Wenn lange und längste Brennweiten benötigt werden, ist es oft besser, statt eines Fotoobjektivs ein astronomisches Fernrohr an die Kamera anzuschließen.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Teil 11: Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Astrofotografen sind unersättlich, wenn es um den Drang nach langen Brennweiten geht. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Viele Objekte am Nachthimmel erscheinen uns aufgrund ihrer großen Entfernung sehr klein oder gar winzig. Wer sie detailreich und formatfüllend aufnehmen möchte, kommt um lange Brennweiten mit entsprechend kleinen Bildwinkeln nicht herum.

Alle Hersteller von Systemkameras kommen dem Wunsch nach langen Brennweiten durch ihr Angebot an Teleobjektiven nach. Die Palette reicht zum Teil bis 600 Millimeter, und sogar 800-Millimeter-Objektive finden sich im Zubehörprogramm von digitalen Spiegelreflexkameras. Grundsätzlich könnte man mit diesen „Super-Teleobjektiven“ in der Astronomie schon eine Menge anfangen, zumal die Lichtstärken mit 1:4,0 und 1:5,6 für Objektive dieser Brennweite geradezu sensationell gut sind. Wenn, ja wenn da nicht ihr exorbitant hoher Anschaffungspreis wäre, der im Extremfall einen hohen vierstelligen oder gar fünfstelligen Euro-Betrag ausmacht.

Natürlich sind diese Teleobjektive nicht speziell für Astrofotografen konzipiert, sondern vorwiegend in den Bereichen Sport, Tier- und Reportagefotografie begehrt. Als Gegenleistung für den hohen Preis wird eine exzellente Abbildungsqualität sogar bei voll geöffneter Blende geboten.

Doch es wäre es nicht fair, ein solches Super-Teleobjektiv auf sein Linsensystem zu reduzieren. Um die Anforderungen der Kundschaft zu befriedigen, sind sie mit einem Autofokus-System, einer verstellbaren Blende, einer aufwendigen Korrektur für „Nah“-Aufnahmen und oftmals einem Bildstabilisator ausgestattet. Alles Dinge, die für die klassische Fotografie wichtig und nützlich sind, in der Astrofotografie jedoch keine Bedeutung haben, aber kostenmäßig natürlich zu Buche schlagen.

Zu dem hohen Preis tragen auch die vielen Linsen bei, die notwendig sind, um ein universell nutzbares Teleobjektiv zu konstruieren: Nicht selten sind bis zu 18 Linsen in einem solchen Objektiv vereint.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Ein Teleobjektiv im Astroeinsatz.



Wer ohnehin Astrofotografie betreiben will, kann für Aufnahmen mit langen Brennweiten statt der teuren Teleobjektive auch ein astronomisches Fernrohr benutzen. Schon an dieser Stelle möchte ich aber allzu große Erwartungen dämpfen: Auch ein astronomisches Teleskop mit einer hohen fotografischen Abbildungsleistung ist nicht zum Discounter-Preis zu haben.

Doch da ein Teleskop bedeutend weniger Linsen (oder statt Linsen Spiegel) enthält, weder Autofokus noch einen Bildstabilisator bietet, ja nicht einmal eine Blende besitzt, liegen die Preise deutlich unterhalb eines vollwertigen Fotoobjektivs. Und es gibt praktisch keine Brennweitenbeschränkung nach oben; auch Brennweiten jenseits der 800 Millimeter können durch erschwingliche Amateurteleskope abgedeckt werden. „Handelsübliche“ Amateurteleskope gibt es mit Brennweiten bis etwa 4000 Millimeter bei einem Öffnungsverhältnis (Blende) von 1:10.

