Bildgestaltung (Teil 1)
Die bewusste Konstruktion des Bildaufbaus kann man – meines Erachtens – nicht auswendig lernen. „Goldener Schnitt“ und andere Bildgestaltungsregeln sind Erklärungsversuche dafür, warum manche Fotos aus der Masse herausstechen; aber als Anleitungen, alle Fotos nach diesen Regeln zu konstruieren, sollten sie nicht verstanden werden.
Alle mir bekannten Fotokünstler betonen immer wieder, dass sie ihre Bildgestaltung mehr oder weniger unbewusst vornehmen. Eben „aus dem Bauch heraus“. Wer hingegen während der Fotogestaltung (also beim Fotografieren) erst lange überlegen muss, verpasst (vor allem auch in der Konzertfotografie) die besten Momente.
Dennoch sollte man sich zwischendurch immer wieder einige Gedanken über gestalterische Fragen machen. Und auch bei der Bildauswahl solltet ihr euch immer wieder fragen, welche eurer Fotos ins Auge stechen – weil sie ein kleines bisschen besser sind als die anderen – und warum: Was ist der kleine, aber entscheidende Unterschied? Wer sich diese Fragen regelmäßig stellt, wird auch das Gespür für eine effektvolle Bildgestaltung bekommen und langfristig besser werden. Wer um bestimmte Effekte weiß, wird im entscheidenden Moment dann auch (unbewusst, dem Bauchgefühl vertrauend) besser fotografieren.
Abbildung 7.1: Die 80er-Jahre-Kult-Ska-Band Madness (bekanntester „Ohrwurm“: Our House) bei ihrem Konzert in der C-Halle in Berlin am 24. Oktober 2012. Es reicht nicht, nur bekannte Größen des Musikgeschäfts abzulichten. Die künstlerisch-kreative Gestaltung mit Bildaufbau, Belichtungssteuerung und Fokussieren gehört dazu, wenn man ein erfolgreicher Konzertfotograf werden möchte. Canon EOS-1D Mark IV mit EF 2,8/16-35mm bei verwendeter Brennweite 35mm. 1/50 Sekunde, Blende 4,0, ISO 1.000.
(Foto © 2012: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)
7.1 Gitarrenhals nicht abschneiden
In der Konzertfotografie treten immer wieder einige typische gestalterische Herausforderungen auf. Den Gitarristen samt Gitarre richtig abzubilden, gehört dazu. Welches Bildformat wird diesem Motiv am ehesten gerecht? Das Hochformat mit viel Freiraum auf der Seite, wo der Gitarrenhals dünn Platz verlangt? Oder das Querformat, in dem man die Beine des Künstlers nicht mit abbildet? Und manchmal erweist sich auch das quadratische Format als ideal, insbesondere, wenn das Foto beispielsweise leicht schräg aufgenommen wurde. Vermeiden solltet ihr allerdings, die Fotos so zuzuschneiden, dass sich „Unformate“ ergeben; das sind Formate, die deutlich von den üblichen Formaten (3:4, 2:3, 1:1) abweichen. Bei der Sichtung solcher Fotos wird dem Bildbetrachter in der Regel ein unwohles Gefühl beschleichen; sie sind einfach „unharmonisch“, weil ungewohnt (und entsprechen auch nicht der üblichen Sichtweise des Menschen und seinem Bedürfnis nach optischer Harmonie).
Abbildung 7.2: Wenn der Gitarrenhals auf dem Foto (rechts) abgeschnitten ist, sieht das irgendwie „doof“ aus. Besser ist es, ihn ganz mit zu fotografieren, wie dies beim linken Foto geschehen ist. Alternativ hätte man aber auch ein quadratisches Foto aus dem Motiv machen können. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 32mm (linkes Bild) und 52mm (rechtes Bild). 1/250 Sekunde, Blende 2,8, ISO 5.000.
(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Abbildung 7.3: Das quadratische Bildformat verwende ich gerne für Musikerporträts (vor allem bei Gitarristen und Schlagzeugern), weil ich so gut unnötigen Raum (Bühnenhintergrund), der oftmals störend wirkt, abschneiden kann. Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 185mm. 1/250 Sekunde, Blende 4,5, ISO 1.000.
