Teil 1: Einleitung
Teil 2: Die geeignete Ausrüstung
Teil 3: Das fröhliche Fotoshooting
Teil 4: Vom Babybauch zum Teenager
Teil 5: Indoor fotografieren
Teil 6: Fotos im Freien
Beleuchtungs-Tipps
Mit Brennweiten gestalten
Ruhige oder einfarbige Hintergründe suchen
Immer in Bewegung
Teil 7: Familienleben
Teil 8: Tipps und Tricks (I)
Teil 9: Tipps und Tricks (II)
Teil 10: Kinderfotos archivieren, bearbeiten und präsentieren
Text: Jens Brüggemann
Fotos: Jens Brüggemann (147), Leonie Ebbert (44), Elli Bezensek (61), Radmila Kerl (26), Ramona Prosch (5) und Kay Johannsen (4)
Skizzen: Jens Brüggemann (27)
Teil 6: Fotos im Freien
Im Freien zu fotografieren, fällt den meisten Menschen leichter, tritt doch das Problem der richtigen Beleuchtung - scheinbar - tagsüber nicht auf. Hinzu kommt, dass - im Gegensatz zu Fotos in der eigenen Wohnung - draußen ausreichend Platz zur Verfügung steht und man nicht so sehr mit dem Bildausschnitt aufpassen muss. Beide Ansichten sind richtig und falsch zugleich.
Beleuchtungs-Tipps
Möchte man Aufnahmen machen, die aus der Masse der vielen Kinderfotos hervorstechen, so reicht es nicht, sich ausschließlich mit den vorherrschenden Lichtbedingungen zufriedenzugeben. Wenn diese ideal sind, so wäre es sicherlich grundverkehrt, trotzdem mithilfe beleuchtungstechnischer Hilfsmittel einzugreifen. Es geht beim Einsatz von Beleuchtungstechnik nicht ums Prinzip, sondern ausschließlich darum, die Aufnahmebedingungen wenn möglich zu verbessern, um das Optimum (ein sehr gutes Foto) zu erreichen!
Doch selten genug haben wir „Idealbedingungen“; meist ist die Sonne zu klar, die sich ergebenden Kontraste zu stark. Dann müssen wir eingreifen!
(Foto: Radmila Kerl)
Was sind aber ideale Bedingungen, wenn man Outdoor fotografiert? Nun, so pauschal lässt sich die Frage leider nicht beantworten. Es gibt nicht die Idealbedingungen, die für alle Aufnahmesituationen gleich gelten. Welches Licht vom Fotografen als ideal empfunden wird, hängt unter anderem von der konkreten Situation ab, von der Aufgabenstellung, und nicht zuletzt vom individuellen Geschmack des Fotografen.
(Skizze: Jens Brüggemann)
Manche lieben das kräftige Seitenlicht, andere wiederum das diffuse niedrig stehende Morgenlicht von vorn, wiederum andere das stimmungsvolle Gegenlicht. Man kann unter nahezu allen Bedingungen tolle Fotos machen, nur ist es eben mithilfe von Blitzgeräten, Akku-Blitzanlagen, Reflektoren und/oder Diffusoren deutlich einfacher!
Eine sehr natürliche und weiche Beleuchtung ohne harte Schatten ergibt sich, wenn die Sonne hinter einer Wolke (oder Wolkendecke) verschwunden ist, oder auch bei Hochnebel. Dieses diffuse Licht ist ideal für die Kinderfotografie, da wir Fotografen uns keine Gedanken über korrigierende Maßnahmen machen müssen. Es „passt“ immer. Dieses Foto machte ich mit meiner Nikon D200 und einem 1,8/85mm-Objektiv (ISO 100, Zeitautomatik bei Blende 7,1).
(Foto: Jens Brüggemann)
Solch eine natürliche, weiche Beleuchtung ist auch deshalb ideal für die Kinderfotografie, weil eben - egal, in welche Himmelsrichtung wir fotografieren - immer gleiche Lichtbedingungen herrschen, ohne starke Kontraste, ohne die Gefahr, dass das Modell aus dem Schatten heraus ins direkte Licht kommt. Die Kinder können sich frei bewegen, man ist nicht eingeschränkt. Das ideale Licht für agile Kinder, die toben, laufen, springen, hüpfen, krabbeln, robben, etc. (Nikon D3 mit Nikkor 2,8/300mm bei ISO 1250; 1/1250 Sek. bei Blende 4,5).
Bei diffusem Licht ist man nicht an einen vorher festgelegten Fleck gebunden.
