Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung

Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung: Teil 6 - Alternativen?

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Alternativen?

Es gibt, außer den zuletzt aufgeführten Geräten, natürlich noch viele weitere Blitzanlagen, die unterschiedlich gut für den Einsatz In- und Outdoor geeignet sind. Wer bereit ist, Abstriche im Funktionsumfang und Bedienungskomfort hinzunehmen, kann sich entweder eine Outdoor-Blitzanlage zulegen, die dann – mit Abstrichen – auch in Innenräumen verwendet wird. Oder ihr schafft euch eine Studioblitzanlage an, die – unter Zuhilfenahme von externen Akkupacks – gelegentlich auch draußen eingesetzt werden kann.

Abbildung 6.1: Hier abgebildet sind drei leistungsfähige Akku-Generatoren mit entweder 1.200 WS (Hensel Porty und broncolor mobil) oder gar 2.400 WS (broncolor verso A4). Der broncolor verso ist mit einem Gewicht von ca. 26 kg (Generator plus Akku) allerdings sehr schwer, besitzt dafür aber eine sehr hohe Kapazität und eine Maximalleistung von 2.400 WS. Ideal für länger dauernde Werbe-Fotoshootings im Freien, sofern man die Ausrüstung mit dem PKW anliefern kann.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

6.1 Outdoor-Blitzanlagen auch Indoor verwenden

Ich arbeite seit Jahren unter anderem mit zwei verschiedenen Outdoor-Generatoren. Neben dem "mobil" von broncolor habe ich auch einen "Porty Lithium 1200" von Hensel im Einsatz. Alle beide sind – mit Einschränkungen – auch fürs Studio geeignet.

Hensel Porty Lithium 1200

Eine tolle Akku-Blitzanlage für Outdoor-Einsätze: der Hensel Porty Lithium 1200 mit Blitzkopf, Normalreflektor, Leuchtenkabel und Stativ. Verwendet immer (im Studio und vor allem auch draußen) möglichst stabile, luftgedämpfte Stative! Wenn der Blitzkopf herunterfällt und Schutzglas, Blitzröhre und Einstelllicht zu Bruch gehen, ist das eine teure Angelegenheit …! Besser ist es, von Beginn an ein paar wenige Euro mehr für vernünftige Stative auszugeben, bei denen die Gefahr des Umkippens oder des unbeabsichtigten Herunterknallens des Blitzkopfes verringert wird. (Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

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Abbildung 6.2: Der Hensel Porty Lithium 1200 ist relativ leicht (5,9 kg), stark (1.200 WS), bietet eine hohe Lichtausbeute (bis zu 220 Blitze bei voller Leistung von 1.200 WS) und ist angenehm schnell in der Blitzfrequenz.

Er verfügt über einen großen Regelbereich von 7 Blendenstufen und weist zwei Leuchtenanschlüsse auf, die asymmetrisch (allerdings in festen Verhältnissen, nicht völlig frei) gesteuert werden können.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 6.3: Der "Porty Lithium" war der erste Lithium-Akku-Generator auf dem Markt und gehört seit Erscheinen zur ersten Garde der Akku-Generatoren. Seine Zuverlässigkeit (er ist "Made in Germany") macht ihn bei den Fotografen beliebt, auch wenn diese vorher nicht mit Lichtequipment von Hensel gearbeitet hatten. Durch die Verwendung des "AC Porty Netzteileinschubs" wird der Mobilgenerator zum (fast) vollwertigen Studiogenerator. Dieses Netzteil ermöglicht sogar 650 Watt starkes Einstelllicht, was ein hervorragender Wert selbst für professionelle Ansprüche ist.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 6.4: Neben dem Abendlicht (das Foto entstand am 1. August 2009 um 18:30h) habe ich hier nur einen Blitzkopf von rechts vorne eingesetzt. Als Lichtformer diente mir der Beauty-Dish mit weißer Innenbeschichtung von Hensel.