(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
7.2 Das leidige Mikrofon
Mikrofon samt Mikrofonständer sind Gegenstände, die – je nach Aufnahme-Standort und Handhaltung – entweder (manchmal große) Teile des Gesichts der Sänger(innen) verdecken oder aber dunkle Schatten hierauf werfen. Beides wirkt auf Fotos unschön, und Aufgabe des Konzertfotografen ist es daher auch, einen Standpunkt zu wählen, der dies verhindert oder zumindest abschwächt.
Dadurch, dass wir meistens von unten, aus dem Pressegraben heraus, nach oben (zu den Künstlern auf der Bühne) fotografieren, wird klar, dass das Problem des Mikros dadurch noch verstärkt wird.
Auch gibt es Handhaltungen, bei denen die Hand des Sängers (oder meistens des Rappers) dergestalt das Gesicht des Musikers verdeckt, dass ein brauchbares Porträtfoto nicht erstellt werden kann. Zumindest von einem Standpunkt aus, der sich frontal zum Musiker befindet.
Abbildung 7.4: Hier hatte ich Pech: Aufgrund des frontalen Scheinwerfers bringt hier der Aufnahmestandpunkt von vorne (mit seitlichem Blick aufs Gesicht des Musikers) keine befriedigenden Fotos, denn der Schattenwurf auf Mund- und Kinn-Partie verhinderte, dass das Porträt als gelungen bezeichnet werden kann (der Schattenwurf „entstellt“ hier geradezu das Gesicht des Künstlers).
Jan Delay bei seinem Konzert am 20. August 2010 beim Zeltfestival Ruhr in Bochum/Witten. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 36mm. 1/2500 Sekunde, Blende 3,5, ISO 5.000.
(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Abbildung 7.5: Das Mikrofon samt Mikrofonständer macht uns Konzertfotografen immer wieder Probleme. Oftmals verdeckt es zu große Teile des Gesichts oder es wirft unschöne Schatten auf Kinn und Hals des Künstlers. Wenn der Fotograf sich aber (wie bei diesem Foto) leicht schräg vor dem Sänger platziert, treten die wenigsten Probleme auf. Steht man aber direkt vor ihm, verdeckt das Mikrofon viel zu viel vom Gesicht. (Stellt euch zum besseren Verständnis mit eurem geistigen Auge vor, bei diesem Foto wäre der Kamerastandpunkt ein kleines Stückchen weiter links gewesen, sodass der Fotograf direkt vor dem Sänger gestanden hätte … Die frontale Sicht zusammen mit der Perspektive von unten, aus dem Graben heraus, hätte zu keinem brauchbaren Ergebnis geführt). Patrice & Shashamani Band im Konzert am 17. November 2005 in Berlin.
(Foto © 2005: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)
Besser ist es dann, den Aufnahmestandort zu wechseln und den (oder die) Sänger(in) mehr seitlich, aber immer noch von vorne, zu fotografieren.
Hinweis: Bei Sänger(innen), die mit der rechten Hand das Mikrofon halten, ist es am vorteilhaftesten, wenn man sie von schräg links vorne (aus Sicht des Sängers) fotografiert. Würde man sie von schräg rechts vorne (wieder aus Sicht des Künstlers) fotografieren, würde nicht nur das Mikro, sondern zusätzlich noch die Hand des Künstlers sein (oder ihr) Gesicht verdecken. Bei linkshändigen Sänger(innen) gilt das Gleiche, genau umgekehrt.
Abbildung 7.6: Bei rechtshändigen Sängern ist der Kamerastandpunkt schräg links von vorne nicht so optimal, weil neben dem Mikro auch noch die Hand des Sängers Teile des Gesichts verdeckt (siehe linkes Foto). Ein Standpunkt rechts vom Sänger ist dann vorteilhafter. Beim rechten Foto stand ich deutlich rechts vom Sänger, sodass ich ein Profilfoto, bei dem auch das Mikro nicht stört, schießen konnte. Tim Bendzko im Konzert am 24. August 2012. Nikon D4 mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/400 Sekunde, Blende 3,2, ISO 3.200.
(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Hinweis: Wenn man feststellt, dass der Aufnahmestandpunkt nicht zu optimalen Ergebnissen führt, sollte man ihn wechseln, auch wenn hierdurch wertvolle Zeit verloren geht. Lieber weniger Aufnahmen schießen, dafür aber in besserer Qualität (im Hinblick auf die Bildgestaltung), als ausschließlich mittelmäßige Fotos zu schießen.
