Konzertfotografie: Der richtige Ton

Konzertfotografie - Teil 08: Bildgestaltung (Teil 2)

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Hier eine Übersicht über die einzelnen Kapitel:

Teil 01 - "Traumberuf" Konzertfotograf?

Teil 02 - Rechtliche Fragestellungen

Teil 03 - Besonderheiten Konzertfotografie

Teil 04 - Das Verhalten im „Graben“

Teil 05 - Die sinnvolle Ausrüstung für Konzertfotografen

Teil 06 - Tipps und Tricks der (Konzertfotografie-) Profis

Teil 07 - Bildgestaltung (Teil 1)

Teil 08 - Bildgestaltung (Teil 2)

Teil 09 - Empfehlenswerte Kamera-Einstellungen

Teil 10 - Die Nachbereitung



Abbildung 8.1: Spektakuläre, aber auch bewegende Momente gilt es festzuhalten in der Konzertfotografie. Wer dabei seine Bilder auch noch bewusst gestaltet, bekommt beeindruckende Fotos großer Künstler. Hier wurde der fantastische Klarinettist Giora Feidman bei seinem Konzert in der Berliner Philharmonie anlässlich seines 75. Geburtstags gefeiert, was dieser sichtlich gerührt zur Kenntnis nahm. Canon EOS-1D Mark IV mit EF 2,8/24-70mm bei verwendeter Brennweite 38mm. 1/160 Sekunde, Blende 3,2, ISO 1.000. Verschlusspriorität (Blendenautomatik).

Konzertfotografie - Teil 08: Bildgestaltung (Teil 2)

(Foto © 2013: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

8.1 Stimmung im Publikum einfangen

Wer mit seinen Bildern zeigen möchte, wie erfolgreich das Konzert verlaufen ist, sollte nicht nur die Musiker auf der Bühne, sondern auch die Menschen im Publikum fotografieren. Hier zeigt sich anhand strahlend-glücklicher (oder im schlimmsten Fall auch bitter-enttäuschter) Gesichter, ob das Konzert ein Erfolg war oder nicht.

Das Fotografieren des Publikums (oder von Teilen davon) ist in der Regel aus rechtlicher Sicht bedenkenlos. Beachtet aber, dass ihr keine Einzelporträts macht und diese Fotos dann in einem anderen Zusammenhang kommerziell verwertet. Das deckt auch die Fotografier-Freigabe durch den Veranstalter nicht ab.

Bedenkenlos könnt ihr hingegen Teile des Publikums fotografieren und diese Fotos zur Berichterstattung über das Konzert verwenden.

Abbildung 8.2: Das Publikum feiert, die Stimmung ist toll: Fans beim Sunrise Avenue-Konzert am 27. August 2012. Auch solche Fotos sollten bei der Berichterstattung über ein Konzert nicht fehlen. Nikon D4 mit 2,8/14-24mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 14mm. 1/100 Sekunde, Blende 2,8, ISO 4000.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 8.3: Sänger BOSSE bei seinem Konzert in der C-Halle in Berlin am 4. Mai 2013. Wenn man den Musiker mitten im Publikum fotografieren kann, lässt sich die Stimmung beim Konzert natürlich viel besser zeigen. Man schlägt so sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe (Musiker-Porträt und Publikum-Stimmungsfoto). Allerdings ist das „Bad in der Menge“ in den letzten Jahren, auch aus Sicherheitsaspekten, immer seltener geworden. Und dass dies während der ersten drei Songs geschieht, ist zudem leider äußerst unwahrscheinlich. Canon EOS-1D X mit EF 2,8/24-70mm bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/160 Sekunde, Blende 3,2, ISO 2.500.

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(Foto © 2013: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Abbildung 8.4: Hier habe ich einen weiter entfernten Kamerastandpunkt gewählt: Aus dem Publikum heraus konnte ich so die ausgestreckten Arme der begeisterten Fans im Vordergrund als Beleg für die tolle Stimmung im Konzert ablichten, während die H-Blockx im Hintergrund ihrer Arbeit nachgingen. Beachtet aber, dass ihr solche Fotos nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Konzertveranstalters macht (und später veröffentlicht). Das Foto zeigt die H-Blockx bei ihrem Konzert am 31. August 2010 beim ZFR in Bochum/Witten. Nikon D3S mit 2,8/24-70mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 50mm. 1/250 Sekunde, Blende 2,8, ISO 6.400.

