Typografie ist das Herzstück jedes professionellen Layouts, und Adobe InDesign bietet dir leistungsstarke Werkzeuge, um Texte kreativ und präzise zu gestalten. Von der Auswahl passender Schriftarten über das Anlegen von Zeichen- und Absatzformaten bis hin zur Arbeit mit Textumfluss, Tabulatoren und typografischen Feinheiten – InDesign ermöglicht dir, deine Texte perfekt in Szene zu setzen. In diesem Guide zeige ich dir die wichtigsten Funktionen und Tipps, um professionelle Typografie in deinen Projekten umzusetzen. Lass uns starten und deine Layouts mit ansprechender Typografie veredeln!
1. Textformatierung
Um Text einzugeben, ziehst du mit dem Textwerkzeug zunächst einen Rahmen auf. Anschließend kannst du sofort mit der Texteingabe beginnen. In der Steuerungspalette werden die für die Formatierung von Text erforderlichen Bedienelemente angezeigt. Am linken Rand kannst du zwischen der Anzeige der Text- und der Absatzformatierung umschalten. Bei größeren Monitoren werden beide Bereiche nebeneinander angeordnet.
Mit einem Klick auf den kleinen Pfeil im Schriften-Feld werden die installierten Fonts angezeigt und du kannst für den markierten Text eine andere Schrift auswählen. Nach Möglichkeit solltest du dich für OpenType-Fonts entscheiden, die gegenüber TrueType-Fonts diverse Vorteile für die typografische Gestaltung wie Schwungschrift, unterschiedliche Zahlenformate und bedingte Ligaturen bieten und dank Unicode mit größeren Zeichensätzen umgehen können.
Darunter werden die zur Schriftfamilie gehörigen Schriftschnitte wie Light, Semibold, Condensed etc. gelistet.
Neben den Feldern für die Schriftgröße und den Zeilenabstand, in die auch eigene Werte, sogar in anderen Einheiten (z. B. rechnet InDesign eine Angabe in mm automatisch in Punkt um) eingegeben werden können, befinden sich Schaltflächen für die Formatierung in Versalien oder Kapitälchen, zum Hoch- oder Tieferstellen oder Unterstreichen.
Im Feld für das Kerning wird zunächst zwischen metrisch und optisch unterschieden. Grundsätzlich verwendet das metrische Kerning die vom Typografen vorgesehenen Abstände zwischen unterschiedlichen Buchstabenpaaren, um das bestmögliche Schriftbild zu erzielen.
Eine Entscheidung für das optische Kerning kann bei Verwendung unterschiedlicher benachbarter Schriften evtl. bessere Ergebnisse erzielen.
Mit der Laufweite werden hingegen ganze Sätze oder Absätze in einen bestimmten Bereich eingepasst. Auch das Zuweisen von Farben für die Schrift und deren Kontur kann direkt in der Steuerungspalette erfolgen. Ein Klick auf die zugehörigen Schaltflächen öffnet eine Liste der Farbfelder, aus der du mit einem Klick die gewünschte Farbe auswählst oder auch über die Schaltfläche am unteren Rand der Palette eine neue Farbe anlegen kannst.
Für die Rechtschreibprüfung lässt sich rechts daneben noch das entsprechende Wörterbuch einstellen. InDesign stellt hier von der alten deutschen Rechtschreibung bis zur heutigen inkl. der Zwischenschritte über Englisch und Französisch jede Menge Sprachen zur Auswahl.
2. Absatzformatierung
Zum Formatieren der Absätze gibt es eine Schaltfläche am linken unteren Rand der Steuerungspalette, mit der du auf die Ansicht der relevanten Bedienfelder umschalten kannst.
Hier lässt sich die Ausrichtung wie links- oder rechtsbündig, zentriert oder Blocksatz sowie am Bund, also in Abhängigkeit von der Position auf einer linken oder rechten Seite in einer Broschüre, steuern. Auch den Einzug vom linken oder rechten Rand, den Abstand vor und nach einem Absatz sowie die Anzahl der Zeilen, über die sich eine Initiale erstrecken soll, kannst du hier einstellen.
