Einleitung
Auf dieses Tutorial habe ich mich besonders gefreut, da ich die Katze als Motiv noch ein bisschen populärer machen möchte. Es gibt inzwischen sehr viele gute und bekannte Fotografen, die sich auf Katzen spezialisiert haben. Nicht ohne Grund! Denn Katzen sind einfach nur schön! Ihre magischen Augen ziehen den Betrachter sofort in den Bann, und sehen wir im Fernsehen ihre großen Verwandten, können wir uns wahrlich glücklich schätzen, wenn wir sie unser Eigen nennen dürfen.
Unsere Hauskatze ist noch immer ein furchteinflößender Jäger, sie fängt Mäuse und Vögel mit tödlicher Präzision, sie benutzt ihre messerscharfen Krallen und Zähne, um ihr Opfer damit dingfest zu machen. Doch wer eine Katze schon einmal bei der Jagd beobachtet hat, der weiß, dass es meist ein langer Tanz ist, ein grausiges und makaber wirkendes Szenario zwischen zwei ungleichen Gegnern.
Die Katze tötet nicht, sie macht die Jagd zum Spiel, in dem es nur einen Sieger geben kann. Manch ein Besitzer ist schockiert, wenn er auf einmal die eigene Katze bei einem solchen Schauspiel beobachtet. Denn in unseren kleinen, handzahmen und schnurrenden Fellkugeln steckt noch immer der Jagdtrieb, und wenn sie Gelegenheit dazu bekommen, leben sie das auch aus.
Doch die Katze ist kein Monster, es ist ihr angeboren. Da jeder Schritt und jede Bewegung einer Katze, ganz egal, ob sie gerade auf der Wiese auf der Lauer liegt und darauf wartet, auf den Schmetterling zu springen, oder ob sie anmutig über eine Balustrade balanciert: Sie ist immer ein fantastisches Motiv!
Lassen Sie sich also entführen in mein Tutorial über die Katzenfotografie, finden Sie mit mir den Schatz der bernsteinfarbenen Augen und verlieben Sie sich mit mir bei unserem Rendezvous mit dem Stubentiger!
Das Tutorial ist in wenige Unterpunkte gegliedert:
- Kameraeinstellungen
- Position von Katze und Fotograf
- Die Rassekatze
- Das kleine Katzen-1x1
- Instruktionen an den Katzenbespaßer im Studio
- Kitty, sitz! Tipps & Tricks, wie Sie die unwillige Kitty zum Modell machen
a. Outdoor
b. Studio - Kittenfotografie
Wie immer hoffe ich auf positive und negative Kritik, ich freue mich sehr, dass meine Tutorials bisher guten Anklang bei den Lesern gefunden haben, und hoffe, alle weiteren Teile genauso zufriedenstellend für den Leser verfassen zu können! Herzlichen Dank für die super Motivation in Form von Dank und positiven Stimmen! Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Lesen des Tutorials Katzenfotografie!
1. Kameraeinstellungen
Vorweg: Alle Aufnahmen wurden mit einer Nikon D90 aufgenommen. Ich arbeite mit folgenden Objektiven:
Sigma 18-50mm F2.8 EX DC Macro
Sigma 70-200mm F2,8 EX DG Makro HSM II
Zu den einzelnen Kamera-Einstellungen verrate ich auch etwas im Tutorial Studiofotografie sowie unter Outdoor-Shootings. Dennoch möchte ich das Thema hier kurz anschneiden, da es den Lesern im Tutorial Hundefotografie berechtigerweise zu kurz gekommen ist. Während Sie im Studio im manuellen Modus fotografieren, sollten Sie im Freien vielleicht – je nach Kenntnisstand – mit der Zeitautomatik beginnen.
Hier steuern Sie die Blendengröße und den Rest übernimmt die SLR für Sie! Um mit der Zeitautomatik und gar dem manuellen Modus die richtigen Resultate zu erzielen, werden Sie sich ein wenig mit den Kameraeinstellungen befassen müssen. Da Ihnen das bestimmt großen Spaß machen wird, weil es sehr interessant ist, tasten Sie sich langsam an alles heran. Nehmen Sie sich Zeit!
Lesen Sie doch einfach mal das Handbuch Ihrer Kamera, schauen Sie sich im Internet einige Seiten an, die das Arbeiten mit der digitalen Spiegelreflex erarbeiten und aufschlüsseln, sprechen Sie mit Bekannten, die schon länger damit fotografieren. Und fragen Sie! Immer wieder … Sie können sich nicht blamieren. Bis Sie das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit verstanden haben, das dauert eben ein Weilchen. Ziehen Sie sich aus allen Informationsquellen das, was Sie für Ihr Hobby verwenden können. Je mehr Informationen, desto besser!
Verlassen Sie sich nicht auf das Arbeiten im Auto-Modus. Das ist am Anfang eine schöne Sache, aber Sie möchten doch mehr darüber erfahren, wie Ihre Kamera arbeitet und wie Sie mit manuellen Einstellungen mehr aus Ihren Bildern herausholen können. Was für Sie anfangs wichtig ist:
Fokus/Belichtungszeiten/Blende
Sie sollten wissen, wofür diese Begriffe stehen, was Sie mit diesen Sachen ansteuern bzw. was Sie mit der Veränderung der Werte verändern können Das ist nicht in drei Sätzen erklärt und Sie müssen es selbst in verschiedenen Situationen testen, um dahinter zu kommen und irgendwann instinktiv die richtigen Einstellungen vornehmen zu können. Das Arbeiten mit der Spiegelreflex, das weit über die o. g. Punkte hinausgeht, ist eine Wissenschaft für sich. Und im Studio gelten noch einmal ganz andere Regeln als für das Arbeiten unter freiem Himmel.
