzlich fotografierte sie mit einem hohen ISO-Wert (800 ASA), was allerdings bei der Vergrößerung des Fotos zu einem schon deutlich sichtbaren Bildrauschen führt (Canon EOS 350D, 1/60 Sek. bei Blende 5,6).
(Foto: Elli Bezensek)
Kinder im (Heim-) Studio
Im Fotostudio hingegen haben wir eine Studioblitzanlage, die uns vollkommen unabhängig macht von vorhandenem Licht. Mithilfe des (ausreichend starken) Einstelllichtes (am besten: 650 Watt) sehen wir, vorausgesetzt, das Einstelllicht ist proportional zum Blitzlicht (siehe Kapitel 2: Die geeignete Ausrüstung), genau den Lichtverlauf und können ihn entsprechend unseren Wünschen ändern.
(Foto: Elli Bezensek)
Die Arbeit mit einer Studioblitzanlage ist viel leichter als die meisten Fotografen denken, …
(Foto: Jens Brüggemann)
… das bekomme ich immer wieder als Feedback von den Teilnehmern der von mir veranstalteten Workshops zum Thema Beleuchtungstechnik zu hören.
(Skizze: ;Jens Brüggemann)
Mithilfe einer Studioblitzanlage können wir unterschiedliche Lichtstimmungen kreieren. Die große Auswahl an Lichtformern, welche dafür verantwortlich sind, ob das Licht (und damit auch der Schatten) hart oder weich wird, hilft uns, unsere Ideen zu verwirklichen. Gerade auch für die Schwarz-Weiß-Fotografie ist die Blitzanlage aufgrund ihrer vielen Möglichkeiten, mit Licht genauestens zu gestalten, ein hervorragendes Instrument.
(Foto: Elli Bezensek)
Die Leistung einer Blitzanlage (sie wird in Joule oder Wattsekunden gemessen) bestimmt, wie viel Licht abgegeben wird. Danach richtet sich der (mit Handbelichtungsmesser gemessene) Blendenwert, der von uns an der Kamera eingestellt werden muss. Beispiel: Ergibt der gemessene Blendenwert beim Auslösen der Blitzanlage zum Beispiel Blende 11, so ist die gewünschte Verwendung von beispielsweise Blende 4 nur dann möglich, wenn sich die Leistung der Anlage um (noch) 3 Blendenstufen runterregeln lässt. Ist das nicht möglich (z. B. weil die Blitzanlage sich nicht so weit runterregeln lässt) bleibt einem nur noch, die Entfernung der Blitzköpfe zum Modell zu vergrößern.
Denn das Licht nimmt quadratisch zur Entfernung ab, was bedeutet, dass eine Verdopplung des Abstandes Blitzkopf zum Modell ein Viertel der Blitzleistung bedingt. Bezogen auf unser obiges Beispiel würde bei einer Verdopplung des Abstandes anstatt Blende 11 nunmehr Blende 5,6 resultieren. Da bei einer Veränderung der Entfernung des Blitzkopfes (samt aufgesetztem Lichtformer) zum Modell die Licht-Charakteristik sich ebenfalls verändert, ist es stets besser, die Leistung am Gerät selbst zu regeln, weshalb Blitzanlagen mit großem Regelbereich (ein großer Regelbereich wäre zum Beispiel über 10 Blenden) beim Kauf vorzuziehen sind.
Dann stünde es den Fotografen völlig frei, ob mit wenig oder viel Schärfentiefe fotografiert wird, die Blitzanlage würde beides (und alles dazwischen) ermöglichen. (Nikon D2X, 1/125 Sek. bei Blende 9)
(Foto: Elli Bezensek)
Fotos in der eigenen Wohnung
Zu Hause
Hier haben die jungen Modelle ihren Heimvorteil; hier fühlen sie sich wohl, hier kennen sie alle Gegebenheiten und Verstecke, hier sind sie die „Stars“. Ihre anfängliche Scheu vor dem Fotografiertwerden, die in fremder Umgebung weitaus größer sein wird als zu Hause, weicht schnell dem kindlichen Drang, dem „Fremdling“ die vielen tollen Lieblingsspielzeuge zu präsentieren, die das vielleicht erst kurz zurückliegende Weihnachtsfest beschert hat.
(Foto: Jens Brüggemann)
Das Riesen-Angebot an Requisiten (das ganze Kinderzimmer ist ja voll davon!) macht es dem Fotografen einfach, das Kind zu beschäftigen, …
(Foto: Jens Brüggemann)
…eine Bildidee zu kreieren und dazu noch Abwechslung für die Fotos zu haben.
(Foto: Elli Bezensek)
Achten Sie aber darauf, wenn Sie in häuslicher Umgebung fotografieren, dass unschöner Hintergrund (Putzeimer, Steckdose, etc.) durch geschickte Wahl des Bildausschnitts nicht mit aufs Bild kommt. Eine andere Möglichkeit, solche unpassenden Gegenstände (oder auch nicht-fotogene Möbel etc.) „auszublenden“ besteht in der Verwendung von leichten Teleobjektiven, die mit offener oder fast offener Blende eingesetzt werden.
