Einleitung:
Eine gute Ausrüstung für den Hochzeitsfotografen ist natürlich sehr kostspielig. In erster Linie möchte ich hier eigentlich den Einsteigern und Hobbyfotografen einige Tipps geben, die Spaß daran haben, hier und da eine Freundes-Hochzeit aus der zweiten Reihe zu begleiten. Das kann eine neue Idee für einen Aufnahmewinkel sein, ein bisschen Selbstvertrauen, neue Wege zu beschreiten, und die Sicherheit, wenn sie an alles gedacht haben, auch ein glückliches Brautpaar am Ende ihrer Arbeit vorzufinden.
Mir ist durchaus bewusst, dass ihr euch dafür keine Ausrüstung von mehreren Tausend Euro anschaffen werdet. Vielleicht habt ihr aber auch schon eine gute Basis mit eurem vorhandenen Equipment geschaffen und möchtet gezielt auf das ein oder andere sparen, um das Equipment zu erweitern. Vielleicht ja sogar mit dem Hauptaugenmerk auf Hochzeiten, wenn euch das Freude bereitet. Sicherlich findet ihr hierfür ein paar tolle Ideen, auch für den kleinen Geldbeutel. Und vielleicht geht der ein oder andere von euch ja wirklich bald den nächsten Schritt und wird nach vielen gesammelten Erfahrungen die Hochzeitsfotografie bald professionell an das Brautpaar bringen wollen …
In dieser Einleitung möchte ich damit beginnen, mein Equipment vorzustellen, als kleine Orientierung. Wie ich sie einsetze, beschreibe ich in den folgenden Tutorials dieser Serie! Hier werde ich auch noch Informationen zu den verwendeten Kameraeinstellungen und der genauen Technik geben.
Vorweg darf ich schon einschieben, dass ich nicht mit einem Assistenten arbeite, sondern bei Hochzeiten immer alleine zugegen bin und fotografiere. Ich fotografiere bei den Reportagen nicht mit einem portablen Studio und verzichte auf jegliche Reflektoren. Das heißt, ich arbeite ausschließlich mit Tageslicht und nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, mit einem Aufsteckblitz und ggf. einem zweiten Stativblitz. Das ermöglicht es mir, auf einen Assistenten zu verzichten. Trotzdem habe ich auch dazu einige Anmerkungen gemacht.
Da ich kein Marken-Verfechter bin, möchte ich keine bösen Stimmen hören. Ich bin Nikon-Fotograf. Warum? Weil ich damit gelernt und angefangen habe und ein Wechsel einfach zu kostspielig wäre. Des Weiteren fehlen mir für einen Wechsel auch die Gründe und somit bin ich sehr zufrieden mit dieser Wahl. Nikon und Canon sind auf diesem Gebiet die größten Hersteller. Nach vielen Gesprächen mit anderen Fotografen, unzähligen Diskussionen und natürlich auch Selbststudium mit verschiedenen Canon-Kameras konnte ich auf beiden Seiten Vor- und Nachteile erkennen.
Generell bin ich aber niemand, der sagt: Meine Kameramarke ist das Nonplusultra. Genauso möchte ich das nicht von Canon-Fotografen hören. Wer sich eine Kamera kaufen möchte, der sollte beim Kauf einfach nur darauf achten, was ihm wichtig ist und NUR danach seine Kamera auswählen, welche Marke sie dann am Ende auch haben wird.
Aktuell arbeite ich mit der Nikon D4, wobei die Fotos hier in der Tutorialserie noch alle mit der D3s entstanden sind. Ich bin mit beiden Kameras sehr zufrieden. Auch habe ich nach anfänglichen Schwierigkeiten den Kauf meiner D4 nicht bereut. Auch wenn bald die D4s kommen wird. Das einzige Manko an der D3s ist - für mich persönlich - die geringe Megapixelanzahl (12 Megapixel). Das ist mit der einzige Grund, der für Canon spricht. Dafür ist die Nikon eben schnell, was nicht entscheidend für die Hochzeitsfotografie ist, aber beispielsweise für Sport- und Tieraufnahmen.
Bei Hochzeiten stört mich die Megapixelanzahl natürlich nicht. Da ich aber gelegentlich durch Bildverkäufe und die Zusammenarbeit mit Agenturen größere Bilder benötige, habe ich mir für Werbeaufnahmen die D800 zugelegt, die mit ihren 36 Megapixeln heute ihren Einsatz leistet.
Sie erlaubt es mir - was manchmal notwendig ist - die Bilder auch mal zu beschneiden, ohne dass ich dann zu kleine Bilddaten abgeben muss. Sie ist - außer für Werbeaufnahmen - perfekt geeignet für sensationelle Landschaftsaufnahmen (vor allem HDR) und die Makrofotografie. Dafür findet sie bei uns fast täglich Verwendung. Außerdem dient sie uns seit einigen Monaten auch zum Test für Hochzeitsvideos und wir sind von der Qualität wirklich begeistert.
