Bergfotografie: Tipps zu Ausrüstung, Motiven & Praxis

Bergfotografie - Teil 08 - Available Light - weniger Licht ist (manchmal) mehr

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Das buddhistische Neujahrsfest „Lhosar“, wird auch in Leh jedes Jahr begeistert gefeiert. Mit Stirnlampe, lichtstarken Objektiven und ein paar ISO-400-Filmen stolperte ich viele Stunden mit diesen Kindern durch die kalte Nacht. Dank vieler Versuche und noch mehr Glück entstanden ein paar ausdrucksstarke Bilder.

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Canon F1N, FD f1,8 85 mm bei Blende 1,8, 1/15 Sekunde, Fujichrom 100, Leh, Ladakh, Indien:

Was ist Available Light?

In der Fotografie steht dieser Begriff für eine ganz bestimmte, in der Regel sehr stimmungsvolle Bildsprache. Die wörtliche Übersetzung „verfügbares Licht“ wird der Bedeutung nicht ausreichend gerecht. Available Light steht in meinen Augen vor allem für die Welt der Reportage-Fotografie: spontan und authentisch. Es ist die hohe Schule der ausdrucksstarken Fotografie - bei wenig Licht! Aus Magazinen wie GEO oder National Geographic ist dieser Bildstil, ist diese Bildsprache nicht mehr wegzudenken.

Meist geht es darum, Motive im zarten Licht der Dämmerung oder im schwachen Licht eines Raumes unverfälscht und stimmungsvoll umzusetzen. Die Natürlichkeit der Situation soll weder durch einen Blitz noch durch zusätzliches Dauerlicht gestört werden. Das heißt: Available-Light-Fotografie ist machbar mit wenig Equipment! Auch der Einsatz eines Stativs ist in solchen Situationen oft unmöglich bzw. störend. Zudem handelt es sich ja meist um bewegte Motive mit Menschen.

Typische Beispiele hierfür sind auch die Theater- und Konzertfotografie. In der Outdoor- und Bergfotografie gehören zum Beispiel Hüttenszenen, Biwakschachteln, Zeltnächte und generell alle Action- und Reportage-Szenen in schwachem Licht, vor allem der Dämmerung, dazu.

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Mein persönliches „24er“ Testbild: Zum einen hat der Autofokus korrekt auf die Personen scharf gestellt, zum anderen ist natürlich der Hintergrund leicht unscharf, da sich bei Blende 2 die Schärfentiefe nur unwesentlich ausdehnt. Zwar nicht schön, aber normal für diesen Objektivtyp ist die leichte Vignettierung bei offener Blende in den Ecken.



Diese Abdunklung (Vignettierung) lässt sich natürlich problemlos bei der RAW-Konvertierung im Photoshop entfernen. Sehr positiv: das nur sehr geringe Rauschen. Canon EOS 5D Mark II, EF f1,4 24 mm L II bei Blende 2 und ISO 1000, Verschlusszeit 1/100 Sekunde. Schneeschuhgänger am Dristkopf, Kitzbüheler Alpen, Tirol, Österreich.

Die Vergangenheit

Bis vor wenigen Jahren improvisierte ich hier mit ISO-400-Filmen und belichtete sie, wenn nötig, auch mit ISO 800 („pushen“). Im Vergleich zum ISO-100-Film gewann ich damit zwar drei Verschlusszeiten (z.B. von 1/8 Sekunde auf 1/60 Sekunde), die Qualität der entsprechend entwickelten Filme war jedoch oft enttäuschend. Das daraus resultierende grobe Korn war nicht immer schön und manche Farben und der Detailreichtum des Bildes gingen mitunter verloren. Aber diese Zeiten sind (zumindest für die meisten von uns) vorbei …

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Canon F1N, FD f3,5 20-35 mm L bei 20 mm und Blende 4, 1/30 Sekunde, Fujichrom 100 gepusht auf ISO 200, Mamasa, Sulawesi, Indonesien.