Schneiden wir jedenfalls die Hauptbegriffe einmal kurz an:
a. Fokus
Was Sie bei der Tierfotografie als Erstes ad acta legen sollten, ist der Auto-Fokus. Daher gilt es herauszufinden, wie Sie Ihre Fokus-Messfelder manuell ansteuern können. Das sollten Sie in jedem Falle in Ihrem Benutzerhandbuch nachlesen können. Das geht nicht in jedem Modus. Aber auf jeden Fall bei der Zeitautomatik und im Sportmodus. Der Fokus sollte bei Nahaufnahmen immer auf den Augen liegen. Bei weiter entfernten Motiven, die vielleicht noch in Bewegung sind, genügt das Fokussieren des Tieres.
b. Belichtungszeiten
Wichtig ist immer das richtige Zusammenspiel von Belichtungszeit und Blende. Die gleiche Belichtung kann mit verschiedenen Kombinationen von Belichtungszeit und Blende erzielt werden. Kürzere Belichtungszeiten und große Blenden frieren Tiere in Bewegung ein und lassen den Hintergrund verschwimmen. Lange Belichtungszeiten und kleine Blenden hingegen stellen Details im Hintergrund scharf, verwischen das Tier in Bewegung.
Wählen Sie lange Belichtungszeiten (benutze ich in der Tierfotografie eigentlich nie), dann wird ein Wasserfall z. B. zu einem schönen verschwommenen Wasserrauschen.
Fotografieren Sie ihn hingegen mit kurzen Belichtungszeiten, werden Sie so gut wie jeden Wassertropfen sehen können.
Bei der Aufnahme von Samy können Sie jeden Wassertropfen sehen, der von ihm abfällt; das gibt dem Bild das gewisse Etwas!
Im Studio wähle ich meist Belichtungszeiten von ca. 1/125 bzw. 1/200 Sek.
c. Blende
Mit der Blendengröße steuern Sie die Tiefenschärfe. Sie können sich dazu einfach folgende Regel merken:
• große Blende = kleiner Blendenwert (z. B. 2,8) = geringe Tiefenschärfe
• kleine Blende = großer Blendenwert (z. B. 16) = große Tiefenschärfe
Sie sehen hier ganz klar den Unterschied. Der Fokus liegt auf einer Laternenblüte im rechten Bildteil. Das obere Bild ist mit einer kleinen Blende fotografiert worden (11), auch die Blätter im linken Teil des Bildes, die weiter hinten gelegen sind, sind fast scharf dargestellt. Die gleiche Aufnahme wurde dann (siehe unteres Bild) mit einer großen Blende fotografiert. Man sieht im linken Teil des Bildes ganz klar den Unterschied. Die Laternenblüte ist scharf, der Rest verschwommen.
Wenn Sie z. B. eine Katze fotografieren und eine geringe Tiefenschärfe wählen, wird z. B. der Kopf scharf dargestellt, der hintere Teil der Katze ist jedoch unscharf. Das verleiht dem Bild einen ganz anderen Ausdruck, als wenn sowohl Katze als auch Hintergrund scharf dargestellt sind. Möchten Sie jedoch zwei Tiere nebeneinander, die leicht versetzt sind, fotografieren, sollten Sie eine kleinere Blende (höheren Wert wählen). Dann sind beide Tiere scharf dargestellt.
Zusätzlich kommt es natürlich auf Ihren Abstand und die Brennweite an. Fotografieren Sie einen Hund, der weit weg ist, in Bewegung mit einer großen Blende (kleiner Blendenwert), wird der Hund komplett scharf dargestellt, lediglich der Hintergrund verschwimmt.
2. Position von Katze und Fotograf
Genau wie bei der Hundefotografie ist hier entscheidend, dass Sie sich so gut wie möglich auf Augenhöhe befinden. Bei fast allen Aufnahmen im Freien, falls es möglich ist, liege ich auf dem Boden in direkter Augenhöhe zum Tier. Bei Studioaufnahmen knie ich fast ausschließlich, da die meisten Katzen auf dem Tisch fotografiert werden. Sie halten dort einfach besser still.
Natürlich wird auch manchmal in der Wohnung (auf dem Kratzbaum oder der Couch) abgelichtet. Es kommt immer auf die Wünsche des Tierbesitzers an und natürlich darauf, wie gut die Katze mitarbeitet (siehe auch Tricks im Katzen-1x1). Wenn das Tier partout nicht auf dem Studiotisch bleiben will, so warte ich, bis es sich entspannt irgendwo hinlegt (bei viel Glück z. B. auf einen Kratzbaum) und rücke mit der Studiolampe vorsichtig nach. Ein Objektiv mit hohen Brennweiten kann dann von Vorteil sein. Die Katze kann gemütlich an ihrem Lieblingsort bleiben und sie kann entspannt fotografiert werden.
Dieser Kater hat sich in sein „Häuschen“ zurückgezogen. Daher habe ich mich auf den Boden begeben und ihn dort in völlig entspannter Pose abgelichtet. Dort hat er mein Equipment und mich nicht mehr als bedrohlich empfunden.
Diese hübsche Langhaarkatze musste ich immer wieder in Ruhe lassen, da sie mich nicht in ihrer Nähe haben wollte. Da man dem Tier nie Stress bereiten darf, habe ich sie in großem Abstand immer wieder versucht abzulichten. Schließlich gelang es mir, sie auf dem Wohnzimmertisch zu fotografieren.
3. Die Rassekatze
Für bestimmte Rassekatzen gelten auch spezielle Merkmale. Wenn Sie also Rassekatzen fotografieren, müssen Sie u. U. einen erfahrenen Züchter zurate ziehen, wie Sie die Katze am besten fotografieren. Nur ein Beispiel: Eine Britisch Kurzhaar ist eine kompakte Katze, die Sie natürlich auch am besten so ablichten und nicht, wenn sie lang gezogen über dem Tisch liegt. Eine Maine Coon hingegen ist lang und groß.
Eine Züchterin gab mir hier einmal den Tipp, damit der Ausdruck und das Kinn perfekt betont werden, eine Handbreit unterhalb des Kinns zu fotografieren. Ob das wirklich stimmt, kann ich nicht sagen. Ich fotografiere fast alle Tiere immer auf Augenhöhe, falls möglich. Auch hier sind immer den Züchter zufriedenstellende Ergebnisse dabei. Dennoch kann es eine gute Hilfe sein, solche Tipps einfach zu beherzigen und selbst zu sehen, was dran ist!