Die Nikon D800 finde ich für die Hochzeitfotografie nur bedingt geeignet, da sie einfach unglaublich viel Speicher braucht, sofern man nicht unpraktisch im DX-Modus fotografieren möchte.
Von meinen Objektiven kommen die Folgenden mit in die Ausrüstungstasche, wenn ich auf Hochzeiten gehen:
• Nikon 14-24mm 1:2,8G ED
• Nikon 24-70mm 1:2,8G ED
• Nikon 70-200mm 1:2,8G ED VR II
• Sigma 105 mm 2,8 EX Makro DG OS HSM
• Sigma 15mm F2,8 EX DG Diagonal-Fisheye
Es gibt noch viele Objektive, die zum Einsatz kommen würden, falls ich sie mir schon hätten leisten können! Dazu gebe ich unter Objektive später noch die ein oder andere Kaufempfehlung. Anders als ein Fotograf, der sich ausschließlich auf Hochzeiten spezialisiert hat, muss ich alle Bereiche abdecken. So habe ich noch einige Festbrennweiten für die Kinder- und Babyfotografie und zwei große Teleobjektive für die Tierfotografie.
Des Weiteren nutze ich aktuell als Aufsteckblitz den Nikon SB-910 und als Ersatzblitz den SB-900. Beim SB-900 ist zu berücksichtigen, dass er "heiß" läuft und sich dann automatisch abschaltet. Dies kann im Menü ausgestellt werden und es ist ratsam dies vor einer Hochzeit zu machen, denn sonst quittiert er seinen Dienst für ca. 3-4 Minuten, gefühlt wie 15. Mir passierte das des Öfteren, wenn ich z.B. schnell nach und nach 120 Gäste auf einer Feier hintereinander fotografieren wollte und dafür ein Blitzlicht unerlässlich war oder wenn ich in der Kirche bei Hochzeit oder Taufe viele Fotos hintereinander aufgenommen habe ohne längere Pausen.
Jetzt möchte ich aber nicht länger mein Equipment vorstellen, sondern wir gehen ans Eingemachte. Folgende Punkte möchte ich bei diesem Tutorial zum Thema Hochzeitsfotografie "Ausrüstung und Equipment" anschneiden:
1. Kamera
Hier ist natürlich die Frage: Habt ihr schon eine Kamera, die ihr auf Hochzeiten einsetzen möchtet, und wisst nicht, ob diese geeignet dafür ist? Oder möchtet ihr euch eine Kamera kaufen und wollt wissen, welche in eurem Budgetrahmen für Hochzeiten die beste Wahl ist? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Es gibt einfach zu viele Modelle auf dem Markt und wichtig sind nur die verschiedenen Kriterien. Außerdem möchte ich behaupten, dass fast jede Kamera mit dem richtigen Handling und Blick des Fotografen die richtigen Bilder machen wird.
Im Umkehrschluss sei gesagt, auch das teuerste und beste Equipment wird demjenigen nicht helfen können, dem der Blick fürs Fotografieren fehlt. Ich würde daher eine Kamera wählen, die folgende Kriterien mitbringt und (und berücksichtigt bei eurem Kauf, dass natürlich die Objektive einen wichtigen Dienst dazu beitragen). Hier solltet ihr also abwägen, wie ihr euer vorhandenes Budget am besten aufteilt.
• Autofokus
Ein schneller Autofokus ist wichtig. Zwischen günstigen und großen Modellen ist hier natürlich ein extremer Unterschied bemerkbar. Für Hochzeitsbilder ist ein schneller und präziser Autofokus natürlich unabdingbar. Hier gilt es wirklich, dem Geldbeutel entsprechend, das beste Kameramodell zu erwerben mit einem möglichst guten Autofokus. Natürlich ist dies ein Zusammenspiel zwischen Kamera und Objektiv.
• ISO
Natürlich ist es meist so, dass die billigsten Kameras das meiste Rauschen bei hohen ISO-Werten mitbringen. Aber die Kameras werden heutzutage immer besser und wahrscheinlich wird einem Brautpaar, das glücklich über schöne Aufnahmen ist, überhaupt nicht so sehr auffallen, wie sehr ein Bild eventuell rauscht. Auch ich habe Schwierigkeiten, aus den Testbildern der großen Kameras schlau zu werden. So sehe ich z.B. Testbilder von D3s und D4, die mich nicht gerade bestärkt haben, auf die D4 umzusteigen, und kann kaum einen Unterschied erkennen. Allerdings sagen die Fotografen in der Praxis, es wäre ein erheblicher Unterschied zu erkennen. Hier möchte ich wiederholen, dass das ISO-Rauschen für jeden Fotografen und jeden Betrachter des Fotos unterschiedlich ausfällt und man hier auch seine eigene Schmerzgrenze (motivabhängig) herausfinden muss. Dennoch sollte es natürlich immer im Rahmen bleiben und eine gute Kamera verzeiht hohe ISO-Werte mehr als ein kleineres Modell.
