Einleitung:
Jedes Jahr führe ich das ein oder andere "Hochzeits-Revival-Shooting" durch. Man meint, dies hätte den Grund, dass einfach kein Fotograf am Hochzeitstag anwesend war, aber das ist nicht immer so! Manchmal fehlen schlichtweg die Familienbilder! Sie sind Pflicht, sie sollten immer ausgedehnt zelebriert, von euch sogar angeregt und federführend übernommen werden. Vielleicht gehören Gruppenaufnahmen nicht immer zu den Lieblingsaufgaben des Hochzeitsfotografen, aber sie können auch viel Spaß machen. Nicht nur euch, sondern den Modellen vor der Kamera, und dazu könnt und sollt ihr beitragen!
Wie ihr bei einigen Aufnahmen hier sehen könnt, hat nicht nur der Fotograf hinter der Kamera bei der Durchführung der Aufnahmen etwas zu lachen, sondern auch die Modelle vor der Kamera, denn so soll es ja sein! Wir verraten euch einige Tipps und Tricks, wie ihr eure Gäste in verschiedenen Gruppengrößen am besten aufstellt, sie zum Lächeln animiert und natürlich auch ein paar Ideen für ausgefallenere Gruppenaufnahmen.
Hier die Gliederung dieses Tutorials:
- Allgemeines
- Animation der Gäste
- Das richtige Licht
- Der passende Hintergrund
- Das Gruppenfoto
- Familienbilder
- Fotos mit Trauzeugen & Freunden
- Paarbilder
- Photobooth
Gleichzeitiges Hüpfen will geübt sein!
1. Allgemeines
Mittendrin statt nur dabei
Bisher seid ihr den ganzen Tag mehr außerhalb des Geschehens gewesen; jetzt wird sich das ändern. Für Gruppenbilder sind euer direktes Eingreifen und eure Animation gefragt. Ihr entscheidet und bestimmt, wo die Gruppenfotos stattfinden sollen. Es ist von Vorteil, wenn ihr keine Scheu habt, auch mit großen Menschengruppen zu arbeiten, vor ihnen zu sprechen und sie nach euren Wünschen zu bewegen.
Dazu möchte ich erwähnen, dass ich bis auf ein paar kleine Ausnahmen selten Probleme damit habe. Auf einer Hochzeit geht es meist vergnügt zu, alle sind glücklich und entspannt. Da ist es nicht schwer, die Gäste mit ein wenig netter Animation zum Mitwirken zu überreden. Dennoch gibt es auch mal Sturköpfe.
Macht euch immer darauf gefasst, egal ob Gruppenfoto oder Paarbilder der einzelnen Gäste, dass es auch Menschen gibt, die sich überhaupt nicht gerne fotografieren lassen und dies zu meiden versuchen, als wäre es ein Besuch beim Zahnarzt. Ob ihr dann verständnisvoll reagiert oder sie mit einem Lächeln zu überreden versucht, das ist der Situation überlassen.
Wer überhaupt kein Foto möchte, der wird natürlich nicht gezwungen. Meistens überrede ich sie aber mit: "Es ist doch nur für das Brautpaar, sie würden sich bestimmt sehr über ein Foto von euch im Hochzeitsalbum freuen."
Neben den Personen, die gar nicht fotografiert werden wollen, gibt es auch die, die sich mit eigenen Ideen für ihre Bilder überschlagen und manchmal müsst ihr sie bremsen, damit ihr an diesem Tag noch andere Gäste fotografieren könnt. Wenn sie also wie wild anfangen zu "posen" und gar nicht mehr aufhören wollen, dann solltet ihr einfach nach 3-4 verschiedenen Motiven nett darauf hinweisen, dass ihr noch weitere Gäste fotografieren müsst. Meistens schlage ich dann vor, später am Abend noch Bilder zu machen, wenn sie nicht genug bekommen können.
Ihr habt das Sagen!
Es wird auch immer mal wieder vorkommen, dass die Gäste mit euch "diskutieren" wollen. Inzwischen blocke ich das (zwar sehr freundlich, aber bestimmt) ab. Diskutieren heißt z.B. Ihr habt 100 Gäste mithilfe der Trauzeugen vor der Kirche fürs Gruppenbild aufgestellt. Hier ist das schönste und gleichmäßigste Licht für euer Gruppenbild und daher habt ihr so entschieden. Gerade, als ihr auslösen wollt und vielleicht in der ersten Reihe noch ein paar Handtaschen abnehmt, schreit einer: "Warum machen wir das Foto nicht auf der Treppe, da ist es viel schöner?"
Jeder hat's gehört, einige schließen sich jetzt eventuell seiner Meinung an. Natürlich könnt ihr jetzt mit den Gästen diskutieren, warum an ihrer Position das Licht besser ist, dass die Treppe halb im Schatten liegt und gar keinen Platz für 100 Gäste bietet usw.
Das mache ich aber wie gesagt schon lange nicht mehr, da es mich nie weitergebracht hat. Es führte nur noch zu mehr Diskussionen. Ich lächle einfach und sage z.B.: "Weil ich der Chef bin und euch hier haben will."
Das darf natürlich nicht gehässig oder arrogant rüberkommen; verbindet es mit einem Augenkniepen. Wie ich später noch ausführe, es sollte nicht nur das Brautpaar glücklich mit euch und eurer Arbeit sein, sondern auch die Gäste. Dazu zählen Zuverlässigkeit, Höflichkeit und Professionalität. Wenn ihr also mit den Gästen diskutiert und das hier ist ja nur ein kleines Beispiel, dann könnte dies auch den Schluss zulassen, ihr seid in euren Entscheidungen unsicher.