7.3 Auch mal Details fotografieren
Konzertfotografen konzentrieren sich zumeist nur auf die Fotografie der (bekanntesten) Stars. Bestenfalls wird noch die Band als Gesamtheit abgelichtet. Beides ist aus Sicht der kommerziell-redaktionellen Nutzung der Fotos auch durchaus richtig. Nachgefragt wird von den Redaktionen nicht die zweite oder dritte Reihe der Künstler, sondern allein die bekanntesten Acts des Musikbusiness.
Allerdings kann man die Verkaufsmöglichkeiten enorm ausweiten, wenn man auch zusätzlich noch stimmungsvolle Fotos vom Geschehen auf und hinter der Bühne und aus dem Konzertsaal schießt.
Vor allem auch Detailfotos, zum Beispiel der Instrumente, sind geeignet, in irgendeiner (neutraleren) Form veröffentlicht zu werden. Sei es als Visualisierung von Konzerten allgemein, als CD-Cover oder auch ganz allgemein als Symbol für (dem abgebildeten Musikinstrument entsprechende) Musik. So verkörpert beispielsweise eine E-Gitarre das weltweit bekannte Symbol für Rockmusik.
Abbildung 7.7: Details sagen manchmal mehr aus als das „Ganze“. Zudem lassen sie sich oftmals viel leichter „versilbern“ weil sie universeller einsetzbar sind als Musikerporträts (allerdings nicht im redaktionellen Teil; dort sind Musikerporträts natürlich gefragter als abstrakte Detailfotos). Nikon D3S mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/160 Sekunde, Blende 2,2, ISO 1250.
(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
7.4 Die Mimik der Künstler einfangen
Konzertfotografie ist Action-Fotografie. Fotos einer fulminanten Show und von akrobatischen Tanzeinlagen sind ebenso gefragt wie stimmungsvolle Aufnahmen mit tollen Lichteffekten im Hintergrund. Trotzdem sollten gute Fotografen zusätzlich darauf achten, auch mal die Mimik der beteiligten Akteure einzufangen, denn die erzählt oftmals mehr als tausend Worte.
Abbildung 7.8: „Uuuhps … Habe ich mich da gerade verspielt?“ scheint der Gitarrist beim Bochum Total-Festival sich da gerade zu fragen. Die Mimik der Künstler einzufangen, macht die Konzertfotografie erst abwechslungsreich und interessant. Schlimm und langweilig wäre es nämlich, wenn alle Musiker bei ihren Konzerten lediglich cool und desinteressiert auf der Bühne stehen würden. Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor. 1/500 Sekunde, Blende 4,5, ISO 800.
(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Wirkliche Freude und Begeisterung über die Begrüßung durch die Fans, konzentriertes Gitarrenspiel, ein erleichterter Gesichtsausdruck oder enthusiastisches Aufgehen in die Musik sind alles Momente, die sich lohnen, fotografisch festgehalten zu werden.
Abbildung 7.9: Mit welcher Inbrunst Cecilia Bartoli (hier beim Konzert der Philharmonie in Berlin am 17. November 2007) ihre Auftritte absolviert, kann man recht gut auf diesem Schnappschuss sehen.
(Foto © 2007: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)
Hinweis: Die Konzertfotografie lebt nicht nur von einer tollen Choreographie, von aufwendigen Bühnenaufbauten, einer ausgeklügelten Lightshow oder fulminanten Tanzeinlagen. Insbesondere die Porträts der Musiker sind es, die von den Bildbetrachtern am liebsten angeschaut werden.
Wenn Stars auf der Bühne nicht nur ihre professionell-einstudierten Bewegungen und ihr Gesicht wie eine starre „offizielle“ (meist immer gleich lächelnde) Maske zeigen, sondern auch mal ehrliche, nicht einstudierte Regungen, so kann der Konzertfotograf zurecht stolz sein, einen besonderen („intimen“) Moment erwischt zu haben.
Schließlich möchten Musikinteressierte und Fans auch mal den wahren „Menschen“ hinter der Fassade sehen/kennenlernen.
Abbildung 7.10: Sunrise Avenue im Konzert beim ZFR in Bochum am 27. August 2012. Der konzentriert-gequälte Gesichtsausdruck des Gitarristen verrät, mit welcher Leidenschaft hier Musik gemacht wird. Nikon D4 mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/1000 Sekunde, Blende 2,5, ISO 2500. Blendenpriorität (Zeitautomatik).