Eine dunkle Kirche ohne Blitzlicht fotografieren: Hohe Ansprüche an Lichtstärke und ISO.
• Megapixel
Ganz kleine Kameramodelle haben manchmal auch sehr kleine Megapixel-Zahlen. Ich würde vielleicht darauf achten, dass ihr auf ca. 12 Megapixel kommt. Es gibt auch noch kleine Modelle, wie meine erste Kamera, die nur 6 Megapixel hatten. Gerade, wenn ihr Fotos beschneidet, dann könnte das für euer Brautpaar schon einmal eng werden, wenn sie aus euren Fotos großformatige Drucke machen möchten. Da solltet ihr euch nicht zu sehr einschränken. Es heißt aber nicht: je mehr, desto besser. Es muss nicht zu viel sein!
• Schnelligkeit
Die Schnelligkeit spielt meiner Meinung nach keine große Rolle bei der Hochzeitsfotografie. Hier braucht ihr euch eigentlich nicht unbedingt nach den Aufnahmen pro Sekunde zu richten.
• Speicherkarten-Fächer / Doppelsicherung
Toll ist es natürlich, wenn eure Kamera direkt zwei Speicherkartenfächer mitbringt. So könnt ihr direkt eine Doppelsicherung vornehmen, wenn ihr auf einer Hochzeit fotografiert. Mir ist bisher noch NIE etwas passiert, ich habe bisher noch nie einen Totalausfall einer Speicherkarte gehabt, noch nie Fotos verloren. Aber sicher ist sicher. Ich höre immer wieder von solchen Fällen. Hochzeitsfotos dürfen niemals verloren gehen! Wenn es also möglich ist, schaut, ob eure Kamera das kann, wenn ihr sie kauft. Oder habt direkt einen Notfallplan zur Auswanderung parat …. Ich möchte das niemals einem Brautpaar beibringen müssen.
Ansonsten möchte ich hier keine Modelle aufführen. Ich würde euch empfehlen, für euer Budget die bestmögliche Kamera nach den o.g. Kriterien zu wählen. Vorsichtig würde ich sagen, dass ihr für eine Kamera, die wirklich für gute Hochzeitsfotos reichen soll, wenn ihr Hobbyfotograf seid, 800-1.000 Euro veranschlagen solltet, wenn möglich natürlich gerne mehr. Nach oben könnt ihr euch immer steigern, es ist auch nicht verboten, mit kleineren Modellen zu arbeiten, aber wenn ihr irgendwann gegen Bezahlung eure Hochzeitsfotos anbieten möchtet, dann solltet ihr über die Anschaffung von besserem Equipment nachdenken.
Als ich in die Fotografie eingestiegen bin, da hatten hier im Umkreis die meisten Berufsfotografen eine Canon- oder Nikon-Kamera, die um die 2.000 Euro lag, und meist das gleiche Modell als Reserve. Das war damals auch meine D700. Als ich dann auf drei Hochzeiten in einem Jahr Hochzeitsgäste neben mir stehen sah, die die D3 um den Hals hängen hatten, da war ich die Scham leid und habe mir die D3s gekauft. Heutzutage haben viele Hobbyfotografen, die das nötige Kleingeld haben, sehr gute und teure Kameras. Natürlich sagt das nichts über die Qualität der Bilder aus, denn schließlich macht der Fotograf das gute Bild, nicht alleine die Kamera.
Aber mir als Berufsfotografin war es unendlich peinlich, dass ich selbst eine kleinere Kamera hatte als Hobbyfotografen auf dieser Hochzeit. Ich weiß nicht, wie andere Fotografen damit umgehen, aber das war der Hauptgrund, hier nicht stehenbleiben zu wollen, und ich denke, dass jeder Fotograf irgendwann sein Equipment weiter ausbauen muss. Natürlich war die D3s in jedem Punkt eine deutliche und starke Verbesserung. Die Anschaffung habe ich niemals bereut, meine D700 danach nie wieder in den Händen gehalten.
Vollformat: Ja oder Nein
Die Frage nach Vollformat (bei Nikon FX) ist natürlich oft auch die des Preises. Vollformatkameras sind meist höher vom Preis angesiedelt als Kameras mit Sensor im APS-C Format (bei Nikon DX). Der Umstieg aufs Vollformat war für mich nicht ganz leicht und muss vielleicht auch ein wenig geübt werden. Nicht nur waren meine ganzen langen Brennweiten auf einmal "dahin". Natürlich ändert sich auch eure Tiefenschärfe. Wo früher eine Offenblende von 2.8 perfekt war, brauche ich jetzt vielleicht eher eine Blende 4.
