Teil 01 – Einleitung: Motiv Tier – tierisch gut!

Teil 02 – Die richtige Ausrüstung

Teil 03 – Die Hauptprobleme: Licht & Schärfe

Teil 04 – Auf den Ausschnitt kommt es an!

Teil 05 – Shooting-Vorbereitungen und -Planung

Teil 06 – Hundefotografie

Teil 07 – Katzenfotografie

Teil 08 – Pferdefotografie

Teil 09 – Kleintierfotografie

Teil 10 – Indoor-Shootings – Die Studiofotografie

Teil 11 – Outdoor-Shootings

Teil 12 – Bildbearbeitung

Teil 13 – Diverse allgemeine Tipps

Teil 14 – Reptilienfotografie



Schon als Kind verband mich eine ganz besondere Liebe zum Pferd, wie wohl die meisten Mädchen. Diese Leidenschaft legte ich auch später nicht ab. Vor einem Jahr habe ich mir den Lebenstraum vom eigenen Pferd erfüllt und natürlich fahre ich immer voller Begeisterung zu einem Pferdeshooting. Dabei muss ich mich stets selbst ermahnen, die Kamera einzusetzen und nicht nur das Gegenüber auf vier Beinen zu bestaunen und zu streicheln. Pferde sind für mich wie Balsam für die Seele. Es reicht schon, wenn sie nur da sind. Ihr Duft, ihre Wärme und ihr freundliches Wesen schaffen es, einen in eine völlig neue Welt zu entführen. Sie merken, ich bin ganz und gar gefangen von diesen Wesen. Sie sind einfach wunderbar. Pferde zu fotografieren ist es jedoch genauso. Leider haben viele Menschen Angst vor Pferden oder mögen sie nicht bzw. stehen ihnen relativ „neutral“ gegenüber. Das merke ich immer wieder im Alltag, gerade seitdem ich selbst ein Pferd habe. Wenn Sie Pferde mögen, dann hoffe ich, Ihnen mit diesem Tutorial ein paar neue Anreize oder auch Informationen mit an die Hand geben zu können, um noch schönere Fotos von diesen Tieren machen zu können. Wenn Sie Pferde nicht mögen oder Angst vor Ihnen haben, dann wird es allerhöchste Zeit, etwas daran zu ändern. Dann möchte ich Sie nämlich mit diesem Tutorial ein wenig „umstimmen“. Ich mag hier mein Lieblingszitat zum Besten geben von Kim Kösters:

„Keine Worte mögen je dieses Pferd beschreiben, denn tief in seinem Herzen wird es ein Götterpferd bleiben. Wenn der Donner grollt in der Nacht, das Schattenpferd mit einem Schrei erwacht. Mächtig, stolz und schön es galoppiert über das Land, nie wird es einer bekommen in seine Hand … Wenn der Mensch je eine große Eroberung gemacht hat, so ist es die, dass er das Pferd zum Freund gewonnen hat!“


Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

So sehen richtige Freunde aus!

Es gibt sehr viele Pferdefotografen, und oft kann ich über die tollen Bilder nur staunen. Es hat mich sehr gefreut, einen sehr bekannten Pferdefotografen hier bei PSD-Tutorials.de zu finden, den „Pferdeknipser“. Hier muss ich meinen Hut ziehen, denn seine Fotos sind einfach traumhaft schön. Er schafft es, die Seele des Pferdes einzufangen, ja, Gefühle & Emotionen zu vermitteln. Das Pferd lebt auf diesen Bildern und das ist genau das, was sich der Fotograf als Ziel setzen sollte. Ob das immer gelingt? Mir sicher nicht. Doch Übung macht den Meister, wie bereits oft zuvor gesagt.

Bitte tadeln Sie mich nicht, ich gehe in diesem Tutorial davon aus, dass Sie noch nicht viel mit Pferden zu tun hatten. Ich werde so tun, als wären Sie ein absoluter „Neuling“ auf dem Gebiet der Pferdekunde. Wer mit Pferden aufgewachsen ist und nur einen Tipp braucht, sein eigenes Pferd in Szene zu setzen, der kann hoffentlich auch etwas für sich aus diesem Tutorial ziehen, aber ich möchte auch andere Hobbyfotografen animieren, sich das Pferd einmal als ganz besonderes Motiv anzusehen und hoffentlich daran hängen zu bleiben.

Wie bereits erwähnt, möchte ich Sie in diesem Tutorial als Erstes einmal mit dem Pferd in seiner schönsten Form bekannt machen. Als guten Freund und Seelengefährten, ohne dass dabei vergessen wird, was es im Ursprung ist. Ein Fluchttier. Das ist für Ihre Arbeit als Fotograf eine sehr wichtige und nicht zu vergessende Tatsache. Wenn Sie Angst vor Pferden haben, möchte ich Ihnen auch hier ein wenig helfen und Ihnen Tipps geben, wie Sie daran arbeiten können. Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß beim Lesen. Wie immer hoffe ich auf Ihre Anregungen, Kritik im positiven und negativen Sinne und natürlich ganz viele Pferdefotos, die Sie bald machen werden. Auf dass kein Pferd in Deutschland mehr ohne eigenen Fotografen bleibt!

Zur Gliederung dieses Tutorials:

  1. Kameraequipment/Einstellungen/Ausrüstung
  2. Motiv Pferd. Auf Du und Du mit dem Hottehü
  3. Literatur und Rassekunde
  4. Angst vor Pferden und wie Sie diese überwinden können
  5. Bewegungsapparat
  6. Das Pferd beim Shooting – Anleitung für Fotograf und Tierbesitzer
  7. Das Pferd als Motiv…

    a. Ausstellungen / Veranstaltungen

    b. Pferdesport

    i. Western (Roden / Rindertreiben)

    ii. Dressur

    iii. Springen

    iv. Gangreiten

    v. Bodenarbeit

    vi. Trab/Galopprennen

    vii. Voltigieren

    viii. Kutsche

    ix. Sonstiges

    c. Pferde in freier Bewegung

    d. Pferd und Mensch
  8. Pferde richtig portioniert…. Bitte im Detail!
  9. Studiofotografie mit dem Pferd
  10. Stimme der Pferde

1. Kameraequipment/Einstellungen/Ausrüstung

Unverschämterweise möchte ich Sie an dieser Stelle auf drei andere Tutorials vertrösten, in denen ich bereits sehr ausführlich auf dieses Thema eingegangen bin:

•Teil 2 – Die richtige Ausrüstung

•Teil 10 – Indoor-Shootings – Die Studiofotografie

•Teil 11 – Outdoor-Shootings

In diesem Tutorial können Sie etwas über die Kameraeinstellungen und vor allem über die benötigte Ausrüstung lesen.