Fassen wir den Unterschied zwischen Teleobjektiven und Teleskopen in einer Tabelle zusammen:

Foto-TeleobjektivTeleskop
BrennweiteBis ca. 800mmVon 400 bis ca. 4000mm
Verstellbare Brennweite (Zoom)Manche ModelleNein
Autofokus (AF)JaNein
Kamerahersteller-spezifischer Anschluss (Bajonett)JaNein
Bildstabilisator (IS)Manche ModelleNein
Einstellbare BlendeJaNein
Konstruktion aus LinsenJa (ca. 9 – 18 Linsen)Ja (2 – 4 Linsen)
Konstruktion mit SpiegelnJa (Dann aber ohne AF/IS,Blende)Ja
Baulänge entspricht etwa der BrennweiteNein (Baulänge z.T. wesentlich kürzer als die Brennweite)Bei Linsenteleskopen: Ja
BrennweitenverlängerungJa (Telekonverter)Ja (Barlow-Linsen)
BrennweitenreduzierungNeinJa (Shapley-Linsen)
Typische abbildungstechnische StärkenSchärfe und Ausleuchtung bis in die BildeckenMaximaler Bildkontrast in der Bildmitte
Freihandeinsatz möglichBedingtNein
Vorgesehener UnterbauFotostativAstronomische Montierung
Art der Montage auf dem UnterbauStativgewindeStativgewinde (Kleinteleskope), Prismenschiene, Rohrschellen
BezugFoto-FachhandelAstronomie-Fachhandel

Was bedeuten die Zahlen auf den Teleskopen?

Die Kennwerte von Fotoobjektiven sind Brennweite und Lichtstärke, also die größte einstellbare Blendenöffnung. Jeder, der ernsthaft fotografiert, ist mit diesen Zahlen vertraut.

Astronomen interessieren sich eher für die Öffnung, also den Durchmesser der Eintrittspupille (Frontlinse oder Hauptspiegel) und geben diesen zur Verwirrung vieler auch noch in Zoll (Abkürzung ") an. Die Brennweite hingegen ist für sie nicht so wichtig.

Wird beispielsweise ein Teleskop wie folgt angeboten: 8" Schmidt-Cassegrain, F/10, bedeutet das im Klartext:

Bei dem Teleskop handelt es sich um ein Spiegelteleskop der Bauweise „Schmidt-Cassegrain“. Seine Öffnung beträgt 8 Zoll. 8 Zoll entsprechen rund 200 Millimeter (1 Zoll = 25,4 Millimeter). Das Öffnungsverhältnis (also die Blende) beträgt 1:10. Die Brennweite muss daraus errechnet werden: 10 * 200mm = 2000 Millimeter!

Hin und wieder werden auch nur die Öffnung und die Brennweite angegeben. So steht z.B. auf der Fassung eines (alten) Teleskops: D 75 mm F 1200 mm. Das bedeutet, der freie Durchmesser der Frontlinse beträgt 75 Millimeter, die Brennweite 1200 Millimeter. Die Blende errechnet sich dann zu 1:16 (1200 : 75).

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Dieses Teleskop ist auf der Linsenfassung mit den Bezeichnungen „D155mm“ und „f 7“ (Pfeile) versehen. Der Durchmesser beträgt demnach 155 Millimeter, das Öffnungsverhältnis (Blende) beträgt 1:7. Durch Multiplikation errechnet sich die Brennweite zu 1085 Millimeter.

Abbildungsfehler

Die meisten Amateurteleskope sind vorwiegend für die visuelle Beobachtung vorgesehen. Werden sie fotografisch genutzt, kann es zu folgenden Problemen kommen:

Vignettierung – dunkle Bildecken, die dadurch entstehen, dass der Bildkreis, den ein Teleskop ausleuchtet, kleiner ist als die Diagonale des Sensorformats. Nicht viele Teleskope sind in der Lage, einen Sensor im Kleinbildformat („Vollformat“ 24 x 36 Millimeter) in ausreichend guter Qualität auszuleuchten. Für kleinere Sensoren („Crop“, APS-C-Format) ist die Auswahl an brauchbaren Teleskopen deutlich größer.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Diese Aufnahme der Plejaden entstand, nachdem eine Vollformatkamera an ein Teleskop angeschlossen wurde. Offensichtlich ist das Teleskop nicht dazu in der Lage, den Sensor voll auszuleuchten, wie die starke Vignettierung beweist.