Es wird ein Weilchen dauern, bis man den neuen Abstand zum Motiv und die jeweilige Tiefenschärfe wieder richtig einschätzen kann. Ich habe die Vorzüge des Crop-Faktors immer geschätzt, besonders als ich aufs Vollformat umgestiegen bin und mir diese erst richtig bewusst wurden. Heute vermisse ich es immer noch und überlege tatsächlich wieder eine DX-Kamera anzuschaffen. Nur für mich, zum Genießen. Wie alles im Leben eine Frage des Geschmacks.
2. Objektive
• Kürzere Brennweiten
Das leidige Thema Objektive. Nicht die Kamera alleine ist entscheidend, sondern die Optik. Dass gute Objektive meist dem Preis einer neuen Kamera entsprechen, tut weh. Genau deshalb muss gut geplant sein, welches Objektiv einziehen wird. Wo habt ihr Defizite, was ist unverzichtbar, was könnt ihr später noch dazukaufen. Da ihr euch sicher nicht ausschließlich Objektive mit 2.8er Lichtstärke kaufen könnt, solltet ihr schauen, wo ihr ein wenig Geld einsparen könnt, um euch alle wirklich nötigen Objektive kaufen zu können.
Neulich habe ich beispielsweise in einem guten Fotografiebuch über Hochzeiten gelesen, dass ein Fotograf eine ganze Hochzeit mit einem 50-mm-Objektiv fotografiert hat. Von Nikon liegt dieses Objektiv bei ca. 400 Euro, wenn ihr es mit Blende 1.4 haben möchtet. Im DX-Format habt ihr dabei sogar eine 85mm, nur verliert ihr dann natürlich wieder Megapixel. Ich fotografiere auch nicht gerne im DX-Format mit einer Vollformat-Kamera. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.
Kürzere Brennweiten ermöglichen es, einen ganzen Ort des Geschehens einzufangen.
Ein Fisheye-Objektiv. Spielerei oder unabdingbar für die Kreativität eines Fotografen?
• Längere Brennweiten
Generell solltet ihr also schauen, dass ihr - egal, ob Voll- oder DX-Format, mindestens ein Objektiv habt, das eine kleine Brennweite abdeckt. 50mm wären super, 24mm besser. So seid ihr immer auf der sicheren Seite. Welches es da sein wird und ob Zoom oder Festbrennweite, das entscheidet euer Geldbeutel.
Berücksichtigt dabei z.B. die folgende Aufgabe: 120 Gäste vor einer Kirche/Standesamt mit wenig Platz "nach hinten", um Fläche zu gewinnen. Da ihr sie nicht aufeinanderstapeln könnt, kann es eng werden! Zur Not: Leiht euch anfangs ein Objektiv, lieber zu viel mitnehmen, als zu wenig. Je mehr ihr abdecken könnt, desto einfacher wird es für euch und desto weniger Stress wirkt auf euch. Dann ist es natürlich schön, wenn ihr ein Tele-Zoom-Objektiv habt, das euch "mehr" ermöglicht. Gerade,
1) wenn ihr Schnappschüsse von den Gästen machen möchtet, ohne dass man euch dabei "bemerkt",
2) wenn ihr im Standesamt oder in der Kirche weiter vom Paar wegstehen müsst/könnt,
3) wenn ihr möglichst flexibel Paarfotos bei der Reportage machen möchtet, wie z.B. Fotos in Bewegung (Paar kommt auf euch zu etc.) und euch eine Festbrennweite zu sehr einschränken würde.
Auch so werdet ihr immer wieder Gelegenheiten finden, wo euch ein schönes Teleobjektiv weiterhelfen wird. Ich liebe mein 70-200mm und ich will es nicht mehr missen. Hier gehen natürlich die Meinungen, was die Qualität angeht, auch auseinander, da viele Fotografen auf Festbrennweiten schwören, ich persönlich mich dadurch nicht einschränken lassen möchte - und man ist immer eingeschränkt mit einer Festbrennweite! Und bei einer Hochzeit möchte ich möglichst flexibel sein. Was sich vor euch abspielt, ist nicht planbar, nicht im Detail vorhersehbar, nicht zu wiederholen.
Also schränkt euch gerade am Anfang nicht zu sehr mit Festbrennweiten ein. Wenn ihr später Erfahrung gesammelt habt und sichergehen könnt, dass euch das ein oder andere Objektiv auch 100% abdeckt bei eurer Arbeit, dann ist das eine andere Sache. Anfangs würde ich immer auf Nummer sicher gehen.