Der zweiten Faktor dabei ist die Zeit. Ihr habt gerade etliche Personen in Stellung gebracht. Manchmal ist es siedend heiß, die Sonne brennt auf die Anzüge der Männer und die Schuhe der Damen zwicken. Manchmal ist es eiskalt im Winter und alle wollen nur noch ins Warme. Niemand steht gerne in einer großen Menschenmenge und wartet nur darauf, dass der Fotograf endlich seine Fotos im Kasten hat. Daher ist ein wenig Eile geboten und ihr solltet daher kein unnötige Zeit verstreichen lassen. Daher wechselt vor der Aufstellung das Objektiv, falls erforderlich, und stellt die Kamera schon auf die Lichtsituation ein!
Bei kleineren Gästezahlen ist es einfach, jeden gut im Bild zu positionieren. Hier hilft die Bank noch zusätzlich, dass auch die Herrschaften in der zweiten Reihe gut erkennbar sind.
Andere Fotografen
Vorweg möchte ich noch ein paar Worte zum Thema "Andere Fotografen" loswerden. Auf jeder Hochzeit werden die Gäste mit Kameras und Handys alles dokumentieren, was um sie herum passiert. Wie ich bereits geschrieben habe, bin ich absolut dafür, solange es mich in meiner Arbeit nicht behindert. Das Gruppenfoto ist ein solcher Moment, wo es für euch zum Hindernis werden kann. Stellt euch folgende Situation vor: Ihr steht vor dem Brautpaar mit einer kleinen Gästegruppe und hinter/neben euch stehen 3-4 andere Leute mit Kamera oder Handy, während ihr eure Aufnahmen macht.
Manchmal stehen weitere Personen daneben, die noch ein paar "Sprüche" loswerden möchten. Lustig oder nicht, die Personen auf eurem Foto werden von all dem abgelenkt. Eventuell reagieren sie mit einer Antwort auf die Sprüche oder jede Person schaut in eine andere Kamera. In der Regel mache ich pro "Gruppenaufstellung" ca. 4-10 Bilder. Dabei überprüfe ich immer schnell auf dem Kameradisplay, ob sie korrekt belichtet sind und ob wenigstens auf der Hälfte der Bilder alle Personen nett getroffen sind, d.h., Lächeln im Gesicht, Augen geöffnet und auf mich gerichtet. Es wäre ja ärgerlich, wenn ihr euer Gruppenfoto nachher aus 10 Bildern zusammenschneiden müsstet.
Wenn also andere Fotografen neben mir stehen, dann weise ich einmal scherzhaft darauf hin, dass meine Kamera die "beste und teuerste" von allen Umstehenden ist und sie somit auf diesen Bildern am schönsten aussehen. Ein "Hey, wollt ihr etwa in das billige Handy neben mir lächeln oder in eine richtige Kamera?"; "Meine lässt euch 10 Jahre jünger aussehen. Sie hat die Anti-Aging-Funktion!" kann gleich doppelt helfen. Ihr habt nicht nur die Aufmerksamkeit aller Gäste, sondern meist auch ein Lächeln.
Natürlich mache ich direkt den Vorschlag, dass alle erst einmal zu mir schauen und dann gehe ich einen Schritt beiseite, damit die anderen auch ihre Fotos machen können. Das ist höflich und dauert nur ein paar Minuten. Mein Hauptanliegen ist es immer, möglichst nett und freundlich zu sein und natürlich niemals böse oder arrogant mit meinen Bemerkungen rüberzukommen.
Hier seht ihr, dass geschlossene Augen bei einer Person das ganze Bild "ruinieren" - macht euch die Aufgabe nicht noch schwerer, weil hinter euch weitere Fotografen und Zuschauer ablenken.
To-do-Liste für Gruppenfotos
Wie ich im Vorbereitungs-Tutorial geschrieben habe, schickt mir das Paar vor der Hochzeit oft eine Liste mit den Wünschen für ihre Gruppen-/Familienbilder zu. Dies hat den Vorteil, dass sie sich am Tag selbst damit nicht befassen müssen und nichts vergessen wird. So habe ich meine Liste zur Hand, die so aussehen kann:
• Brautpaar und Brauteltern (zusammen und einzeln)
• Brautpaar und Trauzeugen
• Brautpaar und Geschwister
• Brautpaar und Großeltern
• Brautpaar und komplette Familie
• Brautpaar und Taufpaten
• Bräutigam und Arbeitskollegen
• Braut mit Freundinnen
• Bräutigam mit Junggesellen
• usw.
Vielleicht möchte das Brautpaar auch ein Foto mit jedem Gäste-Paar einzeln haben. Außerdem könnt ihr natürlich noch ein Foto mit Standesbeamten oder Pfarrer mit einbauen; es wird oft vergessen, aber gerne als Erinnerungsstück einen Ehrenplatz im Hochzeitsalbum finden. Diesen spezielleren Wünschen geht das komplette Gruppenfoto meist voraus.
Wenn ich das im Kasten habe, folgt ein: "Jetzt ist es Zeit für die einzelnen Gruppenbilder, dafür bitte ich alle, auf Seite zu gehen, bis auf …" Ihr könnt die Trauzeugen einbinden, damit sie euch helfen, die Familienmitglieder zusammenzutrommeln oder alle Junggesellen herbeizurufen. Schließlich kennt ihr nicht immer alle Gäste und ihre Zugehörigkeit zum Paar. Da seid ihr meist auf etwas Hilfe angewiesen. Das Brautpaar wird aber glücklich sein, wenn ihnen die Arbeit abgenommen wird und ihr das Management für die Bilder übernehmt.
