Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung

Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung: Teil 5 - Blitzanlagen für In- und Outdoor?

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5. Blitzanlagen für In- und Outdoor?

Nachdem ich im vorangegangenen Tutorial (Teil 4) die wichtigsten Anforderungen aufgezeigt habe, geht es in diesem Teil darum, welche für professionelle Zwecke geeignete Blitzanlagen für Outdoor und gleichzeitig Indoor geeignet sind; also ob es sogar Geräte gibt, die beide Einsatzbereiche abdecken und die somit die Ideallösung für alle diejenigen Fotografen darstellen, die flexibel bleiben und sowohl drinnen wie draußen kreativ mit Kunstlicht arbeiten wollen; und (zum Beispiel aus finanziellen Restriktionen) sich keine zwei verschiedenen Systeme (eines für Indoor und eines für Outdoor) anschaffen können.

Wobei zu prüfen sein wird, ob die 2-System-Lösung unter Umständen günstiger kommt als die Anschaffung eines einzigen Systems für beide verschiedenen Einsatzzwecke. Der Trend zu einer immer stärker werdenden Mobilität ist aber auch bei den Fotografen deutlich abzusehen. Technische Neuerungen versuchen, diesem Umstand gerecht zu werden.

Abbildung 5.1: Schaut man sich bei diesem Foto an, wo die Sonne steht (in der Gegenlichtposition) und wo die Hauptlichtquelle, die das Model beleuchtet gestanden haben muss (links vom Kamerastandpunkt, wie man an den Schatten der Beine sehen kann), dann wird schnell klar, dass bei diesem Foto auch künstliches Licht verwendet wurde. Ideal wäre es also, wenn Fotografen mit einer Blitzanlage allein alle Einsatzbereiche für In- und Outdoor abdecken würden. Aber gibt es so etwas?

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

5.1 Anforderungen definieren

Vor der Entscheidung beim Autokauf steht die Überlegung, welche Art von Auto überhaupt benötigt wird. Wer eine Familie mit 3 Kindern chauffieren muss, wird sich kaum für einen 2-sitzigen Sportwagen entscheiden. Wer nur Autobahn fährt, sollte sich überlegen, ob es wirklich Sinn macht, einen Geländewagen zu kaufen. Und wer nur im Stadtgebiet unterwegs und auf öffentliche Parkplätze angewiesen ist (beispielsweise ein Makler, der für diese Tätigkeit einen Dienstwagen sucht), braucht keine riesige Luxus-Limousine, mit der das Einparken in kleine Parklücken unmöglich ist.

Abbildung 5.2: Ein tolles Auto! Aber ist es geeignet, um damit ins Gelände zu fahren? Oder um mit der 5-köpfigen Familie in die City zum Einkaufen zu fahren? Nein! Wie beim Auto solltet ihr euch beim Kauf einer Blitzanlage kundig machen, für welche Einsatzzwecke diese konstruiert wurde. Nur dann wird der Kauf einer bestimmten Blitzanlage auch langfristig sinnvoll sein.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Ähnlich wie beim Autokauf verhält es sich auch bei einer Blitzanlage. Die Konstrukteure haben einen bestimmten Einsatzzweck im Kopf, für die die Blitzanlage gedacht ist. Das heißt nicht unbedingt, dass sie nicht auch für andere Einsatzzwecke gebraucht werden kann; nur eben weniger optimal (oder, im Worst Case, gar nicht). Eine ausführliche kompetente Beratung ist also notwendig, wenn ihr die „richtige“ (also für eure Einsatzzwecke passende) Blitzanlage kaufen wollt.

5.2 Unterschiede bei den Outdoor-Blitzanlagen

Bei den Outdoor-Blitzanlagen gibt es ebenso Unterschiede wie bei Autos der Kategorie „Mittelklasse“. So gibt es Blitzanlagen, die besonders kompakt und leicht sind und daher auch bei längeren Strecken zu Fuß mitgenommen werden können.

Der Elinchrom Ranger Quadra RX beispielsweise mit einem Gewicht von nur 2 kg (Akkugenerator ohne Akku) ist ein solches Gerät.

