Konzertfotografie: Der richtige Ton

Konzertfotografie - Teil 10: Die Nachbereitung

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10 Die Nachbereitung

Abbildung 10.1: Das Foto zeigt den Schlagzeuger beim Konzert von Milow am 1. September 2011. Nach der an erster Stelle stehenden Datensicherung (und Archivierung) ist es notwendig, eine Auswahl der allerbesten Fotografien zu tätigen. Diese müssen dann leicht bearbeitet und verschlagwortet werden.

Erst dann können sie separat abgespeichert werden und stehen der Veröffentlichung (hoffentlich: dem Verkauf) zur Verfügung. Nikon D3S mit 4,0/24-120-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 70mm. 1/200 Sekunde, Blende 4, ISO 1.600.

Konzertfotografie - Teil 10: Die Nachbereitung

(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

10.1 Datensicherung und Archivierung

Bevor ich mir die Fotos anschaue oder eine Auswahl treffe, steht an erster Stelle der Nachbereitung die Sicherung (und Archivierung) der Original-Dateien, die bei Konzertfotografen in der Regel RAW-Dateien sind (aufgrund der schwierigen Lichtverhältnisse ist das RAW-Dateiformat am sinnvollsten, weil hier am meisten aus den Aufnahmen „herausgeholt“ werden kann). Erst wenn alle Fotos richtig (und doppelt) gesichert wurden, beginne ich mit der Auswahl.

Zur Datensicherung gibt es unterschiedliche Systeme. Ich bevorzuge eine doppelte Datensicherung auf jeweils 2 verschiedenen RAID-Systemen („StudioRAID Blueline“ einerseits und „myRAID“ andererseits, beide von Certon Systems; erhältlich zum Beispiel bei www.calumetphoto.de), die räumlich voneinander getrennt im Einsatz sind. Die Redundanz, die aus dieser Methode zwangsläufig folgt, dient der Datensicherheit, denn wenn mal ein RAID-System gestohlen oder bei einem Feuer vernichtet wird, stehen alle meine wichtigen Fotos auf dem anderen System noch zu meiner Verfügung.

Abbildung 10.2: Für meine laufende Datensicherung verwende ich das RAID-System „Studioline“ von Certon Systems (RAID = „Redundant Array of Independent Discs“ = redundante Anordnung unabhängiger Festplatten). Dieses besteht aus 8 Festplatten, wovon bis zu 2 Festplatten gleichzeitig ausfallen können (und dennoch alle Daten gesichert bleiben). Schließlich sind Fotos das Kapital von uns Fotografen und es wäre sehr ärgerlich, wenn durch schlampige und unprofessionelle Datensicherung wertvolle Bilder verloren gingen. Dieses System ist als NAS (Network Access Storage) ausgelegt, d.h., übers Netzwerk können sowohl Mitarbeiter darauf zugreifen als auch beispielsweise Kunden übers Internet aus der ganzen Welt. Um Missbrauch und Zugriff Unbefugter zu vermeiden, können hierfür Ordner mit Zugriffsberechtigungen angelegt werden.

Für mich ist diese Lösung weitaus attraktiver (und sicherer) als die Speicherung wichtiger Daten in einer abstrakten „Cloud“ (also bei einem mir unbekannten Rechenzentrum irgendwo auf der Welt).

Konzertfotografie - Teil 10: Die Nachbereitung

(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Fotografen sollten ihre Fotos nach einem bewährten Muster abspeichern, das ihnen erlaubt, die Fotos, sobald sie benötigt werden (beispielsweise für einen Verkauf an eine Musikzeitschrift), schnell zu finden. Datenbanken sind hierfür bestens geeignet. Allerdings betrifft das nur die besten, ausgewählten Fotografien. Die kompletten Fotos aus den Fotoshootings kann man am besten chronologisch geordnet abspeichern, zum Beispiel nach dem Muster:



2013-04-22 - David Garrett - Konzert - Berlin

2013-05-16 - Eros Ramazzotti - Konzert - Berlin

2013-06-08 - Depeche Mode - Interview - Berlin

2013-06-09 - Depeche Mode - Konzert - Berlin

2013-06-16 - Staatsoper für Alle - Konzert - Berlin

2013-07-12 - Blackmail - Konzert - Bochum



So wird man schon im Inhaltsverzeichnis erkennen, um was für Aufnahmen es sich jeweils handelt. Die Sortierung ist aufgrund des vorangestellten Datums zwangsläufig chronologisch aufsteigend. Wer zusätzlich seine besten, ausgewählten und bearbeiteten Fotos in einer Datenbank gespeichert hat, ist für alle Verwendungszwecke bestens gerüstet, weil sich so einerseits die Archivierung effizient durchführen lässt und andererseits die benötigten Aufnahmen auch schnell gefunden werden können.