Hauptgrund (für mich!) für ein Teleobjektiv: Ihr könnt außerhalb vom Geschehen arbeiten. Das ermöglicht es euch, diskret zu arbeiten und manchmal unbemerkt schöne Schnappschüsse zu erhaschen.
Hauptgrund (für mich!) für ein Zoom im Gegensatz zur Festbrennweite: Ihr müsst euch nicht so viel bewegen. Gerade bei der Trauung gilt es, "unsichtbar" zu arbeiten. Ihr solltet nicht zu viel hin- und herlaufen müssen! Mit dem richtigen Zoom-Objektiv könnt ihr mobil sein, ohne eure Füße zu bewegen.
Allerdings möchte ich meine Meinung hier nicht alleine gelten lassen. Andere Fotografen geben oft die Empfehlung, beim ersten Equipment lieber - zugunsten der Lichtstärke - auf die im Vergleich zum lichtstarken Zoom-Objektiv günstigeren Festbrennweiten auszuweichen. Das ist meines Erachtens Geschmackssache. Dafür sollte jeder einmal vorher getestet haben, wie gut er mit einer Festbrennweite arbeiten kann und wie oft er ggf. bei einer Hochzeit das Objektiv wechseln muss.
Hier gehören aus meiner Sicht eine Menge Erfahrung dazu, denn ein Neuling wird nicht immer wissen, welche Festbrennweite er wirklich in welcher Situation nutzen muss. Aber das ist Geschmackssache und ich denke, dass dieser Punkt hier nicht unerwähnt bleiben sollte. Wenn jemand auf Festbrennweiten schwört und geübt ist, dann ist dies vielleicht die für ihn bessere Wahl. Für mich war das nie eine Alternative, die Gründe hierfür habe ich auch bereits aufgeführt.
Sollte das Geld nicht ausreichen, dann schaut nach guten Alternativ-Objektiven z.B. von den Firmen Sigma oder Tamron. Es muss nicht direkt ein teures Canon sein. Die Preisunterschiede hier sind teilweise erheblich und sollten abgewogen werden. Qualität hin oder her. Natürlich tut es weh, wenn man sich anfangs ein Sigma aus Kostengründen kauft und es später wieder gegen ein Nikon- oder Canon-Objektiv austauscht. Dennoch lohnt sich auch das Lesen von Testberichten, denn das ein oder andere Objektiv von einem Drittanbieter schneidet auch schon mal besser ab als das Original.
Dennoch sind diese Objektive gut und werden euch anfangs einen guten Nutzen bringen oder sogar dauerhaft Euer Liebling sein. Schaut außerdem nach gebrauchten Objektiven. Auch hier kann man viel Geld sparen und sich direkt ein paar Schätze für kleines Geld anschaffen. Natürlich ist das immer mit einem Restrisiko verbunden, aber manchmal muss man auch ein wenig Glück haben. Mit der Zeit könnt ihr euren Objektiv-Bestand erweitern. Anfangs muss man vielleicht für den Geldbeutel ein paar Kompromisse eingehen.
Je mehr Geld euch zur Verfügung steht, desto eher könnt ihr auf Lichtstärke und Markenobjektive gehen. Hier streiten sich im Übrigen die Geister. Manche schwören auf ihre Tamron oder Sigma Objektive, andere Fotografen fotografieren fast ausschließlich mit den Objektiven ihrer Kamera-Hersteller.
3. Blitz / Reflektor / Mobile Studioblitze
Einen Aufsteckblitz solltet ihr natürlich immer dabeihaben! Genauso - wenn möglich - einen zweiten, falls euch der erste im Stich lässt. Das passiert nicht oft, ist aber nicht ganz auszuschließen, wie ich es bereits im vorhergehenden Tutorial beschrieben habe. Vielleicht besorgt ihr euch auch direkt einen Diffusor-Aufsatz. Hier gibt es inzwischen für kleines Geld viele verschiedene Varianten und es lohnt sich, die ein oder andere auszuprobieren!
Wie bereits erwähnt, arbeite ich alleine und dementsprechend ohne Reflektoren und ich verzichte auch auf mobile Studioblitze. Das hat für mich persönlich viele Gründe, neben den hohen Anschaffungskosten, wenn ihr Wert auf eine gute Qualität der Ausrüstung legt. Ein Porty und mobile Studioblitzlampen,
• brauchen viel Platz beim Transport
• sind schwer und müssen bei der Mobilität berücksichtigt werden
• machen meist einen Assistenten erforderlich, der bezahlt werden möchte
• waren bisher für mich noch nie wirklich erforderlich.