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Fazit: Der Hensel Porty Lithium 1200 ist ein zuverlässiger, schneller und bewährter Outdoor-Generator mit hoher Kapazität. Dank Netzteil kann er auch gut im Studio verwendet werden. Allerdings hat er nur zwei Leuchtenanschlüsse und es gibt Einschränkungen in der asymmetrischen Steuerung, weshalb er für häufige Studio-Einsätze nur in der Form genutzt werden kann, dass er durch weitere Blitzgeräte ergänzt wird.

broncolor mobil

Der "mobil" von broncolor (1.200 WS Maximalleistung bei leider nur 4 Blendenstufen Regelbereich) ermöglicht neben dem Outdoor-Einsatz ebenfalls, mithilfe des Netzteils, welches anstelle des Blei-Gel-Akkus unten ins Gerät eingesetzt wird, als Studio-Generator Verwendung zu finden. Zwar besitzt er zwei Leuchtenanschlüsse, doch können diese nicht asymmetrisch, sondern nur gleich (symmetrisch) geregelt werden. Die Gesamt-Energie verteilt sich also auf die beiden Leuchten (sofern zwei Leuchten angeschlossen sind); ansonsten, bei einer Leuchte, bekommt diese die gesamte Energie).

Fazit: Den "mobil" von broncolor (mit Netzteil) setze ich nur ergänzend im Studio ein; zum Beispiel, wenn ich für Interieur-Aufnahmen "sehr viel" Licht benötige. Geringer Regelbereich, langsame Ladezeiten und nur symmetrische Steuerung der zwei Leuchtenanschlüsse machen ihn zu unflexibel, um ihn allein als Studio-Generator nutzen zu können. Als Outdoor-Generator schätze ich ihn dank seiner Leistung von 1.200 WS und des geringen Gewichts immer noch, obwohl ich noch die alte Version besitze.

Die neuere Version A2L mit Lithium-Akku ist etwas schneller geworden und erlaubt eine asymmetrische Steuerung der Leistungsverteilung auf die beiden Leuchtenanschlüsse; allerdings nur im Verhältnis von 70:30 oder 80:20 (Leuchtenausgang 1:Leuchtenausgang 2).

broncolor move 1200 L

Wesentlich flexibler und attraktiver ist da broncolors neuer Mobilgenerator "move" mit 1.200 WS Maximalleistung (kürzeste Abblitzzeit bis 1/20.000 Sekunde). Mit nur 6,2 kg (inkl. Lithium-Akku) bietet er volle Asymmetrie der beiden Leuchtenanschlüsse. Besonders attraktiv ist er auch wegen des zum Lieferumfang gehörenden Trolley-Rucksacks und der wetterfesten Generatortasche. Die 9 Blendenstufen Regelbereich machen ihn flexibel einsetzbar, auch im Studio. Der Lithium-Akku verträgt bis zu 4.000 Ladezyklen. In nur 1,5 Stunden soll der Akku neu aufgeladen sein.

Im Speed-Modus ist der "move" sehr schnell (laut Hersteller-Angabe beträgt die Ladezeit dann 0,02-0,9 Sekunden). Allerdings geht das zulasten der Maximalleistung: Im Speed-Modus werden "nur" noch 600 WS erreicht (1 Blendenstufe unterhalb der Maximalleistung). Das Prinzip des "Speed-Modus" hat allerdings den Vorteil, bei Bedarf eine sehr starke Blitzleistung nutzen zu können oder wahlweise (dann mit einer Blendenstufe schwächerer Leistung) sehr schnell hintereinander blitzen zu können.

Abbildung 6.5: Der "move 1200 L" kann mit der LED-Leuchte MobiLED mit einem LED-Einstelllicht von 2x30 Watt (entspricht in etwa 2x150 Watt Halogen-Einstelllicht) betrieben werden. Das macht ihn interessant für Einsätze bei Mischlicht. (Oder auch für Video-Filmer). Dieser Dauerlichtmodus kann bis zu 2 Stunden betrieben werden.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 6.6: Besonders praktisch ist der zum Lieferumfang gehörende Rucksack-Trolley. Er kann sowohl auf dem Rücken getragen als auch gezogen werden. Gefüllt ist er zwar nicht gerade "kinderleicht" – aber zumindest gut zu handhaben.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Ähnlich wie beim Profoto "Pro-B4" kann auch der "move" im laufenden Betrieb geladen werden. Doch aus technischer Sicht wird man diese Vorgehensweise nicht unbedingt empfehlen. Es ist wohl eher als "Notlösung" einzustufen: möglich, aber (aus Gründen der Langlebigkeit des Akkus) nicht sinnvoll.

Denn anders als bei einem Netzteil, wo der Strom durchgeschleust wird, wird beim Laden des Akkus im Betrieb dieser auch beansprucht. Es stellt sich auch die Frage, ob das überhaupt nötig ist: Sind die Akkus voll geladen, lässt sich ein kleineres Shooting durchaus mit einer Akkuladung bewältigen. Bei größeren Shootings sollte man zum Aufladen dann eher die Shooting-Pausen nutzen. Oder für 600,- Euro zzgl. MwSt. einen Ersatzakku anschaffen.