Hier haben wir eine ungünstige Kombination: Beengter Hintergrund mit Parkplatz, viele Gäste, und es war unglaublich kalt! Der Zeitplan war eng, daher entstand dieses Gruppenbild auf die "Schnelle"
Gruppenbilder - den richtigen Zeitpunkt finden
Des Weiteren solltet ihr im Vorgespräch das Thema "Richtiger Zeitpunkt für Gruppenbilder" ansprechen, wenn ihr den genauen Ablauf mit dem Paar besprecht. Es gibt viele Varianten, wie die Gruppenbilder aufgeteilt sein können und man sollte dafür im Ablaufplan die benötigte Zeit nicht unterschätzen.
Das "große" Gruppenbild mache ich gerne direkt am Standesamt/an der Kirche. Entweder nach den Glückwünschen, rechtzeitig, bevor einige schon zur Location weiterfahren, oder vor dem Sektempfang, falls dieser direkt dort stattfindet. Es wäre ungünstig, wenn ihr gerade nach dem Anstoßen bittet, die Gläser wieder beiseitezustellen. Damit macht ihr euch nicht unbedingt die ersten Freunde.
Natürlich könnt ihr das Gruppenfoto, falls Standesamt/Kirche nicht so nett vom Hintergrund ausfallen, auch auf die folgende Location schieben, sofern ihr hier noch eingeplant seid. Berücksichtigt aber bitte folgenden Fall: Es könnte z.B. sein, dass einige Freunde nicht zur Gesellschaft eingeladen sind, aber bei der Trauung zuschauen wollten. Vielleicht wäre das Brautpaar enttäuscht, sie nicht auch auf einem Erinnerungsfoto zu sehen. Es ist daher nicht unüblich, zweimal ein Gruppenfoto zu machen. Wenn sowohl Standesamt/Kirche eine tolle Kulisse bilden als auch die spätere Location, würde ich dies sogar anraten.
Hier ein paar gängige Konstellationen, wie die Gruppenfotos auf meinen Hochzeiten (abgesprochen mit dem Brautpaar) oftmals durchgeführt werden. Sie sind natürlich auf den jeweiligen Ablaufplan der Hochzeit abgestimmt, und falls euer Paar hier Hilfestellung braucht, könnt ihr mit diesen Vorschlägen auch schon einmal glänzen:
• Alle Gruppen- und Familienfotos werden am Standesamt/an der Kirche aufgenommen. Wenn das Zeitfenster hier groß genug ist und die Kulisse schön ausfällt, die richtige Wahl, um direkt alles in einem "Aufwasch" zu erledigen. Ebenfalls ein Pluspunkt: Solltet ihr nur für einige Stunden zur Hochzeit "gebucht" worden sein, habt ihr das Pflichtprogramm in jedem Fall erledigt. Die Dauer hierfür hängt von der Gästezahl ab und den gewünschten Motiven und variiert zwischen 10 Minuten und einer halben Stunde.
• Gruppenfoto am Standesamt/an der Kirche, restliche Fotos an der späteren Location. Wenn nicht viel Zeit nach der Trauung bleibt oder bereits das nächste Brautpaar samt Gesellschaft anrückt, eine gute Wahl. Allerdings solltet ihr vorher wissen, wie fotogen die nachfolgende Location ist. Findet die Feier bei der Familie im Wohnzimmer statt und euch steht kein Garten zur Verfügung, sehe ich hierin nicht unbedingt eine Option.
• Bunte Mischung: Natürlich seid ihr sehr flexibel, was die Gruppenfotos angeht. Bei langen Begleitungen mit einem sehr eng gefassten Zeitplan und vielen Fotowünschen des Paares, gehe ich oft dazu über, eine bunte Mischung vorzuschlagen. So könnte das Gruppenfoto am Standesamt/an der Kirche erfolgen, die Familienbilder irgendwann an der Location in einem geeigneten Zeitfenster entstehen (was nicht unbedingt vorher festgelegt sein muss, sondern spontan eingebaut werden kann) und einzelne Paarbilder oder Brautpaar mit jedem Gästepärchen am späteren Abend gemacht werden, vielleicht auch erst nach dem Abendessen. Dies hat auch den Vorteil, dass es nie langweilig wird, wenn gerade einmal nicht viel zu dokumentieren ist, dann könnt ihr einen der genannten Punkte vorschlagen und seid beschäftigt. Bei langen Begleitungen kann das nämlich schon einmal vorkommen.
Hier haben wir den Golfplatz an der Location für die Familienbilder genutzt! Der Familien-Klassiker!
Noch ein zu berücksichtigender Punkt bei der Wahl des richtigen Zeitpunkts: Es ist immer am besten, wenn gerade alle Gäste greifbar sind und es für euch möglichst einfach ist, sie zügig aufzustellen. Sind also gerade alle erst an der Location eingetroffen und suchen vermehrt die Toilette auf, solltet ihr nicht mit dem Gruppenfoto starten. Es würde zu lange dauern, bis alle eintreffen, und die Gäste könnten ungeduldig werden.
Auch bietet sich das Gruppenfoto nicht zu spät an, wenn die Ersten schon auf der Tanzfläche herumwirbeln! Ihr solltet die Gäste möglichst frisch und adrett auf eurem Gruppenfoto haben! Berücksichtigt, dass Kaffee und Kuchen sowie ein Sektempfang ein wenig Nachlaufzeit beanspruchen, ihr wollt ja niemanden mit einem Stück Torte im Mund den Teller entreißen. Im Winter habt ihr dazu noch das Jacken-Problem. Die Gäste werden es hassen, wenn sie sich gerade an der Location nach der Trauung aufwärmen, wieder in die Jacken springen zu müssen. Ihr habt das recht schnell im Blick, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, seid unbesorgt! So könnt ihr relativ schnell auch unter diesen Punkt einen Haken setzen.