Abbildung 10.3: Die ausgewählten besten Fotos werden zusätzlich in einer Datenbank abgespeichert, um sie schnell bei Suchanfragen durch Kunden aufzufinden. Hierfür ist eine professionell durchgeführte Verschlagwortung vonnöten, denn anhand der Schlagwörter kann später entsprechend die Suchanfrage gefiltert werden. Violinist David Garrett im Konzert in der Philharmonie in Berlin am 22. April 2013. Canon EOS-1D X mit EF 2,8/300mm. 1/250 Sekunde, Blende 4,0, ISO 4.000. Manuelle Einstellung der Belichtungsparameter. Gewählte Belichtungsmessmethode: Spotmessung.

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(Foto © 2013: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

10.2 Die Bildauswahl

Viele Fotografen begehen den Fehler, die Bildauswahl übereilt vorzunehmen; am besten sofort nach dem Konzert, wenn die Eindrücke alle noch frisch sind. Diese Vorgehensweise ist durchaus legitim, wenn Schnelligkeit den Verkaufserfolg entscheidet; also zum Beispiel bei Pressefotografen, die noch am selben Abend eine Fotoauswahl an die örtliche Tageszeitung schicken müssen, damit am darauffolgenden Tag bereits das Foto zusammen mit einem Konzertbericht in der Zeitung veröffentlicht werden kann. Für alle anderen Konzertfotografen gilt aber der Grundsatz, dass zumindest eine Nacht (besser: 24 Stunden) zwischen den Aufnahmen und der Bildauswahl liegen sollte. So wird man etwas „objektiver“, zumindest mit ein bisschen mehr Abstand, die Fotos auswählen.

Abbildung 10.4: Dieses Foto habe ich ausgewählt, weil es mir damit meiner Meinung nach gelungen ist, ein für dieses Konzert „typisches“ Foto vom Künstler zu schießen. Jan Delay singt, hüpft, ist extravagant gekleidet und steht demonstrativ im Vordergrund, während die Band im hinteren Teil der Bühne verschwindet. Natürlich gibt es ähnliche Fotos; aber dieses ist eines meiner 5-Sterne-Favoriten. Jan Delay bei seinem Konzert am 20. August 2010 beim Zeltfestival Ruhr in Bochum/Witten. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/1000 Sekunde, Blende 3,5, ISO 3.200. (Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

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Welches Programm für die Selektion benutzt wird, ist eigentlich nebensächlich. Ich verwende Bridge von Adobe.

Gemein ist nahezu allen Bildauswahl-Programmen, dass den Fotografien Prioritäten zugewiesen werden können; beispielsweise durch Vergabe von Farben oder anhand von Sternchen. Empfehlenswert ist es, in einem ersten Schritt, bei noch mittlerer Ansichtsgröße, alle scheinbar besten Fotos mit drei *** Sternen zu bewerten.

Im darauffolgenden zweiten Durchgang, wo nur noch alle Fotos mit drei Sternen *** oder mehr angezeigt werden, werden dann die besseren aus dem ersten Durchgang entweder mit vier Sternen **** bewertet oder die größten Favoriten gleich mit fünf Sternen *****. Diejenigen Fotografien, die etwas schwächer als der Durchschnitt der mit drei Sternen *** bewerteten Fotos sind, werden durch die Vergabe von zwei Sternen ** herabgestuft und verschwinden aus der Anzeige (weil ja nur Fotos angezeigt werden, die drei Sterne *** oder mehr aufweisen).

Zum Abschluss schaut man dann in einem weiteren Durchgang alle Fotos in einer großen Ansicht an, die man im vorherigen Durchgang mit vier **** oder mit fünf Sternen bewertet hat. Jetzt sollte man alle Fotos, die bearbeitet werden und dem Verkauf zugefügt werden sollen, mit fünf Sternen bewerten. Durch diese sukzessiv-systematische Vorgehensweise erreicht man, dass man anhand der Vergleiche auch aus sehr ähnlichen Fotografien/Motiven die am besten gelungenen herausfindet. Außerdem behält man den Überblick, wie viele Top-Fotos beim Konzert wirklich entstanden sind und wie viele Fotografien zur Weiterverarbeitung ausgewählt wurden.