Fazit: Der "move" von broncolor ist ein flexibler Generator für die Outdoor-Fotografie. In Betrieb zusammen mit der MobiLED-Leuchte kann ein starkes LED-Dauerlicht bis zu 2 Stunden im Dauerlichtmodus betrieben werden. Interessant für Fotografen, die auch Videos anbieten.

Als Studio-Generator ist der "move" zwar einsetzbar, doch zwei Leuchtenanschlüsse hierfür werden auf Dauer nicht reichen. Zumindest ergänzend müssen 1-2 weitere Blitze angeschafft werden. Dieses Manko betrifft aber nicht nur den "move", sondern alle Akku-Generatoren. Sie sind nun mal für den Outdoor-Einsatz konstruiert. Für den Studio-Betrieb gibt es von allen Herstellern andere (besser geeignete) Studio-Generatoren.

Der Akkupack soll sehr lange halten (bis 4.000 Ladezyklen), doch für den häufigen Studiobetrieb wäre ein Netzteil, welches anstelle des Akkus eingesetzt werden kann, wünschenswert.

Der Preis von 3.990,- Euro zzgl. MwSt. (= 4.748,10 Euro brutto) ist zwar ordentlich, aber betrachtet man die Leistungswerte dieses Generators (vor allem die individuell-asymmetrische Steuerung über 9 Blendenstufen) und rechnet man die gewohnte Zuverlässigkeit eines broncolor-Produktes hinzu, so wird man die Anschaffung durchaus als sinnvolle langfristige Investition einstufen.

6.2 Studio-Blitzanlagen auch Outdoor verwenden

broncolor verso A4

Ich besitze mehrere Studiogeneratoren. Einer davon, der verso A4 von broncolor, ist so konzipiert, dass er nicht nur als vollwertiger Studiogenerator eingesetzt werden kann, sondern auch als hochwertiger, "mobiler" Akku-Generator. Wobei "mobil" nicht unbedingt wörtlich, sondern eher theoretisch zu nehmen ist, denn Generator plus Akkupack wiegen zusammen ca. 22,7 kg (was die tatsächliche Mobilität doch sehr einschränkt).

Er hat drei Leuchtenanschlüsse, wobei die individuelle (asymmetrische) Leistungsverteilung lediglich über zwei Kanäle erfolgt (die Leistung von Kanal 2 verteilt sich symmetrisch über die Leuchten 2 und 3). Mit seinen 2.400 WS Leistung ist er auch für Interieur- und Automobil-Fotografie bestens geeignet. Er unterstützt 650 Watt Einstelllicht und hat einen Regelbereich von bis zu 8 Blendenstufen (regelbar in 1/10 Blendenstufen).

Leider braucht er bei Leistungsänderungen – gefühlt (oder auch im Vergleich zu anderen Spitzengeneratoren) – sehr lange, um die neu eingestellte Leistung zu erreichen (0,3 – 3,2 Sekunden, je nach Leistungsabgabe und Netz/Akku-Betrieb), was auf Wunsch mit einem Piepton kenntlich gemacht werden kann.

Abbildung 6.7: Für einen einfacheren ("gewichtsausgleichenden") Transport kann der Power Dock (rechts im Bild) mit dem zum Lieferumfang gehörenden Griff getragen werden. Für den Akku-Betrieb wird der Power Dock unter den Generator gesetzt und mit den Klemmen befestigt.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Um als Outdoor-Generator eingesetzt werden zu können, wird der (mit ca. 12,3 kg recht schwere) Akkupack namens "Power Dock" (verwendet werden übrigens Blei-Gel-Akkus) unten am Gerät mittels zweier Klemmen befestigt. Bei Schnellladung und voller Blitzleistung (von immerhin stolzen 2.400 WS!) kann man mit diesem Power Dock bis zu 180 Entladungen erzielen. "Mit Normalladung erreicht man bei 1.200 J sogar knapp 450 Blitze", so der Hersteller. Um den entleerten Akku wieder auf 80% seiner vollen Ladekapazität aufzuladen, werden laut Herstellerangabe 3 Stunden benötigt.

Seine Ausrichtung auf eine voll professionelle Zielgruppe macht sich auch beim Preis bemerkbar: Der Verso A4 kostet 7.430,00 Euro zzgl. MwSt. (= 8.841,70 Euro brutto), der als Zubehör erhältliche "Power Dock" noch mal 1.790,00 Euro zzgl. MwSt. (= 2.130,10 Euro brutto).