Neben den Schaltflächen zum Zuweisen von Aufzählungen kann auch die Silbentrennung per Checkbox ein- oder ausgeschaltet werden.
Eine wichtige Funktion für professionellen Satz ist die Möglichkeit der Ausrichtung am Grundlinienraster. Damit wird sichergestellt, dass die Zeilen auf der Vorder- und Rückseite im Druck genau übereinanderstehen, was der Lesbarkeit zugutekommt.
Dazu musst du über das Menü Ansicht>Raster und Hilfslinien>Grundlinienraster einblenden (oder den Shortcut Strg+Alt+ß) diesen zunächst einmal sichtbar machen.
In den Voreinstellungen kannst du den Abstand der Linien für den Grundlinienraster genau angeben. Mit einem Klick auf die entsprechende Schaltfläche in der Steuerungspalette wird der aktive Absatz darauf ausgerichtet oder davon gelöst. Dabei spielen sowohl die Schrifthöhe als auch der Zeilenabstand eine Rolle.
Schließlich lässt sich noch die Anzahl der Spalten für den Text mit dem dazugehörigen Abstand einstellen. Aus der Drop-down-Liste für die Spaltenspanne lässt sich auswählen, ob der aktive Absatz über zwei oder mehr bzw. alle Spalten fließen soll, was z. B. bei einer Überschrift erforderlich ist, oder ob er innerhalb einer Spalte noch einmal aufgeteilt werden soll.
Um Text innerhalb des Textrahmens auf der vertikalen Achse auszurichten (standardmäßig erfolgt ja die Ausrichtung am oberen Rand), musst du den Rahmen selbst mit dem Direktauswahl-Werkzeug markieren.
Die Steuerungspalette bekommt jetzt kontextabhängig andere Eingabefelder und Schaltflächen der vertikalen Ausrichtung oben, unten oder zentriert. Sogar horizontaler Blocksatz ist möglich, wobei der Zeilenabstand so groß wird, dass der Text über die gesamte Höhe bis zur oberen und unteren Rahmenkante gleichmäßig aufgeteilt wird.
Diese Art der Formatierungen für Zeichen und Absätze empfiehlt sich allerdings nur bei kleineren und überschaubaren Dokumenten wie einem Flyer oder Poster. Bei größeren Dateien ist es sinnvoller, Zeichen- und Absatzformate anzulegen, mit denen dann die relevanten Textstellen per Klick einheitlich formatiert werden können.
3. OpenType-Schriftartattribute
Wenn Texte Sonderzeichen, insbesondere aus anderen Sprachen, enthalten oder Ligaturen oder Schwungschriften für eine schönere Typografie z. B. einer Überschrift dargestellt werden sollen, kannst du die OpenType-Formatierungsoptionen von InDesign nutzen. Diese muss allerdings die gewählte Schrift zur Verfügung stellen, was nicht bei allen der Fall ist. Eine große Anzahl an Möglichkeiten bietet die Schriftart Minion Pro.
Abgesehen von einer Menge an Glyphen zur Darstellung fremdsprachiger Zeichen lässt sich hier auch bei Schriftschnitt Italic über den OpenType-Eintrag im Menü der Steuerungspalette die Schwungschrift mit alternativen Großbuchstaben und Wortendezeichen auswählen. Die zusätzliche Option Bedingte Ligaturen erzeugt interessante Verbindungen zwischen einzelnen Buchstaben.
Zu erwähnen ist noch die Möglichkeit der Formatierung von Zahlen per OpenType-Definition als Mediävalziffern für den klassischen Text ohne Großbuchstaben.
Das Zuweisen von OpenType-Schriftartattributen für den markierten Text erfolgt über das Menü der Steuerungspalette, welches du über ein kleines Symbol an deren rechtem Rand aufrufst.
4. Textrahmenoptionen
Um Text innerhalb seines Rahmens auszurichten, rufst du über das Kontextmenü oder den Shortcut Strg+B das Dialogfeld mit den Textrahmenoptionen auf.
Hier kannst du den Abstand zum Rahmen gleichmäßig oder unterschiedlich (ohne die Klammer), die Anzahl der Spalten und die Größe des Spaltenabstands sowie die Vertikale Ausrichtung (also oben, unten oder im vertikalen Blocksatz) einstellen.