Abbildung 10.5: Manchmal kann man sich nur schwer entscheiden; viele Aufnahmen sind ähnlich, unterscheiden sich nur in Nuancen. Da kann es oftmals sinnvoll sein, quasi wie in einer „Studie“, mehrere Fotos in einer Collage zusammenzufassen. Hier fand ich es interessant, dass der Drummer nahezu gleich (mit natürlichem Tageslicht) beleuchtet wurde, während der Hintergrund sich farblich immer wieder verändert hat. Nikon D800 mit 2,8/70-200-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 100mm. 1/320 Sekunde, Blende 3,5, ISO 800.

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(Foto © 2013: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

10.3 Bildbearbeitungs-Tipps

Konzertfotografie wird gemeinhin als eine Fotografie mit dokumentarischem Charakter betrachtet. Das liegt daran, dass die meisten Veröffentlichungen im Rahmen von Konzertberichterstattungen erfolgen. Da liegt es auf der Hand, den (Zeitungs- und Magazin-) Lesern echtes, unverfälschtes Bildmaterial vorzulegen.

In diesem Fall wird eine Bildbearbeitung nur sehr dezent durchgeführt werden. Helligkeit und Kontraste werden optimiert, zu starke Farbstiche (entstanden meist durch unvorteilhaftes Scheinwerferlicht) herausgefiltert.

Auch die Rauschreduzierung ist oftmals vonnöten, schließlich werden viele Konzertfotos zwangsläufig mit hoher Lichtempfindlichkeit (ISO 3.200 und mehr) aufgenommen. Die Rauschreduzierung dient dazu, das störende Bildrauschen abzuschwächen, damit man so technisch einwandfreie (oder zumindest bessere) Fotos abliefern kann.

Abbildung 10.6: Camera Raw bietet die Möglichkeit, bei der Entwicklung der RAW-Dateien bei den Fotos eine Rauschreduzierung durchzuführen. Diese Funktion wird von vielen Konzertfotografen geschätzt, denn aufgrund der relativ schwachen Lichtverhältnisse bei den meisten Konzerten müssen wir ISO-Empfindlichkeiten von oftmals 3.200 ISO oder noch mehr einstellen, um halbwegs verwacklungsfrei (ohne Stativ!) fotografieren zu können. Hier abgebildet ist eine beispielhafte Rauschreduzierung bei einem meiner Fotos (zur besseren Beurteilung des Effektes bei einer Ausschnitts-Ansicht des Bildes von 100%, s. nächste Seite).

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 10.7: Culcha Candela am 20. August 2011 beim Zeltfestival Ruhr. Nikon D3S mit 4,0/24-120mm Nikkor, bei verwendeter Brennweite 24mm. 1/500 Sekunde, Blende 4,0, ISO 3.200.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 10.8: Udo Lindenberg im Konzert in Berlin am 15. Oktober 2008. Die Nachbearbeitung der besten (ausgewählten) Fotos gehört dazu. Zumindest Helligkeit und Kontrast sollten bei jedem Foto überprüft und gegebenenfalls optimiert werden. Eine Bildschärfung (mittels Photoshop: Filter>Scharfzeichnungsfilter>Unscharf maskieren), bevor die Fotos veröffentlicht werden, gehört auch dazu. Achtet aber darauf, dass ihr das Schärfen nicht übertreibt und dass es der letzte Arbeitsschritt vor der Bildweitergabe ist!

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(Foto © 2012: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Das Verändern der Farbigkeit des Bildes kann getrost auch noch als zulässiger Eingriff betrachtet werden, ohne dass die Aufnahme an Authentizität verliert. Insbesondere Tageszeitungen veröffentlichten früher die Fotos sowieso in Schwarz-Weiß. Nachdem die meisten Zeitungen auf Farbdruck umgestiegen sind und nunmehr alle Seiten in Farbe präsentiert werden, hat sich dies zwar geändert; aber schwarz-weiße Fotos sind nach wie vor „in“ und bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt.