Den "verso" gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen: mit 1.200 WS (kostet dann "nur" 5.490,00 Euro zzgl. MwSt. = 6.533,10 Euro brutto) und mit 2.400 WS Leistung. (Preisliste broncolor 2013)

Fazit: Der "verso" ist ein vollwertiger, robuster Studiogenerator, der zusätzlich auch on location, mittels Akku-Pack, eingesetzt werden kann. Aufgrund des enormen Gewichts von Generator und Power Dock wird er aber wohl nur selten draußen eingesetzt werden. Lediglich, wenn die Möglichkeit einer Anlieferung mittels PKW besteht, wird man ihn bei wichtigen Fotoshootings mitschleppen.

Bowens Gemini

Von Bowens gibt es eine erfolgreiche und bei semi-professionellen Fotografen und Berufseinsteigern sehr beliebte Kompaktblitzgeräte-Serie namens "Gemini". Diese gibt es mit verschiedenen Maximalleistungen: Von 1.500 WS beim stärksten Gerät bis runter auf 200 WS Leistung beim schwächsten. Insbesondere die "Gemini Pro"- und die "Gemini R"-Serien sind aufgrund ihres guten Preis-Leistungs-Verhältnisses und professionellen Anspruches empfehlenswert.

Abbildung 6.8: Die Geräte der "Gemini"-Serie sind insbesondere bei Neueinsteigern beliebt. Niedriger Anschaffungspreis und eine große Auswahlmöglichkeit sind der Grund. Leider ist der Regelbereich bei den schwächeren Geräten recht gering (5 Blendenstufen; 7 Blendenstufen bei Geräten ab 1.000 Wattsekunden Leistung). Ein Porträtfotograf, der in einem kleineren Studio (mit wenig Platz, was zu einem geringen Abstand der Lichter zum Model führt) und mit offener Blende arbeiten möchte, wird es schwer haben, dies umzusetzen, weil aufgrund des Regelbereiches die Blitze nicht schwach genug eingestellt werden können.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Als Zubehör zum Outdoor-Blitzen gibt es die beliebten Battery Packs "Travelpak", welche für alle Geräte der Gemini-Serie kompatibel sind. "Maximal zwei Blitzköpfe mit bis zu (insgesamt) 3000 W/s können versorgt werden." Das Gewicht wird beim Hersteller mit 3,5 kg für das kleine und 4,9 kg für das große Battery Pack angegeben.

Allerdings ist zu beiden noch das Gewicht des Kontroll-Panels hinzuzurechnen (+ 1,5 kg). Die Kapazität hängt von der Anzahl der versorgten Blitzköpfe (1 oder 2) und der eingestellten Leistung ab. So schwankt die Kapazität zwischen 750 Blitzen (beim großen "Travelpak" mit einem Blitz und nur 200 WS Leistungsabgabe) und 25 Blitzen (kleiner "Travelpak" mit zwei angeschlossenen Blitzen und jeweils 1.500 WS Leistungsabgabe).

Abbildung 6.9: Auch für Nachwuchsfotografen interessant: Kompaktblitzgeräte der "Gemini"-Serie sind für den Einsatz im Studio konzipiert. Doch verwendet man den optionalen "Travelpak" (hier abgebildet ist die kleinere Variante), dann können auch zwei "Gemini"-Geräte unabhängig vom Stromnetz betrieben werden.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Die Ladezyklen sind als langsam einzustufen. Sie liegen zwischen 2 und 30 Sekunden (je nach Anzahl der versorgten Kompaktblitzgeräte und der eingestellten Leistungsabgabe).

Der Preis liegt bei moderaten 1.007,56 Euro zzgl. MwSt. (= 1.199,- Euro brutto) für ein 2-Geräte-Set (Gemini 250 R) samt Stativen, Funkauslöser, Settasche und Lichtformern (1 Softbox, 1 Schirmreflektor). Gesehen bei Calumet, April 2013.

Fazit: Die Ladezyklen bei den beiden "Travelpaks" von Bowens, die die Kompaktblitzgeräte der "Gemini"-Serie mit Leistung unabhängig vom Stromnetz versorgen, sind als langsam einzustufen. Sie liegen zwischen 2 und 30 Sekunden (je nach Anzahl der versorgten Kompaktblitzgeräte und der eingestellten Leistungsabgabe). Ebenfalls nicht wirklich professionell sind die Regelbereiche: Nur 5 Blendenstufen bei den kleineren Geräten; 7 Blendenstufen bei den Geräten mit 1.000 WS oder 1.500 WS. Für Porträt-Fotografen wird es schwer sein, die Leistung so weit herunterzuregeln, dass Aufnahmen mit nahezu offener Blende möglich sind.