Was ich hier aber doch erwähnen möchte: Fast alle Aufnahmen hier sind mit einer Nikon D90 gemacht worden und einem Sigma Objektiv 70-200 mm (2,8). Auf meinen „Pferdeshootings“ habe ich immer einen Ersatzakku und -speicherkarten dabei. Hier entstehen meist sehr viele Bilder, zumal das Pferd ein so vielseitiges Fotomodell ist. Noch ein Rat: Ziehen Sie sich immer angemessen an. Sie werden fast nirgendwo so dreckig wie bei einem Pferdeshooting. Gut, es hat den Vorteil, anders als beim Hunde, dass Sie sich nicht auf die Erde legen müssen, um auf Augenhöhe zu sein. Wobei es natürlich auch kleine Pferde gibt … Spaß beiseite! Sie sollten aber festes und unempfindliches Schuhwerk tragen, vor allem, wenn Sie bei Regenwetter auf die Wiesen gehen zum Fotografieren oder auf den Reitplatz. Die meisten Pferdewiesen gleichen in den nassen und kalten Monaten einem Sumpfgebiet. In ganz heftigen Fällen dürfen es auch mal Gummistiefel sein.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Die Zwei fühlen sich unbeobachtet!

2. Motiv Pferd. Auf Du und Du mit dem Hottehü

Dass Pferde tolle Wesen sind, habe ich bereits zur Genüge beschrieben. Wenn Sie sich mit diesen großen Vierbeinern bisher nicht so wirklich befasst haben, sich jetzt aber mit dem Gedanken anfreunden möchten, dieses Motiv für Ihre Bilder zu nutzen, dann sollten Sie sich genauso wie bei den anderen Tieren damit auseinandersetzen. Lernen Sie etwas über Pferde und wie Sie sich Ihnen gegenüber verhalten sollten. Das klingt jetzt vielleicht überzogen, aber mal ehrlich. Wenn ich morgen – als Nicht-Reptilienkenner – eine Bartagame fotografieren möchte, dann sollte ich mich damit doch auch vorher ein wenig auseinandersetzen und im Vorhinein wissen, was mich erwartet. Da Sie vielleicht nicht gerade einen guten Freund haben, der ein Pferd besitzt, genau wie ich keinen habe, der mir etwas über seine Reptilien erzählt, greifen Sie doch einfach auf zwei andere Informationsquellen zurück: Internet & Literatur. Ein paar Internetlinks mag ich Ihnen bereits jetzt ans Herz legen, zum Thema Literatur schauen Sie doch bitte auf den nächsten Gliederungspunkt „Literatur und Rassekunde“.

Hier also eine Aufzählung mit nützlichen Links als Informationsquelle zum Pferd:

•Pferdeverhalten: http://www.pferdewissen.ch

•Schöne Auflistung zu Charakteren und Rassemerkmalen: http://www.pferderassen-verzeichnis.de

Ein Satz, der bei fast allen Menschen aus der Kindheit hängen geblieben ist, lautet: „Geh nie hinter einem Pferd entlang.“ Richtig! Ich würde auch behaupten, dass fast jeder weiß, dass man keine fremden Hunde ohne Erlaubnis anfasst und ihnen niemals in die Augen starren oder sie ohne „Vorstellung“ streicheln sollte. Absolut richtig. Bei Katzen gilt: Noch kann sie schnurren und im nächsten Moment schon die Krallen ausfahren. Vorsicht ist geboten. Auch die Bekanntschaft haben viele im Kindesalter gemacht. Da das aber sicherlich nicht reicht, um mit Pferden stets einen sicheren Umgang zu pflegen, würde ich Ihnen gern ein wenig mehr erzählen.

Im Laufe der Zeit habe ich selbst viele Unfälle mitbekommen und als ich die Seite von Bert Schöneich, die ich oben verlinkt habe, gelesen habe, musste ich sehr oft schmunzeln. Es stimmt, was dort steht. Wir verstehen Pferde oft falsch! Hunde leben im Rudel und haben eine feste Hierarchie. Pferde sind ganz speziell zu behandeln, denn sie gelten als Fluchttiere und genau das ist das Problem und die Hauptursache für Unfälle, sofern wir sie nicht anders selbst verschuldet haben. Da ich hier kein Sachkundebuch über Pferde schreibe, sondern versuche, Ihnen etwas mit auf den Weg zu geben, damit Sie die Pferdefotografie angehen und auch ohne große Fehler bewältigen können, möchte ich mich daher auf für Sie wichtige Punkte konzentrieren. Das geht aber nicht, ohne sich eben ein bisschen mit dem Pferd auseinanderzusetzen. Halten wir also fest: Das Pferd ist ein Fluchttier und es hat eine deutliche Körpersprache, die Sie immer beachten sollten.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Was bedeutet das jetzt für Ihre Arbeit? Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie haben ein 600 kg schweres Warmblutpferd vor sich im Studio stehen. Es reagiert nervös auf Ihre Anwesenheit, Ihr Equipment, beäugt kritisch die Lampen und wirkt angespannt. Der Tierbesitzer versucht es zu beruhigen. Alle beteiligten Personen sind angespannt, das Pferd fängt an zu tänzeln, das Hinterteil bewegt sich, auf einmal stößt es mit einem Bein an die Hintergrundstange oder eine der Lampen. Die fällt um und das Pferd erschrickt mächtig. Jetzt halten wir diese Szene mal an. Ein Hund würde wahrscheinlich davonspringen und sich hinter Frauchen verstecken. Eine Katze würde in einer solchen Situation den Fotokarton in Streifen schneiden und in eine dunkle Ecke springen. Alles harmlos. Und was macht das Pferd? Es wird zur riesigen Gefahr für sich und alle umstehenden Lebewesen, egal ob auf vier oder zwei Beinen. Wissen Sie, welche Kraft ein 600 kg schweres Pferd in Panik entwickeln kann? Glauben Sie, das Tier erkennt in diesem Moment noch den eigenen Besitzer oder nimmt darauf Rücksicht, wenn diese Person im vermeintlich einzigen Fluchtweg steht? Nein! Das Pferd wird in voller Panik springen, treten oder fortlaufen und alles platt trampeln, was sich auf dem Weg befindet. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, ganz im Gegenteil. Denn wenn Sie wissen, wie diese Tiere auf bestimmte Dinge reagieren, können Sie jegliches Risiko minimieren und mögliche Schäden vermeiden.