Es ist also immer ein Unterschied, ob Sie ein „Liebhabertier“ fotografieren oder ein Tier für eine Zucht, das u. U. noch auf einer Internetseite entsprechend präsentiert werden muss. Es ist das Aushängeschild der Zucht und somit sollte das Foto natürlich auch alle Vorzüge des Tieres zeigen.
Dieser Maine Coon Kater war herrlich groß und lang. Das Bild zeigt ihn äußerst schlecht. Er wirkt klein und kompakt. Sein schönes Kinn kommt nicht nur Geltung, genau wie sein schöner Kragen und sein ausdrucksstarkes Gesicht, da er sich so zusammenzieht.
Dieser kleine Fratz hier ist ein BKH-Katerchen. Da er ungünstig nach oben schaut und auch noch etwas von unten fotografiert wurde, wirken seine Ohren zu groß.
Ich gebe es ganz offen zu, auch ich sehe zu oft mit dem Auge eines Liebhabers. Es ist viel Erfahrung nötig, um als Laie sehen zu können, welches Foto „ideal“ ist und wo die Katze ungünstig getroffen wurde. Vor allem, weil die Züchter auf ihre Katzen spezialisiert sind und wir u. U. sehr viele verschiedene Rassen ablichten und dementsprechend die Merkmale kennen müssen.
Was von großem Vorteil ist: Kaufen Sie sich ein Buch über Rassekatzen, wo die wichtigsten Merkmale beschrieben stehen. Wenn Sie also den Auftrag erhalten, eine Cattery abzulichten, dann wissen Sie wenigstens schon einmal, was Sie auf Ihren Fotos besonders hervorheben sollten. Ob das gelingt, ist noch eine ganz andere Frage. Immerhin reden wir hier von Katzen!
4. Das kleine Katzen-1x1
Sie haben eine Katze? Dann wissen Sie vermutlich alles, was ich Ihnen jetzt erzähle. Denn in einem sind Katzen von keinem Tier zu übertreffen. Katzen sind furchtbar stur. Denn was eine Katze nicht will, das will sie nicht. Sie will es weder jetzt noch in zehn Minuten und auch nicht in drei Tagen. Für den Fotografen erfordert das Arbeiten mit einer Katze also unsagbar viel Geduld.
Kein Tier hat mich bei meiner Arbeit so derart offensichtlich auf den Arm genommen wie der Stubentiger. Wie oft ich meine Kamera beiseite gelegt habe, weil sich mein „Patient“ einfach nicht ablichten ließ. Während einer kurzen Verschnaufzeit bei einem Kaffee macht die Katze dann alles, was sie vorher 2 Stunden nicht machen wollte. Sie posiert auf dem Studiotisch und flirtet in Richtung Fotograf, was das Zeug hält. Sie denken natürlich genau wie ich „Hol schnell die Kamera“ – Bis dahin ist die Katze aber zu 99,9 % wieder in einer ganz anderen Ecke des Zimmers damit beschäftigt, sich in möglichst wenig fotogener Pose zu zeigen, so z. B. beim Pfötchen lecken oder mit dem Kopf an der Wand liegend. Argh! Ich sage Ihnen, diese Tiere machen das mit absoluter Berechnung! Wenn Sie einmal genau hinsehen, können Sie ihr hämisches Grinsen sehr gut erkennen! Und genau das macht sie so liebenswert.
Da ich hauptsächlich Katzen fotografiere und das auch gelegentlich bei Züchtern, habe ich hier die meisten Erfahrungen auf dem Gebiet der Tierfotografie gesammelt. Ich habe verschiedene Katzenrassen kennengelernt und auch Katzen jeder Altersklasse. Es gibt riesige Unterschiede, aber ich mag alle Stubentiger in drei Klassen unterteilen:
- Die Modell-Katze
- Die Ich-möchte-überredet-werden-Katze
- Die Ich-mag-partout-nicht-fotografiert-werden-Katze (und wenn du dich auf den Kopf stellst!)
Hier ein paar Bilder dazu:
Katze Nr. 1:
Elani, die hübsche Maine Coon Dame, ist eine klare Modell-Katze! Sie posiert regelrecht vor der Kamera wie ein echtes Fotomodell.
Katze Nr. 2:
Teddy ist ein wunderschöner Kater! Er war bei uns im Studio zu Gast und taute nach ein wenig Überredung mit Spielzeugen und Liebkosungen allmählich auf. Er wollte absolut nicht auf den Studiotisch, also haben wir alles auf dem Boden für ihn zurechtgelegt . Wenn die Katzen nicht so mitspielen, wie man es gern möchte, muss sich der Fotograf auch mal mit schlechteren Ergebnissen (Ohrenstellung, Augenausdruck etc.) zufriedengeben.
Katze Nr. 3:
Frau Smartie war mein erstes richtiges Hauskatzen-Shooting, und sie hat mich regelrecht vorgeführt. Im Studio wollte sie sich überhaupt nicht ablichten lassen, wenn Frauchen nicht an ihrer Seite zum Schmusen verweilte. Spielzeug war absolut uninteressant für die alte Dame, und sie ließ sich auch damit nicht aus der Reserve locken. Wir mussten somit erst in den Garten ausweichen und später auf das heimische Sofa. Frau Smartie wurde eben da fotografiert, wo sie abgelichtet werden wollte.
Was ich ganz offen sagen muss: Rassekatzen sind in der Regel sehr leicht zu fotografieren. Ich bin von daher sehr verwöhnt, da ich es oft mit ausstellungserprobten und sehr zutraulichen Katzen zu tun habe. Fast alle Rassekatzen gehören somit zu Kategorien 1 oder 2. Ganz selten gibt es Katzen, die gar nicht mitmachen wollen. Meist haben sie irgendwann einmal mit Menschen schlechte Erfahrungen gemacht oder verhalten sich einfach stur oder anfänglich nervös. Mit Spielzeug lassen Sie sich dann meist aus der Reserve locken.