Trotzdem sind die "Gemini"-Kompaktblitzgeräte bei Neueinsteigern und semi-professionellen Fotografen sehr beliebt, was in erster Linie am Preis liegen wird. Auch die Möglichkeit, diese Studioblitzanlage auch Outdoor verwenden zu können, wird für viele kaufentscheidend sein.

Profoto D1

Wer einen ähnlichen Weg gehen, aber höherwertiger einsteigen möchte, dem empfehle ich die Kompaktblitzgeräte von Profoto aus der "D1"-Serie. Sie sind robust, zuverlässig und bieten einen Regelbereich über 7 Blendenstufen, was sie auch interessant für professionelle Anwender macht. Sie sind recht schnell in der Blitzfolgezeit und können mit 300 Watt Einstelllicht betrieben werden. Zwei Geräte mit jeweils 250 Wattsekunden Leistung im "Profoto D1 Studio-Kit" inklusive Kit-Case, zwei Blitzschirmen und zwei Lampenstativen kosten 1.599,- Euro zzgl. MwSt. (= 1.902,81 Euro brutto).

Abbildung 6.10: Die Kompaktblitzgeräte "D1" und "D1Air" von Profoto sind bei Berufseinsteigern und professionellen Fotografen sehr beliebt. Robuste Qualität, großer Regelbereich und ein umfangreiches Zubehörsortiment an Lichtformern machen diese Blitzanlage attraktiv. Allerdings ist die Blitzröhre im Gehäuse vorne versenkt, sie steht nicht raus und kann nicht seitlich abstrahlen, was das Licht im Allgemeinen etwas gerichteter machen dürfte (im Vergleich zu anderen Anlagen).

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Wer dazu das "Profoto BatPac" (eine Kombination aus speziellem Inverter und einem Hochleistungsakku) anschafft, kann auch mit den Profoto D1 Kompaktblitzgeräten hervorragend Outdoor arbeiten. Der BatPac bietet zwei Steckdosen (an denen auch andere Geräte wie Laptop etc. bis zu einer maximalen Leistungsaufnahme von 600 Watt angeschlossen werden können). Seine Kapazität bei Vollladung soll 600 Blitze bei Verwendung eines 500 Wattsekunden starken Kompaktblitzgerätes betragen.

Das würde bei zwei Geräten mit jeweils 250 Wattsekunden ebenfalls 600 Blitze (je Gerät) bedeuten. Das Profoto BatPac kostet inklusive Tasche und Akku 1.049,- Euro zzgl. MwSt. (= 1.248,31 Euro brutto). (Preise: Calumet Photographic GmbH, April 2013.)

Fazit: Die Profoto D1-Serie genügt aufgrund des großen Regelbereichs von 7 Blendenstufen und des für Kompaktblitzgeräte starken Einstelllichtes auch voll-professionellen Ansprüchen. Die Geräte sind robust und die Verwendung des BatPacs macht sie auch on location einsetzbar, unabhängig vom Stromnetz. Kaufempfehlung für diejenigen Fotografen, die den Einstieg in die teurere Blitzanlagen-Generatorklasse noch scheuen!

Zusammenfassung

Der Trend bei Blitzanlagen geht eindeutig hin zur Mobilität. Unterschiede zwischen reinen Studio-Blitzanlagen und Akku-Blitzanlagen verschwimmen. Die Fotografen wollen (respektive müssen) flexibel sein, und dementsprechend steigen die Anforderungen an die Ausrüstung.

Für viele Blitzanlagen gibt es bereits jetzt schon Möglichkeiten, diese In- und Outdoor zu verwenden. Allerdings meist mit Abstrichen (in der Bedienung, bei der Stärke des Einstelllichtes, bei den Ladezyklen, beim Regelbereich, beim Gewicht, etc.)

Der Profoto Pro-B4 und die akkubetriebenen Kompaktblitzgeräte von Priolite (siehe Tutorial 5 dieser Serie) sind in meinen Augen am ehesten geeignet, beide Einsatzbereiche abzudecken. Auch der broncolor "verso" ermöglicht den Einsatz drinnen wie draußen. Allerdings ist er zu schwer, als dass man ihn als "mobilen Generator" bezeichnen könnte.