Dennoch erwähne ich es, weil viele Berufsfotografen nicht umsonst damit arbeiten und darauf viel Wert legen. Ihr persönlich werdet anfangs vielleicht nicht damit arbeiten, es ist auch nicht so, dass es ein MUSS ist, aber vielleicht kommt ihr an den Punkt, dass ihr es einmal testen wollt oder euer Equipment darauf auslegen wollt. Wenn ihr einen Assistenten habt, umso besser. Hier empfehle ich euch anfangs wirklich den Rent-Service, den die Hersteller solcher Ausrüstung meist anbieten. Testet es doch einmal in der Praxis an einer schönen Location und lernt die Vorzüge einer solchen Ausrüstung kennen.
Nur mit Tageslicht geht es auch!
4. Stative
Stative habe ich selten dabei. Allerdings können sie nötig werden, wenn ihr mit einem zweiten Aufsteckblitz arbeiten oder eure Zweitkamera abends vielleicht mal als Photobooth nutzen möchtet. Dann werden sie natürlich sehr interessant. Gute Stative sind teuer. Wir machen gerade die Erfahrungen, da wir mit großen Teleobjektiven in der Tierfotografie arbeiten, die hohe Ansprüche an die Tragkraft der Stative stellen, und auch bei der Videografie kommen wir schnell an unsere Grenzen, brauchen spezielle Stativköpfe, die natürlich sehr teuer sind.
Ansonsten verzichte ich immer auf ein Stativ, anders als viele Fotografen, die gerne mit einem mobilen Einbeinstativ arbeiten oder auch bei der Trauung ihre Kamera gerne auf ein Stativ stellen. Bei längeren Belichtungszeiten kann dies natürlich praktisch sein, Verwackelungen werden abgefangen etc. Hier werdet ihr vielleicht schon Erfahrungen gesammelt haben und wissen, ob ihr ein Stativ-Fotograf seid oder - wie ich - flexibel arbeiten wollt. Das alles hat Vor- und Nachteile, die einem mit ein wenig Praxis schnell bewusst werden. Hier solltet ihr euch in einem guten Fachgeschäft beraten lassen, damit ihr ein Stativ für eure Bedürfnisse bekommt, das geeignet für euer Equipment und eure Ansprüche ist.
Unsere D800 beim Videodreh auf dem Stativ.
5. Speicherkarten
Wie bereits angesprochen, wäre es toll, wenn eure Kamera direkt zwei Speicherkartenfächer mitbringt mit der Option zur Doppelsicherung auf zwei Karten. Schafft euch immer genügend Karten an und seid hier auf der sicheren Seite. Wenn man eine Hochzeit über den ganzen Tag begleitet, dann solltet ihr mit ca. 2.000 - 3.000 Bildern rechnen. Je nach Megapixel-Anzahl solltet ihr da abgedeckt sein. Ob ihr dafür mehrere kleinere Karten nutzt oder große Karten, ist Geschmackssache.
Wenn ihr keine Doppelsicherung habt, so würde ich vielleicht eher mehrere kleine Karten nehmen. Einfach damit ihr mehrere Teile der Hochzeit auf verschiedenen Karten habt und nicht direkt "alles" verliert. Bei einer Doppelsicherung nutze ich meist zwei 64-GB-Karten (60MB/s). Beim Kauf meiner D4 musste ich jetzt leider auch einige Sony-XQD-Karten anschaffen, die aus Kostengründen erst mal nur 32 GB pro Stück abdecken.
6. Datensicherung
Hier ist die Frage, ob ihr immer direkt eine Doppelsicherung mit zwei Speicherkarten in der Kamera vornehmen könnt. Dann ist nur die Frage nach der Doppelsicherung auf eurem PC zu Hause. Ich nutze hierfür zwei externe Festplatten mit Doppelsicherung (Raid). Bis die Bilder allerdings bearbeitet und beim Kunden sind, habe ich diese auch noch zusätzlich doppelt gesichert auf meinen Speicherkarten. Vierfach gesichert quasi. Das ist natürlich unsinnig, aber ich bin hier übervorsichtig.
Könnt ihr die Aufnahmen nicht schon direkt beim Fotografieren doppelt sichern, so empfehle ich euch vor Ort zwischendurch immer eine Sicherung auf einen Laptop oder ein mobiles Speichermedium. Es dauert nicht lang die Speicherkarten auszutauschen und den Kopiervorgang zu starten. Ihr könnt in der Zeit ja bequem weiter fotografieren. Passt den richtigen Moment hierfür nur genau ab, damit euch nichts Wichtiges entgeht.