Ein Pferd (ausgenommen Pferde, die schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben) wird niemals grundlos nach dem Menschen treten. Es gibt natürlich extrem ängstliche Pferde oder Pferde, die Fremden gegenüber sehr misstrauisch sind. Wir sind in erster Linie für Pferde ein Raubtier, sie als Fotograf vermutlich sogar ein ganz besonders bedrohliches Raubtier. Sieht ein Pferd sich also einer möglichen Gefahr gegenüber und kann nicht flüchten, egal, ob der Besitzer es festhält oder es keinen Platz zum Ausweichen hat, wird es panisch und wird Ihnen vielleicht auch mit Drohgebärden zeigen, dass Sie sich nicht weiter nähern sollen. Erst wenn das Pferd überhaupt keine andere Möglichkeit mehr sieht, wird es eventuell mit Aggressivität reagieren.

Sie sollten also immer mit Vorsicht an alles herangehen, machen Sie keine hektischen Bewegungen in direkter Nähe des Pferdes, treten Sie nicht ungesehen zu nah an es heran und berühren es und versuchen Sie, plötzlichen Lärm zu vermeiden. Alles typische Auslöser, die ein Pferd in Schreck versetzen können, und es wird eventuell zur Seite springen o. Ä. Dumm, wenn es dabei Ihre Ausrüstung zerstören würde, aber noch schlimmer ist die Gefahr für Mensch und Tier.

Um zu sehen, ob Ihr Pferd gerade die Ruhe selbst oder vor lauter Schreck erstarrt ist, sollten Sie ein wenig über die Körpersprache dieser Tiere wissen.

Erregung

Ist ein Pferd erregt oder aufgeregt, wird es aufrecht dastehen, sich ein wenig größer machen und die Augen weit aufreißen. Eventuell sind die Nüstern gebläht, es atmet laut, die Ohren sind spitz aufgerichtet und eventuell stellt es den Schweif ab. Bei Vollblutpferden und Hengsten ist dieser Grad der Aufregung oft Ausdruck ihres einzigartigen Temperaments, genau das, was der Fotograf gerne ablichten möchte. Es kann aber auch ein Anzeichen von höchster Erregung und Anspannung sein; das Pferd hat alle Sinne aufgefahren und ist bereit, beim kleinsten Anzeichen von Gefahr davonzuschießen.

Panik

Ist ein Pferd erregt und wird nicht „in Ruhe gelassen“ oder erschreckt es sich plötzlich bzw. kann auf den dringenden Instinkt der Flucht nicht reagieren, wird es in Panik verfallen. Sie sollten daher immer einen Fluchtweg lassen. Gerade im Studio. Versuchen Sie niemals ein Pferd, das in Panik ist, festzuhalten. Das ist oft der erste Gedanke. Vergessen Sie es! Bringen Sie sich in Sicherheit. Ein Pferd in Panik bekommt man nicht gehalten. Da Sie aber oft schon Anzeichen einer beginnenden Panik sehen können, sollten Sie diese beherzigen und sofort handeln: Bringen Sie das Pferd in eine gewohnte Umgebung, ohne dabei zu viel Hektik und Lärm zu verbreiten. Das Studioprojekt sollte in diesem Fall immer sofort abgebrochen werden. Mögliche Anzeichen sind ähnlich wie bei der Erregung: aufgeblähte Nüstern, ängstlich aufgerissene Augen, unkontrollierte Bewegungen (möglicherweise rückwärts oder auf der Stelle treten, das Pferd versucht von etwas wegzukommen). Das Pferd wird versuchen, irgendwie von dem Gegenstand wegzukommen, der solche Panik in ihm auslöst.

Drohen/Aggressivität

Hat ein Pferd vor etwas Angst und fühlt sich eingeengt, kann es anfangen zu drohen. Wie beschrieben die letzte Maßnahme für ein Fluchttier, die nur angewandt wird, wenn es keine andere Möglichkeit sieht. In einer Herde sehen Sie ein solches Verhalten oft, dem Zweibeiner gegenüber wird ein normales Pferd diese Methoden nur in Ausnahmesituationen oder gar nicht anwenden (vielleicht noch beim Tierarzt oder Hufschmied …). Angelegte Ohren sind z. B. unter Umständen ein Signal für starken Unwillen. Unterscheiden Sie hierbei, ob das Pferd die Ohren nur nach hinten gestellt hat, weil hinter ihm gerade ein Geräusch ertönt oder ob sie ganz klar flach rückwärts an den Kopf gelegt sind, eine Drohgebärde.



Entspannung/neutrale Körperhaltung

Bei Außenaufnahmen dürfen unsere Pferde natürlich gern etwas lebhafter und auch mal temperamentvoller sein, aber im Studio sollten wir möglichst entspannte Pferde ablichten. Ein entspanntes Pferd wird den Kopf tief halten, die Ohren etwas baumeln lassen und eine generell „hängende“ Haltung einnehmen.

Passen Sie IMMER auf sich auf, wenn Sie ein Pferd, das gerade erst auf die Wiese gebracht wurde und ausgelassen tobt, fotografieren. Pferde, die auch noch lange in der Box standen und jetzt auf einmal „losgelassen“ und vielleicht sogar noch für den Fotografen zum Laufen angetrieben werden, sind nicht ganz ungefährlich. Oft kommt es vor, dass wenn ich in der Mitte der Wiese stehe oder am Rand hocke, das Pferd auf mich zugestürmt kommt, dann sehr nah an mir vorbeiläuft und nach hinten austritt. Sie werden mir zustimmen, dass das sehr gefährlich ist. Pferde rennen keine Menschen bewusst über den Haufen, aber wenn sie ausgelassen toben, vergessen sie schon einmal, dass ein Mensch sehr verletzlich ist. Mir ist da jedenfalls schon oft das Herz bald stehengeblieben. Passen Sie also ein bisschen auf sich auf. Ich gebe hierzu noch ein paar Tipps unter „Pferde auf der Wiese“.

3. Literatur und Rassekunde

Wie bereits erwähnt, möchte ich Ihnen ein paar Bücher empfehlen, die Ihnen sicherlich ein wenig weiterhelfen, das Pferd besser zu verstehen. Sie sollten sich als Fotograf nämlich nicht nur mit dem Pferdecharakter und -verhalten auseinandersetzen, sondern auch mit den einzelnen Rassen und Rassemerkmalen sowie dem Bewegungsapparat (siehe Punkt 5) und den einzelnen Reitweisen. Sie müssen schließlich wissen, was die Besonderheiten aus Ihrem Motiv hervorlockt oder welche Bewegung festgehalten werden sollte (z. B. das Überkreuzen der Vorderbeine beim Spin im Westernreiten).