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

8.2 Ungewöhnliche Standpunkte suchen

Manche Fotos sind besonders spektakulär, weil sie von einem ungewöhnlichen Standpunkt aus aufgenommen wurden. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass der Fotograf auch die Möglichkeit hat, nicht nur die (gewohnten) Plätze im Pressegraben einzunehmen. Wer also näher an die Künstler herankommen oder einen anderen exklusiven Standpunkt (zum Beispiel vom Mischpult aus oder aus dem Publikum heraus) für seine Aufnahmen nutzen möchte, braucht eine Sondergenehmigung durch den Veranstalter.

Beachtet bitte, dass Dritte (zum Beispiel Bandmitglieder oder Licht- oder Tontechniker) nicht befugt sind, euch besondere Foto-Standpunkte zu ermöglichen; es ist immer Sache des Veranstalters, dies zu erlauben oder zu verwehren. Wenn die Security euch einen besonders interessanten Platz zuweist, dann könnt ihr allerdings schon davon ausgehen, dass dies vom Veranstalter aus abgesegnet wurde. Security sind der ausführende Arm der Veranstalter; sie arbeiten eng zusammen und die Security-Leute wissen normalerweise ganz genau, was sie dürfen, welche Fotografen-Plätze erlaubt sind – und welche nicht.

Abbildung 8.5: Dieter Thomas Kuhn bei seinem Konzert in der Berliner Waldbühne am 6. August 2011. Auch dieses Foto profitiert von der Interaktion des Musikers mit seinen Fans. Der außergewöhnliche Blickwinkel war möglich, weil der Fotograf hier aus dem Pressegraben heraus sich auf den Teil der Bühne lehnen konnte, der als kleiner Laufsteg zum Publikum führte. So war diese Rückenansicht des Künstlers möglich, ohne dass es nötig war, den Graben zu verlassen. Canon EOS-1D Mark III mit EF 2,8/16-35mm bei verwendeter Brennweite 16mm. 1/200 Sekunde, Blende 5,0, ISO 1.000.

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(Foto © 2011: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Abbildung 8.6: Dieses Foto besticht sowohl zum einen durch seinen ungewöhnlichen Kamerastandpunkt (aus den Reihen des Orchesters heraus wurde hier fotografiert) als auch zum anderen durch den kritischen, schon fast böse zu deutenden Blick des Dirigenten Christian Thielemann, der zu diesem Zeitpunkt (Aufnahme vom 22. Mai 2008 im Berliner Admiralspalast) noch Generalmusikdirektor der Münchener Philharmoniker war. Seit 2012 ist der ehemalige Assistent von Herbert von Karajan Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und seit 2013 zusätzlich künstlerischer Leiter der Salzburger Osterfestspiele.

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(Foto © 2008: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

8.3 Spektakuläre Bühnen-Aufbauten und –Bilder zeigen

Manche – oftmals bekanntere – Bands nutzen neben ausgefeilter Licht-Technik aufwendige Bühnenaufbauten und –Bilder. Hier gilt die Faustregel: Fotografieren! Wir Fotografen profitieren sehr von solchen besonderen Elementen. Versucht aber, die Musiker entsprechend passend zum spektakulären Hintergrund abzubilden, denn nur die Aufbauten oder Bühnenbilder für sich allein genommen sind uninteressant. Es sollte immer der Bezug zum Konzert oder zu den Musikern durch fotografische Gestaltung hergestellt werden.

Abbildung 8.7: Roger Waters während des The Wall-Konzerts am 15. Juni 2011 in Berlin (vor dem Symbol: roter Kreis mit schwarzer Überwachungskamera). Canon EOS-1D Mark IV mit EF 2,8/24-70mm bei verwendeter Brennweite 34mm. 1/125 Sekunde, Blende 2,8, ISO 1.250. Verschlusspriorität (Blendenautomatik) mit Belichtungsmessmethode Spotmessung.

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(Foto © 2011: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Abbildung 8.8: Muse im Konzert in der Berliner Waldbühne am 14. Juli 2013. Canon EOS-1D Mark IV mit EF 2,8/70-200mm bei verwendeter Brennweite 70mm. Solche außergewöhnlichen und politischen Bilder vom Bühnenaufbau dürfen bei der Konzertberichterstattung natürlich nicht fehlen. 1/160 Sekunde, Blende 5,6 , ISO 1.000. Manuelle Einstellung der Belichtungsparameter.

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(Foto © 2013: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

8.4 Auch mal schräg fotografieren

Viele Fotografien – nicht nur in der Konzertfotografie – wirken, weil sie (absichtlich!) aus gestalterischen Gründen leicht schräg aufgenommen wurden. Aufpassen müsst ihr aber, dass die Kamera dabei aber nicht zu schräg gekippt gehalten wird. Wenn der Horizont auf einmal durch zwei einander gegenüberliegende Seiten verläuft (oder gar noch schräger), sieht das selten gut aus. Ideal, aus bildgestalterischer Sicht, sind Winkel zwischen 10 Grad und maximal 40 Grad. Solche Kippungen werden vom Bildbetrachter als dynamisch, aber nicht als störend betrachtet.