Beachtet werden sollte allerdings, dass nicht alle Aufnahmen gleichermaßen in Schwarz-Weiß wirken; bei manchen spielt die Farbigkeit einfach eine viel zu große Rolle dabei, ob das Foto wirkt oder nicht. Andere Bilder hingegen sind viel ausdrucksstärker in Schwarz-Weiß, weshalb jeder Fotograf angehalten ist, seine Konzertfotos dahingehend zu untersuchen, ob Aufnahmen dabei sind, die entsprechend bearbeitet besser beim Bildbetrachter ankommen.

Abbildung 10.9: Hier drei Beispiele desselben Fotos: Das obige Foto zeigt das Original. Es ist nicht bearbeitet, die Farben Rot und Blau im Hintergrund haben eine starke Signalwirkung. Auf den ersten Blick würde man vermutlich sagen, dass die Farben bei diesem Foto für die Bildwirkung unerlässlich sind. Nach Herausnahme der Farbigkeit (hier einfach durchgeführt durch komplette Reduzierung der Farbsättigung) entsteht ein schwarz-weißes Foto (Mitte), welches zum Vergleich zum Original eher langweilig, blass (und eben farblos) wirkt. Beim direkten Vergleich würde wohl jedermann dem Original den Vorzug geben. Allerdings spielt bei der Bearbeitung eines Fotos das Können des Bearbeiters ebenfalls eine große Rolle. Wie man an diesem Beispiel gut sehen kann, ist die reine Reduzierung der Farbsättigung, um ein schwarz-weißes Bild zu bekommen, nicht unbedingt optimal. Weitere/andere Bearbeitungsschritte sind notwendig, wenn das Foto wirken soll. Hier habe ich mich dafür entschieden, dem schwarz-weißen Foto einen deutlich wärmeren „Touch“ zu geben, indem ich es sepiafarben getont habe (unteres Foto).

Wenn ich dieses nun mit dem Original vergleiche, gefällt es mir deutlich besser, denn die starken Farben Rot und Blau lenken nun nicht mehr so sehr vom Sänger ab. Das Foto wird nun der teils sanften Musik von Milow gerechter als das bunte Original. Milow-Konzert am 1. September 2011. Nikon D3S mit 1,4/85mm Nikkor. 1/160 Sekunde, Blende 2,2, ISO 1.250.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 10.10: In Photoshop habe ich mir unter Aktionen eine standardisierte Befehlsfolge zur Konvertierung von Farbfotos ins Sepia abgespeichert. Das spart nicht nur Zeit, sondern garantiert auch, dass die meisten von mir ins Sepia umgewandelten Fotos auch zueinander passen. Wenn man jedes Mal individuell die Sepia-Tönung vornimmt, kann es passieren, dass die Fotos zu unterschiedlich wirken und nicht zueinander passen. Allerdings behalte ich mir trotzdem vor, dass die Tönung dann – allerdings lediglich in Einzelfällen – doch individuell verändert wird, zum Beispiel, wenn ich mit der Standard-Befehlsfolge hierfür nicht 100%ig zufrieden bin. Die Möglichkeit in Photoshop aber, Bearbeitungs-Befehlsfolgen unter Aktionen abspeichern (und benennen) zu können, ist eine große Hilfe, wenn es darum geht, mehrere Fotos (beispielsweise für einen Kunden) möglichst gleich zu bearbeiten.

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In Einzelfällen sind darüber hinausgehende Bildbearbeitungen aber durchaus legitim oder auch hilfreich, wenn man beispielsweise die Fotos nicht für die Presseberichterstattung verwenden möchte, sondern Veröffentlichungen plant, die nicht auf ein bestimmtes Konzert oder bestimmte Künstler bezogen(also sozusagen „neutral“) sind.

Abbildung 10.11: Normalerweise verfremde ich meine Fotos höchst ungern. Man sieht sich eben sehr schnell über bei solchen Effekten. Gelegentlich aber, wenn man abstrakte Fotos benötigt, die zwar zum Thema „Musik“ passen, aber nicht individuell einem Musiker oder einer Band zugeordnet werden sollen, sind sie ein probates Mittel der Verfremdung. Nikon D3S mit 4/24-120-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 105mm. 1/200 Sekunde, Blende 4,0, ISO 2.500. Manuelle Einstellung der Belichtungsparameter.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 10.12: Hier gefiel mir der Kacheleffekt sehr gut, nachdem ich das Foto zusätzlich farblich verändert hatte. Gerade bei der Verwendung der Photoshop-Filter solltet ihr aber darauf achten, solche Effekte nicht zu oft durchzuführen. Außerdem ist es sinnvoll, diese Effekte nicht immer mit den gleichen Einstellungen vorzunehmen, sondern individuell für jedes Foto zu schauen, welche Parameter-Kombination den besten Effekt bringt. Sunrise Avenue im Konzert am 27. August 2012. Nikon D4 mit 1,4/85mm Nikkor. 1/640 Sekunde, Blende 2,5, ISO 2500. Blendenpriorität (Zeitautomatik).