(Foto: Jens Brüggemann)
Anders hingegen, wenn starkes Sonnenlicht uns die Arbeit erschwert. „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“ ist ein altbekannter Spruch, der leider auch für die Fotografie zutrifft. Wenn man bei direktem Sonnenlicht fotografiert, muss man in Kauf nehmen, dass entweder die Lichter ausgefressen sind (also beim fertigen Foto ohne Zeichnung sind), oder dass die Schatten keine Zeichnung aufweisen (also schwarz zulaufen).
Dem kann man begegnen, wenn man mittels Blitz die Schatten aufhellt, wie auch auf diesem Foto geschehen (Sonne schien steil mit hartem Licht von oben). Die Fotografin benutzte eine Canon EOS 5D Mark II mit 2,8/24-70mm bei ISO 200 (1/200 Sek. bei Blende 11,0) und Systemblitz mit ETTL-Blitzautomatik.
(Foto: Radmila Kerl)
Der schöne Zusatzeffekt sind die stark leuchtenden Farben, die sich ergeben, wenn man zusätzlich zur vorhandenen Beleuchtung noch Blitzlicht einsetzt. Diesen Effekt kann man noch verstärken, wenn man den Hintergrund leicht unterbelichtet.
(Skizze: Jens Brüggemann)
Möchte man anstelle des (direkten) Blitzlichts weicheres Licht verwenden, kann man mit dem Systemblitzgerät (schwenkbarer Reflektor vorausgesetzt) gegen einen Aufheller (hier: von California Sunbounce) blitzen, sodass das hiervon reflektierte Licht etwas weicher und natürlicher wirkt und vor allem nicht frontal, sondern leicht seitlich aufs Modell fällt, wie diese Aufnahme im Gegenlicht der untergehenden Sonne zeigt (Nikon D2X mit 2,8/105mm bei ISO 200; 1/60 Sek. bei Blende 4,8).
(Foto: Jens Brüggemann)
(Foto: Elli Bezensek)
(Skizze: Jens Brüggemann)
Noch weicheres Licht erzielt man dann, wenn man ausschließlich (einen oder mehrere) Aufheller einsetzt. Bei diesem Foto wurde das sowieso schon leicht diffuse Licht im Schatten der Bäume zum Aufhellen von Tochter und Mutter verwendet, was einen sehr schönen weichen Eindruck ergibt und zur freundlichen Bildstimmung gut passt.
(Foto: Elli Bezensek)
Das Praktische bei den Aufhellern ist, dass es schon sehr günstige Lösungen gibt, sodass man eigentlich immer einen im Kofferraum seines Autos liegen lassen kann. Und ist keiner verfügbar, dann eignen sich auch weiße flächige Stoffe oder andere Materialien wie Styroporplatten etc. Seien Sie kreativ! Selbst weiße Häuserwände oder das weiße T-Shirt eines Begleiters (häufig sind ja die Eltern beim Shooting anwesend) kann als Reflexionsfläche dienen! (Einfach mal ausprobieren, funktioniert auch hervorragend, um den Blitz in Richtung Kindermodell zu reflektieren!)
(Skizze: Jens Brüggemann)
Mit Brennweiten gestalten
Leider werden unterschiedliche Brennweiten von vielen Fotografen ausschließlich dafür verwendet, Distanzen zu überbrücken oder um das Kind, ohne dass sich der Fotograf bewegt, mit einem größeren Winkel zu fotografieren. Das ist eine durchaus legitime, aber leider sehr „faule“ Art, Fotos vom Nachwuchs zu machen, und sie verkennt die Möglichkeiten, die die unterschiedlichen Brennweiten bieten.
(Foto: Leonie Ebbert)
Teleobjektive werden gerne verwendet, um den Bildhintergrund unscharf werden zu lassen. Dies funktioniert - ceteris paribus - umso besser, je länger die Brennweite ist, je offener die Blende gewählt wird und je mehr Lamellen die Blende des Objektivs aufweist. Je weiter entfernt der Hintergrund vom Modell sich befindet, desto stärker wird ebenfalls der Effekt. Bei diesem Foto verwendete ich ein 2,8/70-200mm an meiner D2X (ISO 200; 1/250 Sek. bei Blende 4,0).
(Foto: Jens Brüggemann)
Weitwinkelobjektive hingegen werden gerne eingesetzt, um zu zeigen, dass man sich „nah am Geschehen“ befindet. Gerade für Fotos mit Reportage-Charakter ist ihre Verwendung aufgrund ihrer großen Schärfentiefen-Ausdehnung gut geeignet.
(Foto: Leonie Ebbert)
Auch im Urlaub sind Weitwinkelobjektive erste Wahl. Sie bilden aufgrund ihres großen Winkels viel vom interessanten Hintergrund ab (ideal, um auch größere Hotelanlagen abzubilden), auch wenn man unter beengten Bedingungen fotografiert. (Canon G9; ISO 80; 1/320 Sek. bei Blende 4,0).