(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Abbildung 7.11: Schlagzeug zu spielen, ist harte, schweißtreibende Arbeit. Zumal, wenn man direkt vor einem (heißen) Scheinwerfer sitzt. Dass trotz alldem die Musiker mit vollem Einsatz spielen, beweist oftmals die Mimik. Sie zeigt die Leidenschaft, die die Künstler für ihre Musik aufbringen. Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 180mm. 1/400 Sekunde, Blende 4,0, ISO 800.
(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
7.5 Blickkontakt mit dem Künstler festhalten
Personenfotos (das gilt insbesondere auch für Fotos von Prominenten wie beispielsweise Musikern) wirken am intensivsten, wenn der oder die Abgebildete darauf direkt in die Kamera schaut. Dem Bildbetrachter kommt es dann so vor, als ob der Musiker ihn anschaut. Der direkte Blick in die Kamera ist daher ein glücklicher Zufall und wird von jedem Konzertfotografen gleichermaßen freudig wie hektisch (solch ein Blickkontakt dauert nie länger als einen Sekundenbruchteil) angenommen.
Allerdings sollte man tunlichst vermeiden, den direkten Blick aktiv einzufordern, beispielsweise indem man dem Künstler auf der Bühne zuwinkt oder etwas anderes macht, um die Aufmerksamkeit zu erhaschen, denn so etwas stört, denn es lenkt die Musiker ab. Wenn dadurch die perfekte Durchführung des Konzerts kurzfristig unterbrochen oder anderweitig gestört wird, bekommt der Fotograf es mit der Security zu tun (sofern die Störung bemerkt wird).
Abbildung 7.12: Immer wieder ein Highlight ist es, wenn einzelne Musiker zu mir in die Kamera schauen. Dieser Blickkontakt hat ein bisschen was Persönliches, und letztendlich schaut der Musiker damit auch dem späteren Bildbetrachter direkt in die Augen. Der überrascht-erfreute Gesichtsausdruck dieses Künstlers resultierte daher, weil ich für dieses Konzert meine kunstvoll lackierte Nikon D4 samt entsprechend passend-lackiertem Objektiv eingesetzt hatte (Fotos hiervon findet ihr auf www.pimpyourcam.de). Nikon D4 mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/1600 Sekunde, Blende 2,0, ISO 2500.
(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Abbildung 7.13: Sänger Roger Hudgson bei seinem Konzert im Admiralspalast in Berlin am 14. Mai 2013. Die Musiker auf der Bühne müssen immer wieder direkten Blickkontakt zum Publikum aufnehmen, um die Reaktionen zu sehen. Dabei passiert es auch schon mal, dass der Blick einzelne Fotografen streift. Canon EOS-1D X mit EF 2,8/400mm. 1/250 Sekunde, Blende 2,8, ISO 2.500.
(Foto © 2013: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)
Hinweis: Ergibt sich die Gelegenheit, dass einer der Musiker zu euch in die Kamera schaut, so haltet diesen Moment also unbedingt fest, auch wenn nicht alle „Zutaten“ des Fotos perfekt sind. Lieber ein nicht ganz gelungener Bildausschnitt oder eine sub-optimale Belichtung als die verpasste Chance auf ein Foto, bei dem der Star direkt in eure Kamera schaut.
7.6 Fotografieren beim Nebeleinsatz
Nebel und Beleuchtung gehören bei Konzerten unweigerlich zusammen. Man muss sich klarmachen: Licht in einem staub- und nebelfreien Raum ist nicht sichtbar (erst wenn das Licht auf einen Gegenstand fällt). Die fotogenen Lichtstrahlen, die bei Konzerten ja so typisch sind, gäbe es nicht, wenn nicht immer auch die Nebelmaschine(n) ihre Arbeit tun würden. Erst dann kommt das Licht auch gebührend zur Geltung! In der Praxis bedeutet dies, dass wir Fotografen zwar auf den Nebel angewiesen sind (um effektvoll beleuchtete Bühnen zu haben), andererseits aber aufpassen müssen, dass der Nebel nicht vor die Musiker zieht und uns die klare Sicht auf die Künstler versperrt.