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 10.13: Ursprünglich war ich ein Schwarz-Weiß-Fotograf. Ich konnte mit den meist wahllos auftretenden Farben vieler Fotos nichts anfangen; die Reduktion auf Schwarz-Weiß (oder oftmals auch Sepia) machte meines Erachtens meine Fotografien ausdrucksstärker und interessanter. Irgendwann dann, noch zu Analogzeiten, als noch mit Film fotografiert wurde, entdeckte ich das „Crossen“ der Fotos (ein Diafilm wird belichtet und dann wie ein Negativfilm, in C41 statt E6, entwickelt) für mich.

Das Resultat war, nachdem ich den für meine Zwecke passenden Film gefunden hatte, dass die Fotos viel farbintensiver resultierten, mit stärkeren Kontrasten. In der Digitalfotografie funktioniert dies ebenfalls: Mithilfe der Befehle Farbsättigung und Gradationskurven lassen sich so Fotos erstellen, die „knallig bunt“ sind und aufgrund der Kontraste fast grafisch wirken.

Das obere Foto zeigt die Original-Aufnahme. In einem ersten Schritt habe ich das Bild schmaler gemacht, indem ich vom unteren Rand ein Stückchen abgeschnitten habe; außerdem habe ich die Farbsättigung der Aufnahme sehr stark erhöht, um die poppigen Farben zu bekommen (siehe mittleres Foto). Wir sind Helden im Konzert am 25. August 2011. Nikon D3S mit 1,4/85mm Nikkor. 1/250 Sekunde, Blende 3,5, ISO 2.000. Manuelle Einstellung der Belichtungsparameter.

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(Foto © 2011: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

Abbildung 10.14: Zur weiteren Abstraktion und um eine fast grafische Wirkung zu erzielen, habe ich dann im zweiten Schritt die Kontraste des Fotos mittels der Gradationskurven in Photoshop stark vergrößert.

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Hinweis: Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung und –Verfremdung sind, insbesondere unter Verwendung von Photoshop, nahezu unbeschränkt. Achtet aber darauf, wie eure Fotos eingesetzt werden sollen. Eine zu starke Bearbeitung oder Verfremdung kann dem Zweck einer authentischen Konzertberichterstattung entgegenstehen.

Werden die Fotos aber in Galerien ausgestellt, geht es also um die künstlerische Ausdrucksweise der Fotografien an sich und weniger um die abgebildeten Musiker, so sind Verfremdungen gleich welcher Art natürlich ein probates Mittel für den Foto-Künstler, seiner Sichtweise Ausdruck zu verleihen.

Die Orientierung am Veröffentlichungszweck ist also ein gutes Mittel, um zu entscheiden, wie viel Bildbearbeitung erlaubt und vonnöten ist.

10.4 Die Präsentation

Wer seine Fotos der Öffentlichkeit zur Schau stellt, sollte daran denken, diese möglichst „chic“ zu präsentieren. Ein Rahmen rund um das Foto (in Photoshop kreiert man diesen über den Befehl Arbeitsfläche) hat dann die gleiche Funktion wie zu Analogzeiten das Passepartout.

Dieser „Mehraufwand“, der benötigt wird, um die Fotos entsprechend „chic“ zu präsentieren, lohnt sich allemal. Die Fotografien wirken so edler, hochwertiger.

Beabsichtigt man, Schrift (zum Beispiel Namen des Fotografen) auf dem Foto oder dem Passepartout zu verwenden, so sollte hierfür entweder eine neutrale „Farbe“ genommen werden (Schwarz, Grau oder Weiß) oder eine Farbe, die auch im Bild vorhanden ist.