  • Pferdeverhalten: Körpersprache und Kommunikation. Probleme lösen und vermeiden – Barbara Schöning
  • Körpersprache: Horsewatching: Die Körpersprache des Pferdes -
    Desmond Morris
  • Pferde – Die neue Enzyklopädie von Elwyn Hartley Edwards
  • Das große Pferdelexikon A-Z von Edel Marzinek-Späth
Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

4. Angst vor Pferden und wie Sie diese überwinden können

Im Hunde-Tutorial habe ich bereits von meiner eigenen Angst erzählt, die ich erfolgreich durch meine Arbeit bewältigen konnte. Meine Hundephobie ist inzwischen so umgeschlagen, dass mir sogar bellende Schäferhunde nichts mehr ausmachen oder bedrohlich wirkende Wachhunde. Vor drei Wochen bin ich auf einen Bullterrier zugelaufen, ohne über die o. g. Regel „Fasse niemals fremde Hunde an“ nachzudenken. Als sich der Hund an meine Hand schmiegte, wurde mir erst klar, was ich da tat. Vor ein paar Monaten hätte ich niemals fremde Hunde angefasst, wenn ich es hätte vermeiden können!

Was hat also diese Wandlung ausgelöst? Zwei Dinge. Wissen und Kontakt. Erst einmal weiß ich heute viel mehr über Hunde und ihr Verhalten als damals und außerdem treffe ich fast jede Woche neue und völlig fremde Hunde. Andere Rassen, andere Charaktere, und jeder von ihnen weiß, eine Geschichte zu erzählen, und die ist nicht immer gut. Manche sind ängstlich, manche aggressiv gegenüber Fremden. Somit habe ich ständigen Kontakt zu Hunden und lerne immer mehr mit ihnen umzugehen. Wissen ist Macht! Wenn Sie also wissen, welche Körpersprache es hat und welche Gefahren tatsächlich bei der Arbeit mit einem Pferd bestehen, wird es Ihnen auch besser gehen. Aufgrund der beiden vorhergehenden Gliederungspunkte sollten Sie jetzt eigentlich genug über Ihr Gegenüber wissen und Ihr neues Motiv Pferd. Kommen wir zum schwierigen Teil der Arbeit. Dem Kontakt.

Genauso wie bei allen Ängsten, müssen wir uns dieser einfach stellen. Und zwar immer wieder. Verstehen Sie mich nicht falsch. Wenn Sie begründete Angst vor Pferden haben, dann ist das so. Und daran wird auch dieses Tutorial nichts ändern. Fürchten Sie sich aber nur, da Sie Pferde nicht kennen, dann geben Sie diesen tollen Tieren die Gelegenheit dazu. Befassen Sie sich damit. Sie müssen keinen Reitunterricht nehmen, aber vielleicht kennen Sie jemanden, der mit Pferden zu tun hat oder ein Pflegepferd, wenn nicht gar ein eigenes Pferd hat. Gehen Sie doch mal mit dorthin und lassen Sie sich ein bisschen was erzählen. Ich weiß, dass es funktioniert. Ich verspreche es Ihnen.

Ich mag Ihnen aber auch hier ein Beispiel nennen und damit ebenfalls bestätigen, dass es funktionieren kann, die Angst zu überwinden, indem Sie sich mehr und mehr mit diesen Tieren beschäftigen. Meine Mutter ist nämlich eine Vorzeigeperson zum Thema Angst vor Pferden. Sie ist generell ein ängstlicher Mensch und da ich ein sehr großes Pferd habe, war sie wenig erbaut von der Tatsache, dass sie sich mit diesem Ungetüm würde anfreunden müssen. Sie hat sich anfangs kaum getraut, das Pferd zu berühren, beim Leckerchen geben ließ sie immer alles fallen, weil sie sich fürchtete. Dadurch, dass ich keine Rücksicht darauf genommen habe und sie immer wieder mitgekommen ist, weil sie natürlich auch wollte, verlor sie ihre Angst allmählich. Sie hat gesehen, dass Pferde zwar groß sind, aber keinesfalls böse oder gefährlich. Sie geht inzwischen mit Pferden spazieren, streichelt und putzt sie und tituliert unser Pferd schon liebevoll als „Enkelkind“. Ja, ganz triumphierend hat sie sogar schon auf dem ein oder anderen Pferderücken Platz genommen. Ist das nicht toll? Ich finde das bemerkenswert und bin ehrlich stolz auf sie!

Sollte all das bei Ihnen nicht funktionieren und Ihre Angst nicht schmälern, dann sollten Sie sich anfangs einfach darauf reduzieren, Pferde aus Entfernung zu fotografieren. Das geht, problemlos. Sie können auf Veranstaltungen ein Pferd auf dem Platz oder auf der Wiese immer auch hinter dem Zaun ablichten. Sie müssen dafür ja gar nicht unbedingt an das Tier selbst heran. Da diese Tiere Ihnen aber viel mehr geben können, wie man immer wieder beim Handicap- oder Therapie-Reiten bestaunen kann, sollten Sie trotzdem weiter darüber nachdenken, sich anzunähern.

5. Bewegungsapparat

Der Bewegungsapparat des Pferdes ist sehr komplex. Das Pferd verfügt über mehrere Gangarten. Das sind normalerweise Schritt, Trab und Galopp. Bei einigen Gangpferden kommen weitere hinzu. Außerdem gibt es ganz bestimmte Dressurbewegungen, die Sie mit der Kamera eventuell einmal einfangen müssen. Dafür sollten Sie mit solchen Bewegungen vertraut sein und sie im richtigen Moment einfangen können.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Dieses Pferd galoppiert über die Wiese. Am besten beobachten und fotografieren Sie ein Pferd einmal in Bewegung und analysieren die einzelnen im Bild festgehaltenen Aktivitäten dieser Tiere. Schauen Sie sich einige Bilder an. Seien Sie kreativ. Geben Sie z. B. bei Google in der Bildersuche einmal „Westernreiten“ ein, werden Sie bestimmt sofort fündig und einige „Actionbilder“ finden, so z. B. vom Stopp.

6. Das Pferd beim Shooting – Anleitung für Fotograf und Tierbesitzer

Vorbereitung auf das Shooting: Wenn Sie Bewegungsfotos vom Tier machen sollen, sollte das Pferd ca. 1,5 Stunden kein Kraftfutter bekommen. Das wird der Besitzer wahrscheinlich wissen, ein Hinweis kann aber sicherlich nicht schaden. Das Tier sollte gesund sein, nicht frisch geimpft und vor allem schön geputzt sein. Das kann schon mal etwas länger dauern … Es gibt bestimmte Glanzsprays; hier gilt es zu beachten, dass ein Ritt ohne Sattel zur Rutschpartie werden kann. Außerdem können einige Sprays dunkle Flecken im Fell geben, die u. U. auf den Bildern zu sehen sind.

Wenn Sie sich dem Pferd vorstellen, dann nähern Sie sich langsam und halten Sie ihm den Handrücken hin, damit es an Ihnen schnuppern kann. Erlaubt das Pferd dies, können Sie es vorsichtig streicheln. Wenn der Besitzer es erlaubt, können Sie ihm natürlich auch gern ein Leckerchen geben.