Hinzu kommen bei diesem Generator noch die sehr leichten Leuchtenköpfe (je 250 g) plus Leuchtenkabel sowie der Akku und, wie bei allen Systemen, das unhandliche Stativ. Mit Lithium-Ionen-Akku wiegt dieser Generator 2,8 kg; mit Blei-Gel-Akku 3,8 kg. Der große Regelbereich mit 6,6 Blendenstufen (400 WS bis 8,2 WS) und die geringen Abmaße machen den Ranger Quadra RX zu einem tollen Begleiter überall dort, wo man wenig Gewicht benötigt und trotzdem auf eine professionelle Lichtführung nicht verzichten möchte.

Abbildung 5.3: Der Ranger Quadra RX von Elinchrom im Einsatz bei einem Seminar-Wochenende in Leipzig zum Thema Beleuchtungstechnik (veranstaltet von HANSA Computer Leipzig). Als Lichtformer wurde der Rotalux-Schirm verwendet.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 5.4: Und dies ist der Effekt: Das Tageslicht (das Foto wurde im April 2012 mittags um 12:24h aufgenommen) wurde weitgehend weggeblitzt. Pferd und Model heben sich gut vor dem bedrohlich wirkenden Wald ab.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Andere Outdoor-Blitzanlagen sind weniger handlich, verfügen dafür aber über eine größere Blitzleistung. Das ist immer dann von Bedeutung, wenn man sehr effektvoll auch bei Sonnenlicht blitzen möchte. Viel Blitzleistung ist zudem insbesondere im Sommer von Bedeutung oder in südlichen Ländern, wo andere Lichtverhältnisse herrschen als in Deutschland.

Abbildung 5.5: Wer die Nacht zum Tag machen will, dem werden 400 WS hierfür nicht ausreichen. Bei diesem Foto habe ich 2.400 WS eingesetzt (broncolor verso A4), um den dramatischen Effekt zu erzielen. Nach dem gleichen Prinzip (Tageslicht stark unterbelichten, bis es aussieht wie nachts; dann starkes Kunstlicht für die Akteure hinzufügen) werden übrigens Vampir-Filme gedreht. Schaut euch mal den optisch sehr gut gemachten Vampirfilm „30 Days of Night“ an! Es lohnt sich! (Das, was dort als Vollmond zu sehen ist, ist in Wirklichkeit die Sonne).

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Wer Wert auf niedriges Gewicht legt (beispielsweise, weil er die Ausrüstung im Flugzeug zu transportieren gedenkt), sollte nicht nur die Gewichte der Akku-Generatoren vergleichen. Auch Lampenköpfe, Lichtformer und besonders auch die Leuchtenkabel weisen Unterschiede im Gewicht auf, die sich bemerkbar machen können. Entscheidend ist also immer das Gesamtgewicht.

Wer sich Outdoor-Generatoren anschafft, wird zudem Wert darauf legen, dass diese robust sind sowie staub- und spritzwassergeschützt. Da ist es sinnvoll, nicht nur nach Abbildungen im Internet zu kaufen, sondern sich die Geräte persönlich anzuschauen.

Aber nicht nur Leistung und (leichtes) Gewicht sind von Bedeutung bei den Outdoor-Blitzanlagen. Vor der Anschaffung sollte auch überlegt werden, ob der Generator nur einen oder besser zwei (oder gar drei) Leuchtenanschlüsse aufweisen sollte. Und wenn er mehrere Leuchtenanschlüsse besitzt: Wie lassen sich die Leistungen dieser beiden steuern? Individuell („asymmetrisch“)? Oder nur in einem bestimmten Verhältnis (wie bei den meisten Geräten)? (Beim Ranger Quadra RX Hybrid ist die Leistungsverteilung von Leuchtenanschluss 1 zu Leuchtenanschluss 2 beispielsweise 2:1).

Natürlich spielt auch das Handling eine wichtige Rolle, ebenso wie die Dauer der Neuaufladung des Akkus. Je kürzer, desto eher ist der Akku-Generator wieder einsatzbereit. Bei neueren Systemen wie beim Profoto Pro-B4 kann der Akku sogar im laufenden Betrieb geladen werden, was den Generator als Allround-Gerät besonders interessant macht.

Hinweis: Beachtet werden muss allerdings, dass Akkus irgendwann „den Geist aufgeben“. Manche Premium-Hersteller (zum Beispiel broncolor) sprechen von bis zu 4.000 Ladezyklen (zum Beispiel beim neuen broncolor move 1.200 L Akkugenerator). In der Praxis dürfte dieser Wert aber vermutlich nicht ganz zu erreichen sein. Bei „billigeren“ Lösungen wird diese hohe Zahl an Ladezyklen garantiert nicht einmal annähernd erreicht werden. Ein ständiger Einsatz auch im Studio ist daher genauso unzweckmäßig wie der lange Nicht-Gebrauch, der die Kondensatoren beschädigen würde.