Beachtet aber, dass solche allgemeinen Empfehlungen mit Vorsicht zu genießen sind. Es hängt nämlich immer vom Motiv ab, ob (und wie stark) beim Fotografieren die Kamera geneigt gehalten werden sollte – oder lieber nicht.

Abbildung 8.9: Culcha Candela bei ihrem Konzert am 20. August 2011 beim Zeltfestival Ruhr in Bochum/Witten. Die Band war die ganze Zeit in (schneller) Bewegung. Ich beschloss, viele der Fotos von diesem Konzert schräg aufzunehmen, weil das meiner Ansicht nach besser zur Musik und zur fulminanten Show (die Sänger waren die ganze Zeit in schweißtreibender Bewegung) passte. Nikon D3S mit 4,0/24-120mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/400 Sekunde, Blende 4,0, ISO 3.200.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 8.10: Jamie Cullum im Konzert im Heimathafen in Berlin am 17. April 2013. Schräg aufgenommene Fotos wirken oftmals moderner und dynamischer. Canon EOS-1D X mit EF 2,8/70-200mm bei verwendeter Brennweite 80mm. 1/160 Sekunde, Blende 2,8, ISO 5.000. Verschlusspriorität (Blendenautomatik) mit Belichtungsmessmethode Spotmessung.

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(Foto © 2013: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

8.5 Abstrakt gehaltene Fotos

Erstes Ziel unter Konzertfotografen ist es eigentlich immer, dass der oder die Künstler auf der Bühne möglichst gut auf den Fotos erkannt werden können. Nur so lassen sich die Ergebnisse an die Redaktionen verkaufen, schließlich wollen die Fans ihre Idole auf den Bildern erkennen.

Allerdings haben mehr abstrakt gehaltene Fotos manchmal auch ihren Reiz; beispielsweise, wenn es darum geht, die Aufnahmen nicht für die redaktionelle Berichterstattung über ein bestimmtes Konzert zu verwenden.

Wenn man Fotos benötigt, die „lediglich“ die Begriffe „Konzert“, „Live-Musik“, oder ganz allgemein „Musik“ symbolisieren sollen, sind abstrakt gehaltene Fotos erste Wahl. Sie sind sozusagen „neutral“. (Anders wäre es, wenn man z. B. bekannte Musiker oder Bands wie Udo Lindenberg, die Rolling Stones, AC/DC oder Rihanna auf den Fotos erkennen würde: Dann wird sofort vom Betrachter eine bestimmte Musik- oder Stilrichtung assoziiert, was z. B. bei einem Text über Live-Musik allgemein gar nicht erwünscht wäre).

Abbildung 8.11: Milow am 1. September 2011. Auch wenn der Sänger komplett im Schatten des stimmungsvollen Gegenlichts steht, ist er doch (für Insider) aufgrund seiner für ihn typischen Körper- und Gitarrenhaltung und Kopfform zu erkennen. Aufgrund dieses intensiven Rots und wegen der abstrakten grafischen Wirkung gefällt mir dieses Foto immer noch sehr. Nikon D3S mit 4,0/24-120mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/200 Sekunde, Blende 4,0, ISO 1.600. Manuelle Einstellung der Belichtungsparameter. (Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

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Abbildung 8.12: Ebenfalls ein abstraktes Foto, hier von einem Schlagzeuger beim Live-Konzert. Das Licht und der Nebel, zusammen mit den wenigen erkennbaren Bildelementen (Umriss des Schlagzeugers und seinem Instrument), machen das Foto zum ungewöhnlichen, aber effektvollen Dokument eines stimmungsvollen Live-Konzerts. Nikon D3S mit 4,0/24-120mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 120mm. 1/200 Sekunde, Blende 4,0, ISO 2.500. Manuelle Einstellung der Belichtungsparameter.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

8.6 Gezielt den Fokus setzen

Viele Fotografen-Anfänger verwenden den Autofokus nicht gezielt (zum Beispiel durch Verwendung eines einzigen Autofokus-Messfeldes), sondern haben den gesamten Autofokus-Messbereich aktiv geschaltet. Sie wissen also letztendlich gar nicht, für welches Autofokusfeld sich die Kamera jeweils entscheidet.