Wie bereits erwähnt, sollten Sie bei der Arbeit mit dem Pferd immer vorsichtig vorgehen und die Neigung als Fluchttier nicht unbeachtet lassen. Sprechen Sie vorher eingehend mit dem Tierbesitzer. Fragen sie ihn nach möglichen Ängsten des Pferdes, fragen sie ihn nach Charaktereigenschaften (mutig, temperamentvoll, ängstlich …) und was Sie tunlichst vermeiden sollten. Weiter unten gebe ich einige Anregungen, wie Sie das Pferd fotografieren können und wie Sie eventuell auch den Besitzer einbinden können. Hier finden Sie im Detail noch einige Informationen, die Sie an den Besitzer weitergeben können, damit er weiß, was er machen muss bzw. wie er zum Erfolg eines Shootings beitragen kann.

7. Das Pferd als Motiv …

Dass das Pferd ein sehr vielseitiges Motiv für den Fotografen ist, wissen Sie ja schon, aber wie umfangreich? Ich habe einige Bilder gesammelt, um Ihnen dies noch einmal zu verdeutlichen. Außerdem finden Sie hier einige Anregungen, wie Sie ein Pferd gut fotografieren können und die Ihnen den richtigen Blick zeigen, an die Sache heranzugehen. Das heißt nicht, dass Sie das nicht u. U. viel besser können! Aber eine Inspiration in die richtige Richtung kann ja bekannt nicht schaden.



a. Ausstellungen/Veranstaltungen

Jedes Jahr, gerade in der schönen Zeit, finden Ausstellungen und Veranstaltungen ums Thema Pferd statt. Je nach Begeisterungsgrad werden Sie das schon wissen und vielleicht auch regelmäßig zu solchen Sensationen fahren. Mit oder ohne Kamera. Hier gibt es z. B. ein paar der bekanntesten Pferdemessen, wo es sicherlich viel zu sehen gibt: http://www.reiter-pferde-messen.de/

b. Pferdesport

Das ganze Jahr über gibt es rund um den Pferdesport gigantisch viel zu sehen. Daher habe ich dies in verschiedene Rubriken geordnet. Da ich selbst noch nicht alles fotografieren konnte, habe ich nur von einigen Sachen selbst Bilder mitbringen können, um Sie Ihnen hier zu zeigen. Soweit ich weiß, gibt es regionale Zeitschriften, die Turnierpläne enthalten. Sonst fragen Sie doch einfach mal bei einem Reitverein in Ihrer Nähe an oder besuchen Sie die Homepages der Reitställe. Dort gibt es eigentlich immer Termine für das nächste Jahr im Voraus. Sie sollten in jedem Fall fündig werden. Schauen Sie doch einfach mal als Besucher vorbei, besser üben und vor allem erfahren können Sie doch gar nicht!

i. Western

Westernreiten ist unheimlich vielseitig. Sie können neben den vielen Westernturnieren, die für den Fotografen alleine schon wegen den tollen Outfits von Pferd und Reiter ein Highlight sind, auch mal ein Rodeo besuchen oder ein Cutting (Arbeiten mit Rindern). Schauen Sie bei Wikipedia mal das Wort Westernreiten nach. Sie werden überrascht sein, was Sie da alles finden können.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Step by Step festgehalten – die Drehung beim Westerreiten!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Dog-Trail – Pferd und Hund folgen dem Reiter durch einen Trail-Parcour.



ii. Dressur

Auch die klassische englische Dressur ist wunderbar im Bild festzuhalten. Genau wie beim Westernreiten sollten Sie natürlich ein bisschen was über die verschiedenen Figuren und Bewegungen der einzelnen Reiteraufgaben kennen, um diese vorteilhaft ablichten zu können.

iii. Springen

Ein richtiges Springturnier habe ich ebenfalls noch nicht mit der Kamera begleiten können. Nur der ein oder andere Freizeitreiter oder „Spaßspringer“ war dabei. Es ist eine Herausforderung, das Pferd genau im richtigen Moment im Flug über das Hindernis zu erwischen. Sie sollten sich hierfür am besten seitlich an einem Springplatz positionieren und sich 2 bis 3 Sprünge aussuchen, die Sie von dort aus am besten im Blick haben. Bei Plätzen im Freien achten Sie darauf, dass Sie günstig zur Sonne stehen. Außerdem ist es wichtig, dass Sie wissen, von welcher Seite der Sprung angeritten wird, damit Sie das Pferd von vorn oder leicht seitlich von vorn über dem Sprung fotografieren können. Hier wird sicherlich die ein oder andere Aufnahme vonnöten sein, bis es richtig klappt.

iv. Gangreiten

Da meine Freundin ein Gangpferd besitzt, besuche ich natürlich ab und an ein Gangpferdeturnier. Auch auf unserem hiesigen Breitensportfestival konnte ich wieder viele Gangpferde fotografieren. Egal ob Isländer oder Paso Peruano, der Tölt ist eine ganz tolle Sache zum Fotografieren. Pferd und Reiter strahlen meist eine unglaubliche Freude und Zufriedenheit aus, was wahrscheinlich an dem wahnsinnig bequemen Reitstil liegt; es ist immer eine Freude, ein Gangpferdeturnier zu begleiten. Im Übrigen ist es ein toller Anblick, einen Reiter samt Pferd im traditionellen peruanischen Dress zu sehen.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



v. Bodenarbeit

Das Arbeiten am Boden, egal ob Natural Horsemanship oder die Arbeit an der Longe, darf ebenso gern mit der Kamera begleitet werden. Auch hier finden sich oft Kurse an großen Reitställen oder Reitvereinen, wo Sie sicherlich gegen ein paar kostenlose Foto-CDs einmal Fotos machen dürfen. Normalerweise kostet der Besuch solcher Kurse natürlich für die Zuschauer auch Geld, aber warum nicht einfach einmal fragen? Oft reisen die bekannten Trainer durch ganz Deutschland, um Pferdebesitzern ihre Art, mit Pferden zu arbeiten, an die Hand zu geben, so z. B. Peter Pfister, Uwe Jourdain, Michael Geitner, Bea Borelle, Sabine Lang, Silke Vallentin, Steve Halfpenny u. v. m. Sicherlich können Sie hier viele tolle Fotos machen, z. B. von einem Horse-and-Dog-Trail oder einigen Zirkuslektionen.