Wenn du Spalten verwendest, so bewirkt die Option Spalten ausgleichen, dass der Text gleichmäßig auf die Spalten verteilt wird, die Spalten also die gleiche Anzahl Textzeilen haben.
Auf der Registerkarte Grundlinienoptionen lässt sich ein Versatzabstand zur Grundlinie bzw. zum oberen Textrahmen in Abhängigkeit zum Bezugspunkt wie Oberlänge, Versalhöhe (Großbuchstabenhöhe) oder x-Höhe (die obere Kante des Buchstabens x einer Schriftart berührt den oberen Versatz des Rahmens) einstellen. Das kann vor allem bei einzeiligen Textrahmen interessant sein, um einen optisch in der Höhe zentrierten Eindruck herzustellen.
Neu hinzugekommen in InDesign-CS6 ist die Registerkarte Automatisch Größe ändern. Mit der Wahl dieser hilfreichen Funktion passt sich die Textbox entsprechend der Einstellungen der Textmenge an.
Im Feld Automatische Größenänderung legst du fest, ob nur die Höhe oder Breite oder auch beide Dimensionen sich an den Text anpassen sollen. Darunter wählst du, wie in der Steuerungspalette, den Bezugspunkt. Je nach Einstellung kann zusätzlich noch eine Mindesthöhe oder -Breite festgelegt werden.
Nun passt sich die Textbox auch bei nachträglichen Änderungen der Textmenge an, sodass auch kein Übersatztext entsteht.
Du kannst auch ein Objektformat für diese Einstellungen anlegen und den Textboxen per Klick zuweisen (mehr dazu im Tutorial "Objekte mit Effekten versehen in InDesign").
Eine neue Funktion in InDesign-CS6 ist das Platzieren und Verknüpfen im Menü Bearbeiten. Dabei öffnet sich das Inhaltsaufnahme-Werkzeug. Willst du eine Textbox mit gleichem Inhalt an verschiedenen Stellen im Layout platzieren, so empfiehlt sich dieser Weg. Der Vorteil besteht darin, dass eine Änderung am Text der Ausgangs-Textbox auch an den anderen verknüpften Boxen mit einem kleinen Warnsignal angezeigt wird.
Nach einem Klick mit dem Auswahl-Werkzeug auf den Textrahmen wird der Inhalt aktualisiert.
Schließlich lässt sich über das Menü Objekt>Eckenoptionen die Form der Ecken des Textrahmens einstellen. Hierzu muss der Textrahmen mit dem Auswahl-Werkzeug markiert sein. Jede Ecke kann separat eingestellt werden; mit aktivierter Vorschau kannst du das Ergebnis gleich beurteilen.
5. Pfadtext
Mit dem Text-auf-Pfad-Werkzeug kannst du Texte auf selbst angelegten Vektorpfaden entlanglaufen lassen. Diese kannst du z. B. mit dem Ellipse-Werkzeug oder dem Zeichenstift erstellen. Das Werkzeug findest du in der Werkzeugpalette mit einem längeren Klick auf das Textwerkzeug (Shortcut Umschalt+T).
Klick damit auf den erstellten Pfad und gib Text ein. Er läuft jetzt entlang der Kontur.
Zum Ausrichten kannst du die Absatz-Formatoptionen in der Steuerungspalette verwenden. Du kannst aber auch mit dem Direktauswahl-Werkzeug (A) die Spaltenbegrenzung am linken und rechten Ende des Pfadtextes intuitiv mit gedrückter Maustaste verschieben.
Weitere Einstellmöglichkeiten findest du in den Pfadtextoptionen des Kontextmenüs (Text markieren>rechte Maustaste>Pfadtext>Optionen).
Hier kannst du auf verschiedene Effekte zugreifen und die Ausrichtung der Schrift zum Pfad beeinflussen.
Damit der Pfad selbst, auf dem die Schrift entlangläuft, nicht sichtbar ist, markierst du ihn mit dem Direktauswahl-Werkzeug und stellst in der Steuerungspalette die Konturstärke auf 0 Punkt.