Bei den anderen hier vorgestellten Geräten macht sich der Konstruktionsschwerpunkt bemerkbar: Entweder sind sie fürs Studio konzipiert; dann ist ihr Einsatz draußen zwar oftmals möglich, aber nicht "elegant" (nur mit Einschränkungen möglich). Oder sie wurden als Outdoor-Blitzanlage konzipiert; dann ist ihr Einsatz im Studio potenziell machbar, aber im Vergleich zu "echten" Studiogeneratoren zu wenig komfortabel.

Auch wenn hier leider nicht alle am Markt befindlichen interessanten Geräte vorgestellt werden konnten, hoffe ich, euch ein Gespür vermittelt zu haben, worauf es bei der Anschaffung einer Blitzanlage ankommt.

Wer den hohen Kaufpreis für den Profoto "Pro-B4" (samt Blitzköpfen und Zubehör) nicht erübrigen kann und die Anschaffung der Bowens "Gemini"-Kompaktblitzgeräte samt "Travelpak" aufgrund ihrer kleinen Regelbereiche oder der langsamen Ladezyklen scheut, wird entweder bei den "D1"-Kompaktblitzgeräten von Profoto landen oder erst einmal weiterhin auf die bislang übliche Lösung setzen müssen: Die Anschaffung zweier verschiedener (!) Blitzsysteme (eines fürs Studio und eines für Einsätze fern von der Steckdose).

Das kann finanziell und aus Gründen der Flexibilität (immer noch) die vernünftigste Lösung sein. Zumal, wenn man mittelfristig mit mehr als nur mit zwei Leuchtenanschlüssen arbeiten möchte, was im Studio bei Werbeaufnahmen zwangsläufig häufiger der Fall ist.

Fazit

Der Kauf einer Blitzanlage sollte unbedingt als langfristige Investition betrachtet werden. Nicht umsonst bieten Fotohändler bei Blitzanlagen oftmals Finanzierungsmöglichkeiten an. Anders als bei den DSLR-Kameras der letzten 15 Jahre veralten Blitzanlagen nicht so schnell. Wer anstelle von minderwertigen Anlagen etwas Höherwertigeres kauft, muss zwar leider auch mehr Geld ausgeben, kann aber sicher sein, nicht nur 1-2 Jahre, sondern viel länger mit der Anlage arbeiten zu können.

Die Anlagen der Premium-Hersteller sind ohne weiteres 25 Jahre (oder auch noch länger) ohne Einschränkungen einsetzbar. Wenn man das berücksichtigt und die Anschaffungskosten auf die Nutzungsdauer umlegt, dann wird deutlich, dass teurere, aber höherwertige Geräte durchaus besser abschneiden können als vermeintliche "Schnäppchen" im Internetkauf! Der hohe Anschaffungspreis von hochwertigen Produkten ist dann, auf die Jahre umgerechnet, nämlich gar nicht so hoch.

Ein weiterer Punkt, der beachtet werden sollte, ist der Wiederverkaufspreis von gebrauchten Blitzanlagen. Besonders professionelle, zuverlässige und robuste Blitzanlagen (genauso wie das entsprechende Zubehör) erzielen bei Wiederverkäufen immer noch erstaunlich hohe Preise. Schaut einfach mal bei eBay, was Gebrauchtgeräte beispielsweise von broncolor oder Profoto kosten! Die gehen oftmals zu höheren Preisen weg, als ihre Anschaffungspreise vor Jahren waren (was daran liegt, dass die Geräte besonders langlebig sind und aufgrund von Preissteigerungen heute manchmal ein Mehrfaches kosten als noch vor Jahren).

Wer also eine hochwertige Blitzanlage kauft und pfleglich damit umgeht, wird selbst nach Jahren noch gutes Geld dafür bekommen – wenn er sie nicht mehr brauchen sollte. Die Billig-Blitzanlagen hingegen werden weder langlebig sein (können) noch besonders attraktive Wiederverkaufspreise erzielen. Schlimmstenfalls ist der Elektroschrott dann noch kostenpflichtig zu entsorgen.

Überhaupt ist die Robustheit bei Geräten, die gegebenenfalls nicht nur im Studio eingesetzt werden, sondern auch draußen, ein ganz entscheidendes weiteres Kaufkriterium: Was nützt einem eine billige Blitzanlage, wenn beim geringsten Stoß die Gehäuseschale des Blitzkopfes sofort aufplatzt? Oder wenn bei Erschütterung die Elektronik innen drin sich lockert und Schaden nimmt?

"Wer billig kauft, kauft zweimal!" Denkt daran!