Alles im Blick
Neben der Aufstellung ist es wichtig, dass ihr auch auf Kleinigkeiten achtet. Bei einem Bild mit 120 Gästen wird es niemandem auffallen, wenn ein Mann in der vierten Reihe die Krawatte schief hängen hat, aber bei kleineren Gruppen wird das ins Gewicht fallen! Und es ist euer Job, das zu bemerken! Achtet auf ALLES! Das gilt nicht nur bei Gruppenfotos, sondern bei jedem in Szene gesetzten Bild, egal ob eine Person oder zwanzig. Beulen in den Hosentaschen der Männer von Geldbörsen oder Handys, der korrekte Sitz von Krawatten, Jackett und Brillen.
Ich bitte bei jedem Bild, dass die Damen die Handtaschen ablegen, zumindest die in erster Reihe. Zur Not gehe ich sie schnell einsammeln. "Geld und Handtaschen zu mir." Bei milden Temperaturen bitte ich bei kleineren Gruppen auch, dass die Jacken kurz abgelegt werden. Das ist eurem Geschmack überlassen.
Ein kleiner Trost: Während ich hier die Bilder für diesen Tutorial-Teil zusammenstelle, fällt mir auf, dass auch mir ständig Dinge entgehen, die ich eigentlich hätte sehen müssen. Mit der Zeit werdet ihr dies perfektionieren und es entgeht euch hoffentlich bald kein Detail mehr.
Auch hier habe ich einiges zu bemängeln; der größte Störfaktor ist der Schatten im Gesicht des Trauzeugen von seiner eigenen Hand. Des Weiteren steht mir der Bräutigam zu steif. Offenes Jackett und Hand in der Hosentasche wäre sicherlich netter gewesen.
Haltung annehmen!
Das Gefühl für die richtige Positionierung werdet ihr schnell entwickeln. Bei größeren Gruppen wiegt dieser Umstand nicht so entscheidend, aber je kleiner die Gruppen, desto wichtiger ist es. Ein wenig Haltung annehmen ist nicht verkehrt. Gerade stehen, ein wenig zur Kamera "fallen" und nicht nach hinten und "schlaff runterhängende" Arme versuche ich zu vermeiden.
Hier seht ihr ein Beispiel für die Handhaltung. Ihr könnt nicht bei jedem Foto jeder einzelnen Person vorgeben, wie sie sich "stellen" muss. Je kleiner die Gruppen werden, desto eher habt ihr die Möglichkeit dazu!
Das sei vorab gesagt, bevor wir uns jetzt im Detail um die nächsten Punkte kümmern!
2. Animation der Gäste
Hierzu müsst ihr euch eins vor Augen führen: Jeder Gast kann morgen Kunde sein. Jeder Gast hat im Bekanntenkreis vielleicht ein verlobtes Paar und wird euch gerne weiterempfehlen, wenn ihr euren Job gut macht. Es ist ja kein Geheimnis, dass man als Fotograf nicht nur Stammkunden haben kann (nach der Hochzeit kann der Babybauch folgen …), sondern von der Weiterempfehlung lebt. Anfangs kamen meine Kunden hauptsächlich über unsere Webseite auf uns.
Heute sagen sie am Telefon meist: "Sie haben die Hochzeit von XY begleitet und daher wollte ich für unsere Trauung anfragen." Oder "Die Trauzeugin von Hochzeit XY hat Sie uns empfohlen."
Inzwischen kommen ausgeglichen viele Paare über Hochzeitsmessen und Empfehlungen zu uns, den kleinsten Teil macht dabei unser Internetauftritt aus.
Das im Hinterkopf, wenn ihr öfters Hochzeiten begleiten möchtet, solltet ihr immer, ganz egal, wie es euch gerade geht, freundlich, geduldig und zuvorkommend sein. Habt immer ein Lächeln für Brautpaar und Gäste übrig, versucht sie mitzunehmen und anzustecken mit eurer guten Laune! Leider habt ihr nicht immer einen guten Tag, es ist vielleicht etwas im Privatleben schiefgelaufen, ihr seid von Kopfschmerzen geplagt oder habt euch am Vortag den Rücken verrenkt. Ihr würdet am liebsten den Tag im Bett verbringen, aber da steht diese Hochzeit schon seit Monaten im Kalender. Es ist nicht so, das mir das noch nie passiert wäre.
Wir sind alle nur Menschen und nicht immer jeden Tag gut gelaunt und erfreuen uns bester Gesundheit. Letztes Jahr habe ich eine Hochzeit mit vielen Schmerzmitteln überstanden, da ich mich am Vortag mächtig verhoben habe. Wenn euch die Hochzeitsfotografie aber so viel Freude bereitet wie mir, dann habt ihr eigentlich nach 15 Minuten alles vergessen, was euch privat oder gesundheitlich gerade plagt. Ihr seid so schnell ins Hochzeitsgeschehen involviert und lasst euch hoffentlich von allem um euch herum emotional so anstecken, dass ihr andere Dinge vergesst.
Wie ich schon am Anfang des Tutorials beschrieben habe: Euer Job ist es, die Gäste ein wenig für die Gruppenfotos zu animieren, zur Not ist auch ein wenig Überredungskunst vonnöten. Anfangs werdet ihr vielleicht noch nervös und aufgeregt sein, gerade, wenn ihr es mit großen Gruppen zu tun habt. Aber das wird sich mit der Zeit legen, ihr werdet mit jeder Hochzeit sicherer und offener für Publikum. Vielleicht bekommt ihr schon bald gar nicht genug davon, große Gruppen zu animieren!
Bei kleinen Gruppen fällt es leichter!