Die analoge Vergangenheit und dazu eine extreme Lichtsituation: sehr große Helligkeitsunterschiede, fotografiert auf Diafilm. Der leichte Gelbstich bzw. der generell etwas unnatürliche Bildeindruck entstand meiner Meinung nach durch das Pushen des Filmes in Kombination mit einer nur mittelmäßigen Entwicklung.

Technische Probleme - Fragen

Welche grundsätzlichen technischen Probleme bringt die Available Light Fotografie mit sich? Welche Fragen wirft sie auf?

  1. Uns steht oft nur eine geringe Schärfentiefe zur Verfügung durch die Verwendung offener Blenden.
  2. Viele Objektive zeigen unschöne Randunschärfen bei offener Blende.
  3. Die Verschlusszeiten werden länger und damit steigt die Verwacklungsgefahr.
  4. Stärker werdendes Rauschen bei hohen ISO-Werten.

    Nicht alle Probleme halten uns von guten Bildern ab. Manchmal kommt man mit Improvisationsvermögen weiter als mit technischem Perfektionismus.

    Die grundsätzliche Frage, die es zu beantworten gilt, lautet: Wie erreiche ich ausreichend kurze Verschlusszeiten, um eine Aufnahme nicht zu verwackeln? Alle nachfolgenden Antworten konzentrieren sich deshalb auf die Fotografie aus der Hand. Dass bei schwachem Licht unbewegte Motive mit Stativ verwacklungsfrei und mit ausreichender Schärfentiefe fotografiert werden können, ist klar und wurde in verschiedenen Tutorials schon beschrieben.

Available Light - jedoch mit Stativ, was unschwer am „fließenden“ Wasser zu erkennen ist.

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Die lange Verschlusszeit ist allerdings nur realisierbar, wenn auf Absprache und Kommando die beiden Personen extrem ruhig,d.h. unbewegt sitzen. Canon EOS 1V, EF f2,8 16-35 mm L bei Blende 4, 2 Sekunden, Fuji Velvia 100 gepusht auf ISO 200. München, Deutschland.

Lichtstarke Objektive - Luxus oder Notwendigkeit?

Diese Frage lässt sich relativ eindeutig beantworten: Mit einem lichtstarken Objektiv hat man bei wenig Licht deutlich mehr Möglichkeiten. Man kann Aufnahmen machen, die mit einem lichtschwachen Objektiv technisch unmöglich sind, und hat gleichzeitig mehr kreative Möglichkeiten. Lichtstarke Festbrennweiten sind Luxus und Notwendigkeit zugleich, aber dieser Luxus muss nicht unbezahlbar sein.

Ein Beispiel: Das Normalobjektiv f1,4 50 mm ist bei den meisten Herstellern qualitativ sehr gut und kostet neu „nur“ zwischen 200 und 400 Euro. Auf dem Gebrauchtmarkt sind sie in gutem Zustand durchaus schon für 100 Euro zu haben.

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Sommerbiwaks sind wie Urlaub: laue Nächte, warme Finger und „zitterfreies“ Fotografieren. Canon EOS 5D, EF f4,0 17-40 mm L bei Blende 4, 1/15 Sekunde, ISO 800. Cima Venegiota, Pala, Dolomiten, Italien.

Was bringt der Stabilisator?

Er ermöglicht uns zwar keine kürzeren Verschlusszeiten, lässt uns aber „längere“ Verschlusszeiten, bis hin zur 1/30 Sekunde bei Teleobjektiven, aus der Hand halten, ohne das Bild zu verwackeln. Fazit: Er ist, vor allem bei Teleobjektiven, sehr hilfreich und ermöglicht uns durch das ruhigere Sucherbild einen kontrollierteren Bildaufbau.

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Zwei Skitourengängerinnen in der Einsamkeit der nordnorwegischen Lyngen Alps. Die Aufnahme entstand um ca. 13 Uhr während der Polarnacht-Dämmerung.



Ganz wichtig: der Spot der Stirnlampe! Ohne den Stabilizer wäre dieses Bild freihand unmöglich gewesen. Leider habe ich (in damaliger Unwissenheit) diese Bilder alle zu stark unterbelichtet; das Rauschen ist bereits störend sichtbar. Canon EOS 5D, EF f2,8 70-200 mm L IS bei Blende 2,8, ISO 400 und 1/25 Sekunde. Goalborri, Lyngen Alps, Norwegen.