Hier einige Webseiten der Trainer:

www.peterpfister.de/

www.zirkuslektionen-jourdain.de

www.bea-borelle.de/



vi. Trab/Galopprennen/Polo-Sport

Leider konnte ich bisher alle drei Sachen nicht persönlich sehen; sicherlich eine tolle Sache, um mit der Kamera dabei sein zu dürfen. Leider kann ich daher nicht viel darüber sagen. Viele Großstädte verfügen über eine eigene Rennbahn, bei uns in der Region z. B. Düsseldorf und Neuss. Hier finden regelmäßig Rennen statt. Sicherlich gibt's auch das passende Gänsehautfeeling direkt dazu!

vii. Voltigieren

Immer wieder bin ich begeistert von dieser sensationellen Arbeit auf dem Pferd. Voltigieren ist eine Kunst für sich, und wenn Sie beobachten, mit welcher Leichtigkeit sich die jungen Frauen oder auch Mädchen auf ein Pferd „schwingen“, das gute 1,70 Stockmaß hat, fragen Sie sich wahrscheinlich auch: Wie geht das? Es ist jedenfalls die pure Harmonie zwischen Mensch und Tier und es ist eine Freude, dabei zuzusehen! Es gibt sehr viele Voltigiervereine; fragen Sie doch einfach bei sich in der Nähe einmal nach, ob Sie zu einer Probe oder dem nächsten Auftritt kommen dürfen. Für eine kostenlose Foto-CD werden Sie bestimmt eine herzliche Einladung erhalten.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

viii. Kutsche

Hier habe ich das große Glück, dass eine Stallfreundin aktiv im Fahrsport unterwegs ist und mich immer „mitnimmt“, wenn sie mit der Kutsche loszieht. Daher habe ich das ein oder andere schöne Foto schon machen dürfen. Egal ob alte traditionelle Postkutschen oder großes Vierergespann, Sie werden bestimmt als Fotograf begeistert sein und Ihre Kamera kaum aus der Hand legen. Hier lasse ich die Bilder für sich sprechen.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

ix. Sonstiges

Beim diesjährigen Breitensportfestival konnte ich noch einige schöne Bilder für das Tutorial schießen. Es war perfekt gelegen, um die Breite der „Arbeit“ mit dem Pferd noch einmal unterstreichen zu können.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Reiten im Damensattel

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Showreiten! Natürlich gibt es noch viel, viel mehr! Dies hier ist nur eine grobe Skizze von allem, was möglich ist. So habe auch ich noch einiges auf meiner Wunschliste. Es gibt Dressur-Quadrillen, die sehr interessant sind, genauso wie ein Geländerennen (Auszug aus der Military) und einer richtigen Jagd. Ebenso im Show-Bereich ist der Vielfalt keine Grenze gesetzt. Da so viele Menschen Pferde lieben, bekommen wir glücklicherweise eine solche Vielzahl an Ereignissen rund ums Thema Pferd geboten.



c. Pferd auf der Wiese

Pferde beim Grasen sind natürlich auch mal ganz nett, aber eigentlich nicht das, was einem als Fotograf vorschwebt. Daher: Wenn wir ein Pferd auf der Wiese fotografieren möchten, dann darf es ruhig ein wenig Action sein. Wie bereits angeschnitten, ist das nicht immer ganz ungefährlich. Ich selbst gehöre zu den Menschen, die sagten: Mir passiert nichts, ein Pferd rennt niemals einen Menschen um. Das stimmt auch, aber ein Pferd, das vielleicht 1 bis 2 Tage in der Box stand, kann ganz schön „ausflippen“, wenn es auf einmal auf die Wiese kommt. Sehr angespannte oder unausgelassene Pferde gefährden sich leicht selbst, wenn sie auf einmal auf die Koppel rennen und losstürmen und buckeln … Wie bei uns ist es auch beim Pferd nicht anders, das ist ohne Aufwärmphase nicht gut. Sie sollten also in jedem Falle schauen, dass Sie es nicht übertreiben. Wenn das Pferd eher etwas ruhiger ist und zu ein wenig „Action“ animiert werden soll, dann bitte alles in Maßen und vor allem nicht, ohne es aufzuwärmen. Gehen Sie also entweder erst 10 Minuten spazieren oder lassen Sie das Pferd vorher ein wenig Schritt auf dem Platz gehen. Zwar sollte es dann immer noch nicht 10 Minuten über die Wiese galoppieren, aber ein wenig Bewegung schadet ihm dann nicht mehr wie bei einem Kaltstart. Meist genügt es auch, wenn der Besitzer ein wenig in die Hände klatscht oder losläuft, um das Pferd zu animieren, manchmal kann auch eine Peitsche ein wenig Leben ins Pferd bringen. Dabei wird das Pferd natürlich nicht berührt. Hier soll der Besitzer bitte entscheiden, was für sein Pferd in Ordnung geht und wie weit er das Pferd animieren kann. Es reicht vollkommen aus, wenn das Pferd 2 bis 3 Runden über die Wiese läuft. Mehr sollte es dann nicht sein.

Gern erzähle ich von einem Shooting, das ich in Münster hatte. Die Pferde waren immer nur stundenweise draußen (es war auch gerade eine sehr heiße Jahreszeit) und die Wiesen, die wir für unser Shooting nutzten, waren sehr klein. Da gab es also nicht viel Platz für das Pferd, um zu rennen, und für uns, um auszuweichen. Mutig stellte ich mich bei allen Pferden immer in die Mitte der Wiese und regelmäßig kamen sie ausgelassen in meine Richtung galoppiert (sehr nah!), rannten an mir vorbei und schlugen dann kräftig nach hinten aus. Mit Sicherheit waren immer 2 Meter Platz, aber das kann auch ins Auge gehen! Mir war jedenfalls schon ein wenig mulmig! Dann kam es zu einer Situation, die wirklich sehr gefährlich war. Ein Pferd wurde am Nachmittag auf eine Wiese geführt, die sehr schlecht beleuchtet war. Um richtig gute Fotos machen zu können, musste ich ins hohe Gras, direkt am Zaun. Wie sich herausstellte, war das sehr ungünstig, da das Pferd immer dort entlanglief und ausgelassen bockte. Das Pferd wusste, dass ich da saß, und trotzdem rannte es auf einmal noch schneller und näher auf mich zu. Ich schoss hoch, um zu flüchten, das Pferd erschrak und wir beide wussten nicht, ob wir nach links oder rechts springen sollen. Wären wir in die gleiche Richtung gesprungen, hätte der hübsche Norweger mich definitiv unter sich begraben. Er war im vollen Galopp. Pferde können Haken schlagen, aber das war wirklich brenzlig. Glücklicherweise sprang ich nach rechts und das Pferd nach links. Ich habe keine Angst vor Pferden, ich habe keine Angst, wenn eine Herde auf mich zu galoppiert, aber seit diesem Tag weiß ich, dass trotzdem etwas passieren kann, und es war meine eigene Schuld! Wahrscheinlich hatte mich das Pferd völlig vergessen und mich im hohen Gras erst dann entdeckt, als ich aufgeschrocken bin. Denn er sah ähnlich verwirrt aus wie ich, das können Sie mir glauben! Pferde treten oft im Spiel nach hinten aus, das kann 1000 x gutgehen, aber einmal daneben. Jeder Reiter kennt solche Unfälle und hat schon davon gehört. Seien Sie also ein bisschen vorsichtig. Sie müssen nicht auf die Wiese, Sie machen genauso schöne Fotos auch in sicherem Abstand zum Tier.