Dabei können viele falsch fokussierte Fotos entstehen. Da die Kameras auf den Gegenstand scharf stellen, bei dem der Abstand zum Fotografen am kürzesten ist (in vielen Fällen ist das beispielsweise der Mikrofonständer), werden etliche Fotos nicht wie gewünscht das bildwichtigste Element (in der Regel ist das das Gesicht des Musikers) scharf fokussiert zeigen.

Besser ist es also, gezielt mit dem Autofokus zu arbeiten. Dafür verwende ich am liebsten das mittlere Autofokusfeld (weil es bei den meisten Kameras das leistungsfähigste ist). Durch Antippen des Auslösers wird der Abstands-Wert gespeichert (in Verbindung mit der Spotmessung übrigens auch der Belichtungswert) und nachdem ich die Kamera blitzschnell so geschwenkt habe, dass der Bildausschnitt meinen Vorstellungen entspricht, brauche ich nur noch den Auslöser ganz durchzudrücken.

In vielen Fällen ist es aber ratsam, ein Autofokusmessfeld zu verwenden, welches nicht in der Mitte des Suchers liegt, sondern im Hochformat beispielsweise weiter oben. So kann man auf den kurzen Kameraschwenk verzichten.

Sinnvoll ist diese Methode immer dann, wenn viele Fotos hintereinander geschossen werden, bei denen der Abstand zum bildwichtigsten Element in etwa immer gleich ist. Das ist bei Musikerporträts häufig der Fall, wenn der Künstler sich nicht zu sehr bewegt (beispielsweise weil sie oder er am Mikrofonständer steht).

Abbildung 8.13: Hier fotografierte ich den BAP-Gitarristen beim Konzert am 24. August 2011. Der glücklich-zufriedene Gesichtsausdruck des Künstlers wurde bei diesem Foto von mir hervorgehoben, weil ich mit sehr offener Blende (und damit nur geringer Schärfen-Ausdehnung) fotografiert habe. So lenken weder Vorder- noch Hintergrund vom Gesicht ab. Nikon D3S mit 1,4/85mm Nikkor. 1/400 Sekunde, Blende 2,2, ISO 1.250.

Konzertfotografie - Teil 08: Bildgestaltung (Teil 2)

(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 8.14: Weil das Gesicht des Gitarristen von RUNRIG (Konzert am 29. August 2012) ständig größtenteils im Schatten lag, entschloss ich mich bei diesem Foto, den Fokus auf den Gitarrenhals zu legen. Die Unschärfe im Gesicht des Gitarristen stört in diesem Fall nicht weiter, denn durch den Schatten ist die Anonymität des Künstlers sowieso schon gegeben. Das Ergebnis ist ein (neutrales) Musikerfoto, welches allgemein zum Thema (Live-) Musik verwendet werden kann. Nikon D4 mit 1,4/85mm Nikkor. 1/1600 Sekunde, Blende 2,2, ISO 2.500.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

8.7 Hoch- oder Querformat?

Seit die meisten professionellen Systemkameras mit Hochformatgriffen ausgestattet wurden, wird das Hochformat als gestalterische Option nahezu gleich häufig gewählt wie das Querformat. Die Kameras liegen, mit dem Hochformatgriff ausgestattet, genauso bequem in der Hand wie früher ausschließlich beim Querformat. In manchen Bereichen der Fotografie kann man getrost behaupten, dass hauptsächlich hochformatige Aufnahmen geschossen werden (beispielsweise in der Fashion-Fotografie).

In der Konzertfotografie sind beide Formate gleichermaßen häufig anzutreffen. Es gibt genügend Motive, die im Hochformat perfekt wirken, und andere, die quasi nach dem Querformat „verlangen“.

Abbildung 8.15: Dieses Motiv eignet sich perfekt für das Hochformat: Dadurch, dass der Gitarrist die Hände jubelnd über seinen Kopf hält, gab er quasi das Format für mich vor. Nikon D800 mit 2,8/70-200mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 155mm. 1/250 Sekunde, Blende 4,0, ISO 800.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 8.16: BAP-Konzert im Rahmen des Zeltfestival Ruhr in Bochum am 24. August 2011. Durch die schräge Pose des Gitarristen passte er mir samt Gitarrenhals noch besser ins (Hoch-) Format. Nikon D3S mit 1,4/85mm Nikkor. 1/320 Sekunde, Blende 2,0, ISO 1.250. Blendenpriorität (Zeitautomatik).