Es ist schwer, in Worten zu beschreiben, wie ich eine Gesellschaft "animiere", zu lächeln und tatkräftig am perfekten Gruppenfoto mitzuwirken. Das kommt sicher auch auf Personenanzahl und Wetterbegebenheit an. Wenn es über 30 Grad heiß ist oder Minusgrade herrschen, wird es natürlich etwas schwieriger für euch. Egal, ob ihr mit vier Personen vor der Kamera beschäftigt seid oder mit 150 Gästen, nachdem ihr sie perfekt positioniert habt, müsst ihr mehr tun, als nur auf den Auflöser euer Kamera drücken.
Alles wird durcheinanderquatschen und miteinander beschäftigt sein, daher hole ich mir erst einmal ein wenig die Aufmerksamkeit aller Personen. Unter Umständen müsst ihr dafür mal kräftig pfeifen oder klatschen. "Alle Mann herhören! Je schneller ihr ruhig seid, desto eher gibt es Kuchen." - Zuerst mache ich eine Probeaufnahme! "Jetzt schaue ich mal, ob ihr auch alle ins Bild passt und gut ausseht. Gesicht entspannen, noch müsst ihr nicht lächeln."
Auch wenn Kameraeinstellungen vorher schon getestet wurden, muss ich meist 1-2 Probeaufnahmen machen und noch mal nachjustieren. Das geht in wenigen Sekunden vonstatten. Dann geht es los. "So, ihr Lieben, jetzt möchte ich euer schönstes Lächeln sehen. Strengt euch an." - "Wer erzählt uns jetzt einen schmutzigen Witz?" - "Wer kann mehr strahlen als das Brautpaar?" - "Wer nicht richtig lacht, wird gleich zur Strafe in die erste Reihe gestellt". Im Winter zieht immer etwas wie: "Tja, ich habe eine dicke Jacke an und viel Zeit … Wenn ihr nicht lacht, dann kann das hier seeeehr lange dauern." - "Also, wer jetzt nicht lächelt, der darf nicht ins Warme!"
Das sind nur ein paar Ideen, vielleicht mögen sie euch jetzt komisch vorkommen. Jeder wird nach einigen Hochzeiten seine eigenen Ideen entwickeln, aber mit solchen Animationen habe ich immer gut abgeschnitten auf meinen Hochzeiten. Bei kleineren Gruppen werdet ihr sicherlich persönlicher animieren und euch auch vielmehr auf die einzelnen Personen konzentrieren, als es bei größeren Gästezahlen überhaupt möglich.
Ihr werdet schnell feststellen, dass viele Menschen gerne vor der Kamera stehen und selbständig Posen beziehen, an denen ihr nicht mehr viel zu meckern habt! Genießt das, es ist nicht immer selbstverständlich.
3. Das richtige Licht
Bevor wir überhaupt loslegen, machen wir uns vor jedem Gruppenbild Gedanken zum Thema Licht. Weder möchte ich die Personen um 13.00 Uhr in die volle Sommersonne stellen noch mit Schatten und Sonnenlicht gleichzeitig jonglieren müssen. Gemessen an meiner Gruppengröße suche ich daher einen Platz, der gleichmäßige Lichtbedingungen bietet. Das ist aber mein Geschmack; ihr solltet es mal mit Freunden testen, wie sich verschiedene Lichtbedingungen auf euer Gruppenfoto auswirken können. Jeder Fotograf wird hier seine eigene Herangehensweise haben. Hier ein paar Beispiele aus meiner Praxis:
• Hochstehend Mittagssonne: Jetzt geht es in den Schatten. Ich suche einen großen Schattenbereich ohne große Lichtflecken: Dies verhindert, dass Personen, die nicht im Schatten stehen, aus der Menge leuchten. Würden wir unsere Gruppe direkt in die Sonne stellen, dann hätten wir nicht nur weitestgehend tränende und geschlossene Augen, sondern harte Schatten im Gesicht, Blitz hin oder her. Auch im Schatten könnt ihr mit dem Blitz ein wenig nachhelfen und leicht aufhellen. Vielleicht steht euch auch eine weiße Fassade zur Verfügung, die ihr als Reflektor für euren Blitz nutzen könnt.
• Sonne am Vormittag/Nachmittag: Jetzt darf es ruhig Sonne sein, aber bitte Gegenlicht. Niemand muss in die Sonne blinzeln. Das wird kein Gast mögen. Mit dem Blitz helle ich dabei ein wenig auf. Achtet auf eine gleichmäßige Ausleuchtung aller Personen. Gegenlicht: Achtung, hier müsst ihr mit Blendenflecken ein wenig aufpassen. Achtet direkt bei der Aufnahme auf eventuell auftretende Reflexionen und kontrolliert dies auch noch mal auf dem Kameradisplay nach der Aufnahme. Die ISO würde ich hier sehr klein wählen, vielleicht eine ISO 100. Die Blende sollte möglichst klein sein, ohne die Belichtungszeit aus den Augen zu lassen, vielleicht ein Wert ab Blende f/16. Im Winter oder spät am Nachmittag/früh am Abend kann es natürlich auch einmal ein Gruppenbild in der Sonne sein! Bedenkt aber bitte, dass jede Person unterschiedlich empfindliche Augen hat und nur, weil ihr vielleicht gerade kein Problem mit dem Blenden der Sonne verspürt, muss es euren Modellen nicht auch so ergehen. Ihr bekommt mit der Zeit ein Gefühl dafür, was geht und was ihr euren Gästen besser nicht zumuten solltet.
• Leicht/stark bedeckter Himmel: Euer natürlicher Diffusor ist da! Ihr werdet jetzt nicht so viele Probleme mit der richtigen Ausleuchtung haben, allerdings müsst ihr vielleicht bei zu starken Wolken auf etwas mehr Blitzlicht zurückgreifen. Achtet bei sehr wenig Licht darauf, dass der Hintergrund nicht zu dunkel gerät. Dann wirkt euer Bild nicht so kühl und die Personen stechen nicht so deutlich hervor. Das wirkt sehr unnatürlich und unschön nach meinem Geschmack.