Wie sieht es mit der Qualität aus?

Die Lichtstärke, angegeben im größten Blendenwert, z.B. f1,4 bei einem 50-mm-Objektiv, ist ein wesentliches Merkmal eines Objektives. Zu analogen Zeiten waren hochlichtstarke Objektive in der Regel auch die qualitativ hochwertigsten Objektive. Digital gilt diese Tendenz nicht mehr. Der Anspruch an das Auflösungsvermögen eines Objektives ist an einer Digitalkamera mit Vollformatsensor deutlich höher.

Bei kleineren Sensoren wirkt sich dieser Umstand weniger dramatisch aus, da die tendenziell schwachen Randbereiche ja abgeschnitten werden. „Alte“ Rechnungen wie zum Beispiel von Canon das f1,8 28 mm oder das f1,4 24 mm sind qualitativ nur Mittelmaß. Bei offener Blende sind sie nicht nur unscharf in den Randbereichen (dies hat nichts mit fehlender Schärfentiefe zu tun!!), sondern auch flau. Es fehlt ihnen an Brillanz und Kontrast. Erst abgeblendet auf f5,6 erreichen sie ein einigermaßen akzeptables Qualitätsniveau.

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Wenn es draußen stürmt und schneit, wird eine schlichte Biwakschachtel zum Palast. Extra für die Innenaufnahmen hatte ich auf diese Tour ein f1.8 28 mm Objektiv mitgenommen.



Trotz unschöner Randunschärfen war ich dankbar, überhaupt Bilder mit uriger Hüttenatmosphäre bekommen zu haben. Canon EOS 5D, EF f1,8 28 mm bei Blende 2 und ISO 800, Verschlusszeit 1/8 Sekunde. Rheinland-Pfalz-Biwak, Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich.

Sehr gut dagegen sind zum Beispiel die Normalobjektive f1,4 50 mm von Canon, Nikon und Zeiss, selbst bei offener Blende.

So richtig gut (aber leider auch teuer) sind einige der neuen (digitalen) Objektiv-Rechnungen wie das f1,4 24 mm L II von Canon; es ist selbst bei offener Blende schon sehr ordentlich und ist abgeblendet wirklich sensationell gut. Zusammen mit dem f1,4 50 mm und dem f1,8 85 mm bildet es meine „Available Light Objektiv-Basis“.

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Diese Aufnahme ist zwar nicht bei „wenig Licht“ entstanden, sie zeigt jedoch recht anschaulich, wie gering die Schärfentiefe bei offener Blende ist, vor allem, wenn die Schärfeebene markant im Vordergrund liegt. Zudem zeigt sie auch, wie ein unscharfer Hintergrund wesentliche Inhalte andeuten kann.



Canon EOS 5D Mark II, EF f1,4 50mm und Blende 2,8, ISO 100, Verschlusszeit 1/500 Sekunde. Schneeschuhgänger am Dristkopf, Kitzbüheler Alpen, Tirol, Österreich.

Bedingt durch die schwere Kletterausrüstung für einen hohen westalpinen Gipfel, musste ich auf dieser Tour extrem an der Kameraausrüstung sparen. Dementsprechend improvisiert lief die Fotografie bei wenig Licht ab. Die Stirnlampe legte ich in ein Regal, um die große Thermoskanne etwas aufzuhellen.

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Gut aufgestützt gelang mir nach vielen Auslösungen mit nur 1/4 Sekunde eine einzige, scharfe, nicht verwackelte Aufnahme. Canon EOS 5 D, EF f4 17-40 mm L bei Blende 4 und ISO 640, Verschlusszeit 1/4 Sekunde. Rifugio Vittorio Sella, Gran Paradiso Nationalpark, Italien.

Was bringt uns die hohe Lichtstärke?