(Foto: Jens Brüggemann)
Achten Sie aber darauf, dass bei der Verwendung von Weitwinkelobjektiven störende Gegenstände im Bildhintergrund leicht übersehen werden, die dann später in der Bildbearbeitung mühsam wieder wegretuschiert werden müssen, da sie deutlich und scharf abgebildet jedem Betrachter ungewollt ins Auge fallen.
Ruhige oder einfarbige Hintergründe suchen
Damit der Hintergrund nicht allzu sehr von unseren kleinen „Stars“ ablenkt, empfehle ich, möglichst farblich passende monochrom anmutende Hintergründe auszuwählen, sofern dies möglich ist.
Auch wenn bei Schnappschüssen keine Zeit mehr sein wird, wählerisch auch noch nach anderen Hintergründen Ausschau zu halten, hat man doch oftmals auch bei nicht gestellten Aufnahmen die Wahl, sich eben mal schnell einen Meter nach links oder rechts zu bewegen, um durch diesen neuen Standpunkt eine neue Flucht mit vielleicht besser geeignetem Hintergrund zu nutzen.
Dies wird allerdings nur bei der Verwendung von Teleobjektiven möglich sein. Bei Brennweiten im Weitwinkel-Bereich bringt ein Schritt nach links oder rechts nämlich gar nichts.
(Foto: Radmila Kerl)
(Foto: Jens Brüggemann)
Manchmal ist es nicht der Schritt zur Seite, der den gewünschten Erfolg bringt, sondern eine Aufnahmeposition weiter von oben, oder aber von unten aus der Hocke heraus.
Bei diesem Foto achtete ich darauf, meinen Sohn möglichst von einem leicht erhöhten Kamerastandpunkt aus zu fotografieren, da sich hinter dem Fußballfeld eine dunkle Baumreihe (mit dunkelbraunen Baumstämmen) befand, die ich so gerade noch außerhalb des Bildfeldes belassen konnte. Hätte ich nicht darauf geachtet, wäre der Hintergrund des Fotos geradezu in zwei Hälften zerschnitten worden: unten das grüne Gras und oben die dunkelbraunen Stämme. (Nikon D3 mit Nikkor 2,8/300mm; ISO 800; 1/1000 Sek. bei Blende 6,3).
(Foto: Jens Brüggemann)
Immer in Bewegung
Bei Spiel und Sport rennen die Kleinen, pausenlos! Oder haben Sie schon mal ein Kind beim Spielen langsam schlendern gesehen? Hat man sich bisher noch nicht so ausgiebig mit der Fotografie von Kindern befasst, so ist man im ersten Moment schlichtweg überfordert; man weiß gar nicht, wie man den Kleinen hinterherkommen soll, wo sie hinrennen, warum sie Bögen schlagen; geschweige denn, wie man ihnen beim Spiel am besten mit der Kamera „auflauert“.
(Foto: Radmila Kerl)
Die einfachste Möglichkeit, den Nachwuchs „in Action“ im Freien zu erwischen, ist tatsächlich, sich auf die Lauer zu legen. Hierzu stellt man seine Kamera auf Manuell-Fokus, nachdem man vorher sich den besten Standpunkt gesucht und (noch mit Autofokus) auf einen bestimmten Punkt, an dem die Kleinen regelmäßig vorbeikommen, scharf gestellt hat. Diese Methode der „Schärfenfalle“ ist sicherer als jeder Autofokus, Sie müssen jetzt nur noch im richtigen Moment abdrücken. Dies erfordert ein wenig Übung, denn Sie müssen natürlich kurz bevor die Kleinen besagten Punkt erreichen den Auslöser betätigen. Aber nach ein paar Mal Üben klappt das bestimmt! (Nikon D200 mit 1,8/85mm; ISO 100; 1/500 Sek. bei Blende 7,1).
(Foto: Jens Brüggemann)
Wichtig ist, dass Sie nicht im sozusagen „luftleeren Raum“ scharf stellen, sondern einen markanten Punkt wählen (wie beispielsweise bei obigem Foto den Scheitelpunkt einer Fußgängerbrücke), den Sie durch den Sucher gut erkennen können.
Auf einer Straße kann das zum Beispiel eine Fahrbahnmarkierung oder ein Ölfleck sein, auf einer Wiese ein Maulwurfshügel oder ein Stock. Entscheidend ist, dass Sie in der Lage sind abzudrücken, kurz bevor das Kind diesen markanten Punkt erreicht.