Professionelle Modelfotografie

Professionelle Modelfotografie: Teil 7 - Styling-Tipps

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7. Styling-Tipps

Es liegt allein in der Entscheidung des Fotografen (finanzielle Restriktionen außer Acht gelassen), ob und welche Stylisten beauftragt werden. Häufig bekommt man Hairstylistin und Visagistin in einer Person, sodass die Kosten überschaubar bleiben.

Wichtig ist aber, nicht allein nach dem Preis zu buchen, sondern entscheidend ist – wie überall – das Preis-Leistungs-Verhältnis! Auch ein sehr günstiges Visagistenhonorar ist herausgeschmissenes Geld, wenn das Make-up anschließend furchtbar aussieht!

Abbildung 7.1: Professionelles Styling ist notwendig, zumindest wenn die Fotos Auftragsarbeiten sind. Bei freien Arbeiten reicht es meist, wenn die Models sich selbst schminken. Das klappt in der Regel eigentlich ganz gut. Doch empfehlenswert ist ein professionelles Make-up alle Male!

Professionelle Modelfotografie: Teil 7 - Styling-Tipps

(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

7.1 Haare

Ich habe schon häufig die Erfahrung machen müssen, dass tolle Visagist(inn)en Probleme mit den Haaren haben – oder umgekehrt.

Damit die Haare möglichst gut vom Hairstylisten gestylt werden können, ist es ratsam, dass das Model die Haare am Vorabend des Fotoshootings wäscht. Dann können sie leichter verarbeitet werden.

Oftmals, insbesondere bei sehr aufwendigen, ausgefallenen Frisuren, sind „Tonnen“ an Haarspray vonnöten, damit die Haare perfekt sitzen. Insofern sollten sich Fotograf(in) und Hairstylist(in) vor dem Shooting genau überlegen, in welcher Reihenfolge die unterschiedlichen Frisuren (wenn die Haare im Laufe des Shootingtages umgestylt werden sollen) gestylt werden. Nach dem Verarbeiten von viel Haarspray ist nämlich meist nur der Gang unter die Dusche das einzige Mittel, das Haarspray herauszubekommen.

Abbildung 7.2: Für solch eine Frisur braucht die oder der Hairstylist(in) nicht nur ein gutes Händchen und viel Erfahrung, sondern auch jede Menge Haarspray!

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(Foto © 2009: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Beabsichtigt der Fotograf, helle Haare vor dunklem Hintergrund zu fotografieren oder dunkle Haare vor hellem Hintergrund, so sollte klar sein, dass einzelne abstehende Haare unschön sichtbar werden. Dies umso mehr, wenn in einer Gegenlichtsituation fotografiert wird. Da hilft dann nur noch mehr Haarspray, vielleicht auch Wasser oder – zur Not – Photoshop in der Nachbearbeitung.

7.2 Hände und Nägel

Gepflegte Hände und ordentliche Nägel sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Doch viele Models schludern hier. Wenn ihr also beabsichtigt, die Hände des Models mit zu fotografieren (zum Beispiel, weil für Werbefotos ein Produkt in der Hand präsentiert werden soll), so weist euer Model auf diesen Umstand hin!

Manche Models denken, dass das Kleben von Fingernägeln mit zum Job einer Visagistin gehört. Das ist aber Quatsch, denn diese Arbeit nimmt zu viel Zeit in Anspruch. Und schließlich müssen die Lacke ja auch noch trocknen. Ein Model mit professionellem Anspruch wird also 1 bis maximal 2 Tage vor dem Fotoshooting die Nägel machen lassen. (Weil Nägel im Alltag schnell abbrechen können, sollten die Nägel möglichst kurz vor dem Shootingtag gemacht werden).