Ein praktisches Beispiel: die Hüttenszene im Rifugio Vittorio Sella habe ich freihand, d.h. ohne Stativ, mit dem Canon EF f4 17-40 mm L bei Blende 4,0, ISO 640 mit 1/4 Sekunde fotografiert. Ich musste ca. 15 Mal auslösen, bis mir eine (!) scharfe, verwacklungsfreie Aufnahme gelang. Mit dem f1,4 50 mm Objektiv hätte mir statt der 1/4 Sekunde eine 1/30 Sekunde zur Verfügung gestanden, damit wäre die Wahrscheinlichkeit für scharfe Fotos deutlich höher gewesen. Vermutlich hätte sich das Verhältnis umgekehrt und es wäre nur eine von 15 Aufnahmen verwackelt gewesen. Damit hätte ich bezüglich Blick des Bergsteigers, Bildaufbau etc. aus einer großen Auswahl scharfer Bilder schöpfen können.

„Hätte ich nur“, „wenn und aber“ … Fakt ist, dass ich auf langen Touren die schweren, lichtstarken Festbrennweiten manchmal gar nicht mittragen kann. „Wäre ich nur stärker, jünger, leidensfähiger …“.

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Minus 25 Grad und eisiger Wind, da soll ein Fotograf nicht zittern. Das erste Morgenlicht erreicht gerade die Gipfel der Drei Zinnen.



Canon EOS 1V, EF f2,8 16-35 mm L bei Blende 4, 1/8 Sekunde, Fuji Provia 400 gepusht auf ISO 800. Paternkofel, Dolomiten, Italien.

Das Spiel mit der kreativen Unschärfe

Die hohe Lichtstärke bewirkt, in Relation auch bei Weitwinkel-Brennweiten, eine geringe Schärfentiefe bei offener Blende. Richtig eingesetzt können wir selbst mit einem Weitwinkelobjektiv die Schärfe sehr gezielt partiell dosieren und Unwesentliches in der Unschärfe verschwimmen lassen, oder aber Wesentliches in der Unschärfe andeuten! Wichtig hierbei: je kürzer die Brennweite (Weitwinkel) desto näher sollte sich das Motiv befinden, um die Unschärfe „nach hinten hinaus“ zu verstärken.

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Gastraum der Bamberger Hütte, Kitzbüheler Alpen, Tirol, Österreich.



Bedingt durch den geringen Aufnahmeabstand und die Blende 2 ist die Schärfentiefe „auf unserem Mittagessen“ nur minimal. Gleichzeitig wird der Hintergrund (trotz Weitwinkelobjektiv) sehr weich wiedergegeben. Canon EOS 5D Mark II, EF f1,4 24 mm L II bei Blende 2 und ISO 320, Verschlusszeit 1/60 Sekunde.

Dieses Bild entspricht meiner Vorstellung von Available Light. Ohne die lichtstarke Festbrennweite in Kombination mit den qualitativ sehr guten ISO 1600 der neuen 5D wäre diese Aufnahme unmöglich gewesen.

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Canon EOS 5D Mark II, EF f1,4 24 mm L II bei Blende 1,8 und ISO 1600, Verschlusszeit 1/30 Sekunde. Schneehöhle am Goisele, Schobergruppe, Osttirol, Österreich.

Die gleiche Szene „totgeblitzt“.

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Canon EOS 5D Mark II, EF f1,4 24 mm L II bei Blende 1,8 und ISO 1600, Verschlusszeit 1/30 Sekunde, Blitz. Schneehöhle am Goisele, Schobergruppe, Osttirol, Österreich.

Der neue ISO-Grenzbereich Bezüglich der ISO-Möglichkeiten der neuesten Kamerageneration könnte ich täglich wieder Freudensprünge machen. Viele Available-Light-Aufnahmen der vergangenen Monate wären analog nicht möglich gewesen. Gerade Nikons D3, D700 aber auch die EOS 50D und 5D Mark II von Canon setzten hier neue Maßstäbe. Bis ISO 1600 sind jetzt sehr gute Ergebnisse möglich, bis ISO 3200 immerhin noch druckbare. Das heißt: Für die Fotografie bei wenig Licht stehen uns bei vergleichbarer Qualität (zu analog) zwei bis drei Verschlusszeiten (Blenden) mehr zur Verfügung. Selbst günstige Einsteigerkameras bringen bis ISO 800/1600 sehr gute Ergebnisse.

