Bereiche verlängern oder verkürzen
Eine typische Anwendung dieses Filters ist das Verlängern oder Verkürzen von kantigen, geometrischen Formen, wie zum Beispiel von Wolkenkratzern. In meinem Beispiel ist das übrigens die Skyline von Baltimore. Zunächst legst du das Gitter fest: Klicke dazu im Menü auf Filter>Fluchtpunkt oder Alt+Strg+V auf der Tastatur.
Baltimore Inner Harbor / Stock photo File #: 12656510 / © Dwight Nadig / istockphoto.com
Es öffnet sich der recht große Fluchtpunkt-Dialog. Das Ebene-erstellen-Werkzeug ist schon angewählt, und so kannst du gleich mit dem Anlegen eines Gitters beginnen. Empfehlenswert ist dabei natürlich, mit dem Zoomwerkzeug den entsprechenden Bereich etwas größer aufzuziehen. Sind vertikale oder horizontale Linien vorhanden, wie etwa die Fensterlinien bei diesem Wolkenkratzer, so nutze diese als kleine Hilfestellung.
Mit dem Ebene-erstellen-Werkzeug wird ein erster Punkt gesetzt, wobei das Halten der X-Taste für den Moment den Bereich des Mauszeigers in der doppelten Zoomstufe anzeigt. So kann jeder Punkt pixelgenau gesetzt werden. Und mit gedrückter Leertaste kannst du das Hand-Werkzeug aktivieren und den Bildausschnitt ändern.
Es folgen die Punkte zwei und drei, wobei du sehr genau arbeiten solltest, um realistische Effekte zu erhalten. Gerade bei starken Verlängerungen werden falsch gesetzte Punkte (und somit Perspektiven) sehr schnell deutlich.
Beim vierten Punkt ist dann auch schon das Gitternetz zu sehen. Ist das Gitter gelb oder rot, so ist Photoshop noch nicht so ganz bzw. überhaupt nicht zufrieden mit deiner Auswahl. Leicht können dann die Greifpunkte auch nachträglich noch angefasst und positioniert werden. Da der Wolkenkratzer nach oben hin verlängert werden soll, ist das sogar eine Pflicht. Ziehe dazu mit dem Ebene-bearbeiten-Werkzeug den obersten Greifpunkt weiter nach oben.
Um das Gitter nun zu erweitern (damit auch die zweite Seite des Wolkenkratzers erfasst wird), halte die Strg-Taste gedrückt und ziehe ein weiteres Gitternetz heraus. Das wird nicht immer zum Winkel passen, den Photoshop gerade vorgibt. Zur Lösung des Problems gehst du über einen der mittigen Greifpunkte und hältst die Alt-Taste gedrückt. So kannst du leicht den Winkel verändern. Das ist als Option auch am oberen Rand des Dialogfelds numerisch möglich. Ebenso kann dort auch die Rastergröße eingestellt werden.
Wurde das Gitter perfekt angelegt, stehen dir die Möglichkeiten Malen, Klonen, Kopieren und Einfügen zur Verfügung. Zunächst solltest du aber den Filter über OK bestätigen, um das Gitter zu speichern und um eine neue Ebene über Umschalt+Strg+N anzulegen. Wird der Filter noch einmal aufgerufen, so ist das Gitternetz noch immer vorhanden. Praktisch.
Soll nun der Wolkenkratzer verlängert werden, könntest du einfach mit dem Auswahlrechteck-Werkzeug einen Bereich selektieren. Dabei kommt es zu der Besonderheit, dass die Auswahl innerhalb des Gitters perspektivisch verläuft. Generell kann im oberen Bereich des Filter-Dialoges eine Weiche Kante und die Deckkraft zum Werkzeug geregelt werden, zudem gibt es eine Reparieren-Funktion und einen Verschiebungsmodus.