5.3 Die Quadratur des Kreises

Wer eine Blitzanlage mit schnellen lang andauernden Blitzfolgen, wie sie beispielsweise in der Fashionfotografie benötigt werden, präferiert, der wird es schwer haben, eine zu finden, die für beide Einsatzzwecke (In- und Outdoor) gleichermaßen geeignet ist, denn eine schnelle Blitzbereitschaft mit langen Serien geht zulasten der Akkukapazität, was wiederum die Fotografen einschränkt (oder dazu führt, dass teure und gegebenenfalls schwere Ersatzakkus mitgeschleppt werden müssen).

Wer ein starkes Einstelllicht verlangt, um auch bei Mischlicht noch einigermaßen den Lichtverlauf beurteilen zu können, wird ebenfalls ein Problem haben, eine Anlage zu finden, die für In- und Outdoor gleichermaßen geeignet ist, denn ein sehr starkes Einstelllicht würde den Akku viel zu schnell entladen.

Wer Wert darauf legt, mit nur einem Generator möglichst 3 oder sogar 4 Blitzköpfe zu steuern, wird aktuell keine Blitzanlage finden, die für den Outdoor-Einsatz gut geeignet ist, denn 3 (oder gar 4) Leuchtenanschlüsse machen den Generator zu schwer und sperrig und damit für mobile Einsatzbereiche ziemlich ungeeignet.

Wer viel Leistung benötigt, bekommt – theoretisch – eine Akkublitzanlage zu kaufen, die das erfüllt; doch Abmaße und Gewicht (zum Beispiel über 26 kg beim broncolor verso A4) machen den Generator damit alles andere als mobil und „geländetauglich“.

Gleiches gilt bei der Ausstattung: Viele Zusatzfunktionen machen den Generator schwerer und unhandlicher und damit immer weniger fürs mobile Blitzen draußen geeignet.

Hinweis: Wie man anhand obiger Beispiele gut erkennen kann, sind die Anforderungen, die an Studioblitzanlagen und Akkublitzanlagen (mobile Blitzanlagen) gestellt werden, teils widersprüchlicher Natur. Technisch bedingt ist es ja auch nicht möglich, ein geländegängiges Formel1-Rennauto zu bauen mit einem Spritverbrauch von 3,0 Liter auf 100 Kilometern. Manche Anforderungen schließen sich gegenseitig aus.

5.4 Eierlegende Wollmilchsäue?

Viele Anforderungen an Akku-Generatoren sind nur schwer unter einen Hut zu bringen, wie ich euch gerade vor Augen geführt habe. Allerdings gibt es interessante Neuentwicklungen, bei denen die Wünsche vieler Fotografen nach Mobilität und höchster Flexibilität berücksichtigt werden konnten. Was vor drei oder vier Jahren noch undenkbar schien, ist nun Realität geworden.

An dieser Stelle möchte ich euch zwei empfehlenswerte Geräte vorstellen, die einen unterschiedlichen Weg gehen, aber im Ergebnis doch das Gleiche bezwecken: Die Flexibilität in Bezug auf den Einsatzort. Kurz: Sie sind für drinnen und draußen (nahezu gleichermaßen) geeignet. Ob völlig ohne Einschränkungen, wird im Folgenden zu sehen sein …

5.4.1 Profoto Pro-B4 Akkugenerator

Der Profoto Pro-B4 ist die interessanteste Neuerscheinung im Bereich professioneller Beleuchtungstechnik und scheint mir am ehesten das Prädikat „Eierlegende Wollmilchsau“ zu verdienen:

Technische Daten Profoto Pro-B4

• 1.000 Wattsekunden Maximalleistung

• großer Regelbereich über 11 Blendenstufen (von 1.000 WS bis 1 WS); einstellbar in ganzen oder 1/10 Blendenstufen (um auf unter 3,9 WS zu kommen, muss der Generator in den „Freeze“-Modus geschaltet werden)

• 220 Blitze unter Volllast

• nur 45 Minuten Ladezeit

• individuell asymmetrische Einstellmöglichkeiten für 2 Leuchtenköpfe (in 1/10 Blendenstufen)