• Innenräume: Für das Fotografieren in Innenräumen suche ich nach Lichtquellen, die mir etwas Leben in die Bilder zaubern. Ist es noch Tag, dann nutze ich vorhandene Fenster entweder als Gegenlichtquelle oder auch im Rücken und lasse die Personen natürlich aufgehellt erstrahlen. Später am Abend oder in dunklen Räumlichkeiten müsst ihr euch anderer Lichtquellen bedienen bzw. vorhandenes Licht so gut wie möglich einsetzen. Sucht nach interessanten Hintergründen und Lichtquellen. Wählt eine möglichst lange Belichtungszeit (1/10 dürft ihr ruhig mal ausprobieren!) und hohe ISO (ca. 1600). Ansonsten sind eure Personen vom Blitz ausgeleuchtet und dahinter ist ein schwarzes Nichts. Das Gleiche gilt übrigens für Außenaufnahmen am späten Abend.
Herrlicher Sonnenschein um die Mittagszeit.
Hier mussten wir mit dem Hintergrund leben, den es an der Location gab. Meine fleißigen Modelle haben so gut es ging davon abgelenkt. Es war ein Winternachmittag mit wenig Licht und stark bewölktem Himmel.
Eigentlich waren diese Aufnahmen für den sommerlichen Nachmittag geplant, doch das Zeitfenster der Hochzeit war zu eng gefasst. Somit mussten wir am späten Abend die Bilder im Freien aufnehmen. Wenn der Hintergrund nichts an Licht hergibt, dann entstehen meist unschöne Aufnahmen mit harten Kontrasten.
An dieser Location gab es wundervolles Licht für die Hintergrundstimmung!
Dass ihr bei diesen Punkten natürlich auch ein wenig auf den Hintergrund achten müsst, ist klar. Ihr könnt nicht immer nur nach dem Licht gehen, sondern müsst die optimale Kombination aus Licht und Hintergrund finden. Und wie euer Hintergrund sein sollte, lesen wir im nächsten Punkt.
4. Der passende Hintergrund
Der nächste wichtige Faktor für das perfekte Gruppenbild. Meist wird die Lokalität wie Standesamt oder Kirche euren Hintergrund ausmachen. Immerhin ist es besonders schön, wenn das Erinnerungsbild direkt zeigt, wo geheiratet oder gefeiert wurde. Für die Familienbilder oder Gruppenfotos mit kleineren Personenzahlen könnt ihr aber auch einmal kreativer vorgehen; je nach Wünschen des Paares ist hier alles erlaubt.
Ich würde immer einen möglichst hellen und freundlichen Hintergrund wählen. Bei unschöneren Hintergründen, die sich gar nicht vermeiden lassen, nutzt die richtige Perspektive oder Unschärfe zu euren Gunsten. Manchmal lege ich mich zur Not auch auf den Boden, wenn ich dadurch etwas Störendes im Hintergrund beseitigen kann.
Zum Thema auf den Boden legen (und ich gebe zu, ich mache das gerne und sehr häufig … nicht unbedingt vor der Trauung, denn es sollten alle Gäste gesehen haben, dass ihr mal "sauber" eingetroffen seid). Diesen körperlichen Einsatz wird jeder schätzen, aber ohne Hintergrundinformationen wird nicht jeder Verständnis zeigen, wenn ihr dreckige Hosen bei einer Hochzeit tragt. Daher immer vorher der Spruch: "Ihr seid alle meine Zeugen, dass ich hier sauber angekommen bin".
Ich mag die tiefe Perspektive bei Gruppenfotos und Paar-Bildern, allerdings mache ich auch Ausnahmen, wenn es arg dreckig oder nass ist! Ich bin zwar durch meine Tätigkeit als Tierfotografin abgehärtet und für vierbeinige Modelle schmeiße ich mich auch in die größten Wasserpfützen, aber bei meinen zweibeinigen Modellen muss das nicht unbedingt sein. Allen Einsatz in Ehren gehalten, das wäre zu viel des Guten und der klassische Fall von Übermotivation.
5. Das Gruppenfoto
Wie ihr die Gäste fürs Gruppenfoto animieren könnt und worauf ihr achten solltet, habe ich ja schon beschrieben. Wenn ihr Hintergrund und Licht gewählt habt, stellt ihr die Personen auf. Dabei kommt es auf die Gruppengröße an. Habt ihr eine Gesellschaft mit 20 Leuten, dann habt ihr natürlich mehr Spielraum als bei großen Personenzahlen. Achtet darauf, dass alle gut zu sehen sind und sich niemand versteckt. Ich gehe dafür lieber etwas in die "Breite" und habe weniger Reihen. Sonst habt ihr keine Chance und auch das Motto "Kleine bitte nach vorne" nützt euch nicht viel.
Jetzt steht mir ein Weitwinkelobjektiv zur Verfügung, bei kleineren Gruppen wähle ich gerne auch längere Brennweiten. Wählt je nach Abstand, Brennweite und Gruppengröße eine entsprechende Blende, damit alle Gäste "scharf" zur Geltung kommen. Blende f/8 oder höher sichert euch in den meisten Fällen ab. Gerne zoome ich einmal schnell ins Probebild und prüfe noch mal die Schärfe in den Reihen. Den Fokus setze ich bei der Aufnahme mittig in die Gruppe.
Bei der Aufstellung achte ich darauf, dass engste Familie und Trauzeugen nahe beim Brautpaar stehen, Freunde und Bekannte dürfen etwas weiter entfernt sein. Das Brautpaar muss auch nicht unbedingt in der Mitte stehen, hier dürft ihr kreativ sein. Sie können auch mal im Vordergrund der Gruppe stehen/sitzen oder ganz seitlich. Hier habt ihr bei kleinen Gruppen wieder etwas mehr Spielraum. Lasst euch bei großen Gruppen helfen, damit ihr euch nicht heiser brüllen müsst.