Die Hauskatze erfordert da weitaus mehr Feingefühl und nicht zuletzt auch Geduld. Es gibt einfach Katzen, die sich nicht im Studio ablichten lassen und auch im Freien sofort Reißaus nehmen, wenn ein Fremder – noch dazu mit verdächtigem Equipment folgt. Wenn möglich, dann fotografieren Sie Katzen immer in ihrer vertrauten Umgebung. Für die meisten Katzen ist eine Autofahrt schon sehr unangenehm, dann noch eine völlig fremde Umgebung, fremde Menschen … das kann eine Katze schon sehr schnell völlig verängstigen.
Neben den typischen Charaktereigenschaften der Katzen müssen Sie natürlich auch wissen, wie Sie Ihr Motiv austricksen können, wenn Sie diese Tiere fotografieren möchten; das verrate ich Ihnen im Teil Tipps & Tricks
5. Instruktionen an den Katzenbespaßer
Zuerst einmal sollten Sie bei Studioaufnahmen Ihren „Assistenten“, der unabdingbar ist, genau instruieren. Dies ist meist der Tierbesitzer oder ein Bekannter, der Ihnen hilft, die eigenen Katzen zu „bespaßen“, während Sie Fotos machen. Das sollte Ihr Helfer nach Möglichkeit tun:
a. Tier fixieren
Der Helfer sollte sich bei Tieren, die eventuell vom Tisch springen, rechts oder links platzieren und zur Not eingreifen. Er soll sich bereithalten, das Tier festzuhalten, wenn es springen möchte. Dies ist vor allem bei Kitten wichtig, sie könnten auch vom Tisch fallen und sich verletzen. Fotokarton, der über einen Tisch liegt, knittert sehr schnell.
Eine vom Tisch springende Katze und nach hinten rutschender Fotokarton kann da schon mal ganz schöne Dellen verursachen. Fixieren Sie den Fotokarton also am besten und sorgen Sie dafür, dass die Katze nach Möglichkeit nicht runterspringen kann. Sie wird sich sicherlich dabei auch erschrecken und es vor allem immer wieder tun. Springt die Katze trotzdem erfolgreich vom Tisch und wirkt nach 2-3 Anläufen gestresst, pausieren Sie oder weichen Sie auf den Boden aus.
b. Katze muss im Hintergrund bleiben
Damit Sie ideal fotografieren können, sollte sich die Katze mittig im Studio befinden. Nicht zu nah an den Rändern der Rückwand und weder zu weit vorne noch hinten. Ja, das ist alles nicht so einfach, aber Sie werden immer eine Menge Bilder wegwerfen oder nachbearbeiten müssen. Ich retuschiere auch oft Wedel, die im Bild hängen, oder muss Knicke aus dem Fotokarton entfernen o. Ä. Das bleibt nicht aus. Sagen Sie Ihrem Helfer einfach, wo Sie die Katze gern haben möchten.
c. Tier für das Foto animieren
Ist das Tier ruhig und bleibt freiwillig am Platz, kann der Helfer eine Position vor dem Tisch einnehmen, sodass er die Lampen keinesfalls verdeckt und natürlich nicht vor dem Fotografen steht. Ein Platz neben dem Fotografen ist eine gute Wahl. Jetzt können Sie z. B. mit einer Spielzeugangel oder Ähnlichem die Aufmerksamkeit der Katze in Richtung Kamera lenken. Passen Sie dabei auf, dass die Katze nicht vom Tisch springt. Sehr aktive Katzen versuchen meist, den Gegenstand irgendwie zu erhaschen. Es ist also ein bisschen Feingefühl gefragt.
• Das Spielzeug darf nicht im Bild hängen.
• Die Katze sollte in Richtung Kamera, leicht nach oben, links oder rechts schauen.
• Die Katze darf nicht zu hoch schauen.
Am besten „fangen“ Sie die Katze mit einem Wedel ein und führen ihn dann etwas über die Kamera. Sie wird fast immer mit den Augen folgen. Setzt sie zum Sprung an oder verliert das Interesse, gehen Sie mit dem Wedel wieder an die Katze heran und spielen das Spiel erneut.
Hier schaut das kleine Kitten zwar nicht in Richtung Kamera, aber auch das ist ein sehr interessanter Blickwinkel.
Hier spielt das Kitten mit einem Wedel, der zum Zeitpunkt der Aufnahme sehr weit oben hängt. Wir animierten das Kitten so, Männchen zu machen.
Leider ist der Blick dadurch entsprechend hoch. Es ist schwer, das Tier in genau diesem Moment in der Pose verharren zu lassen, die Blickrichtung aber zu verändern. In aller Regel fällt es direkt wieder auf alle vier Pfoten. Solche „perfekten“ Aufnahmen sind dann mehr Glückssache!
Ihr Helfer trägt wirklich sehr zu den Aufnahmen bei. Es wird ein Weilchen dauern, bis er nicht mehr vor den Studiolampen steht oder Ihnen vor der Kamera. Das Bespaßen der Katzen ist ein sehr, sehr anstrengender Job. Sie werden es nicht schaffen, beides zu machen. In ganz seltenen Fällen mit Objektiven mit kurzen Brennweiten habe ich damit schon meine Erfahrungen gesammelt. Es kommt immer auf die Umstände an. Macht die Katze mit? Lässt die Katze sich leicht bespaßen? Eignet sich die Hintergrundgröße für ein Bespaßen ohne Hilfe?
Die meisten Fotos mache ich mit einer Nikon D90 und einem Sigma Objektiv mit Brennweiten von 70-200 mm. Beides zusammen wiegt über 2 kg. Das halte ich nicht in einer Hand stabil. Vielleicht mal für 1-2 Aufnahmen. Ich habe zwar ein Einbeinstativ, aber damit fotografiere ich nur sehr selten. Ich fühle mich damit sehr unflexibel. Will ich dann mit einer Hand fotografieren und mit der anderen über meinem Kopf wedeln, kann ich natürlich keine Einstellungen verändern (Fokus, Blende…).