• staub- und spritzwassergeschützt (wenn Pro Plus Leuchtenköpfe verwendet werden)

• Bis zu 500 Watt Einstelllicht möglich (oder 2x 250 Watt)

• sehr kurze Blitz-Leuchtdauer von bis zu 1/25.000 Sekunde

• sehr schnelle Ladezeiten; je nach Leistungsabgabe 0,03 bis 0,99 Sekunden

• Gewicht 9,8 kg inklusive Lithium-Ionen-Akku

• Abmaße: 31,5cm x 18cm x 25cm

• kann im laufenden Betrieb geladen werden

• integriertes Funk-Fernsteuermodul bis zu 300m Reichweite

• ermöglicht bis zu 30 Blitze/Sekunde

Weitere Infos unter: http://www.profoto.com/de/generatoren/pro-b4-1000-air

Abbildung 5.6: Ein Leichtgewicht ist dieser Akku-Generator mit fast 10 kg nicht gerade. Allerdings bietet er auch eine Menge interessanter Features. Insbesondere seine schnellen Ladezyklen und sein großer Regelbereich über 11 Blendenstufen lassen diesen Outdoor-Generator auch im Studio gut aussehen!

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Der Profoto Pro-B4 ist vor allem deshalb besonders interessant, weil er wirklich flexibel einsetzbar ist. Er wurde als Outdoor-Generator konstruiert, doch die Möglichkeit der schnellen Akku-Aufladung in nur 45 Minuten sowie die Möglichkeit, den Generator auch beim Laden weiter zu betreiben, ermöglichen seinen Einsatz auch im Studio. Als alleiniger, vollwertiger Studio-Generator kann er allerdings deshalb nicht angesehen werden, weil er nur zwei Leuchtenanschlüsse besitzt.

Der klassische Lichtaufbau mit Hauptlicht, Effektlicht und Hintergrundlicht ist mit nur einem Gerät bereits nicht machbar.

Hinzu kommt der „stolze“ Preis: Mit 6.250,00 Euro zzgl. MwSt. (= 7.437,50 Euro brutto) für den Generator inklusive 1 Akku und Ladegerät (Preis von Calumet vom 12.04.2013) ist der Generator nicht gerade ein „Schnäppchen“. Neueinsteiger, die noch keine Profoto-Leuchtenköpfe besitzen, werden noch 2 Profoto Pro Plus Heads dazukaufen müssen, was dann je Kopf noch mal mit 1.675,00 Euro zzgl. MwSt (= 1.993,25 Euro brutto) zu Buche schlägt.

Zusammen sind das für 1 Generatorgehäuse, 1 Akku, 1 Ladegerät und 2 Leuchtenköpfe 9.600,00 Euro zzgl. MwSt (= 11.424,00 Euro). Lichtformer, Stative und Transportkoffer kommen noch mal extra.

Fazit

Der Profoto Pro-B4 ist das, was man als „State of the Art“ bezeichnet. Für Profis, die einen sehr robusten, zuverlässigen Outdoor-Generator suchen und diesen auch mal flexibel im Studio einsetzen wollen, ist er erste Wahl. Der Preis dürfte nicht kommerziell arbeitende Amateure allerdings abschrecken; es sei denn, sie haben bereits Profoto-Leuchtenköpfe, sodass es beim Neukauf nur des Generators bleiben kann.

Eines sollte außerdem bedacht werden: Vor Kurzem noch mussten mehrere Geräte angeschafft werden, um In- und Outdoor gleichermaßen professionell blitzen zu können. Der Profoto Pro-B4 vereint diese Möglichkeiten in einem Gerät.

Einschränkend muss allerdings gesagt werden: Mit nur 2 Leuchtenanschlüssen wird er zumindest bei Indoor-Shootings nicht lange „Einzelkind“ bleiben; ergänzend wird man mittelfristig noch einen weiteren Blitzkopf anschaffen müssen, um Lichtaufbauten mit zumindest drei Lichtern realisieren zu können. Auch wenn die meisten meiner Fotos mit nur einer oder zwei Leuchten entstanden sind: Gerade bei Auftragsshootings kann nicht darauf verzichtet werden, ein bis zwei weitere Leuchten in petto zu haben.