Strg+C kopiert den Inhalt der Selektion, Strg+V fügt diesen ein. Jetzt kannst du die Mitte greifen und die Kopie nach oben verschieben. Nach dem Loslassen der Maustaste wird der Ausschnitt angeglichen. Strg+D hebt die Auswahl dann wieder auf. Übrigens kannst du die Auswahl auch schneller mit gedrückter Alt-Taste kopieren.
Eine Alternative wäre es, das Stempel-Werkzeug einzusetzen. Durchmesser, Härte und Deckkraft werden bestimmt und dann wie gewohnt mit gedrückter Alt-Taste eine Quelle festgelegt. Reparieren sollte dabei ausgeschaltet sein. Jetzt kannst du angelehnt an die Struktur Bereiche klonen. Da der Fluchtpunkt gesetzt ist, werden die Kopien daran angeglichen. Nach und nach entsteht der wohl höchste Wolkenkratzer der Welt. In diesem Beispiel sorgte die Reflexion im Wasser noch für einige weitere Arbeitsschritte.
Perspektivische Flächen bearbeiten
Auch Fotos oder sogar Text, wenn dieser zuvor gerastert wurde, und im Prinzip jeglicher Ebeneninhalt, können in perspektivischen Ebenen abgelegt werden. Soll etwa eine Steinwand mit einem Text ausgestattet werden, so wird dieser zunächst über die rechte Maustaste auf der Ebene und Text rastern in Pixelmaterial umgewandelt. Erstelle dann, wie zuvor beschrieben, ein passendes Gitternetz im Fluchtpunkt-Filter und bestätige mit OK.
Wähle den Inhalt der Ebene mit gedrückter Strg-Taste auf die Ebenenminiatur aus und kopiere ihn über Strg+C. Drücke Strg+D, zum Aufheben der Auswahl und blende die Textebene aus. Eine leere Ebene wird erzeugt und der Fluchtpunkt-Filter aufgerufen. Strg+V fügt nun den Inhalt der Zwischenablage ein.
Romantic dress / Stock photo File #: 16263283 / © KRproductions / istockphoto.com
Gehe mit dem Mauszeiger über die Mitte des Textfeldes und verschiebe es über das Gitternetz. Sofort wird der Text in die vorgegebene Perspektive gebracht. Über Strg+T hast du noch die Möglichkeit, die typischen Transformationen wie etwa Skalieren oder Drehen anzuwenden. Übrigens: Strg+H blendet auch hierbei für den Moment die Rahmen und Gitter aus und wieder ein. Leider fügt Photoshop den Ebeneninhalt nur als schwebende Auswahl ein, also nicht wie auf einer eigenen Ebene liegend, sondern nur für den Moment zum Bearbeiten, solange die Auswahl besteht.
In diesem Beispiel sollte der Text natürlich noch in die Wand integriert werden. Ein einfacher Weg führt über Ebene>Ebenenstil>Abgeflachte Kante und Relief. Als Stil wurde Relief an allen Kanten, Technik: Hart meißeln, Tiefe: 80% und Größe: 2 Pixel gewählt. Um die ursprüngliche Struktur der Mauer zu erhalten, klicke die Ebenenminiatur mit gedrückter Strg-Taste an, aktiviere die Ebene mit deinem Original-Foto und drücke Strg+J, um den Inhalt der Auswahl zu kopieren. Diese Kopie wird nun oberhalb der Textebene (mit dem soeben erstellten Stil) positioniert.
Gehe im Menü auf Ebene>Schnittmaske erstellen und reduziere die Deckkraft auf 80%. Bei der darunterliegenden Ebene reduzierst du die Fläche auf 40%. Die Deckkraft beeinflusst den Ebeneninhalt sowie die Stile. Bei der Fläche bleiben die Stile jedoch zu 100% sichtbar. Jetzt könntest du noch die Ebene mit der Struktur über die Gradationskurven etwas aufhellen.
