Vorwort
Um Werbeplakate zu erstellen, setzt man ein Maß an Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten beim Gestalter voraus, die während des Entstehungsprozesses von der Aufgabenstellung über die Ideenfindung und Entwurfsarbeit bis hin zu Realisierung anzutreffen sind. Dazu gehören Kenntnisse über: Form, Komposition, Farbe, Fotografie, Typografie, Ideenentwicklung und Umsetzung usw.
Grundlagen
Schritt 1: Der Auftraggeber
Plakate sind Kommunikationsmittel, die zwischen Auftraggeber und Publikum stehen und vermitteln sollen. Deshalb steht am Beginn eines Projekts ein Gespräch (Briefing), in dem alle Informationen und Vorgaben festgehalten werden. Welches Produkt wird beworben, welche Zielgruppe soll das neue Produkt ansprechen? Welche Farben sollen bei dem Plakat eingesetzt werden, denn Farbenwahl ist sehr wichtig! Größe und Format, wo wird das Plakat eingesetzt, als Innen- oder Außenwerbung, Preise und Termine usw. Es gibt viele Fragen, die beantwortet werden müssen. Je konkreter das Briefing, desto weniger Missverständnisse und besser das Ergebnis.
Bei dem Plakat geht es um einen fiktiven Auftraggeber, denn das war eine freie Arbeit.
Unser Auftraggeber ist der Besitzer eines Relax-Studios, das in einem leichten asiatischen Stil eingerichtet ist. Das Studio bietet verschiedene Kurse an wie Joga, Meditation sowie auch Wellness-Massagen, Entspannungsbäder usw. Im Studio werden auch Produkte zum Verkauf angeboten. Ins Sortiment wird ein japanischer Tee mit Lotos aufgenommen. Der Besitzer möchte eine schöne Präsentation im Studio machen mit einem Werbeplakat. Es wird dafür ein Aufbau gemacht mit kleinen Wasserbrunnen, Seerosen, entspannter Musik. Das Plakat soll zu der Umgebung und dem Aufbau passen.
Schritt 2: Ideenfindung
Ich zeige euch meine Vorgehensweise, wie ich meine Werbeplakate gestalte. Alle meine Plakate bestehen aus den drei wichtigsten Elementen
1. Hauptperson (Figur)
Hauptelement bei den Werbeplakaten ist immer das, was beworben wird, in unserem Fall es ist Tee mit Lotos.
2. Handlung
Tee trinken, kochen, eingießen, riechen, zum Tee Gäste einladen, Tee einschenken, usw.
3. Ein zusätzliches Element
Als ein zusätzliches Element kann alles Mögliche verwendet werden. Die Umgebung, Kuscheldecke, Teetasse, Couch, Küche, Menschen, Tiere usw.
Nun fasse ich meine Idee zusammen. Ich möchte auf dem Plakat eine Frau in einer meditativen Pose sehen, die ruhig und entspannt den Tee genießt. Warum in so einer Pose? Weil es um ein Relax-Studio geht und das soll noch mal deutlich gezeigt werden. Im Vordergrund möchte ich die Teekanne mit Lotos sehen, weil das Hauptelement auf dem Plakat ist.
Die Umgebung möchte ich mit Wasser, Steinen und Lotos gestalten. Wenn wir uns an den Aufbau im Studio erinnern: Es wird ein Wasserbrunnen mit Lotosblumen gemacht und das Plakat soll dazu passen.
Schritt 3: Bildmaterial
Also das Konzept steht fest, jetzt müssen wir überlegen, wie wir das realisieren können. Wie ich schon geschrieben habe, hängt das von euren Möglichkeiten ab.
Ich habe überlegt: Was kann ich selbst an Bildmaterial erstellen und wenn nicht, wo kann ich es besorgen? Ich besitze eine Kamera sowie ein Studio mit Blitzen, ich kenne eine junge, schlanke Frau, die bereit war, sich fotografieren zu lassen. Also das steht schon mal fest, die Frau fotografiere ich selbst. Zu der Jahreszeit, wo ich das Bild erstellt habe, gab es keine Seerosen, die ich fotografieren konnte, außerdem gab es keine großen Steine in meiner Umgebung, also suchte ich passende Bilder beim Fotostock.
Bei http://www.cgtextures.com/ gibt es eine große Auswahl an Panorama-Himmeln. Wasser kann ich mithilfe von Filtern in Photoshop selbst erstellen. Bleibt nur die Teekanne, die ich auch selbst fotografieren könnte, aber dafür müsste ich erst mal eine kaufen und sie müsste meinen Vorstellungen entsprechen. Oder ich könnte sie beim Fotostock kaufen.
Da ich zusammen mit einem 3D-Artist arbeite, habe ich die Möglichkeit genutzt, meine Vorstellungen gezeichnet und erklärt, wie ich die Teekanne haben möchte und wie das Licht sein soll, damit das auch in mein Konzept passt. Beim Rendern der Objekte bin ich immer dabei.
Schritt 4: Fotografie
Das Model wurde fotografiert auf einem weißen Hintergrund mit drei Lichtquellen. Die große Hauptlichtquelle kam leicht von links, Blitzkopf von Aurora Fusion 300 mit einer Octabox 170 cm, die Leistung wurde auf 120 eingestellt. Die anderen zwei Lichtquellen kamen von hinten rechts und links. Das waren zwei Blitzköpfe von Walimex 150, die auf halbe Leistung gestellt wurden. Durch dieses weich streuende Licht wurde der Körper perfekt ausgeleuchtet ohne harte und tiefe Schatten. Fotografiert wurde mit einer Kamera von Canon EOS 5D Mark II, ISO:100, Blende F/14, Belichtungszeit 1/100 Sek.