Bildfeldkrümmung – wenn die „Schärfenebene“ keine Ebene, sondern eine Hohlkugel ist, leidet das Teleskop unter einer Bildfeldkrümmung. Je größer der verwendete Aufnahmesensor ist, desto mehr wird diese Schwäche in Form unscharfer Sternabbildungen am Rand des Bildfeldes auffallen, wenn auf die Bildmitte exakt fokussiert wurde.

Abhilfe schaffen sogenannte „Bildfeldebnungslinsen“, ein meist zweilinsiges System, um das „gekrümmte“ Bildfeld zu ebnen und damit die Schärfe im gesamten Bildfeld herzustellen. Bildfeldebnungslinsen müssen auf die jeweilige Teleskopoptik abgestimmt sein, d.h., streng genommen sollte es zu jedem Teleskop-Typ mit Bildfeldkrümmung eine passend gerechnete Bildfeldebnungslinse geben, was in der Praxis nicht der Fall ist.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Durch Bildfeldkrümmung werden die Sterne in den Randbereichen unscharf, wenn auf die Bildmitte fokussiert wird. Würde man auf Sterne am Rand des Bildfeldes fokussieren, wäre die Bildmitte unscharf.



Unschärfe in den Bildecken – bei dem Fokus auf die Bildmitte können nicht nur durch Bildfeldkrümmung (s.o.) Unschärfen in den peripheren Bildbereichen auftreten, sondern auch andere gravierende Bildfehler, die als „Aberrationen“ (Abbildungsfehler) bezeichnet werden. Überwiegend ist es „Koma“, das die Sternabbildung in den Bildecken verschlechtert.

Newton-Spiegelteleskope beispielsweise leiden systembedingt unter Koma abseits der optischen Achse. In gewissen Grenzen kann durch den Einsatz eines Linsensystems („Koma-Korrektor“) die Abbildungsqualität zum Rand hin stark verbessert werden.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Wenn Sterne zum Rand hin aussehen wie kleine Kometen mit Schweif, ist der Abbildungsfehler „Koma“ im Spiel.



Lage der Schärfenebene – bei manchen Teleskopen kann es vorkommen, dass man mit einer angeschlossenen Spiegelreflexkamera kein scharfes Bild eines weit entfernten Motivs erhält. Das betrifft namentlich Spiegelteleskope der Newton-Bauweise. In einem derartigen Fall hilft mitunter nur der Austausch des Okularauszugs gegen ein flacher bauendes Modell, um die Kamera in die Schärfenebene zu bringen.

Sind Teleskope ein Ersatz für Objektive?

Bei dem Durchlesen der dargestellten möglichen Abbildungsfehler mag diese Frage erneut gestellt werden. Daher eine kurze Zusammenfassung:

  1. Astronomische Teleskope sind keine Objektive; die meisten sind für die visuelle Beobachtung gut, für die Fotografie nur eingeschränkt zu empfehlen. Eine Diskussion darüber, welche Teleskope im Astroeinsatz bei angeschlossener Kamera eine gute Figur abgeben, erfolgt im Tutorial Nummer 13 der Reihe „Astro- und Himmelsfotografie“ („Welche Fernrohre für die Astrofotografie geeignet sind“).

  2. Bei vielen Teleskoptypen muss damit gerechnet werden, dass im Randbereich des Bildes Abbildungsfehler auftreten, die sich nicht in allen Fällen durch ein korrigierendes Linsensystem ausmerzen lassen. Manche Teleskop-Optiken haben Probleme, den Sensor einer digitalen Spiegelreflex-Kamera bis in die Bildecken auszuleuchten. Das betrifft selbst Crop-Kameras mit einem etwa 14 x 22 Millimeter großen Sensor, noch stärker aber Vollformatkameras (Sensorgröße 24 x 36 Millimeter). Wer eine Vollformatkamera an einem Teleskop betreiben möchte, muss daher auf die wenigen Teleskopmodelle zurückgreifen, die über die gesamte Fläche des Sensors ein brauchbares Bild produzieren können.

  3. Bei Aufnahmebrennweiten oberhalb von 500 Millimeter gibt es dennoch keine Alternative zum Teleskop, zumindest dann, wenn man die Kosten für Super-Teleobjektive bedenkt.