Wichtigster Tipp: Nutzt die hohen ISO-Bereiche und experimentiert diesbezüglich mit der eigenen Kamera. Die Metadaten der Bilder erlauben uns ja den direkten Vergleich, ohne dass wir (wie früher) alle Daten zu Vergleichszwecken immer mitschreiben müssten.

Aber auch an dieser Stelle nochmals der Rat: Bitte nicht unterbelichten!!

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Für diese Aufnahme der Berliner Hütte zu Beginn der Dämmerung mussten alle ruhig halten: der Fotograf und die Wanderer vor der Hütte.



Canon EOS 1Ds Mark III, EF f4 17-40 mm L bei Blende 5,6 und ISO 800, Verschlusszeit 1/15 Sekunde. Berliner Hütte, Zillertaler Alpen, Tirol, Österreich.

Nur durch das Auflegen auf einen Baumstamm konnte diese Aufnahme ohne Stabilisator und ohne Stativ gelingen. Normalerweise ist die 1/60 Sekunde für die extreme Telebrennweite viel zu lang.

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Canon F1N, FD f5,6 400 mm L, Blende 5,6, 1/60 Sekunde, Fuji Sensia 100, gepusht auf ISO 200, Insel Pai, Irian Jaya, Indonesien.

In der Ruhe liegt die Kraft

Eigentlich müsste es ja heißen: Mit einer ruhigen Hand gelingen uns gute Bilder. Welche längsten Verschlusszeiten mit/ohne Stabilisator aus der Hand noch „haltbar“ sind, wurde ja schon im Tutorial 2 angeschnitten. Ergänzen möchte ich hier noch Folgendes: Je stärker das Weitwinkel, desto länger kann die Verschlusszeit sein. Mit dem f1,4 24 mm L II halte ich durchaus 1/4 Sekunde aus der Hand. Je länger das Teleobjektiv, desto kürzer muss jedoch die Verschlusszeit sein, z.B. 1/200 Sekunde bei 200 mm Brennweite.

Was können wir zusätzlich tun, abgesehen vom Erhöhen der ISO-Zahl, von lichtstärkeren Objektiven und Stabilisatoren, um das Verwacklungsrisiko zu minimieren? Ganz einfach: die Kamera ruhig halten. Aber wie? Zum einen hilft die richtige Atmung: Man sollte, vor allem nach einer Anstrengung, die Atmung kurz zur Ruhe kommen lassen.

Das heißt: mehrmals tief ein- und ausatmen, zuletzt die Luft anhalten und dann erst auslösen. Wenn man aus irgendeinem Grund aufrecht stehen muss, hilft die Position der Schützen/Biathleten: den hinteren Fuß querstellen, vorderer Fuß in Fotorichtung, beide Ellbogen auf der Brust aufgestützt. Stabilisierend wirken auch alle Varianten des Anlehnens, wie z.B. mit der Schulter oder dem Rücken an einer Wand. Noch stabiler wird es, wenn wir sitzen oder gar liegen und damit die Ellbogen auf dem Tisch, den Knien oder dem Boden abstützen können. Mit jeder „Achse“, die aufgelegt und damit stabilisiert wird, verringern wir das Verwacklungsrisiko.

Es lohnt sich, in der „Available-Light-Welt“ zu üben und zu experimentieren. Es entstehen hier nicht nur besonders stimmungsvolle Bilder, sondern auch Aufnahmen, die man nicht alle Tage macht.

Und grundsätzlich gilt: „Geht nicht - gibt‘s nicht“!

Viel Spaß.

Nur für wenige Minuten wurden am Morgenhimmel diese Wolken zart beleuchtet. Mit den modernen, stabilisierten Objektiven und hohen ISO-Werten sind Bilder dieser Art deutlich leichter geworden.

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Canon EOS 1Ds Mark III, EF f2,8 70-200 mm L IS bei Blende 4, ISO 400 und 1/100 Sekunde. Rauhenkopf, Zillertaler Alpen, Österreich.