Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung

Professionelle Beleuchtungstechnik und Lichtführung: Teil 9 - Professionelle Lichtführung Indoor

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Professionelle Lichtführung Indoor

Abbildung 9-1: Wer für „große“, bekannte Marken fotografiert, muss bei seiner Arbeit Wert auf Qualität legen. Dazu gehört auch eine professionelle Lichtführung. Leider gibt es keine Patentrezepte für das Setzen der Lichter, weshalb wirklich gute Fotografen niemals aufhören, mit dem Licht zu experimentieren. Wer mit Blitzanlagen arbeitet und ein genügend helles Einstelllicht zur Verfügung hat, dürfte aber in der Lage sein, nahezu alle beleuchtungstechnischen Herausforderungen souverän zu meistern.

Denn nach dem Prinzip „What you see is what you get“ braucht man nur noch genau hinzuschauen: Der Fotograf sieht jede Auswirkung, die durch die Änderung der Lichtposition oder der Lichtcharakteristik (durch Lichtformerwechsel oder Abstandsveränderung) hervorgerufen wird.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

9.1 Natürlichkeit ist „in“!

Der Sinn des Einsatzes von Blitzlicht besteht nicht darin, jedes Foto „künstlich“ oder „totgeblitzt“ aussehen zu lassen. Anders als in den siebziger und achtziger Jahren ist heutzutage ein eher natürlich wirkendes Licht gefragt.

Abbildung 9-2: Bei diesem Foto stammt der Hauptlicht-Anteil aus dem durch die Fenster hereinfallenden Tageslicht (rechts vom Jungen und dahinter). Der Systemblitz wurde lediglich dazu verwendet, die Schatten im Gesicht des Jungen aufzuhellen. Der Blitz wurde dafür indirekt schräg über die weiße Wand (links von der Position des Jungen) eingesetzt.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

9.2 Weniger ist manchmal mehr!

Man braucht nicht immer gleich 3 oder 4 Blitze, um wirkungsvolle Fotos zu erstellen. Ich arbeite in den meisten Fällen (bei circa 70% meiner Fotos) mit nur einem oder zwei Blitzköpfen. Das garantiert ein natürlich wirkendes Licht und ermöglicht eine effiziente Arbeitsweise.

Abbildung 9-3: Normalerweise muss weißer Hintergrund separat angeblitzt werden, damit er auch entsprechend weiß wiedergegeben wird (und nicht unschön grau). Dies geschieht am besten sogar mit zwei Blitzen, damit es keinen Lichtverlauf von hell zu dunkel gibt (was beim Einsatz nur eines Blitzes der Fall ist). Bei dieser Serie konnte ich jedoch auf zusätzliche Hintergrundbeleuchtung verzichten, da das Model direkt an der Wand lehnte.

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Abbildung 9-4: Nur wenn der Abstand zwischen Model und Wand relevant (also vorhanden) ist, sorgt der Lichtabfall dafür, dass die Wand zu dunkel wiedergegeben wird. Dann muss sie separat beleuchtet werden. Hier allerdings reichte mir das Licht einer einzigen großen Softbox; sowohl fürs Model als auch für den Hintergrund. Nikon D3X mit 1,4/85mm Nikkor. 1/125 Sekunde, Blende 5,0, ISO 200.

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

9.3 Fotografieren im dunklen Raum

Fotostudios sind normalerweise ganz dunkel oder können zumindest abgedunkelt werden. Nur wenn kein anderes Licht ins Studio fällt, lässt sich der Lichtverlauf beim Blitzen schon anhand des Einstelllichtes beurteilen. Nur so sind ausgeklügelte Beleuchtungssituationen realisierbar.

Störendes Dauerlicht behindert die Begutachtung des Lichtverlaufs und der Lichtcharakteristik, denn es suggeriert, dass es stärkeren Einfluss auf das Bildergebnis nimmt, als es tatsächlich der Fall ist. Das rührt daher, dass das Blitzlicht in der Regel deutlich stärker ist als das Einstelllicht.

Beim Blitzen (mit starker Leistung) fällt das vorhandene Fremdlicht viel weniger ins Gewicht als bei der Begutachtung der Lichtsetzung, bei der das vorhandene Fremdlicht aufs (schwache) Einstelllicht trifft. Je stärker das Einstelllicht der Studioblitzanlage ist, desto weniger störend sind irgendwelche anderen Lichter, die durch Fensteröffnungen oder Türschlitze einfallen.

Also entweder weist die verwendete Blitzanlage über ein sehr starkes Einstelllicht auf, oder aber die Aufnahmen finden in einem abgedunkelten Raum statt.

Starkes Einstelllicht hat zudem den Vorteil, dass der Autofokus eurer Kamera viel schneller und präziser scharfstellt. Ein Punkt, der beim Neukauf nicht vergessen werden sollte, denn das langsame Scharfstellen des Autofokus bei Fotoaufnahmen kann schon ordentlich „nerven“ …!