Brennweitenverlängerung

Zur Brennweitenverlängerung eines Teleskops werden sogenannte „Barlow-Linsen“ angeboten. Sie funktionieren wie ein Telekonverter bei Fotoobjektiven und werden zwischen Teleskop und Kamera montiert. Je nach Modell erreichen Sie damit Verlängerungsfaktoren von 1,5- bis 5-fach.

Typisch ist der zweifache Verlängerungsfaktor, der die effektive Brennweite des Teleskops verdoppelt, das Öffnungsverhältnis allerdings um zwei volle Blendenstufen verringert. Das heißt, aus einem Teleskop mit einer Brennweite von 800 Millimeter und Blende 1:4,0 wird eine Optik mit 1600 Millimeter Brennweite bei Blende 1:8. Die Belichtungszeit ist demnach zu vervierfachen! Eine Barlow-Linse mit dem Verlängerungsfaktor 1,5x würde aus dem genannten Teleskop ein System mit 1200 Millimeter Brennweite bei (etwa) Blende 1:5,6 machen, d.h., die Belichtungszeit müsste gegenüber der Verwendung ohne Telekonverter verdoppelt werden.

Ein positiver Nebeneffekt der Barlow-Linse ist, dass die Kamera nur noch die Bildmitte erfasst, Abbildungsfehler in den Randbereichen außerhalb des Bildfeldes liegen und damit verschwinden.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Aufnahme des Mondes mit einer Vollformatkamera an einem Teleskop langer Brennweite. Das Teleskop leuchtet den Sensor nicht vollständig aus; Vignettierung ist die Folge.

Die gleiche Kamera an gleichen Teleskop produziert ein einwandfreies Bild, nachdem die Brennweite durch eine Barlow-Linse verlängert wurde. Die Brennweitenverlängerung führte zu einer größeren Abbildung der Krater:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Brennweitenreduzierung

Auch das Gegenteil der Barlow-Linse existiert, nämlich ein Linsensystem zur Reduzierung der effektiven Brennweite. Es wird „Shapley-Linse“, „Focalreducer“ oder einfach nur „Reducer“ genannt und ebenfalls zwischen Teleskop und Kamera angebracht. Es gibt verschiedene Modelle mit Faktoren zwischen 0,8 und 0,33.

Das Öffnungsverhältnis (Blende) wird um den gleichen Faktor wie die Brennweite verändert, d.h., durch den Einsatz einer Shapley-Linse ergibt sich eine höhere Lichtstärke und damit eine Verkürzung der nötigen Belichtungszeit.

Manche Shapley-Linsen erfüllen gleichzeitig die Funktion einer Bildfeldebnungslinse, d.h., sie lassen eine gekrümmte Schärfen„ebene“ zu einer ebenen Fläche werden. Das funktioniert natürlich nur mit Teleskopen, für die diese Shapley-Linsen entwickelt worden sind und nicht etwa universell an allen Fernrohren.

Problematisch beim Einsatz von Shapley-Linsen ist, dass das auf den Chip projizierte Bild kleiner werden muss, das heißt, es werden dadurch Randbereiche auf dem Bild sichtbar, die zuvor außerhalb des Bildfeldes lagen. Etwaige Abbildungsschwächen außerhalb der Bildmitte werden also verstärkt auftreten.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Wiederum eine Aufnahme des Mondes, entstanden mit einer Vollformatkamera an einem Teleskop langer Brennweite. Die Ausleuchtung des Sensors ist ungenügend (schwarze Bildecken).

Die gleiche Kamera am gleichen Teleskop, nachdem die Brennweite durch eine Shapley-Linse reduziert wurde. Die Abbildungsgröße der Krater nahm ab, die Vignettierung zu! Diese Kombination ist also nutzlos:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Anschluss der Kamera

Um eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) an ein Teleskop anzuschließen, muss das Teleskop über einen Okularauszug mit 2 Zoll (= 5,08 Zentimeter) Durchmesser verfügen. Kleinere Durchmesser wie der bei Einsteiger-Teleskopen immer noch verbreitete 1,25-Zoll-Anschluss eignen sich nicht, denn die Durchlassöffnung reicht zur Ausleuchtung eines DSLR-Sensors nicht aus und würde heftigste Vignettierung verursachen. Allenfalls mit einer Barlow-Linse würde man das gesamte Bildfeld noch ausleuchten können.