Geht bei den Gästen herum und bittet zum Gruppenfoto, aber es dürften euch die Trauzeugen beim "Zusammentreiben" behilflich sein. Das machen sie gerne! Scheut euch nicht, sie zu fragen. Gerne mache ich Gruppenfotos bei jüngeren Paaren auch mit dem Fisheye. Das sollte vorher besprochen sein und natürlich nur eine Alternative zum normalen Gruppenfoto! Dabei achte ich darauf, dass mir niemand in die Ränder gerät und die starken Verzerrungen an der Seite nur das Gebäude/den Hintergrund betreffen.
Wenn möglich, nutzt Treppen oder fotografiert eure Gruppe sogar von "oben", damit alle gut zu sehen sind. Hier seid ihr natürlich immer an die Begebenheiten gebunden.
Gerne mache ich am Anschluss an ein "normales" Gruppenfoto auch ein Jubel-Bild, weise jedoch darauf hin, dass niemand dem Nebenmann die Hand vors Gesicht hält, auch nicht, wenn er ihn nicht leiden kann …
Beim "Jubel"-Foto gehen durch die erhobenen Hände leider schon einmal Gesichter verloren. Schöner, wenn ihr dies bei kleineren Gesellschaften macht oder von weiter oben fotografieren könnt.
6. Familienbilder
Bei den Familienbildern haltet ihr euch wie gesagt an die To-do-Liste oder - falls diese nicht vorhanden ist - fragt ihr noch mal schnell das Paar, wen ihr dazu bitten dürft. Die Familienbilder gestalte ich oft sehr klassisch, weil die Paare dies oft auch so wünschen. Ihr könnt der 80jährigen Oma nicht vorschlagen, im Bild herumzuspringen, ich denke, das ist logisch. Ich habe die Erfahrung damit gemacht, dass ältere Menschen etwas schwerer zu motivieren sind und natürlich manchmal etwas "steifer" sind. Bitte bedenkt, dass viele von ihnen nicht so lange stehen können und manchmal solltet ihr sie mit dem Brautpaar vielleicht sogar an einer Sitzbank positionieren. Das ist viel einfacher für sie und dann fällt das Lächeln auch leichter. Also, hier darf es auch klassisch zugehen! Kein Muss, aber eine annehmbare Alternative.
Ansonsten achte ich darauf, dass der Bräutigam nicht gleichzeitig zwei Damen im "Arm" hat. Dies passiert häufig, wenn Braut und Mutter neben ihm stehen. Die meisten Männer möchten natürlich keiner den Vorzug geben und werden automatisch den Arm um beide Frauen legen. Ich persönlich finde das unschön, da er jetzt die Brust rausstreckt und sein vermutlich zugeknöpftes Jackett auf Spannung steht. Erlaubt ihm hier, sich alleine auf die Braut zu konzentrieren, und gerne kann die Mama die Hand auf seinen Arm legen, damit sie nicht so verloren danebenstehen muss. Apropos Jackett: Ich würde es einheitlich gestalten, entweder alle Jacketts geöffnet oder geschlossen.
Der Bräutigam darf sich ganz der Braut zuwenden! Nur das Lächeln müssen wir noch üben.
Das klassische Bild fürs Familienalbum! Die stolzen Brauteltern.
7. Fotos mit Trauzeugen & Freunden
Jetzt ist eure Kreativität gefragt! Denn nach den klassischen Familienbildern wird es jetzt etwas lebendiger. Meistens begleite ich recht junge Paare auf ihrem Weg ins Glück. Mehr und mehr wird inzwischen der Wunsch geäußert, dass es nicht zu steif und klassisch hergehen soll. Trauzeugen und Freunde werden euch lieben, wenn ihr mit vielen Ideen glänzt, wo sie auch mal Unsinn machen dürfen.
Ich staune immer wieder, dass inzwischen so viele Paare und Gäste mit eigenen Ideen an mich herantreten, die ich nur zu gerne umsetze. Manchmal nehme ich das ein oder andere Motiv sogar fest in meine Reportagen auf. Wenn ihr den Gruppen eure Ideen möglichst lebhaft vorführt und beschreibt, habe ich selten Widerspruch erlebt. Gutes Schauspieltalent eurer Modelle ist natürlich von Vorteil. Ich habe euch hier ein paar Bilder aus meiner Hochzeitsreportage von Anna und Richard mitgebracht.
Die beiden sind einfach pure Foto-Talente und konnten alles perfekt umsetzen, was ich ihnen vorgeschlagen habe. Ihr seht auf den Bildern, dass es nicht jedem so erging. Es war unglaublich kalt an diesem Tag, aber der Spaßfaktor war riesig. Leider stand uns nur eine sehr dunkle Hintergrund-Kulisse zur Verfügung und der Winternachmittag war bereits sehr düster. Trotzdem sollten ein paar Ideen dabei sein, die auch euren Gästen gefallen könnten.
Ein Schnappschuss von Anna und ihren Brautjungfern.
Ein Akt guter Schauspielkunst. Mein Schaaaaaaaaaaaaatz!
Diese Idee hatte einer der Hochzeitsgäste. Schaut, was der Bräutigam dort hat!
Der Klassiker, aber selten gibt es Brautjungfern und so viele schöne Sträuße. Anna hat die hübschen Sträuße aus Tannenzweigen übrigens selbst gebastelt.
Zeigt her, eure Beinchen.
Macht mir das Häschen!
Vom Hintergrund abgesehen ein schönes Motiv, wenn ihr die Männer auf euch zugehen lasst!