Perspektivische Retusche
Relativ leicht kannst du in Photoshop Bereiche mit Gegenständen oder auch nur Schmutz und Flecken wegretuschieren. Ist der Hintergrund eher einfarbig, reicht dazu oftmals schon ein einzelner Klick aus. Problematisch wird es, wenn das Objekt vor einem gemusterten Hintergrund liegt, sei es vor einer Tapete oder auf einem Holzboden. In meinem Beispiel ist es eine Ziegelsteinmauer, bei der mich die weißen Flecken auf der ansonsten schwarz gestrichenen Mauer stören (siehe rechtes Bein).
Hard rocker / Stock photo File #: 15291689 / © Iakiv Antypenko / istockphoto.com
Wie gewohnt könnte nun der Kopierstempel in Verbindung mit Photoshops Reparatur-Werkzeugen zum Einsatz gebracht werden, doch kommen dann weitere Arbeitsschritte hinzu, da der perspektivische Verlauf des Musters beachtet werden muss. Leichter ist es da, im Menü auf Filter>Fluchtpunkt zu klicken, um mit dem Ebene-erstellen-Werkzeug ein Gitternetz perspektivisch anzulegen. Soll das Gitter gespeichert werden, so bestätige mit OK.
Erstelle eine neue Ebene. Zurück im Fluchtpunkt-Dialog wählst du das Stempel-Werkzeug an und stellst Reparieren auf Luminanz oder Ein um. So wird aus dem Stempel-Werkzeug so etwas wie ein Reparatur-Pinsel. Dabei analysiert Photoshop die Helligkeitswerte und die Farbstimmung der Umgebung und passt die Kopie daran an.
Eine Quelle wird mit gedrückter Alt-Taste im Bild angeklickt und dann die Fehler übermalt. Werden die ursprünglichen Farben zu stark übernommen, so besserst du diese Bereiche mit ausgeschalteter Reparatur-Funktion aus. Schritt für Schritt ist so der Fehler verschwunden.
Gegenstände rastern
Es gibt in in der Extended-Variante von Photoshop auch die Option, ein Raster zu rendern. Diese Funktionalität kann natürlich auch kreativ eingesetzt werden. So möchte ich die folgenden Blöcke jeweils mit einem Gitternetz nachzeichnen und diese dann auf einer eigenen Ebene ablegen.
Modern Architecture Lighthouse Cube / Stock photo File #: 7138520 / © Mlenny Photography / istockphoto.com
Erstelle eine neue Ebene. Rufe dann den Fluchtpunkt-Filter auf und vergrößere mit dem Zoomwerkzeug den Bereich, in dem du das erste Gitter anlegen möchtest. Mit dem Ebene-erstellen-Werkzeug setzt du einen ersten Punkt, dem drei weitere folgen, die insgesamt eine der Seiten einfassen. Über die Rastergröße kannst du bestimmen, wie grob oder fein das Gitternetz sein soll.
Mit dem Ebene-bearbeiten-Werkzeug und gedrückter Strg-Taste ziehst du nun eine zweite Seite heraus. Diese wird vermutlich nicht den richtigen Winkel aufweisen, weshalb du sie mit gedrückter Alt-Taste etwas drehst. So entstehen auch die weiteren Gitternetze. Dabei ist es hilfreich, beim Setzen der Punkte kurz die X-Taste zu drücken.
Sind die Winkel zu verschieden, kommt es zu unschönen Verläufen der Netze. Lässt sich der Winkel nicht mehr anpassen, so verschiebe die Position der einzelnen Greifpunkte. Gehe dann oben links in die Einstellungen und Befehle für Fluchtpunkt und wähle Raster in Photoshop rendern an.
Nach dem Bestätigen mit OK wurden die Linien auf der Ebene abgelegt. Da das Gitternetz nicht unbedingt für kreative Zwecke gedacht war, ist es erforderlich, es öfter zu rastern, um die Umsetzung zu überprüfen. Das Ergebnis wirkt interessant, doch darf man nicht vergessen, dass es sich hierbei um eine experimentelle Technik handelt.