Abbildung 7.14: Blackmail im Konzert am 12. Juli 2013. Porträt des Sängers in letzter Sekunde: Wenn der Nebel einsetzt und sich vor die Bandmitglieder zieht, dann können wir Fotografen nur noch abwarten – bis sich die Nebelschwaden wieder verziehen. Hier habe ich gerade noch ein paar Schüsse machen können, bis auch mir der Nebel die klare Sicht versperrte. Normalerweise bedeutet der Wechsel des Sängers einer Band, dass diese mit Akzeptanzproblemen bei den Fans zu kämpfen hat. Anders bei Blackmail: Sänger Mathias Reetz ist seit 2010 dabei und die Band („Deutschlands bekanntester Indie-Rock-Geheimtipp“; gegründet 1994) ist lebendiger als je zuvor, wie sie beim erfolgreichen Bochum Total-Freiluftfestival im Sommer 2013 unter Beweis stellte! Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 200mm. 1/320 Sekunde, Blende 5,6, ISO 800.
(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
7.7 Den Ursprung der Lichtkegel zeigen
Wie bereits ausgeführt, hätte die Lightshow bei einem Konzert nicht solch überragende Bedeutung im Rahmen der Choreographie, wenn nicht gleichzeitig der Einsatz des Nebels das Sichtbarmachen der Lichtkegel erst ermöglichen würde. Fotos, auf denen zwar die Lichtkegel größtenteils zu sehen sind, die aber nicht den Ursprung der Lichter zeigen, wirken aber „unausgegoren“ und „unperfekt“.
Der Bildbetrachter erwartet (unbewusst), zu den Lichtkegeln auch die Scheinwerfer als Ursprungsort auf den Fotos abgebildet zu sehen. Achtet also bei eurer Bildgestaltung darauf!
Abbildung 7.15: Es sieht unschön aus, wenn die Lichtkegel nicht von ihrem Ursprung (der Lichtquelle) her abgebildet werden. Angeschnitten fotografiert wirken sie irgendwie „störend“. Natürlich kann man niemals alle Scheinwerfer als Lichtkegel-Ursprung mit abbilden; aber zumindest bei den wichtigsten (stärksten) sollte man es versuchen. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 28mm. 1/500 Sekunde, Blende 2,8, ISO 5.000. Blendenpriorität (Zeitautomatik) mit Belichtungsmessmethode Spotmessung.
(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
7.8 Bildkomposition (auch) an den Lichtern orientieren
Wer nicht nur das Konzert dokumentieren, sondern auch kreativ gestalten möchte, kommt nicht umhin, sich Gedanken zu machen, an welcher Stelle beispielsweise einzelne Bandmitglieder fotografiert werden sollen. Hiefür ist es nicht immer notwendig, die eigene Position zu verlassen. Oftmals reicht eine kleine Änderung des Aufnahmewinkels bereits aus, um den Künstler beispielsweise direkt vor einem der Lichtkegel abzubilden.
Diese kleinen Änderungen der Perspektive (meist reicht eine seitliche Bewegung des Oberkörpers aus, bei Beibehaltung des Aufnahmestandpunktes) sind umso effizienter, je näher der abzulichtende Musiker sich auf der Bühne vor uns befindet.
Ist die zu fotografierende Person weiter entfernt, sind hingegen Änderungen unseres Standpunktes vonnöten.
Abbildung 7.16: Die H-Blockx (hier mit Sänger und Bandgründer Henning Wehland vor dem Scheinwerfer-Lichtkegel) bei ihrem Konzert am 31. August 2010 beim ZFR in Bochum/Witten. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 70mm. 1/640 Sekunde, Blende 2,8, ISO 6.400.
(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
7.9 Gruppenfoto der Band nicht vergessen
Nicht ganz einfach zu realisieren, aber dennoch nahezu unerlässlich ist es, alle Bandmitglieder auf einem (Gruppen-) Foto unterzubringen.
Oftmals werden nur die „Frontmänner“ oder „Frontfrauen“ der Bands von den Pressefotografen fotografiert. An dieser Stelle im Pressegraben, direkt vor dem Star, herrscht dann auch immer entsprechend dichtes Gedränge und Schubsen beim Kampf um die beste Aufnahmeposition.
Dennoch haben auch die Fotos der gesamten Band ihren besonderen Wert; und das nicht nur, wenn es um Neubesetzungen geht. Versucht also, bei jedem Konzert zumindest einmal ein gelungenes (Gesamt-) Band-Foto zu schießen!