Sobald es "bewegt" zugeht, werden eure Modelle sich viel entspannter vor der Kamera zeigen. Auch wenn gelegentlich jemand verdeckt wird oder ungünstig "erwischt" ist, mir persönlich gefallen diese Aufnahmen am besten.
Das war die Wunschpose vom Bräutigam!
Und wieder auf dem Golfplatz. Bei "freiem" Posen können auch lustige Dinge entstehen. Hier muss ich über den Bräutigam schmunzeln!
8. Paarbilder
Nach vielen Unterhaltungen mit Gästen, die mir gegenüber einen Wunsch äußerten, bin ich irgendwann dazu übergangen, dies in meine Beratungsgespräche mit dem Brautpaar einzubinden. Denn oft hörte ich: "Wir sind so schick zurechtgemacht und werden auf jeder Hochzeit fotografiert, bekommen aber nie ein Foto von uns."
Daher der Vorschlag: Neben den üblichen Gäste-Schnappschüssen, wo auch jeder Gast einmal zu sehen sollte, wird jedes Paar einmal zum Foto gebeten. Dieses Bild kann man später klein abziehen lassen und mit in die Danksagungskarten legen. Eine tolle Idee, wie ich finde, und es ist schnell gemacht. Bei 80-120 Gästen solltet ihr hierfür aber ein Zeitfenster von ca. 1 Stunde vorsehen und das Paar im Vorfeld damit beauftragen, den Trauzeugen eine Gästeliste zu überreichen, damit sie die Leute für euch heranholen. Gerne nutze dafür etwas Bestimmtes, um die Paare in Szene zu setzen, so z.B. einen Strandkorb, eine Sitzbank oder den klassischen Bilderrahmen.
Einfach mal die Seele baumeln lassen!
9. Photobooth
Wir sind dazu übergangen, das Projekt "Photobooth", welches sich immer größerer Beliebtheit erfreut, in unser Angebot mit aufzunehmen. In Anbetracht der teuren Technik, die hier zum Einsatz kommt und gemessen am Zeitfaktor, müsst ihr gut überlegen, ob ihr es uns gleichtun wollt. Ich finde, dass das Konzept gut überdacht werden sollte und aufgrund der heutigen Schnäppchenpreise auf dem Markt, zu dem viele Fotografen dies anbieten, ist es kaum noch ein lohnender Aspekt.
Viele Paare möchten ihren Gästen die Möglichkeit geben, sich selbst mit lustigen Accessoires am Abend fotografieren zu können. Ich habe schon abgewandelte Eigenkreationen erlebt, die meines Erachtens den Spaß der Gäste in keiner Form gemildert haben im Vergleich zum teuren Photobooth-Studio eines Fotografen. Es wurden für ein paar Euro lustige Accessoires vom Brautpaar bereitgestellt, ein passender Raum mit einer neutralen Wand gefunden und die Trauzeugin mit einer Sofortbildkamera gab Vollgas.
Ich habe aufmerksam zugesehen und ihr gelegentlich über die Schulter fotografiert. Ehrlich muss ich sagen, es war überhaupt kein Unterschied vorhanden. Der Spaßfaktor war riesig für die Gäste, der Kostenpunkt für das Brautpaar sehr überschaubar. Die Qualität der Fotos spielte für niemanden eine Rolle. Vielleicht solltet ihr interessierten Paaren diesen Vorschlag unterbreiten, wenn sie euch zum Thema Photobooth befragen und ihr es nicht anbieten möchtet.
Hier ein paar weitere Nachteile des Photobooth:
• Der Transport ist aufwendig und der Auf- und Abbau braucht Zeit.
• Teures Zusatz-Equipment ist erforderlich, u. U. eine zweite Kamera und Objektiv, wenn ihr gleichzeitig noch fotografieren sollt. Selbstauslöser, Stative, Studioblitzlampen oder Aufsteckblitz sowie lustige Accessoires etc.
• Assistent ist u.U. erforderlich, der sicherlich ein Taschengeld haben möchte.
• Eventuell Equipment zur sofortigen Ansicht der Foto sowie Möglichkeit zum Druck der Bilder vor Ort erforderlich.
• Schutz vor Schäden am Equipment: Ihr solltet einen Vertrag abschließen, der euer Equipment absichert. Gerade wenn ihr es den Gästen alleine zur Verfügung stellt und kein Assistent vor Ort ist, der aufpasst. Später am Abend sind die Gäste vielleicht angeheitert und da kann schon einmal jemand ein Stativ umlaufen. Das wird teuer!
• Gemessen am zeitlichen Aufwand und den üblichen Preisen kein rentables Geschäft, vor allem wenn ihr es mit vielen technischen Elementen anbietet.
Hier stand uns leider nur eine weiße Wand für den Hintergrund unseres Photobooth zur Verfügung.
Wir bieten den Photobooth zurzeit mit Einschränkungen an und hatten ihn bisher selten im Einsatz. Dabei arbeiten wir nur mit einem Stativblitz und lassen die Gäste nie unbeaufsichtigt mit dem Equipment, was uns einen Vertrag erspart. Entweder ist ein Assistent dabei, der fotografiert oder Hilfestellung gibt, während sich die Gäste per Selbstauslöser knipsen. Die Ansicht der Fotos ist nur auf der Kamera möglich, wir drucken die Fotos auch nicht vor Ort aus, sondern geben die Bilder dem Paar später auf der Foto-CD mit heraus.
Ich hoffe, dass euch dieses Tutorial ein paar Anregungen und Ideen für eure Gruppenbilder gegeben und das Lesen Freude bereitet hat. Gerne bin ich offen für positive und negative Kritik zu diesem Teil und wünsche euch viel Spaß bei den weiteren Teilen dieser Serie, die bald folgen. Danke für euer Vertrauen und euren Zuspruch.
Nicole Schick