Weitere Extras in der Extended-Variante
Das Messwerkzeug ist für Architekten oder Kriminaltechniker interessant, denn die müssen wissen, wie groß Objekte in einem Bild sind. Sehr speziell, und auch nur in der Extended-Variante vorhanden, weshalb uns ein kurzer Durchgang genügen soll. Nach dem Anlegen eines Gitternetzes wählst du das Messwerkzeug an.
Ist ein Objekt im Bild, dessen Größe du kennst, ziehst du daran eine Linie entlang. Oben links im Dialog-Fenster gibst du nun die Länge des Objekts an. Alle weiteren Messungen orientieren sich dann an dieser zuerst gesetzten Größenangabe.
Soll sich das Raster an den Messungen ausrichten, so aktiviere diese Option neben der Längeneingabe. Jederzeit können auch die Endpunkte verschoben werden. Soll sich dabei nur der Winkel ändern, so halte die Umschalttaste gedrückt; soll sich nur die Länge verändern, so halte die Strg-Taste. Über Einstellungen und Befehle für Fluchtpunkt kannst du Messungen ein- und ausblenden sowie Messungen rendern lassen.
New York City / Stock photo File #: 13528159 / © rabbit75_ist / istockphoto.com
Ebenso über Einstellungen und Befehle für Fluchtpunkt kann die perspektivische Ebene auch an die 3D-Funktionalität weitergegeben werden. Ein Export als DXF (für AutoCAD), 3DS (für 3DS Max) oder AfterEffects ist auch kein Problem. Viele Optionen also, die aber nur den Spezialisten interessieren werden.
Perspektivisch malen
Nach diesen speziellen Fähigkeiten, die nicht jedem Anwender zur Verfügung stehen, komme ich auf eine weitere allgemeine Funktion zu sprechen: Das Malen mit einer Farbe im Dialog Fluchtpunkt. Erstelle eine neue Ebene und wähle den Fluchtpunktfilter an. Eine oder mehrere Ebenen werden erstellt. Jetzt sollte die Pinselfarbe definiert werden. Dazu könnte das Pipette-Werkzeug verwendet werden oder aber es wird der Pinsel direkt angewählt und die Pinselfarbe im Farbwähler festgelegt.
old paper / Stock photo File #: 2284067 / © peter zelei / istockphoto.com
Bei den Werkzeugoptionen kann leider nur die Größe, Kantenglätte und Deckkraft definiert werden. Sehr praktisch wäre es, Pinselvorgaben auswählen zu können, um diese perspektivisch zu setzen, oder die Anwendung von Füllmethoden. Doch leider haben wir nur einen einfachen, runden Pinsel für weitere Schritte zur Hand. Standardmäßig ist dabei Reparieren ausgeschaltet. Wird Luminanz aktiviert, passt Photoshop die Farbe an die Beleuchtung der Umgebung an. Die Option Ein sorgt dafür, dass die Beleuchtung und die Farbe angeglichen werden.
Oben links, unter Einstellungen und Befehle für Fluchtpunkt, könntest du noch Flächenübergreifende Vorgänge zulassen deaktivieren. Dann kannst du nur noch in der Perspektive einer Ebene zeichnen. Möchtest du außerhalb der Grenzen der aktuellen Ebene weitermalen, so deaktiviere Bearbeitungsvorgänge auf Flächenkanten beschneiden. Immer wird beim Malen die Pinselspitze an der Perspektive der aktuellen Ebene ausgerichtet.
Übrigens könntest du zuvor auch perspektivische Auswahlen erzeugen und darin malen. So wird die Kante etwas sauberer. Die Ergebnisse sind jedoch allgemein nicht herausragend. Seine Stärken spielt der Fluchtpunktfilter definitiv in der perspektivischen Ausrichtung von kopierten Bereichen oder hineinkopierten Ebenen-Inhalten aus.