Einmal habe ich mit ca. 10 Kitten in einer Kinderstube fotografiert. Drei Würfe unterschiedlichen Alters mit Elterntieren, die sich aber auch über die Kinderstube hinaus bewegen konnten. Mit einem leichteren Objektiv war es mir möglich, viele Aufnahmen alleine zu machen. Leider hatte ich mit dem Wedel bald überall Katzen, da ich nicht räumlich trennen konnte. So saß mir bald eins auf dem Kopf, zwei kletterten meine Hosenbeine hinauf usw.
Nur das auf dem Kratzbaum, das ich animieren wollte, das reagierte nicht auf mich. Ich will damit sagen: Sie können Katzen problemlos auch ohne Hilfe ablichten, wenn sie richtig mitarbeiten und sich gut von Ihnen animieren lassen. Bei längeren Shootings – vor allem auf einem Studiotisch, werden Sie um die Hilfe nicht herumkommen.
6. Kitty, sitz! Tipps & Tricks, wie Sie die unwillige Kitty zum Modell machen
Jede Katze ist „anders“. Es gibt einige Katzen, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und andere wiederum erschrecken beim kleinsten Laut. Für Sie als Fotograf ist es wichtig, herauszufinden, wie Sie Kitty am besten zum Fotomodell machen können.
Einigen Katzen müssen Sie das nur sagen, wie bereits unter Nr. 1 erwähnt. Sie klettern ganz auf den Studiotisch und machen es sich bequem, Sie brauchen nur noch abzudrücken. Da wir es mit solchen Katzen leider sehr selten zu tun haben, beschäftigen wir uns in diesem Abschnitt mal mit den absoluten Härtefällen.
Und wie ich bereits erwähnt habe, wenn Sie versucht sind, sich die Haare vom Kopf zu reißen, wird Kitty lachend auf dem Tisch sitzen! Natürlich gibt es gravierende Unterschiede, wenn die Katze draußen oder im Studio abgelichtet werden soll, hier wie folgt:
a) Outdoor
Bei Außenaufnahmen gestaltet sich alles ein wenig „einfacher“, na gut, sagen wir „anders“. Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
- Die Katze läuft weg, der Fotograf schaut in die Röhre.
- Die Katze bleibt und lässt sich ablichten.
Auch hier gibt es natürlich gewisse Unterschiede. Sie sollten in jedem Falle mit hohen Brennweiten arbeiten, um dem Tier nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken. In der Regel streifen die Katzen durch den heimischen Garten, setzen sich an ein schattiges Plätzchen irgendwo in den Büschen oder sonnen sich auf einem Tisch o. Ä. Es kommt also auf ein wenig Glück an.
Haben Sie eine ruhige und zutrauliche Katze, können Sie sie natürlich mit Spielzeug oder Leckerchen überreden, den Platz zu wechseln bzw. an einen Ort zu kommen, der dem Fotografieren dienlich ist. Achten Sie auf schöne Hintergründe. Weiche, natürliche Farben, die nicht zu sehr vom Motiv ablenken. Haben Sie eine bunte Katze, wählen Sie lieber einen unifarbenen Ton. Sonst darf es auch etwas mehr sein.
Achten Sie darauf schon, wenn Sie einen Platz suchen, wo Kitty Platz nehmen soll. Natürlich sollten Sie auch das Licht berücksichtigen. Die besten Uhrzeiten zum Fotografieren sind m. E. bis 11:00 Uhr am Vormittag oder wieder ab 15:00 Uhr. Nutzen Sie wenn möglich im Sommer die Abendsonne. Fotografieren Sie immer mit der Sonne im Rücken, wenn möglich. Vermeiden Sie Gegenlichtaufnahmen ganz (falls nicht aus irgendeinem Grund beabsichtigt) und wenn es nicht anders möglich ist, nehmen Sie einen schrägen Winkel zur Sonne ein, sodass es nicht durch die Sonnenblende fällt.
Wird die Katze nervös, wenn Sie sie gern anders platzieren möchten oder ihr zu nahe kommen, ist Geduld gefragt. Nähern Sie sich so weit Sie können, ohne dass die Katze vor Ihnen flüchtet. Dann warten Sie einfach, bis die Katze aktiv wird und dann fotografieren Sie. Vielleicht können Sie ja Frauchen bitten, die Katze hervorzulocken, wenn sie sich in ganz ungünstige Ecken verzieht. Auch hier heißt das Motto: Abwarten und Tee trinken.
Katzen spielen, schlafen oder putzen sich. Und bei fast allem können Sie sie ablichten.
Tja, das hatten wir uns so schön vorgestellt. Aber leider blieb Frau Smartie dort nicht sitzen, wie gewünscht. Sie sprang sofort auf und brachte sich in eine wenig fotogene Haltung. Um es genau zu sagen: Sie hielt mir das Hinterteil in die Kamera und gähnte genüsslich.
Dieser Kater konnte sich überhaupt nicht entspannen. Man sieht klar die geduckte Haltung und den verkrampften Körper. An Ablenkungen mit Spielzeug oder Schmusereien war nicht zu denken.
b) Studio
Im Studio gelten noch einmal andere Regeln. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie kommen zu einem Bekannten, der Sie gebeten hat, mit Ihrer tollen SLR ein paar schöne Fotos von seiner heiß geliebten Katze zu machen. Kein Problem, sagen Sie? Ich mache Sie mal mit ein paar Kitty-Typen der Kategorie 3 bekannt; ich bin gespannt, was Sie dann sagen …
•Kitty begrüßt Sie schon schnurrend an der Haustür und ist offen und zutraulich. Sie bauen vielleicht eine Studiolampe auf oder folgen ihr auch einfach so durch die Wohnung und möchten sie ein bisschen fotografieren. Kitty schnurrt um ihre Beine herum und lässt sich überhaupt nicht überreden, an einer anderen Stelle Platz zu nehmen, als direkt bei Ihnen oder eben irgendwo zwischen Stühlen oder der letzten Ecke des Wohnzimmers, wo Sie sie nicht erreichen. Sehen Sie schon ihr Lächeln? Sie versuchen also mit Leckerchen und Spielzeug Ihr Glück und locken Sie auf eine schöne Stoffdecke im Licht. Ein perfekter Hintergrund für ihr schönes Fell.
