Grundsätzliches
Wird der Filter aufgerufen, so präsentiert uns Photoshop zunächst die Auto-Korrektur (ab Photoshop CS5). Im besten Fall wurde das Objektiv schon erkannt. Hat das nicht funktioniert, dann fehlen entweder die Exif-Metadaten im Bild mit den Informationen zur Kamera und zum Objektiv, oder ein passendes Objektivprofil. In diesem Fall könntest du noch einen Versuch über die Online-Suche wagen.
Wurde das Objektiv auch da nicht gefunden, wählst du einfach von Hand unter den Suchkriterien die Kameramarke, das Kameramodell und ein Objektivmodell aus. Unter den Objektivprofilen werden dir dann die entsprechenden Objektive angeboten.
Glastonbury Tor / Stock photo File #: 2352019 / © Blackbeck / istockphoto.com
Du kannst nun durch Aktivieren der einzelnen Einträge gezielt die Probleme im Bild bekämpfen, wie etwa geometrische und chromatische Verzerrungen sowie Vignettierungen. Bei der Entzerrung oder einer Anpassung der Perspektive kann es allerdings dazu kommen, dass die Ränder etwas eingezogen werden.
Diese Flächen am Rand werden dann einfach mit einer Kantenerweiterung, einer Transparenz oder mit schwarzer sowie weißer Farbe aufgefüllt. Mit der Aktivierung von Bild automatisch skalieren lässt sich das Problem aber auch lösen.
spring sunset / Stock photo File #: 9712604 / © Iakov Kalinin / istockphoto.com
Wer den Automatismen nicht vertraut, der wechselt vom Reiter Auto-Korrektur zu Benutzerdefiniert. Du kannst in diesem Bereich die Optimierung der Fehler geometrische Verzerrungen und chromatische Aberrationen sowie der Vignette von Hand vornehmen.
Für den ersten Regler Verzerrung entfernen gibt es auch ein passendes Werkzeug auf der linken Seite mit dem Namen Verzerrung-entfernen-Werkzeug. Klicke damit in das Bild, halte die Maustaste gedrückt und bewege den Mauszeiger vorsichtig nach oben oder unten. Auch unter Geometrische Verzerrung auf der rechten Seite wird damit der Wert angepasst.
Castle Lichtenstein / Stock photo File #: 5152457 / © cristian dulan / istockphoto.com
Tonnen- oder kissenförmige Verzerrungen sollten damit optimiert sein. Es folgen die chromatischen Aberrationen: Es kann vorkommen, dass es zu einer Farbrandbildung kommt. Besonders an den Rändern der Aufnahme (und da an den Kanten der Bildinhalte) sind diese zu sehen. Und je nach Farbe bietet die Objektivkorrektur nun für Rot/Cyan, Grün/Magenta und Blau/Gelb entsprechende Regler an. Verstelle diese, auch in Kombination, bis der ungewünschte Farbsaum entfernt wurde.
Vignettierung
Nach den geometrischen und chromatischen Korrekturen könntest du im Bereich Vignette noch zu dunkle oder helle Ränder in einer Aufnahme verringern. Diese Funktion lässt sich natürlich auch kreativ anwenden. Öffne das Bild, das eine Vignettierung erhalten soll, und geh im Menü auf Filter>Für Smartfilter konvertieren. So haben wir die Ebene in ein Smart-Objekt umgewandelt und können die Filter auch später noch editieren.
Youth Culture / Stock photo File #: 5203120 / © Özgür Donmaz / istockphoto.com
Da eine Vignettierung besonders bei Retro-Effekten zur Geltung kommt, möchte ich das Foto zunächst etwas altern lassen. Erstelle dazu über Ebene im Menü eine Neue Einstellungsebene>Schwarzweiß. Drücke auf die Schaltfläche Auto oder aktiviere die Schaltfläche, um gezielter im Bild Bereiche von Hand heller oder dunkler werden zu lassen.
Reduziere die Deckkraft der Einstellungsebene auf 50%. Es folgt eine Neue Einstellungsebene>Gradationskurven. Wechsle da von RGB in den Rot-Kanal und forme eine sanfte S-Kurve. Auch der Grün-Kanal wird so behandelt. Im Blau-Kanal formst du eine umgedrehte S-Kurve. Die Deckkraft dieser Ebene wird auf etwa 80% reduziert. Du könntest auch noch eine weitere Ebene mit einer dunklen Farbe füllen und die Füllmethode auf Ausschluss umstellen. Damit wurde das Bild in alten und gedeckten Farben umgesetzt.