Abbildung 9-5: Wenn man in einem abgedunkelten Raum fotografiert, sieht man sehr schön den Lichtverlauf schon bei der Lichtsetzung (also noch vor der Aufnahme). Bei diesem Foto habe ich drei Lichter eingesetzt: das Hauptlicht von vorn (Beauty-Dish mit Wabenraster), das Effektlicht von der linken Seite (rechts vom Jungen; eine längliche Softbox) und das Hintergrundlicht (ein Normalreflektor mit großer Wabe).

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(Foto ©: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

9.4 Für Neueinsteiger: Lichtaufbau dokumentieren!

Um den Lernprozess zu beschleunigen, empfehle ich, dass ihr – zumindest zu Beginn bei der Arbeit mit einer Blitzanlage – eure Lichtaufbauten dokumentiert. Das kann durch eine schemenhafte Skizze erfolgen oder einfach per Making-of-Foto (mit größerem Bildwinkel aufgenommen).

So könnt ihr später besser nachvollziehen, wo bei welcher Fotoserie das Licht gestanden hat beziehungsweise, wie viele Blitzköpfe ihr verwendet habt und welche Lichtformer eingesetzt wurden. Auch Fehler können so im Nachhinein leichter identifiziert werden.

Abbildung 9-6: Oftmals, wenn mir die Beleuchtung eines Fotos gefällt, frage ich mich, wie ich wohl das Licht gesetzt und welche Lichtformer ich verwendet hatte …

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 9-7: Hilfreich wäre es, wenn ich bei jedem Motiv den Lichtaufbau, genauso wie hier, fotografiert hätte. Leider kam mir diese Idee erst jetzt, beim Schreiben dieses Tutorials … ;-( Macht also nicht den gleichen Fehler wie ich, sondern fangt von Beginn damit an, den jeweiligen Lichtaufbau zu dokumentieren!

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

9.5 Fotografieren bei Mischlicht

Aber auch in Innenräumen kann es vorkommen, dass bei Mischlicht fotografiert werden soll. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn man Räume fotografiert, zum Beispiel in Hotels.

Dann ist der Blitz auf das vorhandene Licht abzustimmen. Über den Regelbereich der Blitzanlage ist das leicht möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass der Regelbereich möglichst groß ist. Ich empfehle, dass der Regelbereich mindestens 7 Blendenstufen beträgt. Nur dann ist die Anlage auch wirklich flexibel einsetzbar.

Abbildung 9-8: Bei dieser Serie habe ich mir selbst eine Mischlicht-Situation als Aufgabe gestellt. Ich wollte den Schirm im Hintergrund kälter wiedergeben. Normalerweise ist er ja silberfarben, doch für meine Bildidee wollte ich ihn bläulich erscheinen lassen. Dafür habe ich den Weißabgleich an meiner Kamera auf das Glühlampensymbol gestellt.

Den Schirm im Hintergrund habe ich dann normal geblitzt, während ich das Model lediglich mit dem Einstelllicht beleuchtet habe.

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Abbildung 9-9: Auf diese Weise wurde das Model korrekt („normal“) wiedergegeben, während der Hintergrund „kälter“ als normal erscheint. Nikon D3X mit 1,4/85mm Nikkor. 1/80 Sekunde, Blende 3,5, ISO 200.

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(Foto © 2012: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

9.6 Lichtformer im Vergleich

Im Folgenden habe ich einige Beispielfotos aufgeführt, die verdeutlichen sollen, wie sich der Lichtverlauf bei Verwendung der unterschiedlichen Lichtformer ändert. Der Abstand Blitzkopf zum Model betrug jeweils circa 1,20 Meter (außer bei Verwendung des großen Schirms, da betrug der Abstand circa 3 Meter). Der Abstand Model zum Hintergrund betrug circa 1 Meter. Die Fotos, die den Licht-Schattenverlauf verdeutlichen, wurden von mir leicht schräg (aus einem Winkel von circa 10 Grad zur Lichtquelle) aufgenommen. Die linken Fotos zeigen jeweils den verwendeten Lichtformer; die rechten zeigen als Ergebnis den jeweiligen Licht-Schatten-Verlauf (im Gesicht des Models und an der weißen Wand).