Kitty springt zwar im ersten Augenblick darauf an, aber entweder frisst sie gerade ihr Leckerchen und schließt dabei laut schmatzend wohl noch die Augen oder sie dreht Ihnen – natürlich ganz zufällig – das Hinterteil zu. Sie warten mit der Kamera in der Hand auf den richtigen Augenblick. Gleich muss sie sich ja umdrehen. Gleich hat sie ihr Leckerchen aufgefressen und schaut bestimmt in die Kamera.
Da ist er. Sie drücken den Auslöser und schon ist es wieder vorbei. Wahrscheinlich ist der Augenblick vergangen, ehe Sie ihn einfangen konnten oder das Bild ist unscharf o. Ä. – Das ist ein Shooting mit Kitty, und wenn Sie glauben, es wird besser, dann täuschen Sie sich. Am besten trinken Sie eine Tasse Tee und legen die Kamera aus der Hand. Dann wird Kitty alles machen, was Sie gern hätten!
•Kitty ist sehr zutraulich, aber ihr fehlt die katzentypische Neugier! Zwar bleibt sie lieb auf dem Studiotisch sitzen oder da, wo sie eben hin soll, aber sie zeigt ihren Unmut darüber, Fotomodell sein zu müssen, überdeutlich. Meist wirkt sie in der Körperhaltung angespannt, hat die Augen zusammengekniffen und die Ohren zurückgelegt. Sie macht sich möglichst wenig fotogen. Auch sie lächelt überdeutlich. Kitty ist nicht ängstlich, aber definitiv lustlos. Meist ist dieser Typ eine Katerkrankheit.
Sie lassen sich auch nur in einer Pose fotografieren, nämlich zusammengekauert auf dem Tisch, die Ohren nach hinten gestellt. Die Katze lässt sich weder durch Spielzeug animieren noch durch irgendwelche interessanten Geräusche. Sie gehört zu den Katzen, die nach ca. 20 Minuten gelangweilt auf dem Studiotisch einschlafen und Sie als Fotografen damit zur Weißglut bringen werden. Sie wird fortan auf nichts reagieren. Auch nicht, wenn das Haus einstürzt oder ein Düsenjet durch den Garten fliegt.
•Der letzte Kitty-Typ ist furchtbar schreckhaft und es erfordert eine ganze Menge Geduld und Feingefühl, um diese Katze fotografieren zu können. Vor allem, wenn Sie die Katze nicht in der gewohnten Umgebung fotografieren, werden Sie sich unheimlich schwer tun. Wir hatten zum Beispiel zwei Katzenkinder bei uns in der Wohnung, die sehr ängstlich waren. Wir ließen sie über eine Stunde rumlaufen und sich in Ruhe umsehen, dann wollten wir sie irgendwie mit Spielzeug ins Studio locken. Sie blieben nicht auf dem Tisch, sondern ergriffen sofort die Flucht.
Wir verlagerten das Studio auf den Boden, doch auch das nutzte nichts. Sie nahmen sofort Reißaus. Es war wirklich eine Geduldsprobe mit Spielzeugen aller Art, um sie an den Platz zu bringen, wo sie fotografiert werden sollten. Bei jedem noch so kleinen Geräusch sprangen die Katzen hinter die Couch und es war schwer, sie wieder hervorzulocken. Diese Katze wird wirklich alles von Ihnen fordern. Sie freuen sich nachher über jedes gelungene Bild und Sie werden genauso erfinderisch und kreativ sein müssen wie bei den Katzen a und b!
Natürlich gibt es zudem auch noch Katzen, die derart verängstigt auf Sie und die Kamera reagieren oder sogar aggressiv, dass ein Shooting überhaupt keinen Sinn macht.
Es passiert mir zwar selten, aber trotzdem ist es schon vorgekommen, dass eine Katze auf einer Ausstellung von den vorhergegangenen Prozeduren (Autofahrt, Ausstellungsumgebung, Richten etc.) so gestresst war, dass sie auf dem Studiotisch vollends die Geduld verlor und alles um sie herum anfauchte. Brechen Sie das Shooting sofort ab. Alles andere wäre Tierquälerei!
Diese Katze hat Angst! Sie muss sofort aus dem Studio gebracht werden.
Schon als seine Besitzerin versucht ihn zu erlösen, wird er aggressiv. Hier war sofort klar: D’Artagnon kann nicht im Studio abgelichtet werden. Er muss sofort in Ruhe gelassen werden. D’Artagnon ist ein ganz, ganz lieber Kater, der sehr verschmust und anhänglich ist. Seine Reaktion aufs Studio war nicht vorhersehbar für uns.
Ein weiteres No-Go ist das Fotografieren von sehr ängstlichen Tieren. Katzen können einen Herzschlag erleiden – gerade junge Tiere. Wenn es im Sommer noch heiß ist und die Tiere sich sehr aufregen durch Stress und Nervosität, setzen Sie und der Besitzer die Katze sehr großen Gefahren aus. Das müssen Sie unbedingt verhindern.
Selbst wenn der Tierhalter UNBEDINGT schöne Fotos möchte, bringen Sie ihn zur Vernunft.
An heißen Tagen kann es wie erwähnt passieren, dass Katzen hecheln. Das Shooting ist hier ebenfalls sofort abzubrechen. Die Katze muss sofort eine Rückzugsmöglichkeit erhalten, wo es schattig, kühl und vor allem ruhig ist.