Aktiviere die Ebene mit dem Foto und geh im Menü auf Filter>Rauschfilter>Rauschen hinzufügen. Stelle die Stärke auf 2 %, Gaußsche Normalverteilung und Monochromatisch ein. Das Foto hat nun einen schönen Retro-Touch. Es fehlt nur noch die Vignette. Nach Filter>Objektivkorrektur kannst du im Reiter Benutzerdefiniert zunächst die Stärke der Vignette einstellen. Dabei sollte es stark in den Minus-Bereich gehen. Der Mittenwert steuert noch, ob die Vignette sehr weich zur Mitte hin verlaufen oder sich auf den Rand konzentrieren soll. Du könntest noch den Kontrast leicht steigern, etwa über die Gradationskurven, oder eine Textur über das Bild legen.
Bildmaterial entzerren
Gerade bei Gebäuden kann es vorkommen, dass bei einer Aufnahme stürzende Linien zu sehen sind, also Linien, die aufeinander zulaufen, obwohl sie parallel verlaufen müssten. Durch die Position des Fotografen vor dem großen Objekt kommt es zu dieser Verzerrung der Wirklichkeit, die sich leicht mit der Objektivkorrektur ausgleichen lässt. Dabei hilft dir die Funktion Transformieren.
Pantheon / Stock photo File #: 4812014 / © S. Greg Panosian / istockphoto.com
Nachdem das Foto in Photoshop und dem Filter>Objektivkorrektur geladen wurde, ist es empfehlenswert, zunächst das Raster einzublenden. Das erfolgt am unteren Rand mit der Aktivierung von Raster einblenden. Rechts daneben kann die Größe der Rasterung eingestellt werden. Eine Verkleinerung ist oftmals sinnvoll. Auch die Farbe könntest du an dieser Stelle editieren. Damit das Raster noch besser als visuelle Hilfe dienen kann, positioniere es mit dem Raster-verschieben-Werkzeug an den Rand der stürzenden Linien.
Jetzt ist es weitaus leichter, über die Regler Vertikale Perspektive und Horizontale Perspektive die stürzenden Linien auszubessern. Auch könntest du in dem Bereich Transformieren das Bild drehen oder skalieren, falls es nötig ist. Um genauer zu arbeiten, solltest du den Wert numerisch eingeben oder über dem Namen der Funktion den Mauszeiger gedrückt halten, um diesen nach links oder rechts zu bewegen. So wird das Bild nach und nach korrigiert, wobei man nicht übertreiben sollte, um den natürlichen Look zu erhalten.
Fish-Eye-Effekt
Wo Bilder entzerrt werden, könnte ja auch der entgegengesetzte Weg gegangen werden, etwa um ein Fish-Eye-Objektiv zu simulieren. Ein wenig Vorbereitung ist dazu nötig. Aktiviere das Auswahlellipse-Werkzeug und ziehe mit gedrückter Shift-Taste eine perfekt kreisförmige Selektion in der Mitte des Bildes auf. Die Mitte wird unser Hauptdarsteller werden, weshalb da ein interessanter Blickfang stehen sollte. Gerne darf es auch ein lustiges Motiv sein, da die Verzerrung diese Eigenschaft unterstützt.
mustache / FotoDateinr.: 8344300 / © Sasha Radosavljevic / istockphoto.com
Über Strg+J wird der Inhalt der Auswahl nun auf eine eigene Ebene kopiert. Damit sich der Filter nur auf die Bildinhalte auswirkt, klicke die Ebenenminiatur mit gedrückter Strg-Taste an, um die Auswahl wieder zu laden. Geh dann im Menü auf Bild>Freistellen. Das Bildmaterial wurde damit für diesen Effekt vorbereitet.