Die resultierende Unschärfe im Bildhintergrund macht es später dem Betrachter des Fotos nahezu unmöglich, zu erkennen, was sich im Hintergrund befand.
(Foto: Jens Brüggemann)
Wenn die Verwendung von Teleobjektiven nicht möglich ist, zum Beispiel weil die Räume zu klein sind, bleibt einem nur noch die Chance, wenn man nicht die Wohnungseinrichtung mit fotografieren möchte, entweder Möbelpacker zu spielen und alles Unliebsame wegzuräumen, oder aber möglichst neutrale Stellen für die Fotosession auszuwählen, die überhaupt nicht oder nur wenig vom eigentlichen Motiv ablenken. So etwas kann eine kahle Wand sein (hier mit einem Sofa davor) …
(Foto: Jens Brüggemann)
… oder auch nur der Fußboden:
(Foto: Jens Brüggemann)
Es finden sich in jeder auch noch so kleinen Wohnung Stellen und Ecken, die man durch geschickte Wahl des Bildausschnitts, Fotografieren mit offener Blende oder etwas Aufräumerei zum geeigneten Foto-Hintergrund machen kann! Und vielleicht hilft der Sprössling ja auch ein bisschen beim Aufräumen …?
(Foto: Jens Brüggemann)
Hallensport
Beim Hallensport wird man in der Regel mit recht schwierigen und vor allem auch unterschiedlichen Lichtverhältnissen konfrontiert. Keine Sporthalle ist wie die andere, manche besitzen große Fensterfronten, wo viel Tageslicht eindringt, andere hingegen haben nur wenige oder kleine Fenster und benötigen daher viel künstliches Licht.
Dieses wiederum kann sehr stark schwanken: Ich habe schon Fotos in Hallen gemacht, wo ich meine Kamera auf Weißabgleich Tageslicht eingestellt und damit hervorragende Ergebnisse erzielt habe, während andere mit alten Neonröhren bestückt waren, die weniger stark und zudem von der Lichttemperatur schwankend waren. Kurz: Einen allgemeinen Tipp für die Kameraeinstellungen kann ich an dieser Stelle nicht abgeben.
Testen Sie einfach die Lichtbedingungen vor Ort, bevor Sie mit den wichtigen Fotos beginnen!
(Foto: Jens Brüggemann)
Für das Fotografieren von Hallensport sind vor allem Objektive geeignet, die möglichst lichtstark sind, denn gerade beim Sport bewegen sich Kinder mit einer Geschwindigkeit, die Fotos mit 1/60 Sekunde oder länger unmöglich werden lassen, sofern man die Kids scharf abbilden möchte. Dieses Foto zeigt meinen Sohn beim Trampolin-Springen. Es wurde mit 1/250 Sekunde fotografiert bei manueller Einstellung (105mm, Blende 4,0) und, mangels geeigneter Reflexionsfläche, ohne Blitz (dafür bei 6400 ISO).
(Foto: Jens Brüggemann)
Meist wird man keine Möglichkeit haben, den Systemblitz indirekt über eine weiße Decke zu richten, erstens, weil die Decken in den Sporthallen zu hoch sind und zweitens, weil sie nur selten weiß sind. Und direkt eingesetzt gibt es - leider - unschöne Schatten, was nicht gerade professionell ausschaut (siehe Beispiel).
(Foto: Jens Brüggemann)
Die dazugehörige Skizze:
(Skizze: Jens Brüggemann)
Wenn man in Sporthallen daher zwangsläufig ohne Blitz fotografiert, wirken die Fotos gleich viel natürlicher:
(Foto: Jens Brüggemann)
Ohne Einsatz des Systemblitzes vergrößert sich aber die Gefahr, dass die Fotos schnell unscharf wirken. Der Vorteil beim Blitz ist ja auch, dass er die Bewegungen der Kinder „einfriert“, auch bei längeren Verschlusszeiten. Ohne Blitz hingegen unterbleibt dieser Effekt, und wir haben nur die Möglichkeit, mithilfe einer möglichst kurzen Verschlusszeit die Kids scharf abzubilden.
Dieses Foto verdeutlicht, dass man sich diesen Bewegungs-Effekt auch zunutze machen kann, beispielsweise um zu demonstrieren, mit welcher Dynamik eine Sportart betrieben wird. Hier wollte ich zeigen, mit welcher Kraft der junge Torwart den Abstoß macht. Der Torwart ist scharf abgebildet, der Ball hingegen fliegt voller Wucht davon, was der Bildbetrachter sofort anhand des Wischeffektes erkennt.
(Foto: Jens Brüggemann)