Doch die meisten im Handel erhältlichen Teleskope verfügen über den notwendigen 2-Zoll-Anschluss, in den für die visuelle Beobachtung ein 2-Zoll-Okular eingesetzt wird. Für die Fotografie wird dieses Okular nicht verwendet. Statt des Okulars wird nämlich die Kamera in den Okularauszug eingeführt. Das bedeutet, dass der Aufnahmesensor in der Brennebene des Fernrohrs angeordnet wird, daher spricht man auch von der „Fokalfotografie“.

Benötigt werden zwei mechanische Teile ohne optische Komponenten:

T2-Adapter – Er hat auf der einen Seite einen Bajonettanschluss, passend für die verwendete Kamera, und auf der anderen Seite ein genormtes „T-Gewinde“. Angeboten werden T2-Adapter für alle gängigen Kamerabajonette, also z.B. für Canon EOS, Nikon F, Pentax K usw. Wichtig bei der Beschaffung ist daher, den für die eigene Kamera passenden T2-Adapter zu erwerben.

Link zu einem Anbieter von T2-Adaptern für unterschiedliche Kamerasysteme:

http://www.baader-planetarium.de/sektion/s17a/s17a.htm#t2

2-Zoll-Hülse – Diese Hülse hat 2 Zoll Durchmesser und auf der Rückseite ein „T-Gewinde“, damit sie in den T2-Adapter eingeschraubt werden kann.

Link zu einem Anbieter einer 2-Zoll-Hülse (dort als „Steckanschluss“ bezeichnet):

http://www.baader-planetarium.de/sektion/s08/s08.htm#+16

Anwender von Vollformat-Kameras sollten eine andere Lösung in Erwägung ziehen, denn ein handelsüblicher T2-Adapter hat eine so kleine Durchlassöffnung (Durchmesser 38 Millimeter), dass durch ihn Vignettierungen entstehen können. Die Lösung ist ein spezielles Teil (für Canon EOS), das T2-Adapter und 2-Zoll-Hülse ersetzt und eine größere Durchlassöffnung (47 Millimeter) bietet.

Link zum Anbieter des „Adapters von 2 Zoll auf Canon EOS“ für Vollformatkameras:

http://www.teleskop-express.de/shop/product_info.php/info/p260_Adapter-von-2--auf-EOS-Bajonett---volle-EOS-Oeffnung-.html

Links liegt der T2-Adapter mit Canon-EOS-Bajonett, in der Mitte die 2-Zoll-Hülse:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Digitale Spiegelreflexkamera mit montiertem T2-Adapter und eingeschraubter 2-Zoll-Hülse. Beide Teile enthalten keine Linsen:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Die 2-Zoll-Hülse wird anstelle eines Okulars in den Auszug des Teleskops gesteckt:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen



Verlängerungshülse – Bei Linsenteleskopen (Refraktoren) kann es vorkommen, dass der Okularauszug nicht weit genug ausgefahren werden kann, um die Schärfenebene zu erreichen. Dann ist die Benutzung einer oder mehrerer 2-Zoll-Verlängerungshülsen notwendig.

Fokus

Da die Autofokus-Funktion bei Teleskopen entfällt, muss der beste Schärfepunkt manuell gefunden werden. Das ist nicht so leicht, wie es sich vielleicht anhören mag, denn die Einstellscheiben der modernen Spiegelreflexkameras sind dafür nicht vorgesehen. Das heißt, dass der Blick durch den Sucher der Kamera und die visuelle Beurteilung der Schärfe im Sucher nicht ausreichend ist.

Grundsätzlich erfolgt die Fokussierung durch den Fokusknopf des Teleskops, der bei manchen Teleskopen die Länge des Okularauszugs verändert, bei anderen den Hauptspiegel innerhalb des Teleskops axial verschiebt.