Fassen wir also noch einmal zusammen: Am besten stehen Sie entweder außerhalb des Zaunes und fotografieren von dort. Dies benötigt eine ausreichende Reichweite Ihres Objektivs und die Wiese darf nicht zu groß sein. Oder Sie stehen in der Mitte der Wiese, der Rand ist ungünstig, da das Pferd diesen Weg meist wählt, um hier zu laufen. Es kann nicht schaden, wenn der Pferdebesitzer mit einer Gerte neben ihnen steht und damit wedelt, wenn das Pferd in Ihre Richtung läuft. Hier wird das Pferd ein bisschen mehr Abstand halten.

Eine ideale Position, das Pferd zu fotografieren, ist entweder von der Seite oder schräg auf Sie zulaufend. Natürlich kann es auch ein tolles Motiv sein, wenn Sie es von vorn auf sich zulaufend erwischen. Wenn das Pferd rumspringt und bockt, halten Sie einfach drauf! Achten Sie auf die richtige Brennweite, seien Sie stets flexibel. Erahnen Sie also bereits, dass das Pferd vielleicht gleich steigt oder springt, dann wählen Sie eine kleinere Brennweite, damit Ihnen nichts vom Pferd aus dem Bild springt. Galoppiert es gleichmäßig, dann gehen Sie schön nah ran. Oder zoomen Sie doch einfach einmal auf den Pferdekopf und fotografieren Sie die fliegenden Mähnen! Es muss nicht immer das ganze Pferd sein.

Im Tutorial Außenaufnahmen können Sie sich weitere Tipps holen!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie
Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

d. Pferd und Mensch

Eigentlich fotografiere ich nur Tiere, aber inzwischen habe ich immer mehr Spaß daran, Mensch und Tier abzulichten. Harmonie und Liebe zwischen ihnen einzufangen, das ist grandios. Aber auch hier möchte ich lieber die Bilder sprechen lassen. Wichtig ist, dass sich die Köpfe nicht zu weit voneinander entfernt befinden. Außerdem möchte ich Ihnen anhand der Fotos einige Inspirationen geben, wie Sie Pferd und Menschen positionieren können. Ansonsten halten Sie drauf, wenn beide es nicht merken, das ist immer der perfekte Moment!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Über den Rücken – immer eine schöne Position, wenn die Proportionen denn stimmen!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Zugegeben, eine Momentaufnahme. Generell aber auch ohne Schweif eine schöne Position zum Knipsen.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Wunderschön! Ich hoffe, der Friese Vertigo verzeiht mir diesen Ausschnitt!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Die Gegenüberstellung!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Klassische Position – beide Modelle nebeneinander (seitlich)

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Und noch einmal von vorn.

Ein paar Bearbeitungen können natürlich auch nicht schaden!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie
Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

8. Pferde richtig portioniert … Bitte im Detail!

Ich bin ein Liebhaber von Detailaufnahmen und Ausschnittsfotografien. Dafür werde ich regelmäßig kritisiert. Es gibt viele Menschen, die sagen, dass von Tieren nichts abgeschnitten werden darf. Sogar mein Lebensgefährte rügt mich dafür und Bilder, die mir ein WOW entlocken, heißen bei ihm nur: „Toll, Augen. Na und?“ Sie müssen es ja nicht machen, wenn es Ihnen nicht gefällt. Aber bestärkt werde ich immer wieder von Shooting-Kunden, die sagen: Ich möchte unbedingt Fotos vom Auge oder nur die Nüstern des Pferdes. Eine Kundin hat ein Foto von den Beinen eines Pferdes in Bewegung gesehen auf meiner Internetseite und wollte auch solche Fotos … Geschmäcker sind eben verschieden. Ich liebe Detailaufnahmen. Wenn Sie also ebenfalls Fan solcher Aufnahmen sind, hier einige Tipps und Inspirationen. Viele Fotografen schneiden auch beim Menschen die Stirn an, warum also nicht auch beim Tier so etwas wagen? Ich finde, es funktioniert.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Dancer im Porträt

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Dancer im Detail – Augenausschnitt

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Wieder ein anderer Winkel. Auch nicht uninteressant. Mag das Pferd nicht selbst den Kopf drehen, kann ein Helfer mit einem Leckerli nachhelfen.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Und einmal die klassische Seitenansicht! Exterieur

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Detailaufnahme Beine

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Wieder Augen. Diesmal mein Shire Horse Jonathan im Detail

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Kopfausschnitt vom Fohlen Mina

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Der hübsche Balu hält uns den Allerwertesten in die Kamera. Eine interessante Perspektive!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Balu ist unheimlich fotogen. Es war die reinste Freude, ihn zu fotografieren.

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Lachen kann er auch!

Zwei Pferde? Auch kein Problem. Denken Sie nur an das Abstands-Schärfe-Problem und die richtige Blende!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

9. Studiofotografie mit dem Pferd

Die Ausrüstung: Ich nutze hier meist zwei Studiolampen mit Softboxen. Die eine steht vor dem Pferd und die andere seitlich zum Motiv. Am besten so, dass das Pferd mittendurch laufen kann, ohne dass Kabel o. Ä. im Weg sind, wenn es plötzlich Angst bekommt. Für den Hintergrund nehmen Sie am besten einen möglichst großen Fotostoff. 3 x 3 m, 3 x 4 m, 3 x 5 m. Je größer der Stoff ist, desto besser. Das Pferd kann nämlich dann weiter davon entfernt stehen, ohne dass es an den Ohren o. Ä. aus dem Hintergrund herausragt. Möchten Sie das Pferd ganz ablichten (nicht nur den Kopf) und dafür möglicherweise noch den Boden mit Stoff auslegen, werden Sie um eine 4 m Länge nicht herumkommen. Ich benutze einen speziellen Fotostoff, der viel Licht schluckt und somit ebenmäßig schwarz wirkt (z. B. 300 gr). Was noch übrig bleibt, wird mit Photoshop bearbeitet. Sie können das Pferd aber auch im Tageslicht ohne Lampen vor den schwarzen Hintergrund stellen. Das habe ich auch schon gemacht. Sie schwärzen den Hintergrund wesentlich leichter, als wenn Sie das Pferd auf der Wiese fotografiert haben. Das Tier ist aber natürlich beleuchtet. Hier können u. U. aber störende Schatten auftauchen, wenn das Pferd den Kopf zur Seite dreht.