Abbildung 9-10: Verwendeter Lichtformer: (keiner). Wenn man am Blitzkopf keinen Lichtformer verwendet, resultiert sehr hartes Licht, welches nahezu in alle Richtungen abstrahlt. Der Schatten ist klar abgegrenzt. Nur in Notfällen anzuwenden.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 9-11: Verwendeter Lichtformer: Normalreflektor (broncolor P70). Der Normalreflektor hat aufgrund der silbernen Beschichtung eine hohe Lichtausbeute. Das Licht ist als recht hart zu bezeichnen. Der Ausleuchtwinkel ist relativ groß. Sehr gut geeignet für markante Porträts oder zur gleichmäßigen Ausleuchtung des Hintergrundes.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Abbildung 9-12: Verwendeter Lichtformer: Normalreflektor mit Wabenvorsatz eng (broncolor P70 mit Wabe eng). Verwendet man zum Normalreflektor eine Wabe, wird das Licht gerichteter abgegeben. Der Lichtkegel wird deutlich kleiner. Sehr gut geeignet zum Setzen von Haarlicht oder um Porträts mit markanter Lichtführung zu erstellen. Achtung: Model sollte sehr gut geschminkt sein und glatte Haut ohne Hautunreinheiten aufweisen.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 9-13: Verwendeter Lichtformer: quadratische Softbox (broncolor Pulsoflex EM 110cm x 110cm). Das Licht ist sehr weich, was sowohl am Diffusor-Stoff liegt als auch an der großen Fläche dieser Softbox. Sehr gut geeignet für Beauty-Porträts von Modellen mit schlechter Haut oder als flächige Beleuchtung bei Produktfotos, wo sich das Licht widerspiegelt.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Abbildung 9-14: Verwendeter Lichtformer: schmale Softbox (broncolor Pulsoflex EM 40cm x 155cm). Schmale Softboxen liefern ein weiches Licht, wobei der Schatten bei vertikalem Stand der Softbox deutlicher resultiert als bei waagerechter Stellung. Sehr gut geeignet für Lichtkanten, sowohl in der Modefotografie als auch in der Produktfotografie. Bei sich spiegelnden Oberflächen wie beispielsweise Flaschen oder Sonnenbrillen ergibt die sich spiegelnde Softbox einen schönen Reflex.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 9-15: Verwendeter Lichtformer: Beauty-Dish (broncolor Weichstrahl-Reflektor P-Soft mit silberner Beschichtung). Mein Lieblings-Lichtformer! Dieser Lichtformer liefert ein Licht zwischen hart und weich. Ideal für Beauty-Porträts, wenn das Model gut geschminkt ist.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Abbildung 9-16: Verwendeter Lichtformer: Beauty-Dish (broncolor Weichstrahl-Reflektor P-Soft mit silberner Beschichtung + Wabenraster-Vorsatz). Mit Wabenraster wird das Licht des Beauty-Dish gerichteter abgegeben. Gut geeignet für Porträts auch von Männern, die ein etwas markanteres Licht vertragen können, und das Bartstoppeln hervorheben lässt. Kann auch gut in der Fashionfotografie eingesetzt werden, zum Beispiel, um die Struktur von Leder gut zur Geltung zu bringen.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 9-17: Verwendeter Lichtformer: Reflexschirm (broncolor Schirm Silber mit 102cm Durchmesser). Ein traditionelles, bewährtes Licht, welches zwischen hart und weich anzusiedeln ist. Von der Licht-Charakteristik her ähnlich wie dem P-Soft. (Nur deutlich günstiger in der Anschaffung und besser transportabel, da sich der Schirm zusammenklappen lässt.)

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Abbildung 9-18: Verwendeter Lichtformer: Acrylglaskugel opal (broncolor Balloon). Der Balloon wurde für den Einsatz in der Interieur-Fotografie konstruiert. Er liefert durch seine 360-Grad-Abstrahlung ein sehr natürlich wirkendes Licht. Ideal für die Beleuchtung von Innenräumen. Kann auch in der Modelfotografie verwendet werden, wenn das Ergebnis sehr natürlich aussehen soll. Die Fotos sehen, bei mehrfacher Reflexion des Blitzlichts durch Decken und Wände, „nicht-geblitzt“ aus.

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Abbildung 9-19: Verwendeter Lichtformer: großer Schirm (broncolor Para 330 FB; 330cm Durchmesser mit zentrierter Fokussierung). Bei zentrierter Fokussierung (ich verwende den Para mit einem Ringblitz der zentriert um die Mittelstange angebracht ist) resultiert ein sehr plastisch wirkendes Licht, welches ideal ist, um Models schön und leicht dramatisch zu fotografieren.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)



Abbildung 9-20: Verwendeter Lichtformer: großer Schirm (broncolor Para 330 FB; 330cm Durchmesser mit dezentrierter Fokussierung). Bei dezentrierter Fokussierung ergibt sich ein flächiges, sehr weiches Licht. Der Lichtkegel ist dann viel größer als bei zentrierter Fokussierung und reicht zur Ausleuchtung eines ganzen Sets.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 9-21: An der Mittelstange des großen Schirms kann der Blitzkopf (oder, wie hier, ein Ringblitz) befestigt und fokussiert werden. Die Lichtcharakteristik verändert sich dabei deutlich, wie wir anhand der beiden obigen Beispiele gesehen haben. Hier befindet sich der Ringblitz in zentrierter Stellung, nah am Zentrum des Schirms.