Je länger die effektive Aufnahmebrennweite ist und je lichtstärker (also je kleiner der Blendenwert bzw. der Nenner des Öffnungsverhältnisses) die Optik ist, desto weniger Spielraum ist bei der Fokussierung vorhanden. Durch Temperaturveränderungen kann es vorkommen, dass sich die Fokuslage verändert. Ein einmal eingestellter Fokus ist daher im Laufe einer Beobachtungsnacht mehrfach zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.

1. Kamera ohne Live-View

Kameras ohne Live-View-Funktion sind im Nachteil. Im einfachsten Fall stellten Sie einen hellen Stern im Sucher so scharf wie möglich. Dann fertigen Sie Testaufnahmen mit relativ kurzer Belichtungszeit an, bei denen der Stern nicht überbelichtet werden darf. Kontrollieren Sie das Ergebnis Ihrer Aufnahmen durch die Rückschau auf dem Kameradisplay, wobei stets die maximale Vergrößerung zur Anzeige eines Bildausschnitts genutzt werden muss.

Langsames Verstellen der Schärfe bei wiederholter Bildkontrolle führt dann schrittweise zum Punkt der bestmöglichen Fokussierung. Mehrfaches Überschreiten des besten Schärfepunktes und anschließende Korrektur in die Gegenrichtung hat sich bewährt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo das Optimum liegt; Sie kreisen den besten Schärfepunkt sozusagen ein.

Ist die Kamera an einen Laptop angeschlossen, empfiehlt sich der Einsatz einer Software, um Ihnen diese Arbeit zu erleichtern. Speziell im Astroeinsatz ist die Software „ImagesPlus“ eine große Hilfe bei der Fokussierung. Das Kamera-Steuerungsmodul von ImagesPlus wird für ca. 70 US-Dollar auf der Website http://www.mlunsold.com vertrieben. Eine Demo-Version kann beim Autor der Software angefordert werden.

Fokussierung auf einen Stern mit „ImagesPlus“:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen



Nicht speziell für den Astroeinsatz, aber dennoch eine gute Fokussierhilfe ist die Software „DSLR Remote“, die in der Lage ist, eine Aufnahme nach der nächsten in hoher Vergrößerung anzuzeigen, was die zuverlässige Beurteilung der Schärfe eines abgebildeten Sterns zulässt. Diese Software kostet etwa 95 US-Dollar und ist über die Webseite http://www.breezesys.com/DSLRRemotePro/index.htm zu beziehen. Eine Version, die 15 Tage lang läuft, kann dort heruntergeladen werden. Beide Software-Pakete sind in englischer Sprache.

Fokussierung auf einen Stern mit „DLSR Remote“:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

2. Kamera mit Live-View

Mit Live-View-Funktion wird das Fokussieren fast zu einem Kinderspiel. Ein heller Stern wird etwa in die Mitte des Gesichtsfeldes gebracht und der Fokus wird grob im Sucher eingestellt. Dann wird die Live-View-Funktion aktiviert und der Stern in maximaler Vergrößerung auf dem Kameradisplay angeschaut. Durch Betätigung des Fokusknopfes am Teleskop ist die optimale Schärfe sehr schnell und zuverlässig gefunden.

Noch bequemer wird es, wenn das Live-Bild auf dem Monitor eines angeschlossenen Laptops beurteilt werden kann. Bei Canon EOS-Kameras mit Live-View (ab Canon EOS 1000D, 450D, 40D, 5D Mark II, 1D Mark III, 1Ds Mark III) ist die dazu erforderliche Software und das Verbindungskabel im Lieferumfang der Kamera enthalten.

Hervorragend klappt diese Art der Fokussierung an Sternen bis etwa zur dritten Größenklasse, am Mond, der Sonne (mit Schutzfilter!) sowie an den hellen Planeten.