Der Besitzer sollte, wenn möglich, vor dem Tier stehen, allerdings brauchen Sie noch Platz für eine Fluchtmöglichkeit! Beachten Sie dies immer. Das Pferd wird im Zweifel nicht erst rückwärts laufen. Ist das Pferd relaxt, sollten Sie schauen, dass Sie die Ohren bekommen und einen wachen Ausdruck. Viele Pferde neigen dazu, den Kopf hängen zu lassen und die Ohren gleich dazu. Manche klappen die Ohren auch einfach nach hinten ab. Sehr schlechte Voraussetzungen für ein Fotomodell. Also gilt es, so viel Interesse zu erwecken, dass das Pferd zum Fotografen schaut und die Ohren spitzt. Am besten stellen Sie einen Helfer hinter oder neben sich, der mit einer Futterbox oder einer Plastiktüte raschelt. Natürlich sollten Sie es nicht übertreiben; das Pferd soll nach wie vor entspannt sein, aber aufmerksam. Einige Pferde erfordern einiges an Einfallsreichtum, ehe sie die Ohren spitzen und ihr Interesse geweckt ist. Sie werden also im Laufe der Zeit über eine ganze Menge Ideen verfügen. Sehr vorteilhaft sind vorbeilaufende Pferde (natürlich in entsprechender Distanz). Das Pferd schaut fast immer in diese Richtung und spitzt die Ohren. Genauso nachteilig ist es natürlich, wenn hinter dem Pferd eine Stallgasse mit viel Betrieb ist. Das Pferd wird demnach immer in diese Richtung schauen …

Wie bereits mehrfach angeschnitten: Ein Pferd im Studio abzulichten, kann einfacher sein als angenommen. Ich erlebe oft erstaunte Tierbesitzer, die völlig fasziniert sind, dass das eigene Pferd auf den schwarzen Hintergrund und die Lampen sowie die Blitzlichter völlig gelassen reagiert. Bei allen Pferden gab es bisher keines, das nicht im Studio fotografiert werden konnte, außer meinem! Alle haben es fast problemlos mitgemacht, teilweise brauchen sie natürlich ein wenig Zeit, um sich in Ruhe mit den Gegenständen vertraut zu machen. Kein Pferd wurde panisch, kein Pferd wollte sich nicht an den Hintergrund dirigieren lassen.

Gern können Sie auch noch einmal in das Tutorial Studiofotografie schnuppern … Hier gibt es noch mehr Details!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie
Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie

10. Stimme der Pferde

Gern möchte ich noch eins zum Thema Pferdefreundlichkeit loswerden. Jeder Pferdemensch und vielleicht auch Sie als Fotograf werden eine eigene Philosophie entwickeln, welcher Pferdesport wirklich gut ist und was dem Pferd eventuell schadet. Fakt ist, in jeder Sportart gibt es Dinge, die sicherlich nicht pferdegerecht ablaufen und damit nicht unterstützt werden sollten. Doch fragen Sie mal auf anderen Gebieten nach Erfahrungen und Meinungen zum Thema Erziehung und Ausbildung. Ganz egal, ob wir über Tiere oder auch Kinder sprechen. Ich will damit nur sagen, dass ich kein Fan von jedem Pferdesport bin und stets versuche, mir trotz aller Reden meine eigene Meinung zu bilden. Die Kamera kommt mir da oft zur Hilfe, sehe ich doch dann Dinge, die mir sonst verborgen geblieben wären. Im Bild festgehalten sehe ich später am Monitor sehr gut, ob der Reiter sanfte oder harte Hilfen gegeben hat und auch der Pferdeausdruck ist festgehalten und er spricht oft Bände. Damit sind wir bei der nächsten Frage: Kann ein Pferd glücklich aussehen bzw. unglücklich? Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung zum Thema Pferd und Pferdesport und der Art, mit diesen Tieren umzugehen. Verurteilen Sie nicht übereifrig, aber seien Sie dem Pferd gegenüber gerecht. Als Fotograf haben Sie eine besonders wertvolle Stimme. Loben Sie somit nicht den, der kein Lob verdient … Zu diesem Thema gibt es ein interessantes Buch: „Finger in die Wunde“. Dies schneidet im Ansatz an, wovon ich spreche. Ich würde z. B. niemals ein Military-Rennen fotografieren, das die Gesundheit des Pferdes bei jedem Sprung aufs Spiel setzt, oder ein Bild von einem Sturz von Pferd und Reiter veröffentlichen. Höchstens als mahnendes Beispiel. Was ich damit sagen will: Hund und Katze haben eine Stimme, wenn sie Schmerz erleiden, ein Pferd hat dies nicht. Unterstützen Sie den Pferdesport, der es verdient hat, und nicht den, der nicht pferdegerecht ist. Ihre Meinung dazu bilden Sie sich natürlich selbst …

Vor ein paar Tagen, auf meiner Suche nach Reptilien, die ich fotografieren darf, wurde im Laufe einer Diskussion gesagt, dass Fotograf und Tierbesitzer aus zwei verschiedenen Richtungen an die Sache herangehen. Der Fotograf sieht nur die Ästhetik und der Tierbesitzer das Wohl des Tieres. Ich sage dazu: Das eine darf das andere nicht ausschließen. Wir sind nur dann gute Tierfotografen, wenn gerade das Wohl des Tieres an erster Stelle steht. Die Ästhetik kann nur weit dahinter kommen und uns erfreuen, wenn wir wissen, dass es unserem Motiv bei der Aufnahme auch gut erging!

Tierfotografie Teil 08: Pferdefotografie



Noch als kleines Schlusswort: Wenn Sie gerne Pferde fotografieren möchten und niemanden kennen, der ein Pferd besitzt, dann wagen Sie es einfach: Schreiben Sie einen Zettel mit Ihrem Anliegen und fragen Sie einfach an einem Reitstall in Ihrer Nähe, ob sie ihn ans Schwarze Brett heften dürfen. Suchen Sie im Internet nach Reiterhöfen und -vereinen in Ihrer Umgebung oder suchen Sie vielleicht nach einem Züchter und fragen Sie, ob Sie kostenlos ein paar Aufnahmen von seinen Tieren machen dürfen. Vielleicht bekommen Sie ein Nein, aber vielleicht haben Sie auch Glück! Oder vielleicht sehen Sie beim Spaziergang ein tolles Pferd beim Ausritt? Fragen Sie die Besitzerin doch einfach, ob Sie es einmal fotografieren dürfen.

Ich hoffe, dass Ihnen das Tutorial trotz der Liebeserklärung an das Pferd weitergeholfen und einige Inspirationen gegeben hat.



Nicole Schick

www.tierfotografie-mit-herz.de