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Abbildung 9-22: Der Ringblitz verfügt über Einstelllichter, die entlang der kreisrunden Blitzröhre angebracht sind. So lässt sich der Lichtverlauf gut betrachten, ohne dass man auch nur ein einziges Foto machen musste.

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Abbildung 9-23: Wenn das Model mit Abstand zum Hintergrund steht (hier war es circa 1 Meter), führt das Licht des Ringblitzes dazu, dass ein Schatten vom Model ringsum hinter ihm an der weißen Wand erkennbar wird. Diese Aufnahme wurde nicht, wie die Beispiele zuvor, in einem schrägen Winkel, sondern direkt frontal aufgenommen. Der Ringblitz war dafür an der Kamera befestigt, das Objektiv meiner DSLR befand sich bei der Aufnahme mittig in der Öffnung des Ringblitzes.

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Abbildung 9-24: Der Ringsum-Schatten kann vermieden werden, wenn das Model direkt (also ohne Abstand) vor dem jeweiligen Hintergrund steht. Diese Aufnahme wurde genauso aufgenommen wie das vorherige Beispiel, nur dass das Model direkt an der weißen Wand stand. Lediglich der rechte Arm wirft noch einen Schatten, was daran liegt, dass er circa 30 Zentimeter vor der weißen Wand gehalten wird.

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Abbildung 9-25: Abschirmklappen-Sets (die am Normalreflektor befestigt werden; dieses Foto zeigt eine Befestigung an einer Demo-Wand) verändern nicht die Lichtcharakteristik. Sie beeinflussen aber den Ausleuchtwinkel. Sie werden verwendet, wenn das Licht nur gezielt auf einzelne Motivteile strahlen soll, während andere davor bewahrt werden sollen, Licht dieser Leuchte abzubekommen. Vorsicht: Nach längerem Gebrauch der Abschirmklappen werden diese (bei einem starken Einstelllicht) sehr heiß!

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9.7 Lichtformer in der Produktfotografie

In der Produktfotografie ist die Wahl des richtigen Lichtformers für die Verkaufschancen des Produktes mit entscheidend. Stellt euch einmal einen edlen Wein vor, der in einer Designer-Flasche verkauft werden soll: Wie würde das Ganze einem potenziellen Kunden gefallen, wenn bei den Werbefotos aufgrund einer unpassenden Beleuchtung die Flasche nicht mehr schick, sondern nur unschön rüberkommt? Flaschen fotografiert man beispielsweise nicht mit Schirmreflektoren, sondern mit schmalen eckigen Flächenleuchten, da diese die Linienführung einer edlen Flasche unterstreichen können.

Abbildung 9-26: Bei glänzenden Schuhen sind ebenfalls Flächenleuchten die erste Wahl. Der längliche Lichtreflex am Schuh wirkt edel und unterstützt so das Image des Produktes.

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Abbildung 9-27: Wenn die Oberfläche der Schuhe aus Stoff oder Wildleder besteht, können auch andere Lichtformer zum Einsatz kommen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem broncolor P-Soft, bestückt mit einem Wabenraster, gemacht.

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Abbildung 9-28: Das gerichtete Licht sorgt dann dafür, dass die raue Oberfläche des Materials gut zur Geltung kommt.

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Abbildung 9-29: Egal, ob Prägungen, Strickmuster oder Lederstrukturen: Wer die Oberflächenbeschaffenheit von Produkten hervorheben möchte, wird eher hartes, gerichtetes Licht verwenden.

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Abbildung 9-30: Für die Produktfotografie benötigt man in der Regel „viel Licht“. Das gilt insbesondere auch bei kleinen Gegenständen, wenn man im Makro-Bereich arbeitet. Wer also mit der Produktfotografie sein Geld verdienen möchte, wird bei der Anschaffung von Beleuchtungstechnik darauf achten (müssen), dass eine Blitzanlage mit viel Power gekauft wird (1.500 Wattsekunden Minimum bei 3 Blitzköpfen).

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Abbildung 9-31: Designer-Brillen zu fotografieren, macht Spaß; man muss allerdings aufpassen, welche Lichtformer am besten eingesetzt werden können. Und von wo. Ich bevorzuge hierfür schmale Softboxen, welche je nach Wölbung des Glases horizontal, vertikal oder auch schräg von mir eingesetzt werden. Da es auch in der Produktfotografie keine Standard-Einstellungen gibt, gilt auch hier: Einfach verschiedene Möglichkeiten ausprobieren!

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Vorschau

Im nächsten (und letzten) Teil dieses Tutorials beschäftigen wir uns mit der professionellen Lichtführung im Freien.