Live-View am Mond mit einer Canon EOS 450D. Die Live-View-Funktion ist für die Scharfeinstellung der Kamera am Teleskop eine gewaltige Hilfe:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Live-View auf dem Bildschirm eines Laptops: Einfacher, schneller und präziser kann Fokussieren nicht sein:

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Verwacklungsgefahr!

Die Verwendung langer Brennweiten birgt eine große Gefahr der Verwacklungsunschärfe. Trotz perfekter Fokussierung können dadurch unscharfe Fotos entstehen. Problematisch sind dabei der Spiegelschlag und der Verschlussablauf der Kamera kurz vor bzw. während der Belichtung.

Ja nachdem, wie stabil die Kombination aus Montierung und Stativ ist, die das Teleskop trägt, reichen mitunter kleinste Erschütterungen dieser Art, um die Schärfe zu beeinträchtigen.

Spiegelschlag – Die Folgen des schnell nach oben schwingenden Spiegels vor der Auslösung lassen sich vermeiden, wenn die „Spiegelverriegelung“ an der Kamera eingeschaltet wird. Der erste Druck auf den Auslöser lässt dann lediglich den Spiegel nach oben klappen. Danach wartet man wenige Sekunden, bis die dadurch entstandenen Schwingungen abgeklungen sind, und löst ein zweites Mal aus, um die Belichtung zu starten.

Selbstverständlich wird dabei ein Kabel- bzw. Fernauslöser benutzt, sonst würden durch die Berührung des Auslöseknopfes an der Kamera wiederum Verwacklungen entstehen.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Eingeschaltete Spiegelverrieglung im Menü einer Canon EOS 40D.



Verschlussablauf – Er lässt sich nicht vermeiden, denn der Verschluss steuert ja die Belichtung. Dass die Bewegungen des Verschlusses unter Umständen tatsächlich zu unscharfen Bildern führen können, habe ich mehrfach nachweisen können. Eigentlich hilft dann nur noch eine stabilere Montierung weiter. Je nach Kameramodell können Sie alternativ versuchen, die Kamera auszulösen, während die Live-View-Funktion eingeschaltet ist. Dann läuft der Verschluss teilweise deutlich „weicher“ ab.

Beispielaufnahmen

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Diese Aufnahme des Mondes ist nahezu unbeschnitten und wurde mit 3700 Millimeter Brennweite und einer Vollformat-DSLR (Canon EOS 5D Mark II) fotografiert. Als Teleskop diente ein Spiegelteleskop der Bauart „Maksutow-Cassegrain“ bei einem Öffnungsverhältnis von 1:14,6. Belichtet werden musste 1/30 Sekunde bei ISO 400.

Ausschnitt aus dem vorigen Bild in voller Größe. Er lässt erahnen, welche Detailfülle des Mondes mit einer scharfen Optik bei langer Brennweite erfasst werden können. Diese Art der Mondfotografie ist eine der seltenen Gelegenheiten, im Bereich der Astrofotografie Profit aus einer Vielzahl an Megapixeln schlagen zu können.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Ein etwas ausschnittsvergrößertes Bild der Sonne, aufgenommen durch einen speziellen H-Alpha-Filter, der die Chromosphäre der Sonne sichtbar macht. Die Aufnahmebrennweite betrug 2270 Millimeter.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Doppelsterne sind ein dankbares Motiv für Aufnahmen durch das Fernrohr ohne Nachführkontrolle. Hier wurde nur 30 Sekunden bei ISO 800 und einer Brennweite von 2800 Millimeter belichtet, um den Doppelstern Mizar (roter Pfeil) in der Deichsel des großen Wagens aufzulösen. Er bildet zusammen mit Alkor (rechts) wiederum ein Paar, das für das bloße Auge mit Mühe als Doppelstern erkennbar ist.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen

Ein Teleskop mit neun Metern Brennweite war nötig, um das Herz des Orionnebels abzubilden. Das Öffnungsverhältnis betrug 1:10, sodass dank der großen Helligkeit des Nebels nur 90 Sekunden lang bei ISO 1000 belichtet werden musste und auf eine Kontrolle der Nachführung verzichtet werden konnte.

Teil 11 - Das Fernrohr als Objektiv benutzen