Abbildung 7.3: Bei Modelfotos, vor allem auch bei Porträts, kommen oft auch die Hände des Models mit aufs Bild. Dann ist es gut, wenn diese einen gepflegten, sauberen Eindruck machen und die Fingernägel nicht abgebrochen oder gar abgekaut sind. Nikon D3S mit 2,8/105mm Mikro Nikkor. 1/100 Sekunde, Blende 11, ISO 1600.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

7.3 Make-up

Professionelle Visagisten arbeiten mit sehr viel Make-up, was schon bei der Grundierung anfängt. Wenn die (Newcomer-) Models fertig geschminkt sind, bekommen diese daher häufig beim Blick in den Spiegel einen ordentlichen Schreck. Sich sooo stark geschminkt zu sehen, ist dann doch erst einmal gewöhnungsbedürftig.

Allerdings „schluckt“ ein Foto eine Menge. Das Make-up sieht dann auf den Fotos gar nicht mehr nach so viel aus!

Abbildung 7.4: Manche Menschen mögen es allerdings nicht, allzu stark geschminkt zu werden. Oder anders geschminkt zu werden als üblich. In solchen Fällen, sofern es sich bei den Fotos nicht um eine Auftragsarbeit handelt, sollte vom Einsatz eines Visagisten abgesehen werden. Das wäre dann reine Geldverschwendung. Das Model muss sich schon wohlfühlen, damit die Aufnahmen gelingen. Und da sollte im Zweifelsfall lieber auf ein professionelles Make-up verzichtet werden. Nikon D4 mit 2,8/105mm Mikro Nikkor. 1/250 Sekunde, Blende 13, ISO 100.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Für Schwarzweiß-Aufnahmen kann das Model allerdings gerne noch etwas stärker („theatralischer“) geschminkt werden. Auch das wirkt dann auf den Fotos nur noch ausdrucksstark – aber nicht übertrieben.

Das Schminken sollte typgerecht erfolgen und farblich mit der Kleidung des Models oder auch mit dem Hintergrund (oder bei Werbefotos mit den zu präsentierenden Produkten) abgestimmt sein.

Hinweis

Um Zeit zu sparen und damit die Haut durch das notwendige Abschminken nicht gereizt wird, ist es ratsam, dass die Models ungeschminkt zum Shooting kommen. Dann können sie direkt vorab geschminkt werden (ohne dass die Visagistin das Model erst abschminken muss).

Abbildung 7.5: Damit die oder der Visagist(in) konzentriert arbeiten kann, benötigt sie oder er vor allem Ruhe. Ein eigener Schminkraum ist daher empfehlenswert. Dort kann sich das Model dann auch gleich umziehen. Ist ein eigener Raum nicht möglich, dann sollte die Schminkecke zumindest vom Rest des Studios oder der Location abgetrennt sein (beispielsweise durch einen Vorhang, einen Paravent etc.).

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 7.6: Hier hat das Model ein perfektes Make-up verpasst bekommen. Eine anschließende Bildbearbeitung der Fotos war deshalb nicht mehr notwendig. Es geht also auch mal ohne Photoshop! :-) Nikon D3S mit 2,8/105mm Mikro Nikkor. 1/200 Sekunde, Blende 5,6, ISO 400.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Zur Vorbereitung sollte das Model sich am Vortag die Augenbrauen zupfen (lassen). Dies nennt man „in Form bringen“ und das sollte nicht am Shootingtag erfolgen, weil die betreffenden Stellen dann unschön gerötet wären.

Abbildung 7.7: Seit einiger Zeit (und auch jetzt immer noch aktuell) werden künstliche Wimpern geklebt. Sprecht also vorher mit eurer Visagistin, damit diese welche dabei hat (gute bekommt man, je nach Modell und Hersteller, schon für ca. 2,- bis 3,- Euro). Nikon D3S mit 2,8/105mm Mikro Nikkor. 1/80 Sekunde, Blende 7,1, ISO 200.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 7.8: Männer werden in der Regel relativ wenig geschminkt. Das Abpudern ist aber notwendig, damit die Haut nicht glänzt. Empfehlenswert ist hier das „Transparent Powder“ von Kryolan. Nikon D3X mit 1,4/85mm Nikkor. 1/80 Sekunde, Blende 3,5, ISO 100.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

7.4 Kleidung

In der professionellen Fashion-Fotografie ist der perfekte Sitz der ausgewählten Kleidung ein absolutes Muss! Und was nicht passt, muss eben passend gemacht werden. Dabei helfen Sicherheitsnadeln, Wäscheklammern oder zur Not auch (ganz kleine) Baumarktklemmen.