Die Selektion sollte noch aktiv sein, wenn du dann den Filter>Objektivkorrektur aufrufst. Von dem Reiter Auto-Korrektur wechselst du zum Reiter Benutzerdefiniert, um unter Geometrische Verzerrung den Wert bei Verzerrung entfernen in den Negativbereich zu verschieben. Da die Kugel dadurch sehr groß wird, bietet es sich an, sie unter Transformieren zu verkleinern, wobei Skalieren eingesetzt wird. Bist du zufrieden, bestätige einfach mit OK und hebe die Auswahl über Strg+D auf. Der transparente Bereich um die Kugel könnte jetzt noch auf einer eigenen Ebene mit schwarzer Farbe aufgefüllt werden. Auch könnten weitere Transformationen folgen. Keine perfekte Simulation, aber die Richtung stimmt.
Horizont gerade ausrichten
Die Objektivkorrektur bietet eine Option an, um Horizonte gerade auszurichten. Das geht natürlich auch direkt in Photoshop, wenn mit dem Linealwerkzeug (verbirgt sich hinter der Pipette) am Horizont entlang eine Linie gezogen und dann in der Optionsleiste auf die Schaltfläche Gerade ausrichten geklickt wird. Photoshop ist ja bekannt dafür, dass die Software immer mehrere Wege zu einem Ziel anbietet.
Rock on the beach with dramatic sky / Stock photo File #: 15100219 / © Pawel Papis / istockphoto.com
Wird der Filter>Objektivkorrektur aktiviert, kann das Bild in einer horizontalen oder vertikalen Achse neu ausgerichtet werden. Wähle dazu das Gerade-ausrichten-Werkzeug an und zeichne eine Linie. Der Winkel wird automatisch angepasst und das Foto auf Wunsch auch skaliert, wenn die entsprechende Funktion unter Bild automatisch skalieren aktiviert wurde. Auch eine Kantenerweiterung könnte Sinn machen.
Nasen verkleinern
Bisher haben wir uns nur mit dem typischen Bildmaterial beschäftigt, welches bei einer Objektivkorrektur zum Einsatz kommt, wie eben Landschaftsaufnahmen oder Architektur. Dieser Filter kann aber auch für weitere Transformationen eingesetzt werden, wie etwa bei der Verkleinerung einer Nase. (Generell können natürlich so einige Filter zur Verzerrung auch zum Formen eines Körpers eingesetzt werden, wie zum Beispiel Distorsion oder Wölben). Grundlage ist immer eine Selektion.
pretty face / Stock photo File #: 4114748 / © Juanmonino / istockphoto.com
Aktiviere dazu das Polygon-Lasso-Werkzeug und wähle grob den Bereich um die Nase aus. Geh im Menü auf Auswahl>Auswahl verändern>Weiche Kante und gib einen Radius von etwa 10 Pixeln an. Strg+J bringt den Inhalt der Auswahl auf eine eigene Ebene. Nach dem Klick auf Filter>Objektivkorrektur kann die Nase behandelt werden. Hilfreich ist es dabei, sich diese mit der Lupe etwas größer anzeigen zu lassen oder sie unten links über die Zoom-Schaltflächen zu vergrößern.
Vom Reiter Auto-Korrektur geht es wieder zu Benutzerdefiniert, um unter Geometrische Verzerrung bei Verzerrung entfernen einen Wert von +20 einzustellen. Wurde der Inhalt der Selektion zuvor in einem neuen Dokument abgelegt, wird der Effekt noch deutlicher umgesetzt. Diesen Abschnitt zur Verkleinerung der Nase würde ich generell eher als eine experimentelle Technik beschreiben, um zu zeigen, dass man bei allen Filtern den Blick über den Tellerrand hinaus wagen sollte. Die Ebene erhält dann noch eine Maske, in der du mit schwarzer Farbe und dem Pinsel-Werkzeug einen sanften Übergang zum Original erzeugst.
Zum Ende möchte ich noch zwei kleine Tipps ansprechen: Wenn du eine bestimmte Rastergröße und –farbe bevorzugst, dann kannst du im Reiter Benutzerdefiniert unter den Einstellungen und der Schaltfläche Einstellungen verwalten>Einstellungen speichern nutzen. Gib dort der Einstellung einen passenden Namen. Jetzt kannst du diese Vorgabe jederzeit mit nur einem Klick aufrufen.
Falls in der Datenbank der Auto-Korrektur das Profil des genutzten Objektivs nicht gefunden wurde und auch das Update über die Online-Suche nichts gebracht hat, könntest du auch selbst ein Profil erstellen. Dazu bietet Adobe in den Labs den Adobe Lens Profile Creator an.