Der Pro-B4 ist als langfristige Investition zu sehen, denn Profoto ist bekannt für die Langlebigkeit seiner Beleuchtungstechnik (vergleichsweise wie broncolor). Wenn ihr die Anschaffungskosten auf die erwartete Lebensdauer von (je nach Nutzung) zwei oder drei Jahrzehnten umlegt, wird klar, dass die Anschaffung durchaus auch für „kühle Rechner“ ganz pragmatisch betrachtet werden kann – und gewiss kein „Luxus“ ist.

5.4.2 Priolite-Kompaktblitzgeräte

Einen gänzlich anderen, durchaus interessanten Weg geht die Firma Priolite. Sie stellt Kompaktblitzgeräte her, die nicht mehr mittels Stromkabel an die Steckdose angeschlossen werden müssen. Die Kompaktblitzgeräte laufen im Akkubetrieb und sind somit generell für Fotoshootings sowohl In- als auch Outdoor geeignet.

Abbildung 5.7: Kein Fehler, keine Retusche: Bei den Priolite-Kompaktblitzgeräten fehlt das Stromkabel wirklich! Sie werden mit Akku betrieben. Nur zum Aufladen müssen sie an die Steckdose angeschlossen werden.

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Technische Daten Priolite MB500

• 500 Wattsekunden Maximalleistung

• Regelbereich über 5 Blendenstufen; einstellbar in ganzen oder 1/10 Blendenstufen

• bis zu 400 Blitze unter Volllast

• Ladezeit: 2,5 Stunden auf 80%

• 100 Watt Einstelllicht äquivalent, per LED-Array

• Besonderheit: bidirektionales Fernbedienungsmodul mit vielen Funktionen

• (relativ langsame) Ladezeit auf 500 WS: 3 Sekunden

• Gewicht 4,2 kg inklusive Lithium-Ionen-Akku

• Abmaße: 40cm x 17cm x 17cm

• Akku-Ladezyklen: bis zu 1.000

• 3 Blitzoptionen: Xenon-Blitz, LED-Blitz, Kombination aus Xenon-Blitz und LED-Blitz

• Farbtemperatur Xenon-Blitz: 5.600 K; Farbtemperatur LED-Blitz: 6.500 K

Weitere Infos unter: http://www.priolite.com/de/produkte/details-priolite/items/priolite-mb500.html

Abbildung 5.8: Die akkubetriebenen Priolite-Kompaktblitzgeräte sind ideal für alle Fotografen, die dazu neigen, über Stromkabel zu stolpern …! Oder die Blitzanlage sowohl drinnen wie draußen einsetzen wollen.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Die Anzahl der Ladezyklen für den Akku der Priolite MB500 wird vom Hersteller mit 1.000 angegeben. Je Ladezyklus können bis zu 400 Blitze mit voller Leistung (500 WS) abgegeben werden (abhängig von der Umgebungstemperatur, der Schnelligkeit der Blitzsequenzen, Einstelllicht-Gebrauch, etc.)

Da bei diesem Modell der Akku fest verbaut ist, ist es nicht möglich, einen Ersatzakku beim Outdoor-Shooting zu verwenden oder ihn am Ende seiner Lebensdauer selbst auszuwechseln. Die Priolites MB500 müssen also bei defektem oder erschöpftem Akku in die Werkstatt eingesandt werden, wo dann der Akku ausgewechselt wird. Das mag umständlich anmuten; doch der Hersteller hat sich dabei durchaus etwas gedacht: „Ein Tauschmechanismus würde das Gerät mechanisch vergrößern.

Dazu muss man den Akku nochmals ummanteln und einen Wechselmechanismus entwickeln. Im Sinne der Kompaktheit des Gerätes sind wir diesen Weg nicht gegangen. Der Tausch eines Akkus in einer autorisierten Priolite-Werkstatt kostet Euro 220,00 Netto.“

Für semiprofessionelle Fotografen mit (angenommen) durchschnittlich zwei Fotoshootings (= Ladezyklen) pro Woche (gerechnet wird je Shooting eine vollständige Akkuladung Verbrauch) können die Priolites durchaus 8-12 Jahre halten, bevor der Akku ausgewechselt werden muss.