7. Accessoires
Warum Accessoires? Ich kann aus Erfahrung sagen, dass die Einbindung bestimmter Gegenstände gerade am Anfang der Paar-Reportage extrem hilfreich sein kann. Gerade wenn die Modelle sich nicht gut frei vor einer Kamera bewegen können oder gehemmt sind. Ihr spürt mit der Zeit, wann euer Modell noch Schwierigkeiten mit dem "Posen" hat und selbst, wenn ihr Anweisungen gebt, noch nervös mit den Händen herumkramt und fragt: "Soll ich so oder soll ich so" und die Hände ständig verschieben will.
In diesen Momenten frage ich immer: Wollt ihr vielleicht ein paar Bilder mit einem lustigen Accessoire? Bisher habe ich es noch nie erlebt, dass ein Paar nicht sofort Feuer und Flamme dafür war. Sofort wird in meiner Kiste gewühlt, die ich immer dabei habe, und eifrig etwas herausgekramt. Und fast immer funktioniert es.
Das Paar nimmt sich vier Holzbuchstaben "LOVE" heraus und fängt sofort an, damit Unsinn zu machen. Falls nicht, animiere ich sie dazu. Sofort haben sie etwas "in der Hand" und können viel leichter posieren, gerade wenn sie miteinander beschäftigt sind und "Blödsinn" machen dürfen. Das lockert die Stimmung und das Paar fühlt sich wohler. Und nach einiger Zeit klappen auch andere Motive ohne Hilfsmittel.
Natürlich versuche ich, meine Accessoires immer aufzustocken oder mal etwas "Neues" zu besorgen. Das hilft außerdem, wenn ihr anfangs noch Probleme habt, das Paar eine Stunde lang mit "Stellungen" und Motiven zu beschäftigen. Eine befreundete Fotografin, die sonst keine Hochzeiten macht, hat mir vor einigen Wochen noch geschrieben: "Oh je, ich habe morgen wieder eine Hochzeit und ich habe immer Angst, dass mir bei den Paarfotos die Ideen ausgehen." Glaubt mir, irgendwann habt ihr so viele Ideen, dass ihr euer Brautpaar stundenlang fotografieren könnt. Dazu mehr im Tutorial "Paarreportage".
In meinem Gepäck befinden sich immer einige Holzbuchstaben, eine Holztafel und Kreide sowie einige Sachen für die Danksagungskarten, die man direkt mit einbauen kann. Seid kreativ und sucht mal nach ein paar schönen Sachen! Außerdem eine Filmklappe, die auch mal ganz lustig durch einen Trauzeugen eingebaut werden kann, sowie ein weißer Regenschirm mit "Just married"-Aufdruck. Der lässt euch auch gleich glänzen, wenn mal ein Schauer kommt!
Auch Photobooth-Equipment kann für lockere Gruppenfotos eingesetzt werden. Es gibt so viele schöne Ideen, die man einbauen kann.
8. Software
Was oft nicht bedacht wird, ist eine gute Bildbearbeitungs-Software, die natürlich mit der Zeit unabdingbar wird. Wenn ihr im JPG-Format fotografiert und eher auf "natürliche" Fotografie gehen möchtet, dann wird euch das sicherlich viel Spielraum lassen, aber spätestens, wenn ihr im RAW-Format fotografiert und bei euren Bildern noch ein wenig nachhelfen möchtet, so wird es euch nicht erspart bleiben, irgendwann die richtige Software dafür kaufen zu müssen. Ob ihr dabei mit Lightroom oder Photoshop arbeiten möchtet, ist natürlich euch überlassen.
Es gibt so viele gute Programme auf dem Markt, da habt ihr die Qual der Wahl. Mein Workflow sieht dabei vielleicht ganz anders aus als eurer. Im Workshop "Bildbearbeitung" werde ich mich diesem Thema noch genauer widmen.
9. Sonstiges
Was ich immer in meiner Tasche dabeihabe, ist ein Reinigungskit. Falls ich mal in einen Regenschauer komme oder irgendwas an mein Objektiv kommt, dann kann ich es schnell runterwischen. Das solltet ihr aber eigentlich immer in der Tasche haben. Entweder verwende ich dafür spezielle feuchte Reinigungstücher oder Spray in Kombination mit einem trockenen Reinigungstuch.
Das nutze ich aber auch im Anschluss an die feuchten Reinigungstücher, damit keine Rückstände bleiben. Ansonsten, wie bereits schon erwähnt, gebe ich euch den Tipp, immer auf Sensorflecken zu achten. Mir fallen diese immer gut auf, weil ich im Studio fotografiere.
Sensorflecken
Bei anderen Fotografien würde dieser kleine und leichte Fleck nicht auffallen, es sei denn, ihr habt vielleicht eine helle Wand, vor der ihr fotografiert. Dennoch ist er störend. Ich habe schon Bilder gesehen, die übersät mit Sensorflecken waren, was der Fotograf anscheinend gar nicht bemerkt hat. Wie schmutzig der Sensor unserer Kameras tatsächlich ist, wird immer bei HDR-Aufnahmen deutlich. Durch die entsprechenden Bearbeitungen kommt jeder noch so kleine Sensorfleck direkt sehr stark zur Geltung. Es tauchen Sensorflecken auf, die man sonst überhaupt nicht sieht!