Gestalterisch ist das allemal eine Herausforderung, da die einzelnen Musiker ja nicht unbedingt in Reih und Glied artig ausgerichtet auftreten (Ausnahme zum Beispiel: Kraftwerk; aber auch viele Boygroups und Girlgroups, bei denen die tänzerische Choreographie eine gewisse Ordnung beim Auftritt bedingt).
Abbildung 7.17: Viele Gruppen haben 1 bis 2 wichtigste Mitglieder, während die anderen Musiker immer wieder mal wechseln (Beispiel: BAP). Da reicht es meist, den Frontmann zu fotografieren. Fotos von anderen Bandmitgliedern (oder auch der Gastmusiker) lassen sich in der Regel nicht (an Redaktionen etc.) verkaufen. Es gibt aber auch Bands, bei denen man versuchen sollte, alle Mitglieder zu fotografieren; möglichst auf einem einzigen Foto versammelt. The Temptations (hier beim Konzert in Berlin am 2. November 2007) gehören mit Sicherheit dazu, auch wenn ihre Originalbesetzung aus dem Gründungsjahr 1960 schon lange nicht mehr besteht. Bei der Europatournee 2007 waren Otis Williams (als einziges Gründungsmitglied), Ron Tyson Terry Weeks, Walter Herndon und Bruce Williamson dabei. The Temptations wurden übrigens 1999 in die Vocal Group Hall of Fame aufgenommen.
(Foto © 2007: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)
Abbildung 7.18: Wenn sich die Gruppenmitglieder so temporeich bewegen wie bei Culcha Candela (hier bei ihrem Konzert am 20. August 2011 beim Zeltfestival Ruhr in Bochum/Witten), dann ist es nicht ganz einfach, ein Foto zu schießen, wo alle 6 Bandmitglieder drauf (und dann auch noch möglichst nicht von anderen Musikern/Tänzern verdeckt) sind. Ihre aktuelle Besetzung besteht aus Johnny Strange, Itchyban, Larsito, Mr. Reedoo, Don Cali und DJ Chino (im Foto hinten rechts zu sehen). Nikon D3S mit 4,0/24-120-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/400 Sekunde, Blende 4,0, ISO 3.200.
(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)
Hinweis: Bei vielen Konzerten verabschiedet sich die Band zum Ende hin, indem sie sich beieinander unterhaken und sich geschlossen in Reihe aufgestellt vor dem Publikum verbeugen. Ein ideales Motiv für ein Foto von der gesamten Band. Allerdings wird es nur in Ausnahmefällen (zum Beispiel bei den „umsonst-und-draußen-Festivals“) möglich sein, die letzten Songs zu fotografieren. Der Regelfall bei Konzerten ist immer noch, dass wir Fotografen nur während der ersten drei Lieder fotografieren dürfen.
7.10 Und auch den Schlagzeuger nicht vergessen
Ein Bandmitglied wird ganz häufig von den Fotografen vergessen: der Schlagzeuger! Das liegt vermutlich daran, dass er die ganze Zeit während des Konzertes hinter seiner „Schießbude“ hockt und im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern keine Möglichkeit hat, sich auf der Bühne in den Vordergrund zu schieben. Schlagzeuger machen konzentriert und effektiv ihre Arbeit – meist ohne „Show“ (außer bei beeindruckenden Schlagzeug-Soli).
Fotogen sind die meisten – im vollen körperlichen Einsatz – allemal, weshalb ihr beim Fotografieren im Konzert immer darauf achten solltet, auch diese wichtigen Bandmitglieder zu fotografieren.
Abbildung 7.19: Die Schlagzeuger gehören zu den am wenigsten fotografierten Bandmitgliedern. Kein Wunder, „verstecken“ sie sich doch nahezu immer am hinteren Ende der Bühne. Hier konnte ich den Schlagzeuger Sami Osala von Sunrise Avenue (finnische Rockband, die auch Popsongs und Balladen im Repertoire haben) beim vollen Einsatz erwischen (Konzert am 27. August 2012). Nikon D4 mit 1,4/85-mm-Nikkor. 1/250 Sekunde, Blende 2,2, ISO 3.200. Blendenpriorität (Zeitautomatik).
(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)