Jetzt aber zu Ihren Möglichkeiten, Katzen, die überhaupt nicht mitspielen möchten, zu motivieren und für ein paar schöne Fotos in Szene zu setzen! Immer gilt dabei, seien Sie absolut geduldig und beruhigen Sie, wenn nötig, auch den Tierbesitzer, der wahrscheinlich schnell genauso gestresst ist wie das Tier. Er möchte so gern schöne Fotos von seinem liebsten Vierbeiner, dass er vielleicht vergisst, dass der Spaß für Kitty schon längst vorbei ist. Greifen Sie rechtzeitig ein. Merken Sie, es wird für Kitty, den Tierbesitzer oder auch mal für Sie zu anstrengend oder nervenaufreibend, machen Sie eine Pause!
Als kleines Geheimnis mag ich verraten: Wenn ich wirklich anstrengende Shootings habe, die teilweise über einen ganzen Tag gehen mit sehr vielen Tieren, dann passiert es auch mir, dass ich irgendwann mit den Nerven völlig am Ende bin. Dann brauche ich eine Zeit, um mich zu regenerieren. Fotografieren macht sehr viel Spaß. Halten Sie aber konstant die schwere Kamera samt Objektiv in Händen und haben neben sich nervöse Tierbesitzer mit teilweise nicht gerade leicht zu erfüllenden Anforderungen an den Fotografen sowie spielende Kinder, die um Sie herumtoben und Tiere, die überhaupt nicht mitarbeiten wollen, kann dies nach einigen Stunden wirklich sehr anstrengend sein.
Ich bin ein sehr, sehr nervenstarker und stressrobuster Mensch und trotzdem ist es auch mir manchmal zu viel. Pausieren Sie! Alles andere macht überhaupt keinen Sinn. Wenn Sie also eine Katze fotografieren, die überhaupt nicht mitmachen möchte und Sie merken innerlich, dass Ungeduld aufkommt oder eine gewisse Anspannung, dann legen Sie für 10 Minuten alles beiseite. Sie werden merken, wie viel das bringt. Dem Tier, dem Besitzer und vor allem Ihnen. Sie gehen danach wieder gut gelaunt und voller Tatendrang ans Werk und vielleicht lässt Kitty sich dann ja doch zu ein paar Aufnahmen überreden!
Trick Nr. 1: Spielzeug
Das A und O bei Katzen ist natürlich das Spielzeug. Es klappt sehr oft, Katzen, die etwas nervös erscheinen oder gar abgelenkt, mit einem Spielzeug zu animieren. Ihren Helfer sollten Sie ja bereits instruiert haben, siehe oben. Sie können also den Blick der Katze damit einfangen und versuchen, ihn in Richtung Kamera zu lenken. Besonders gut eignen sich Wedel oder Spielzeugangeln.
Dieser Trick eignen sich bei leicht angespannten oder nervösen Tieren, die aber gut auf Spielzeug reagieren. Kitten kriegen Sie auf diese Art fast immer! Meist entspannen sich die Tiere zusehends und vergessen letztendlich völlig, wo sie sich befinden und dass sie gerade fotografiert werden.
Trick Nr. 2: Geräusche/Bewegungen
Katzen, die überhaupt nicht auf Spielzeug reagieren und unmotiviert oder angespannt auf dem Tisch sitzen, kann man gelegentlich mit interessanten (aber nicht Angst einflößenden!) Geräuschen animieren. Hier sind oft die Ohren ein Problem, die in alle Richtungen stehen, aber nicht da, wo sie sein sollen.
Mit Geräuschen (z. B. einem leisen Rascheln) oder dem Bewegen eines interessanten Gegenstandes in einer Ecke des Zimmers hinter dem Fotografen, kann der Blick eventuell in die richtige Richtung gelenkt werden und die Ohren noch dazu! Wir haben schon mit drei Leuten versucht, über eine Stunde einen Kater zu animieren, der total schlaff und zu entspannt auf dem Tisch lag.
Die Ohren waren irgendwo gen Hintergrund gerichtet und er lag dort wie ein Pfannekuchen, ließ sich zu nichts animieren. Wir zogen alle Register. Wir wedelten mit Kunstblumen und Federn, klapperten mit Kisten und pfiffen durch die Gegend. Er interessierte sich für absolut nichts. So etwas gibt es selten, aber bei Katzen auch gelegentlich. Hier hilft, wie immer, nur Geduld. Es ist nicht so, dass wir nicht doch ein paar schöne Fotos von ihm machen konnten.
Hier ist der Kandidat. Vorher lag er total unmotiviert auf dem Tisch, die Ohren hängen in alle Richtungen, sein Blick ist gelangweilt. Wir setzten ihn später in den Picknickkorb und dabei entstand das Foto rechts. Der Kater ist wesentlich interessierter und wacher im Ausdruck. Zugegeben, wirklich glücklich wirkt er noch immer nicht.
Trick Nr. 3: Kuscheln
Katzen, die sehr an ihrem Besitzer hängen und verschmust sind, lassen sich durch Berührungen und Schmusen überreden, auf dem Studiotisch zu bleiben. Frauchen muss nur nah genug bei ihnen sein und gelegentlich hier und da kuscheln, dann ist alles gut. Diese Tiere reagieren meist auf laute Geräusche oder Fremde sehr ängstlich, und daher sollten Sie versuchen, sich unsichtbar zu machen. Überlassen Sie alles dem Tierbesitzer und instruieren Sie ihn vorher gut. Anstatt mit Spielzeug zu wackeln, soll er einfach immer, wenn das Tier Anzeichen zur Flucht ergreift, ein wenig kraulen, bis die Katze sich entspannt. Sobald das der Fall ist und die Hand von Frauchen aus dem Bild verschwindet, machen Sie schnell ein paar Fotos.