Aus den fotografierten Bildern habe ich Bild Nr. 2 ausgewählt. Die Aufnahme war genau das, was ich wollte. Die Pose der jungen Frau ist entspannt und gelassen, die geschlossenen Augen verdeutlichen dieses Gefühl der Meditation.
Schritt 5: Skizze
Format
Bei jeder Gestaltungsaufgabe stellt sich die Frage nach der Arbeitsfläche. Sie wird vom Auftraggeber vorgegeben oder man bekommt die Möglichkeit, selbst ein Format auszuwählen. Für mein Plakat habe ich ein Querformat ausgewählt. Die Wirkung dieses Formates gilt allgemein als ruhig, stabil und passiv.
Bildaufteilung
Nachdem das Format ausgewählt wird, teile ich meine Arbeitsfläche in drei gleiche Teile hoch und quer. Diese Hilfslinien helfen mir, die Komposition richtig aufzubauen. Die Verhältnisse sind:
• Oberer Teil 2/3 gibt uns ein Gefühl der Leichtigkeit, Freiheit usw.
• Unterer Teil 1/3 wirkt entgegengesetzt: Schwere, Gebundenheit, Stabilität usw.
Komposition
Eines der wichtigsten Momente ist das der Leserichtung. Wenn wir ein Bild betrachten, geht unser Blick von links nach rechts oder von oben nach unten. So müssen wir in der Komposition deutlich machen, wo ein Haupt- und wo ein Nebenelement ist. Oben links ist der Anfang, das ist das, was wir als Erstes sehen, und das ist die Frau. In meiner Komposition habe ich sie links und mehr im oberen Teil platziert, das hebt sie noch mal ab und verleiht ihr zusätzliche Leichtigkeit.
Von der Frau geht unser Blick nach unten rechts zu der Teekanne mit Lotos. Mit so einer Bildkomposition habe ich den Blick des Betrachters von Nebenelement Frau zu dem Hauptelement Teekanne geführt. In jeder Komposition ist wichtig, was ihr erreichen möchtet und wo eure Bildaussage ist. Wenn man die Werbeplakate von verschiedenen Produkten ansieht, wird man merken, dass sehr oft unten rechts das beworbene Produkt oder Logo von der Firma steht. Wenn ihr eure Werbeplakate nach so einem Schema gestaltet, bekommt ihr harmonische und sehenswerte Ergebnisse.
Schritt 6: Farbe
Nun komme ich zu einem wichtigen Punkt in der Gestaltung, zu der Farbe! Farbe kann bei uns positive und negative Gefühle auslösen, wie Freude, Ruhe, Hunger, Neid, Frische, Sauberkeit usw. und verleiht unserer Komposition eine Stimmung. Ich möchte, dass mein Bild Ruhe, Leichtigkeit, Ausgeglichenheit, Naturverbundenheit und Wärme ausstrahlt.
• Blau, Weiß – Ruhe, Leichtigkeit, Ausgeglichenheit, Reinheit
• Grün, Rosa – Naturverbundenheit
• Beige, Orange – Wärme
So sieht meine Farbpalette aus. Es gibt zwei Möglichkeiten, mit Adobe Kuler zu arbeiten und die Farben zu verwenden.
1. Möglichkeit
Auf der Seite https://kuler.adobe.com/ kann man sich die gewünschte Farbpalette zusammenstellen oder aus der großen Vielfalt eine passende aussuchen. Oben rechts kann ich einen Namen geben und speichern.
Unten gehe ich auf My Themes und bin dann auf der Seite mit meinen abgespeicherten Farbpaletten. Wenn ich mit dem Cursor auf eine Palette gehe, kann ich verschiedene Optionen nutzen, wie Farben ändern, herunterladen oder auch löschen. Da ich die Palette herunterladen möchte, wähle ich Download. Es öffnet sich ein Dialogfenster, das ich mit OK bestätige. Wenn ich es gespeichert habe, erhalte ich ein ASE-Format.
Ich öffne Photoshop und im Fenster Farbfeld lade ich die abgespeicherte Farbpalette hoch, die dann in meiner Farbpalette erscheint.
2. Möglichkeit
Ich kann meine Farbpalette auch direkt in Photoshop mit Adobe Kuler erstellen. Um diese Farben in mein Farbfeld zu übertragen, klicke ich auf das Symbol unten. Und die Palette erscheint in meinem Farbfeld.
Schritt 7: Richtige Bilderwahl
Die Qualität eures Bildes hängt von der Qualität der ausgewählten Bilder ab. Folgendes muss immer beachtet werden:
• Bei der Bilderwahl muss man auf das Licht und die Lichtrichtung achten, ob es direktes oder diffuses Licht ist.
• Die Perspektive.
• Objekte im Vordergrund sind immer schärfer, kontrastreicher als Objekte im Hintergrund.
• Auf die Größe und Bildqualität, je schlechter die Bildqualität desto mehr Arbeit hat man.
Die Perspektive bei meiner Bildkomposition ist die Augenhöhe, also müssen alle meine Bilder die gleiche Perspektive haben. Ich habe mich für ein weiches, diffuses Licht entschieden. Die Lichtrichtung kommt von der rechten Seite, dann müssen die Objekte auch von der Seite beleuchtet sein, oder das Licht muss bei der Bildbearbeitung gezeichnet werden.