Konzertfotografie - Teil 08: Bildgestaltung (Teil 2)

(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 8.17: Kraftwerk bei ihrem Konzert im Berliner Tempodrom am 26. März 2004. Hier passt die streng-gerade Bildgestaltung hervorragend zur konstruierten Musik von Kraftwerk (die übrigens vor über 44 Jahren gegründet wurden und die ihren ersten großen Hit vor genau 40 Jahren hatten: „Autobahn“; sofern man nicht den 1971 veröffentlichten Song „Ruckzuck“ hierfür hält). Von den Gründungsmitgliedern ist bis heute allerdings nur noch Ralf Hütter übrig geblieben. Florian Schneider, ebenfalls Gründungsmitglied und erst 2008 bei Kraftwerk ausgestiegen, war auf diesem Foto aus dem Jahr 2004 aber noch in der Band aktiv.

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(Foto © 2004: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

8.8 Quadrat als Option

Das quadratische Format ist das ungewöhnlichste der „typischen“ Fotoformate. Seine Verbreitung war früher wegen der 6x6-Mittelformatkameras deutlich größer. Auch heute gibt es natürlich noch das quadratische Kameraformat; der Anteil ist jedoch stark gesunken.

Allerdings besteht für jedermann die Option, nachträglich, bei der Bildbearbeitung, aufs quadratische Format zu wechseln. Immerhin ist es ein sehr spannendes Format, weshalb die Entscheidung hierfür nicht nur deshalb gewählt werden sollte, weil man störende Bildelemente (durch Abschneiden eines Teiles des Bildes) weglassen möchte.

Abbildung 8.18: Sunrise Avenue im Konzert beim ZFR in Bochum am 27. August 2012. Obwohl der Gitarrist links am Bildrand von mir platziert wurde, ist das Quadrat in diesem Fall das optimale Format, denn so findet auch das Schlagzeug noch seinen Platz im Bild. Nikon D4 mit 2,8/24-70mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/320 Sekunde, Blende 2,8, ISO 3.200. Blendenpriorität (Zeitautomatik).

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 8.19: Niemand mimt den „bösen Buben“ so gekonnt wie Billy Idol (hier ein Foto aus seinem Konzert am 27. November 2005 in Berlin). Gesicht, zusammen mit dem erhobenen Zeigefinger, passen optimal ins quadratische Bildformat.

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(Foto © 2005: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Abbildung 8.20: Bei diesem Foto wollte ich den Mikrofonständer nicht abschneiden – und entschied mich daher fürs quadratische Bildformat. Die Hochformat-Lösung hätte ein ins Bild hereinragendes Mikrofon gezeigt, das quasi (auf dem Foto) aus dem Nichts gekommen wäre. Nikon D800 mit 2,8/70-200mm Nikkor bei verwendeter Brennweite 105mm. 1/500 Sekunde, Blende 4,5, ISO 800.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 8.21: Wir sind Helden-Konzert am 25. August 2011. Schlagzeuger Pola Roy in Action. Schlagzeuger mit ihrem Instrument lassen sich meistens am besten im quadratischen Format abbilden. Zumindest, wenn man das Instrument als Ganzes zeigen will (nicht angeschnitten). Das liegt am Aufbau dieses auch „Schießbude“ genannten Instruments. Nikon D3S mit 1,4/85mm Nikkor. 1/250 Sekunde, Blende 3,5, ISO 2.000. Manuelle Einstellung.

Konzertfotografie - Teil 08: Bildgestaltung (Teil 2)

(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Hinweis

Die meisten Konzertfotografen werden professionelle Systemkameras (also Kameras mit Wechselobjektiven) im Formatverhältnis 2:3 nutzen (DSLR-Vollformat = 24mm x 36mm). Dadurch wird die überwiegende Mehrzahl der Fotos schon bei der Bildgestaltung durch den Kamerasucher entweder im Quer- oder Hochformat „konstruiert“.

Allerdings solltet ihr euch – gestalterisch betrachtet – nicht zum „Sklaven“ eures Kameraformats machen lassen. Auch andere Formate haben ihren Reiz. Allerdings sollte man aufpassen, dass nicht irgendwelche „Unformate“ gewählt werden, die vom Betrachter als nicht harmonisch empfunden werden.

Das quadratische Format ist ein sehr „strenges“ Format, bezieht seinen Reiz aber aus der Tatsache, dass man es nicht allzu oft antrifft. Insofern ist es auch für die Konzertfotografie gut geeignet, sofern die Bildelemente das Foto sinnvoll ausfüllen.

Versucht doch einmal, bei eurem nächsten Konzertfotoshooting, bewusst schon bei den Aufnahmen die Bildgestaltung am quadratischen Format auszurichten. Hierfür müsst ihr euch einfach die seitlichen Ränder des Querformats wegdenken. Das Ergebnis werden mit Sicherheit Konzertfotos sein, die zugleich sowohl ungewöhnlich als auch spannend sind.