Trick Nr. 4: Leckerchen & Katzenminze
Bei Katzen, die sich einfach nicht entspannen möchten und auf nichts der o. g. Sachen reagieren, sollten Sie versuchen, zu bestechen. Ja, keine saubere Sache, ich weiß. Geben Sie ein paar Leckerchen auf den Studiotisch oder sprühen Sie ein wenig Katzenminze. Das klappt nicht bei allen Katzen, aber einen Versuch ist es wert. Lassen Sie die Katze ganz in Ruhe, während sie frisst bzw. die Katzenminze genießt und sich vielleicht auf dem Tisch rollt. Selbst bei sehr nervösen Tieren hat das wirklich schon funktioniert. Probieren Sie es aus, wenn Ihnen sonst nichts mehr einfällt.
Trick Nr. 5: Lassen Sie die Katze entscheiden
Haben Sie bereits alles ausprobiert, die Katze möchte aber partout nicht fotografiert werden, gönnen Sie ihr erst einmal eine Pause. Voraussetzung, um das Shooting nicht abzubrechen, ist, dass die Katze nicht ängstlich erscheint, gestresst oder sogar aggressiv. Dann ist, wie bereits gesagt, das Shooting immer unverzüglich abzubrechen. Es gibt aber sehr oft Katzen, die auf alles o. g. nicht reagieren, aber die Ruhe in Person sind, wenn sie nur nicht auf dem Studiotisch bleiben müssen. Lassen sie sich auch partout durch nichts auf den Tisch bringen, gibt es nur noch eine Möglichkeit. Lassen Sie die Katze entscheiden, wobei sie sich fotografieren lässt.
Sie können z. B. das Studio auf den Boden verlegen. Das Hintergrundsystem kann problemlos verstellt werden, der Tisch wird weggenommen und Sie versuchen, die Katze noch einmal vor dem Hintergrund zu platzieren. Geht das alles nicht, dann suchen Sie sich einen schönen Platz im Wohnzimmer o. Ä., wo die Katze gern liegt. Das kann ein Sofa sein, ein Kratzbaum o. Ä. und stellen Sie Ihre Studiolampe einfach dort auf. Sie können die Katze jetzt dort platzieren. Mal schauen, was sie macht. Nützt das alles nichts, lassen Sie die Katze einen Ort aussuchen. Fotografieren Sie die Katze einfach dort, wo sie sich hinsetzt oder hinlegt. Das hat bisher noch immer geklappt!
Diese beiden Katzenkinder Luna und Merlin beschäftigten uns ebenfalls mit drei Leuten. Die beiden Kitten sind 9 und 10 Wochen alt gewesen zum Zeitpunkt der Aufnahme und sehr, sehr scheu. Wir brauchten sehr lange, um sie überhaupt hinter dem Sofa hervorzulocken. Schließlich mussten wir sie dort fotografieren, wo sie eben sein wollten. Sie spielten unter einem Glastisch auf dem Wohnzimmerteppich.
Sicherlich nicht der schönste Hintergrund und schwer zu beleuchten. Die Studiolampe wurde entsprechend eingestellt und wir versuchten so unser Glück. Anders ging es eben nicht. Die Katzen hatten keine Angst und entspannten sich sofort, wenn sie spielen konnten. Waren aber auch sehr scheu und verkrochen sich beim kleinsten Geräusch in einer Ecke. Das erfordert viel Ruhe und Geduld von Helfern und Fotograf.
7. Kittenfotografie
Da ich so viele Katzenkinder fotografiere, möchte ich noch auf eins hinweisen. Wie alle Babys sind auch Katzenkinder mit besonderer Vorsicht zu behandeln. Es gibt Babys, die wirklich alles mit sich machen lassen, aber auch welche, die schon alleine aufgrund ihres Alters mit absoluter Vorsicht zu behandeln sind.
Kitten im Alter bis zu vier Wochen bekommen so gut wie nichts um sie herum mit. Sie können sie weder mit Spielzeug noch mit Geräuschen animieren. Hier beschränke ich mich meist auf ein paar wenige Aufnahmen; die Kitten sollten nicht zu lange fotografiert werden! Nicht zuletzt, weil es Stress sowohl für die Kleinen als auch für die Mutter ist. Die Kleinen haben fast immer kleine Milchmäuler. Es ist sehr schwer, mehrere Kitten in diesem Alter aufs Bild zu bringen, alle in Blickrichtung Kamera.
Dieses Kitten ist erst 3,5 Wochen alt und reagiert weder auf Laute noch auf Spielzeug.
Am besten fotografieren sich Kitten im Alter von 7-10 Wochen. Sie reagieren auf Spielzeug, sind unheimlich niedlich und meist auch schon sehr neugierig und zutraulich. Wenn ich auch viel mit Deko arbeite, ich lege großen Wert darauf, dass die Kitten dabei total entspannt sind. Ängstliche oder nach der Mama rufende Kitten sollten sofort „erlöst“ werden.
Und selbst bei noch so entspannten Babys sollten Sie es nie übertreiben. Auch ich lasse mich manchmal dazu hinreißen und muss mich bremsen, da ich bei gut mitarbeitenden Kitten gern noch dies, das und jenes Foto machen möchte. Vor allem, wenn der Tierbesitzer genauso euphorisch bei der Sache ist.
Hier ein Kitten im richtigen Alter und noch dazu das geborene Fotomodell! Caramello war zu Besuch im Studio …
… mit seinem Bruder Risotto.
Er hat wirklich mit Freuden mitgearbeitet …
… und wollte die Deko am liebsten mit nach Hause nehmen:
Kittenfotografie ist mit das Schönste in der Tierfotografie! Aber lassen Sie Ihre Modelle genauso viel Spaß daran haben wie Sie. Es gibt Katzen, die nicht mitarbeiten möchten und Angst haben. Respektieren Sie das und erklären Sie das dem Tierbesitzer, wenn er selbst nicht aufgeben möchte. Bisher habe ich noch jede Katze fotografiert und das wird Ihnen nicht anders gehen. Eventuell gilt es, einfach nach den Regeln der Katze zu spielen! Und was gibt es Schöneres? Ein Rendezvous mit dem Stubentiger ist doch etwas so Herrliches! Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen!
Bis zum nächsten Tutorial!
Nicole Schick
www.tierfotografie-mit-herz.de