Ich empfehle euch daher eure Bilder einmal genau zu untersuchen und ggf. eine professionelle Sensorreinigung vorzunehmen zu lassen. Ich rate immer davon ab, es selbst zu versuchen. Für eine Inspektion und Reinigung der Kamera bezahle ich ca. 30,00 Euro im Nikon Service Point. Das ist ein Preis, den man durchaus verkraften kann. Das mache ich sehr regelmäßig. Natürlich könnt ihr es auch selbst versuchen, aber ich habe immer Angst, dass ich mehr kaputtmache, als ich bereinigen kann.
Achtet auf eure Ausrüstung und denkt an regelmäßige Reinigungen, um Sensorflecken zu vermeiden.
Des Weiteren habe ich immer ein transparentes Puder und einen Pinsel im Rucksack, damit ich mein Brautpaar - falls notwendig - noch einmal abpudern kann. Meist sind die Bräute gut geschminkt und von einer professionellen Visagistin zurechtgemacht. Da hält das Make-up oft den ganzen Tag. Falls es aber sehr warm ist, können schon einmal Glanzstellen im Gesicht auftauchen. Und auch der Bräutigam muss herhalten, wenn er "glänzt". Spart euch Zeit und Aufwand, die Bilder nachher alle retuschieren und bearbeiten zu müssen, indem ihr hier eine Minute euren Pinsel zückt und pudert. Und noch ein Tipp … Lacht der Trauzeuge den armen Bräutigam aus, weil er "geschminkt" wird, dann ist er direkt das nächste Opfer! Ich sehe das immer direkt als mündliche Bewerbung an, dass noch jemand geschminkt werden möchte.
So, das war erst einmal das Wichtigste zum Thema Ausrüstung eines Hochzeitsfotografen. Immer wieder erhalte ich natürlich von Freunden und Kunden die Frage: Soll ich mir Kamera XY oder soll ich mir besser Objektiv XY oder Z kaufen? Das alles kann man so pauschal nicht mit ja oder nein beantworten. Erst einmal muss auch ich immer die Daten vergleichen und natürlich hatte ich nicht jede Kamera schon im Test und kann viel darüber sagen.
Dafür gibt es heutzutage so gute Fachgeschäfte, die einen diesbezüglich gut beraten können, die alle gängigen Modelle auf dem Markt kennen und hier sicherlich eine viel bessere Anlaufstelle bieten. Auch das ist immer ein zu beachtender Aspekt, zumal euch viele Nikon-Fotografen immer nur ihr Equipment andrehen werden und Canon-Fotografen handeln oft ebenso. Lasst euch von jemandem Tipps geben, der wirklich neutral an die Sache herangeht.
Außerdem: Denkt an euch. Oft könnt ihr lange Zeit nichts trinken oder essen. Sorgt für alles. So habe ich immer eine Flasche Wasser, Traubenzucker oder einen Müsliriegel, Schmerztabletten und Blasenpflaster im Gepäck. Besser vorsorgen!
Zu guter Letzt: Altes Equipment nicht verkaufen
Verkauft niemals eine alte Kamera, denn wie schon beschrieben: Sie muss euch als Ersatzkamera dienen. Denn eigentlich ist eine zweite Kamera unverzichtbar auf Hochzeiten. Das tut weh, wenn man das Geld vom Verkauf für Kamera oder Objektive benötigt, um eine Neuanschaffung zu machen. Aber dennoch solltet ihr euch immer sicher sein, dass ihr das alte Equipment nie wieder benötigen werdet. Sonst werdet ihr es wirklich bereuen. Dann lieber etwas länger sparen, auch wenn es schwer fällt. Das gilt eigentlich für alles, für Kamera, für Objektive, für Blitze, für Speicherkarten. Wer weiß, was sich ändern wird, wer weiß, ob ihr sie wieder brauchen werdet. So habe ich z.B. alle meine SD-Speicherkarten verkauft, als ich auf die D3s umgestiegen bin, sicher, dass ich sie nie wieder benötigen würde. Als die D800 dann einzog, wurde ich eines Besseren belehrt.
Ansonsten freue ich mich schon auf den nächsten Teil der Serie und hoffe, dass euch dieses Tutorial weitergeholfen hat. An dieser Stelle möchte ich mir für den Zuspruch zu dieser Serie, die lieben E-Mails und natürlich eure Aufmerksamkeit für dieses lange Tutorial bedanken.
Nicole Schick