Abbildung 5.9: Diese Frontalansicht des MB500 zeigt das LED-Array, das mittig in der Blitzröhre, die zum Lieferumfang gehört, platziert ist. Ebenfalls gut zu erkennen ist die Reflektormechanik, die neben den Priolite-Reflektoren auch Bowens-S- und viele Hensel-Lichtformer aufnimmt.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Der Anschaffungspreis für das Modell MB500 liegt je Stück bei moderaten 920,00 Euro zzgl. MwSt (= 1.094,80 Euro brutto). (Im Lieferumfang enthalten sind Blitzröhre, LED-Einstelllicht-Array, Schutzglocke aus Glas, Ladegerät und Synchrokabel). Bei 3 Kompaktblitzgeräten, die man sinnvollerweise kaufen wird, um die Mehrzahl der fotografischen Anforderungen bewältigen zu können, beträgt der Gesamtpreis der Anschaffung 2.760,00 Euro zzgl. MwSt (= 3.284,40 Euro brutto). Hinzu kommen noch diverse Lichtformer, Leuchtenstative, Transportkoffer und das empfehlenswerte Fernbedienungsmodul in Höhe von 150,00 Euro zzgl. MwSt (= 178,50 Euro brutto). (Preise: Achatzi.de vom 03.04.2013).

Abbildung 5.10: Das Fernbedienungsmodul zu den Priolite-Kompaktblitzgeräten sieht zwar recht „mächtig“ aus, bietet dem Fotografen aber eine ganze Menge Funktionen. „Nahezu alle Funktionen des Gerätes können ferngesteuert werden. Auf der Fernbedienung wird die Leistung des Gerätes und dessen Blitzbereitschaft angezeigt.“, so der Hersteller. Bis zu 36 Geräte können individuell funk-ferngesteuert werden.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Fazit zum Thema

Die noch junge Firma Priolite (die Geräte sind übrigens vollständig „Made in Germany“) verfolgt mit den Akku-Kompaktblitzgeräten ein interessantes Konzept, welches gerade bei Neueinsteigern, die sowohl drinnen wie draußen kreativ blitzen wollen, Beachtung finden dürfte.

Für voll professionelle Anwender sollte allerdings der Regelbereich (derzeit fünf Blendenstufen) noch vergrößert werden. Außerdem wäre ein noch stärkeres Einstelllicht für Fotoshootings bei Mischlichtsituationen wünschenswert. Ansonsten besitzen die Geräte aber wirklich alles, um flexibel dem Fotografen bei unterschiedlichsten Fotoeinsätzen hilfreich zur Seite zu stehen. Auch die Priolites haben daher das Prädikat „Eierlegende Wollmilchsäue“ verdient.

Wer dem Prinzip mit dem fest verbauten Akku misstraut, kann sich alternativ für ein anderes Modell der Priolite-Serie entscheiden. So lässt sich zum Beispiel beim MBX500 der Akku über eine Wechselschublade entfernen/auswechseln. Er hat zwar weniger Kapazität („nur“ bis zu 220 Blitze unter Volllast von 500 WS), macht den Kompaktblitz dadurch aber deutlich leichter. Der MBX500 wiegt mit dem eingesetzten Akku nur noch 3,2 kg, was für alle interessant ist, die das Gerät überwiegend im Freien einsetzen wollen. Denn da zählen jede 100g eingespartes Gewicht. Nicht nur beim Transport, sondern auch am Stativ in luftiger Höhe, wenn der Wind (zum Beispiel beim Fotoshooting am Meer) den Blitz samt Lichtformer zum Schwanken bringt.

Da die Priolite-Reflektormechanik mit den Anschlüssen auch anderer Reflektor-Hersteller (Bowens-S und viele Hensel-Reflektoren) kompatibel ist (ohne zusätzlichen externen Adapter), kann auch auf deren umfangreiches Lichtformer-Sortiment zurückgegriffen werden.

Die Preisgestaltung ist für solch innovative Geräte als moderat zu bezeichnen. Da sie einzeln gekauft werden können, kann der Einstieg bei schmalem Geldbeutel bei anfangs 2 Geräten beginnen. Nach und nach kann die Ausrüstung dann um ein 3. oder 4. Gerät sowie um weitere Lichtformer erweitert werden.

Vorschau

Welche Alternativen es zu diesen „Eierlegenden Wollmilchsäuen“ gibt, erfahrt ihr im nächsten Teil (Teil 6: Alternativen) dieses Tutorials! Denn es gibt auch noch andere Lösungen, um mit Blitzanlagen sowohl In- als auch Outdoor arbeiten zu können.