Abbildung 10.15: Damit sich der weiße Rahmen („Passepartout-Ersatz“) vom weißen Papierhintergrund abhebt, habe ich die Ecken noch mit Farbe versehen (in Photoshop: Verwendung eines sehr weichen Pinsels, der nur die Ecken „streift“). Konzert von Jan Delay mit Band am 20. August 2010 beim Zeltfestival Ruhr. Nikon D3S mit 2,8/24-70-mm-Nikkor bei verwendeter Brennweite 70mm. 1/1250 Sekunde, Blende 3,5, ISO 3.200. Blendenpriorität (Zeitautomatik).

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(Foto © 2010: Jens Brüggemann – www.jensbrueggemann.de)

10.5 Verschlagwortung

Wenn man Fotos zu kommerziellen Zwecken weitergibt, insbesondere an professionelle Verwerter (Redaktionen, Bildagenturen, etc.), so sollte man darauf achten, dass wichtige Informationen über den Inhalt des Fotos nicht fehlen.

In der Konzertfotografie sind dies zum Beispiel: Name der auftretenden Band, Name des im Mittelpunkt des Fotos stehenden Künstlers, Veranstaltungsort und Ort des Auftritts (zum Beispiel „Olympiastadion Berlin“), Datum und Uhrzeit der Aufnahme, Besonderheiten (beispielsweise „das letzte Konzert mit seiner Band, bevor er diese verließ“) und natürlich Name des Urhebers des Fotos und sonstige Copyright-Angaben (beispielsweise bei Veröffentlichungen, dass nicht nur der Name des Fotografen genannt wird, sondern auch die Internetadresse).

Außerdem kann die Angabe der Bankverbindung sinnvoll sein, sodass kommerzielle Verwerter die Bankdaten zur Überweisung der Lizenzgebühren haben (zusätzlich zur Rechnung, falls diese angeblich mal nicht ankommt).

Abbildung 10.16: Schlagwörter (Stichwörter) helfen bei der Suche nach Bildern für bestimmte Verwendungszwecke. Obiges Foto kann so leicht gefunden werden, wenn Fotos zu den Themen Live-Musik, Konzert, klassische Musik, Bühnenauftritt etc. gesucht werden. Und auch zum Thema „Blinde“ würde obiges Foto aufgrund der Verschlagwortung vorausgewählt werden. Es könnte zum Beispiel im Zusammenhang über blinde Künstler in einem Zeitungsbeitrag veröffentlicht werden. Andrea Bocelli am 15. Mai 2013 im Konzert in der Philharmonie in Berlin. Canon EOS-1D X mit EF 2,8/300mm. 1/200 Sekunde, Blende 4,0, ISO 3.200. Verschlusspriorität (Blendenautomatik). Gewählte Belichtungsmessmethode: mittenbetonte integrale Messung. (Foto © 2013: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)

Konzertfotografie - Teil 10: Die Nachbereitung

Hinweis: Die Verschlagwortung dient dazu, Bilder, die zum gesuchten Thema passen, schnell aufzufinden. Hierbei sollten allerdings nur sinnvolle Stichwörter aufgeführt werden. Manche (Konzert-) Fotografen sind ein wenig zu großzügig mit der Vergabe der Stichwörter, was dazu führt, dass die Fotos zwar häufig bei Suchanfragen auftauchen – aber selten auch wirklich zum Thema passen. Dadurch kann man sich schnell das gute Verhältnis zum Kunden verderben, weshalb die Wahl der Schlagwörter wirklich überlegt und sinnvoll zum Bildinhalt passend erfolgen sollte.

Abbildung 10.17: Percussionist Martin Grubinger im Konzert in der Philharmonie in Berlin am 11. April 2012. Beim Schreiben dieses Tutorials haben mir die Stichwörter meines Kollegen Sven Darmer in den Photoshop-Dateiinformationen sehr geholfen, denn ohne diese hätte ich die Namen der Musiker nicht alle gewusst. Canon EOS-1D Mark IV mit EF 2,8/300mm. 1/160 Sekunde, Blende 2,8, ISO 1.600. Verschlusspriorität (Blendenautomatik). Belichtungsmessmethode: mittenbetonte integrale Messung.

Konzertfotografie - Teil 10: Die Nachbereitung

(Foto © 2012: DAVIDS/Sven Darmer – www.svendarmer.de)



Ich wünsche euch allzeit „Gut Licht“ und viele tolle Konzerte!

Jens Brüggemann, im April 2014