Bügelbrett und –Eisen gehören bei jedem Fashion-Fotoshooting zur unverzichtbaren Ausrüstung! Gerade bei Werbefotos ist es nicht hinnehmbar, wenn die Kleidung ungebügelt präsentiert wird. Vergleicht es mit einer Autowerbung: Habt ihr etwa schon mal gesehen, dass Neuwagen auf Werbefotos schmutzig präsentiert werden (außer bei echten Geländewagen wie Jeeps oder Landrover)?

Wenn Kleidung im Stil vergangener Jahrzehnte präsentiert werden soll, dann ist darauf zu achten, dass auch das Make-up und die Haare wie in den jeweiligen Jahrzehnten gestylt werden.

Abbildung 7.9: Wichtig ist, dass die Kleidungsstücke sauber und gebügelt sind. Bügelbrett und –Eisen gehören daher zur Grundausstattung eines jeden Fotostudios. Die Kleidung sollte vorher auf Passform getestet werden, denn wenn die Kleidung erst am Shooting-Tag anprobiert wird, ist es oft zu spät, um Ersatz zu besorgen, sollte sich herausstellen, dass die Kleidungsstücke nicht passend sind. Vieles kann man zwar mithilfe von Sicherheitsnadeln oder Wäscheklammern kaschieren – aber eben nicht alles. Nikon D3X mit 2,8/24-70mm Nikkor. 1/160 Sekunde, Blende 18, ISO 100.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 7.10: Ich sage den Models immer, dass sie möglichst viele unterschiedliche Klamotten zum Shooting mitbringen sollen. „Je mehr, desto besser! Lieber einen Koffer voll als eine kleine Tasche.“ Nur bei einer großen Auswahl an Kleidungsstücken kann ich entsprechend aussuchen und kombinieren. Da vor dem Fotoshooting nicht immer bereits jedes Detail feststeht und ich auch gern mitten im Shooting spontan umentscheide, wenn ich zum Beispiel eine neue Idee habe oder sich eine Chance für ein besseres Foto bietet, ist es gut, wenn eine große Auswahl zur Verfügung steht. Nikon D3S mit 2,8/24-70mm Nikkor. 1/250 Sekunde, Blende 22, ISO 200.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

7.5 Farbdesign

Farben spielen in der Fotografie neben Formen und Licht eine große Rolle. Es ist insofern äußerst wichtig, dass die oder der Fotograf(in) die Farben, die im Bild erscheinen, nicht einfach so hinnimmt, sondern bewusst wählt.

Insbesondere die Abstimmung zwischen Kleidung des Models, eventuell verwendeten Requisiten und den Hintergrundfarben ist unerlässlich.

Abbildung 7.11: In der Modefotografie spielen Farben eine große Rolle. Der Hintergrund darf auch farblich nicht von der Kleidung ablenken. Gleiches gilt für die Requisiten (wie hier den Schal, die Ketten, den Hut, den Gürtel und das Armband). Nikon D3X mit 1,4/85mm Nikkor. 1/80 Sekunde, Blende 3,5, ISO 200.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Dabei ist es nicht zwingend notwendig, dass die Farben zueinander immer harmonisch passen müssen. Oftmals sind auch Komplementärfarben eine wirkungsvolle Kombination. Entscheidend ist, dass die oder der Fotograf(in) sie bewusst wählt (und nicht einfach dem Zufall überlässt).

Abbildung 7.12: Langweilig ist bei diesem Foto die Farbkombination nicht gerade! Allerdings soll das Foto genau das ausdrücken: Die Aussage ist frech, fröhlich, bunt, schräg, flippig. Und genau das hat auch die Farbkombination unterstützt. Nikon D3X mit 1,4/50mm Nikkor. 1/125 Sekunde, Blende 11, ISO 200.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)